Arbeitslosigkeit
- Die Maßnahme
- Einfach umwerfend!
- Willkommen im arbeitsreligiösen Gulag!
- Multi-Encephalonversagen
- In der Drangsalierung hängen
- (...)
Arbeitsmarkt
- Träumen nach vorn!
- Marschallstab im Gen?
- Fetisch Überleben
- Die Arbeitslosen – wie zähl’ ma’s denn?
- Arbeit über kurz oder lang
- (...)
Vom Schrecken des Wohlfahrtsslaates (II)
Aus dem gleichen Komplex erklärt sich der überraschende Zustrom vieler, auch politisch wenig interessierter Menschen zu den sogenannten Massenparteien. Die Massenpartei dient erstens als unerläßlicher Mittler zwischen dem Einzelindividuum und der gesteigerten Staatsmacht; zweitens bietet sie Schutz (...)
Wer will unter die Spezialisten gehen?
So weit unser Blick in die Musikgeschichte reicht, sehen wir keine menschliche Gesellschaft, die auch nur annähernd in solchem Maße von Musik überschüttet worden wäre wie die seit dem zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts. Die Ursachen sind bekannt; sie liegen in dem unmäßig verstärkten Angebot (...)
Was Eigentum heißt, wird seit über tausend Jahren durch das römische Recht festgelegt. Nach diesem wird das Eigentum für den Menschen zu einem allgemein gültigen Rechtsverhältnis, welches festlegt, worüber er ungehindert verfügen kann oder nicht. Das Eigentum entsteht nach dieser bestehenden (...)
Vor einigen Jahren hat Fritz Klenner mit Intuition und Sachkenntnis in einem Buch, das über Österreich hinaus aufhorchen ließ, das „große Unbehagen“ beschrieben, das die spätkapitalistische Gesellschaft trotz Wohlstand und Wohlfahrt erfaßt hat. Mittlerweile sind wir noch wohlhabender geworden. Trotzdem (...)
Die Funktion der Kunst — eine der Funktionen der Kunst — besteht darin, den geistigen Frieden der Menschheit zu bringen. Ich glaube, daß man die Bewußtseinssituation in der heutigen Kunst nicht besser bezeichnen kann, als indem man sagt: das Bewußtsein verbreitert sich immer mehr, daß es mit dem (...)
Die nachfolgenden beiden Texte von Herbert Marcuse und Hans Morgenthau entstammen Referaten des 4. Salzburger Humanismusgespräches (10. bis 13. September). Thema dieses von Dr. Oskar Schatz initiierten und vom Österreichischen Rundfunk mit außerordentlicher Liberalität veranstalteten Symposions war (...)
Liebe Lehrer und überhaupt Erwachsene (alle Erwachsenen sind leider Lehrer): Sind begabte Schüler brave Schüler, hochbegabte besonders brav? Muß unser Schul- und überhaupt Gesellschaftssystem alles zertrampeln, was nicht beizeiten verspricht, ein ordentlicher Konsumidiot zu werden? Nachfolgender (...)
Arbeit als Unglück — Fleiß als Tugend — Arbeitsdisziplin und Geschlechtsmoral — Arbeit und Eigentum — Arbeit und Konsumzwang — Arbeit und Triebstruktur — Arbeit als Genuß — Utopie der arbeitslosen Gesellschaft: Morus, Campanella, Saint-Simon, Fourier, Marx, Marcuse — Probleme des Übergangs zur (...)
Zur Ontologie des gesellschaftlichen Seins
I. Jeder weiß, daß in den letzten Jahrzehnten in radikaler Weiterbildung alter erkenntnistheoretischer Tendenzen der Neopositivismus mit seiner prinzipiellen Ablehnung einer jeden ontologischen Fragestellung als unwissenschaftlich, absolut herrschend war. Und zwar nicht nur im eigentlichen (...)
K. S. K. besuchte China erstmals 1965. Im Frühjahr 1971 sah er mehr als zwei Monate lang jene Fabriken, Kommunen, Schulen, Universitäten wieder, die er damals besucht hatte, desgleichen die Mandschurei und die Provinz Kiangsi, beide meist verschlossen für Ausländer. Siehe seinen Bericht „Nixon (...)
I. Schutz des Kapitals „Der Schutz des Kapitals ist Sinn des Staates. Dies wird von Locke mit vielen Beispielen belegt. Und schließlich stellt er fest, daß überhaupt nicht der Mensch, sondern einzig der Besitz seinem Wesen nach mit dem Staate verbunden ist; jeder hat jederzeit das Recht, einen (...)
I. Gleichheit im Kapitalismus Das Interesse für die Verteilung der persönlichen Einkommen ist sehr breit. Was Nachbarn, Freunde, Bekannte verdienen, beschäftigt fast alle. Angaben über Einkommen der „Reichen und Superreichen“ würden allgemeines Interesse erwecken, doch ist darüber sehr wenig bekannt. (...)
Männer als Kolonialherren
Frauen als Eingeborene
1 Biologie und Geschichte Ohne Zweifel ist die Unterdrückung der Frau vorgeschichtlich und hat ihren Ursprung in gewissen Sitten, die ihr erlauben sollten, ihrer besondern biologischen Verantwortung — der Schwangerschaft — nachkommen zu können. Und wie auch immer die komplexeren Formen, die ihre (...)
Frauen wie Leibeigene
1 Frau im Kapitalismus Margaret Benston sieht die materielle Grundlage der untergeordneten Stellung der Frauen in dem Umstand, daß man von ihnen die unbezahlte Verrichtung der Hausarbeit erwartet; sie produzieren Gebrauchswerte außerhalb der Geldwirtschaft und stehen somit in einem anderen (...)
(CFDT = Conféderation Française Democratique de Travail, ehemals christlicher nun linkssozialistischer Gewerkschaftsverband.) (CGT=Conféderation Générale de Travail, Gewerkschaftsverband der KPF.) Frage: Die CFDT hatte lange Zeit ernste Vorbehalte gegen das „Gemeinsame Programm“ der traditionellen (...)
1 Herrschaft der Maschine über den Menschen Die industriekapitalistische Produktion und Reproduktion der Gesellschaft steht unter dem Joch des Privatbesitzes an den Produktionsmitteln. Sie basiert aber auf einem Prinzip der Naturbeherrschung, welches über diese Schranke hinausdrängt. Das (...)
Was für eine Verschwendung der menschlichen Fähigkeiten — wenn man bedenkt, was ein Mensch tun, fühlen und ausdrücken kann —, ihn an ein Fließband zu stellen, damit er lediglich Schraubenmuttern anzieht. John Diebold, Die automatische Fabrik Es ist noch nicht allzulange her, da der Anblick einer Frau (...)
Die Sklaven des Südens stehen auf
Der Text wurde im November 1972 von der italienischen Linksgruppe „Lotta Continua“ zur Diskussion gestellt. Er ist von Guido Viale redigiert, der am 28. Jänner 1973 von der Turiner Polizei nach einer antifaschistischen Demonstration unter absurden und konstruierten Beschuldigungen verhaftet wurde. (...)
Work in America. Report of a Special Task Force to the Secretary of Health, Education, and Welfare. MIT-Press, Cambridge (USA) und London 1973, pp. XIX + 262, Bibliographie und Index, Paperback 2,95 Dollar. Die vielleicht beste Studie über die Arbeitsverhältnisse in den USA kommt ironischer (...)
Roman, Hermann Luchterhand Verlag, Darmstadt und Neuwied 1973, 140 Seiten, DM 16,80, öS 134,40 In den Diskussionen über Arbeiterliteratur besteht immer wieder der Konflikt zwischen den Gegnern und den Anhängern der Privatsphäre und ihrer literarischen Schilderung. Während die einen verlangen, daß (...)
[(die folgenden passagen entstammen dem 1963 von sibylle penkert in paris entdeckten nachlaß carl einsteins. mit der bereits veröffentlichten theoretischen arbeit „die fabrikation der fiktionen“ (rowohlt 1973) und der ankündigung, weitere schriften einsteins zu publizieren, ist die chance zu einer (...)
Die Illusionen des Spätkapitalismus
Seit Elmar Altvaters Seminar über Bildungsökonomie (1970) herrscht auch unter Marxisten das Axiom, daß die Expansion der Schulen und Hochschulen eine Konsequenz der industriellen Konjunktur ist — etwa nach dem Schema: je mehr Fabriken, desto mehr Ingenieure; oder je mehr Arbeiter, desto mehr Ärzte. (...)
Die Armen zahlen den Reichen die Stipendien
Michael Huberman ist Verfasser einer offiziellen UNESCO-Studie, die mit ihrer ungeschminkten Kritik an der westlichen Schul- und Bildungsstrategie einen handfesten Skandal hervorgerufen hat. Sofort nach Veröffentlichung ließ der Generaldirektor der UNESCO, René Maheu, alle erreichbaren Kopien (...)
Düstere Wolken ziehen auf am Himmel des Kapitalismus: ist die Krise da, so werden Gastarbeiter und Frauen ihre ersten Opfer. Alle Schwankungen in der Arbeitsmarkt- und Beschäftigtenpolitik wirken sich stets zum Nachteil dieser beiden Gruppen aus; die Frauen sind „Gastarbeiterinnen in einer (...)
Der Begriff der „Fähigkeit“ hat im Lauf der Zeit einen Wandel durchgemacht, der an seiner Geltung zweifeln läßt. Der Adel sah seine bessere Begabung durch den Akt der Geburt hinreichend bewiesen, die Bourgeoisie glaubte in ihrer liberalen Hoch-Zeit an die Naturkräfte der Auslese in freier Konkurrenz. (...)
1 Echte Autoritäten Die österreichische Gewerbeordnung verpflichtet Lehrlinge unter anderem zur Folgsamkeit, Treue, Verschwiegenheit und zu anständigem Betragen. Schon den Hauptschülern wird das in dem Schulbuch „Lebenskunde“, Jugend und Volk 1972 (18. Auflage 1973/74) folgendermaßen schmackhaft (...)
Kindergarten und Schule sind die Kehrseite des Fabrik-Systems. Die Überwindung der „antiautoritären Phase“ durch die Linke legt den Blick frei auf die Strukturen hinter dem Autoritätskonflikt. Das Kinderladen-Problem ist nicht mehr der Angelpunkt der Welt, sondern das Tor zu einer sozialen Erfahrung (...)
sie genießen ihr leben unheimlich, solange sie jung sind, ab 13 ist kein mädchen mehr sicher vor ihnen, das allgemeine wettrennen beginnt, und die hörner werden abgestoßen, von welchem vorgang das ganze dorf widerhallt. der vorgang hallt durchs tal. am ende ihrer jugend holen sich die jungmänner (...)
1 Frauen arbeiten doppelt soviel wie Männer Wenn ein Mann und eine Frau heiraten — dann wird sie, spätestens nach den Flitterwochen, zur Hausfrau. Der Mann aber wird darum nicht Hausmann. Ein Mann hat einen Beruf. Das Gesetz verpflichtet ihn zwar neuerdings zum Helfen bei der Hausarbeit, aber es (...)
Der Vorschlag einer „gleitenden Lohnskala“ erscheint auf den ersten Blick als „reformistisches Manöver“. Aber der trotzkistische Theoretiker Ernest Mandel, Wortführer der IV. Internationale, sieht darin nur den Ausgangspunkt einer militanten Arbeitsstrategie, die zu immer schärferen Konfrontationen (...)
Den letzten beißen die Hunde
Im Nachwort zu meinem Buch „Politische Ökonomie der Gastarbeiterfrage“ schrieb ich, dem Kapitalismus sei es gelungen, mit Hilfe der Gastarbeiter eine tiefe Krise zu vermeiden. Die Gastarbeiter ermöglichten die riesige Akkumulation, die in den sechziger Jahren stattfand und von großem (...)
Die Schweiz, dachte ich mir, ist eine Spielzeugschachtel, und alles darin glänzt so sauber, weiß und rosenrot wie die Backen braver und gesunder Kinder. Das gilt vielleicht für die Schweizer. Um als Fremdarbeiter in dieses Schlaraffenland zu gelangen, muß man sich nicht durch Ströme süßen Breis (...)
Alfred Dallinger ist Vorsitzender der mitgliederstärksten Gewerkschaft im Österreichischen Gewerkschaftsbund, jener der Privatangestellten. Er hat dort auf eine Weise, die in der internationalen Gewerkschaftsbewegung vielfach zum Vorbild wurde, die Einrichtung einer eigenen Abteilung für (...)
Klassenkampf in China
Der Kampf zwischen zwei Linien, zwischen Linken und Rechten in China, wird von der westlichen Presse immer als Machtkampf an der Spitze beschrieben. Das ist er zwar auch, aber dabei bleiben die sozialen Inhalte unberücksichtigt. Der französische Soziologe Jacques Broyelle und seine Frau Claudie (...)
Hausarbeit sieht man nicht. Kein Mensch nimmt von ihr Notiz, niemand bemerkt, daß der Fußboden geschrubbt und gebohnert wurde. Erst wenn nichts geschieht, fällt uns ein ungemachtes Bett auf. Hausarbeit ist Instandhaltung und Instandsetzung: tägliches Auffüllen der Vorräte, der gewaschenen und (...)
Durch Vietnam vom Thron des Weltherrschers gestoßen, versucht der US-Imperialismus seine Vorherrschaft unter neuen, schwierigeren Bedingungen zurückzuerobern. Die Waffen sind, wie zur Zeit des Marshallplans, wirtschaftliche: Kredit- und Währungspolitik‚ Getreidemomonol usw. Die Kosten haben diesmal (...)
Gesellschaftliche Arbeit und private Hauswirtschaft
Lutz Holzinger: Gesellschaftliche Arbeit und private Hauswirtschaft. Theorie und Kritik des Reproduktionsbereichs, Raith Verlag Starnberg 1974, 112 Seiten, DM 7,80, öS 61 Das Begriffspaar „gesellschaftliche Arbeit“ und „private Hauswirtschaft“ enthält bereits den konkreten Widerspruch, von dessen (...)
Ich komme überpünktlich ins Spital — ein paar Minuten vor sieben, grade beim Wechsel zwischen Nacht- und Tagdienst. Auf dem Gang Wäschewagen, ein Tisch mit Harnflaschen, neueingelieferte Patienten, für die in den Sälen kein Platz ist, mit Herzüberwachungsgeräten. Notdürftig werden sie mit Paravents (...)
Hoch die Arbeitslosen!
I. „Recht auf Arbeit“ gibt’s nicht Neuerdings wird wieder das Recht auf Arbeit gefordert, sogar gleichmäßige Verteilung der vorhandenen Arbeit. „Recht auf Arbeit“, sagt Marx, sei „erste unbeholfene Formel, worin sich die revolutionären Ansprüche des Proletariats zusammenfassen“. Wer solche Parolen (...)
Wenn Gewerkschaften die Humanisierung der Arbeit verlangen, dann heißt das: Gesundheitliche Schäden sollen vermieden, ein Höchstmaß an Wohlbefinden ermöglicht werden. Jedem soll sich die Chance kreativer Tätigkeit eröffnen; er soll sich mit der Arbeit identifizieren und in ihr persönliche Erfüllung (...)
Durch keine wie auch immer gesteuerte Wachstumspolitik, selbst mit irreparablen ökologischen Schäden erkauft, ist das 30-Millionen-Heer der Arbeitslosen in den westlichen Industrieländern aus der Welt zu schaffen. Die „westlichen“ Arbeitslosenheere sind nämlich nicht mehr vorübergehende Erscheinungen (...)
Adelheid Popp: Jugend einer Arbeiterin. Herausgegeben und eingeleitet von Hans J. Schütz, Verlag J. H. W. Dietz’ Nachf. GmbH, Berlin 1977, 187 Seiten, DM 14, öS 107 Fromme Seelen Autobiographien sind heute reinster Anachronismus und zugleich die peinlichste Form von Literatur — macht sich darin (...)
Hermann Glaser, SPD-Stadtrat für Kultur zu Nürnberg, Autor zeitgeschichtlicher Werke, zuletzt über Sigmund Freud, wagte im Oktober 1977, inmitten des Medienterrors gegen alles Linke, eine dreitägige Großveranstaltung in der Meistersingerhalle unter dem Motto „Angst und Hoffnung — Flüchten oder (...)
Irgendwann hatte Klein gemerkt, daß es nichts half, einfach nur immer wieder davonzurennen. Aufatmend aus einem Fabriktor zu gehen und sich einzubilden, es habe sich mit dem Kündigen die Welt verändert, als fange jetzt wirklich ein ganz anderes Leben an. Zwei Schritte vom Tor dachte er doch schon (...)
In der Bundesrepublik und in West-Berlin leben zwei Millionen ausländische Arbeiterinnen und Arbeiter. Vera Kamenko ist eine von ihnen. Sie ist eine von den wenigen, die aufschrieb, was sie hier erlebt hat. Sie ist 1969 als Arbeiterin angeworben und nach Berlin transportiert worden. Sie hat hier (...)
Am 19. Juli wurde Herbert Marcuse 80. Sein Freund und Schüler Rudi Dutschke schrieb diesen Geburtstagsartikel für das Mitglied unseres Redaktionsbeirats Ende Juni/Anfang Juli, für unser Sommerheft war’s leider zu spät. Im nachhinein: Alles Gute! 1 Begegnung des Augenblicks (Nostalgie und die (...)
In diesem Heft handeln fünf Beiträge vom Arbeitsleid der Sekretärinnen. Wie kam es dazu? Im September 1977 schrieb Waltraud Mayer erstmals nieder, was sie in ihrem Beruf bedrückt. Sie arbeitete damals als Sekretärin im Institut für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik an der Technischen (...)
Sieh aus wie eine Frau, benimm dich wie eine Dame, denke wie ein Mann und arbeite wie ein Pferd. Blick durch die Wirtschaft Mann lehrt, Frau putzt Wir möchten die Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Arbeitsplatz und seine Bedingungen lenken, nämlich den einer Sekretärin im wissenschaftlichen (...)
In Österreich ist man bisher ohne formales Berufsverbot ausgekommen. Eine in Jahrhunderten von Gegenreform und Gegenrevolution erfahrene Bürokratie braucht das nicht, sie hat subtilere Kontrollmittel. Umso grausamer wirkt sie, weil damit auch das rechtsförmige Verfahren ausgeschaltet ist. In (...)
Chef bleibt Chef Er in Schnürlsamthosen und Pullover: fesch, flott und fortschrittlich; sie in knöchelgebundenen Samthosen und Schnürschuhen: resch, schick und engagiert. Beide könnten Studenten sein, es herrscht joviale Kameradschaftlichkeit. Man tratscht über die neuesten Schlagzeilen, duzt (...)
Legt ab schöne Kleider und Make-up!
111 Frauen aus verschiedenen Städten der BRD und Österreich trafen sich zum ersten selbstorganisierten Büroarbeiterinnen-Kongreß in Frankfurt vom 27. bis 29. Oktober 1978. Als Ergebnis des Kongresses wurde folgende Resolution verabschiedet: Wir üben Kritik an den Gewerkschaften. Fraueninteressen (...)
Wir sind nicht so
Der Artikel, der das Ergebnis einer Analyse der Arbeitssituation von Institutssekretärinnen durch einen Arbeitskreis „Frauen an der Universität“ sein soll, enthält eine Reihe von Vorwürfen, die sich auf das Institut für Finanzwissenschaft und Infrastrukturpolitik (IFIP) beziehen. Wir sehen uns deshalb (...)
Ich bin dankbar Ich gehe davon aus, daß die Arbeitssituation hier am Institut für mich die beste ist, die ich je in meinem Leben hatte. Das ist nicht im mindesten übertrieben, und ich bin Euch allen sehr dankbar dafür, daß Ihr in den ersten zwei Jahren meiner „Tätigkeit“ hier am Institut so (...)
1 Zwei Sekretärinnen Die eine Beschützerin — die andere Kumpel. Beide gleichermaßen unentbehrlich, nicht einfach austauschbar. Gesichtslos die eine, im Hintergrund wachsam, die andere laut, lärmend und ganz direkt. Sie eignet sich nicht nur das Vokabular desjenigen an, dem sie — widerstrebend — (...)
Hinter den glänzenden und eleganten Fassaden der Kaufhäuser leisten ein paar Frauen Knochenarbeit. Von ihrem wenig glänzenden Alltag, ihren Arbeitsbedingungen, den Einsparungen und Kürzungen, von der Rationalisierungswelle, die auf ihrem Buckel ausgetragen wird, ist in den Schaufenstern nichts zu (...)
Ein Hausfrauengehalt? Weniger alsm ein Drittel der Frauen unter 26 „köntte sich vorstellen, sich für die Forderung Lohn für Hausarbeit einzusetzen“. Ihre Mütter konnten sich zu 43 Prozent für die Forderung erwärmen. Aber vielleicht haben sie nur ein Taschengeld im Sinn — langgehegter Traum der (...)
Acker im Turm Mit der Technik bewaffneter Jäger und Sammler könnte in der BRD etwa ein Prozent der heutigen Bevölkerung überleben. Umgekehrt: Würde die gesamte derzeitige Erdbevölkerung in der BRD leben, so wäre dies etwa das Hundertfache der heutigen Bevölkerung. Jeder hätte etwa 50 Quadratmeter zur (...)
Die beiden Autorinnen nahmen, quasi Wien vertretend, vom 27. bis 29. Oktober 1978 am Frankfurter Büroarbeiterinnenkongreß teil. Warum sie mit dem Verlauf und Ende dieser Veranstaltung nicht ganz zufrieden waren, erklären sie hier. Diktate aufnehmen, für den Chef Besucher empfangen, seine (...)
Den Krebs kriegt ihr gratis
„Alles in allem steht außer Zweifel, daß es gelingen wird, in angemessener Frist die Produktionsverfahren so fortzuentwickeln, daß Gesundheitsgefahren ausgeschlossen werden können“ — das schrieb sich der Deutsche Verband Kunststofferzeugende Industrie e.V. treuherzig ins Kunststoffbeschichtete und (...)
Ivan Illich hat eine neue Theorie. Die „sanfte Technik“ wird schon von der Weltbank vereinnahmt, propagiert — also bricht der Prophet der Alternativen auf zu neuen Ufern. Es geht ihm um eine neue Lebensform, in der nicht mehr Waren produziert werden, sondern, nach dem Modell der Hauswirtschaft, (...)
Klapp off, Rom!
Während sich bei der offiziellen UNO-Veranstaltung die Militärdiktatoren der Dritten Welt um ein paar Brosamen vom Tisch der Multis balgten, während auf der zugehörigen Fachleutekonferenz im Wiener Eisenbahnerheim die Konsulenten der Weltbank Wissenschaft markierten, fand die einzig bemerkenswerte (...)
Konsum frißt Arbeiter
Der „reale Sozialismus“ in Osteuropa hat viel mit dem realen Kapitalismus des Westens gemein: Akkord, Leistungsstreben, Statusdenken, Nebenarbeit, Schrebergärtnerei, Fernsehabschlaffung. Die jüngeren Soziologen der Budapester Schule gehen in die Fabrik und entdecken dort diese Übereinstimmung, die (...)
Die durch nichts zu ersetzende Anziehungskraft, die die ‚Hure‘ auf den Freier ausübt, rührt daher, daß er sie für das bezahlt, was er unter Lust versteht — und das ist, da er ein Mann ist, kläglich und schnell geschehen. (Pascal Bruckner/Alain Finkielkraut: Die neue Liebesunordnung, München 1979) (...)
Prostitution ist kein Verbrechen, sondern eine Dienstleistung
Ende März verteilten Wiener Prostituierte ihr erstes selbstverfaßtes Flugblatt. Es geht gegen Bevormundungen, Heiratsverbot und andere Schikanen (vollständiger Text siehe unten). Die Wiener Prostituierten erfuhren durch die Medien — mehr in Art eines Gerüchts — über Ansätze von Organisation und (...)
Schattenarbeit
Vor der Einführung der Lohnarbeit waren Frauen und Männer gleichberechtigt. Die Ökonomie des Kapitalismus und auch des Marxismus degradierte die Mühe der Frauen zur Schattenarbeit im Gefängnis des Haushalts, neuerdings mit einem kleinen Auslauf in schlecht bezahlte Jobs. Es leisten aber auch die (...)
I. Grün ist, wer bunt ist Die neue Jugendbewegung ist eine Umweltbewegung. Instandbesetzer und Steineschmeißer sind — neben der Wirtschaftskrise — unsere schönste Hoffnung, daß sich die neue vernünftige Ökologie durchsetzt gegen die alte wahnwitzige Ökonomie. Sie ist das Kreislaufmittel für alle (...)
Lieber Tiger auf dem Berg als Affe im Tal Trotz fortgeschrittenem Abstieg der Zigeuner in die Niederungen der Industriegesellschaft läßt sich an ihnen noch feststellen, wieviel Ausdrucksvermögen, Unmittelbarkeit, geistige und körperliche Beweglichkeit erst dem feudalen und in der Folge dem (...)
Wirtschaftskrise und Automatisierung der Büroarbeit bringen Ingenieure und Arbeiter zusammen. In England entstanden neue Modelle der Konstruktion, Planung und Selbstverwaltung in einer dahinsiechenden Industrie. Mike Cooley stand lange Zeit an der Spitze eines solchen Modells im englischen (...)
Ivan Illichs neue Theorie der „Schattenarbeit“, daß sich hinter dem Mehrwertsektor eine Menge unbezahlter Plackerei in Haushalt, Verkehr usw. verbirgt, war kaum im FORVM skizziert (Jännerheft), erscheint es auch schon als Buch im Rowohltverlag, Hamburg. Diesmal definiert Illich die (...)
Falsche Bescheidenheit Den Weg vom Teppichwunderland ins Kinderparadies der Großkaufhäuser muß man zu Fuß zurücklegen; kein fliegender Teppich, keine umgeschnallten kleinen Flügel tragen einen dorthin. Im Kinderparadies zeigt sich, daß man nicht der einzige schäbige und unwürdige Erwachsene ist, der (...)
Alfred Dallinger, Sozialminister der Republik Österreich, Obmann der Gewerkschaft der Privatangestellten, gehört zu den wenigen Grundsatzdenkern des österreichischen Sozialismus, die Otto Bauer und die marxistische Tradition noch nicht vergessen haben. Über Wirtschaftsdemokratie, (...)
Dallinger: Wo bleibt die Basis? In der Diskussion zu seinem Referat beim Otto-Bauer-Symposium erklärte Alfred Dallinger genauer, wie er die Vorzüge und Nachteile der Sozialpartnerschaft sieht und bewies dabei eine ın Österreich seltene ideologische Ziwilcourage: Man weiß ja, daß es schwer genug (...)
Ivan Illich‚ österreichisch-amerikanischer Kulturphilosoph, Priester, Vorreiter alternativen Lebens und Wirtschaftens, hat ein neues Buch in Arbeit, worin er für das echte Geschlecht und gegen ökonomisch ausgebeuteten »Sex« eintritt. — Günther Nenning hat übersetzt, in erweiterter Fassung erscheint der (...)
Der österreichische Denker Leopold Kohr wurde Ende April in Salzburg geehrt. Landesregierung und Rundfunk veranstalteten ein Symposium mit dem Titel „Rückkehr zum menschlichen Maß”. Kohr hielt dort die folgende Ansprache. Ich muß mich zuerst entschuldigen für mein stolperndes Deutsch. Ich habe (...)
Anna B. bezog eine kleine Rente von der Sozialversicherung. Von dieser hätte sie recht und schlecht leben können, wäre sie keine Raucherin gewesen und hätte fast jeden menschlichen Kontakt sein lassen. So aber kostete die Straßenbahn Geld, Kaffee und Kuchen ziemlich viel Geld und Zigaretten sehr (...)
I. Wirtschaft ist eine zu ernste Sache, um sie den Ökonomen zu überlassen. Die Ökonomen haben die Wirtschaft nur verschieden interpretiert; es kömmt aber drauf an, sie zu verändern. II. Wirtschaft ist heute Befassung mit Waren statt mit Menschen. Bei den Griechen hieß das „Chrematistik“, von (...)
A.D., österreichischer Bundesminister für Soziale Verwaltung und Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten, der größten Einzelgewerkschaft im ÖGB, hielt das nachfolgende Referat im März vor dem Rationalisierungskuratorium der deutschen Wirtschaft in Frankfurt. Prüfen wir die Vision einer (...)
Die hier vorgestellten Texte sind Originale aus dem Reich der Magengeschwüre, wozu so bedeutende Herrenbünde wie die Wissenschaft, die Wirtschaft, die Kunst, die Politik, die Medien und nicht zuletzt die guten weißen Lippizaner gehören. Stichworte und Stichsätze in den linguistischen Musterblöcken (...)
nach branchenüblicher quasi-dreimonatiger Probezeit bin ich zu dem Schluß gekommen, daß ich das Sekretariat nicht schaff aus folgenden Gründen: 80% die Arbeit selbst. Mein Kopf kommt mir dabei vor die Anzeigetafel eines „Flippers“ klickklick ratatata stop wichtig nochmal ui, was vergessen (...)
Im Jahr 1883, dem Todesjahr von Karl Marx, ist ein Text erschienen, der niemandem ein Jubiläum wert zu sein scheint. Seine ersten Sätze lauten: Eine seltsame Sucht beherrscht die Arbeiterklasse aller Länder, in denen die kapitalistische Zivilisation herrscht, eine Sucht, die das in der modernen (...)
Der Politiker der 80er Jahre trägt wieder Farben. Ein Busek glänzt in wohlgenährtem Grün, ein Mock, der sich in würdig tiefem Schwarz als Konservativer internationalen Ranges zu profilieren sucht, ein Kanzler Sinowatz im bisher blassesten Altrosa der vergangenen Dekade — an den Rändern schon leicht (...)
Bernd Rabehl, ehemaliger deutscher Studentenführer der 68-er-Bewegung, ist heute Assistenzprofessor für Soziologie an der Freien Universität Berlin. Mit ihm sprach Walter Famler über seinen Marsch durch die Institutionen, über grüne, rote und schwarze Politik und (außerparlamentarische) Opposition. (...)
Gudrun Ensslin ist „... gestorben worden“. So ist es. Gudrun Ensslin hat die Probe auf jenes Exempel erlitten, das uns G. Anders als Novität vorschlägt. Gudrun Ensslin hat die Repersonalisierung der anonymen Machtapparate versucht und ist von ihnen zu Tode gehetzt worden. Deshalb spricht ihr Tod (...)
Noch eine fast vergessene Erbmasse des Nationalsozialismus: Die Kriege seit 1945 wurden und werden mit Waffen ausgefochten, die großteils auf den Reißbrettern des Dritten Reichs ersonnen worden waren. Noch vor Kriegsende setzte ein heftiges Werben der militärischen Sieger um die wahren Sieger ein, (...)
Die Charakterstruktur der faschistischen Masse liegt nach wie vor ın jenem Dunkel, das die Scheinwerfer älterer und neuerer Bauart — vom immer noch beliebten „Kleinbürger“ bis hin zu den schon wieder vergessenen „Männerphantasien“ — um sich herum verbreiten. Die folgende Annäherung sucht stattdessen zu (...)
Seit 1984 existiert die Aktion 8000. Sie ist ein Arbeitsbeschaffungsprogramm im Non-profit-Bereich. Die Aktion 8000 zielt darauf ab, Langzeitarbeitslosen eine berufliche Perspektive zu ermöglichen und gleichzeitig gesellschaftlich sinnvolle Bedarfsbereiche zu befriedigen. Beschäftigungsträger (...)
Die Erblast ist drückend. Denn es ist nichts mehr da für jene Generation, die um die Jahrhundertwende geboren ist, das deutsche Bürgertum hat abgewirtschaftet und hinterläßt seinen Söhnen hohle Phrasen und leere Taschen. Nimmt man die „Kinderstube“ als Annäherung an die Charakterstruktur der sinkenden (...)
„Eines Abends ging Hitler in ein Kino, in dem Kellermanns ‚Tunnel‘ gegeben wurde“, erinnert sich ein Mitbewohner des Wiener Obdachlosenasyls aus dem Jahr 1913, „Hitler wurde fast verrückt. Der Eindruck war so stark, daß er tagelang von nichts anderem sprach“ (Domarus, „Hitlerreden“ 44) und dreißig (...)
Die sogenannten „Neuen Technologien“ sind spätestens mit dem Beginn der 80er Jahre ein die öffentliche Diskussion bestimmender Begriff geworden. Nicht nur im wirtschaftlichen Bereich durchziehen sie als Leitmotiv die Auseinandersetzungen um die sich abzeichnende „Informationsgesellschaft“. Dabei (...)
jeden tag von neunuhrfünfunddreißig bis elfuhrfünfzehn und von vierzehnuhrfünfundzwanzig bis sechzehnuhrfünfzehn, mit ausnahme der samstage, sonntage und der feiertage treffe ich schwaighofer in der sperrklinke. er steht am band wie ich, ich allerdings an der sinter, während er an der voere steht. (...)
es ist nicht gut, wenn sklaven bücher lesen. bildung zerstört ihre instinkte und verwirrt ihren geist. glauben sie mir: sie sind im irrtum, sie täuschen sich — was ein sklave werden soll, das hat erziehung nötig. die ausbildung seiner fertigkeiten und die erziehung zu ordnung und moral. ein sklave (...)
(kontraste) Arbeit in der Fremdenverkehrsbranche bedeutet: Ungeregelte Arbeitszeiten, geringe Freizeit, Überstunden, hohe Arbeitsbelastung und geringe Entlohnung. In Kleinbetrieben wird zu 54% die Wochenfreizeitregelung verletzt, Großbetriebe liegen nur knapp darunter. Die Arbeitsanforderungen (...)
Wilder Westen in der Puszta
Der letzte Schrei in der österreichischen Industrieansiedlungspolitik heißt „Maquiladora“. Nach mexikanisch-US-amerikanischem Vorbild sollen ausländische Konzerne ins österreichisch-ungarische Grenzland gelockt werden. Der Prototyp einer zwischenstaatlichen Betriebsansiedlung, wie sie seit kurzem (...)
Die jüngst erschienene Studie „Hinter den Kulissen“ beschreibt die Arbeitsbedingungen im Fremdenverkehr sowie deren Wirkungen. Das gemütliche Beisl in dem Touristen-Nobelort Pörtschach am Wörthersee ist gesteckt voll. Mühsam bahnt die Bedienung sich ihren Weg durch die Enge, balanciert dabei Tablette (...)
Zwei linke Theoretiker unterschiedlicher Provenienz stellen gemeinsam die Gretchenfrage (s. S. 14) und beginnen demgemäß und erfrischend bei Adam und Eva, um gemeinsam zum Thema (zur These) zu kommen: „Katalysator Wissenschaft: Die Arbeiterbewegung vor neuem Handeln“. Zweifellos leben wir in einer (...)
Von Bettlern, Landstreichern und dergleichen gefährlichem Gesindel
„Es mußte auffallen, daß nicht bloß krüppelhafte, sondern auch gesunde, zu anderem Erwerbe fähige Personen, als Bänkelsänger, Leiermänner und Musikanten, eigentlich aber als Müßiggänger und Bettler von Haus zu Haus herumziehen“ (§ 512). Von der kaiserlichen Administration als Nichtstuer entlarvt, war das (...)
Löhne und Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie sind miserabelst. Die Dividenden hingegen recht hübsch. Daran wird auch das Ergebnis der neuesten Gehaltsrunde kaum etwas ändern. Für ein modisches Lodenjäckchen samt Rock zahlt die Dame schon mal an die 10.000 Schilling. Ihr Herr steht um (...)
Mit wem zieht die neue Zeit?
Die modernsten und flexibelsten Unternehmer sind gestärkt aus den technologischen Umstrukturierungen der 80er Jahre hervorgegangen. Die Gewerkschaften hingegen haben im Zuge der Rationalisierungen Machteinbußen erlitten. Wie stark und warum sich die ehemaligen Kampforganisationen der (...)
50 Millionen Kinder arbeiten in Indien. Die meisten in der Landwirtschaft oder in den Haushalten der wachsenden indischen Mittelschicht. Mehrere Millionen schuften unter härtesten Bedingungen in der Industrie. „Mit jedem Schritt auf einem schönen Teppich tritt der europäische Käufer eigentlich das (...)
Die Geschichte der Arbeit im Industriezeitalter aus dem Blickwinkel derer ‚da unten‘ darzustellen, das war das Anliegen der Initiatoren für ein „Museum der Arbeit“ in Hamburg vor genau zehn Jahren. Mitte 1990 wurde das Projekt endlich vom Hamburger Senat abgesegnet — allerdings in der (...)
Wenn man uns frägt, wie’s uns geht, sagen wir Danke, gut. Dir? Aber es geht uns schlecht, sauschlecht. Nicht den Löhnern an den Fließbändern, mein’ ich, den Sklavenarbeiterfamilien im Jugo-Ghetto, den zu Putzfrauen heruntergeheirateten Mädchen — uns! U, En, Es. Dir. Mir. Der Kapitalismus wird nicht an (...)
Diesen wahrscheinlich 1977 geschriebenen, ursprünglich für den zweiten, dann für den dritten Band der »Antiquiertheit des Menschen« vorgesehenen Text hat G.A. zu Pfingsten 1992 für uns nochmals durchgesehen. § 1 Animal Regionale „Von ‚Proletariat‘ kann heute nicht mehr die Rede sein“, erklärte gestern (...)
Der oberste und ausschlaggebende Gesichtspunkt für die Beschäftigungspolitik des Dritten Reiches. Ein für alle Mal. Gegeben zu Berlin, den 8. Februar 1933, — gez. Adolf Hitler 1. Finanzielle Maßnahmen. Der Reichsminister für Finanzen verwies auf die den Reichsministern mit Schreiben vom 4. Februar (...)
Die nachstehenden Überlegungen schrieb der Autor als zweiten Teil seines »Versuchs einer Selbstverständigung«; der erste, etwas längere und gleichfalls unfertige »Sieg des Methodenmangels. Zu Sieg des Nationalsozialismus« erschien im Heft Dezember 1993. Wir geben wieder — unkommentiert, unsortiert (...)
Jörg Haider hat in einem Interview mit der »Kleinen Zeitung« gesagt, sein Ausspruch über die »ordentliche Beschäftigungspolitik im Dritten Reiche« tue ihm nicht leid. Der abermalige Versuch, uns blöd und »»Untergangster des Abendlandes« (Karl Kraus) harmlos zu machen, weil sie schließlich auch ihre guten (...)
Die nachstehende Rede* wurde in den österreichischen Medien nicht oder lustvoll verdreht reportiert, z.B. als hätte H. S. seinen »ersten Schritt zu wertschöpfungsbezogenen Abgaben« im Ausmaß von 1,2 Milliarden Schilling zwecks Budget-Sanierung vorgeschlagen — eine Entlastung von nur einem Prozent für (...)
Die Arbeit hoch?
327 Seiten, br. 250,— öS, Profil Verlag, München-Wien 1995 Arbeit und Arbeiten stellen in den industrialisierten Gesellschaften zutiefst positiv besetzte Begriffe dar. War in nahezu allen Kulturen der Vergangenheit die Freiheit vom Zwang zur Arbeit bestimmendes Statusmerkmal der Eliten, steht die (...)
ein neues leben fängt man so nicht an! mit einem neuen aushilfsjob im sommerloch, der urlaubszeit und ach! schon war kaffee gekocht und warmgestellt: das neue leben zwingt in seine harten rollen. am abend schämt er sich bereits, es sei nicht recht in diesem scheiß, so rotweint es aus seinem hals (...)
Wider die Überhöhung der Arbeit zur zentralen menschlichen Bestimmungsgröße und die daraus folgende Unfähigkeit, dem Weniger-werden der Erwerbsarbeit anders als mit dem Ruf nach neuen Arbeitsplätzen zu begegnen. Schon Ende der 50er Jahre prognostizierte Hannah Arendt in ihrem Buch „Vita activa“, daß (...)
Als ich dem arbeitswütigen G. gegenüber beiläufig erwähnte, daß es Arbeit, gemessen am Alter der Menschheit, erst seit einer relativ kurzen Zeit gebe, da schnappte er nach Luft. (Günther Anders, Ketzereien) Eines der gängigsten Vorurteile ist: Arbeit hat es immer gegeben, Arbeit wird es immer geben, (...)
Die Arbeitslosigkeit in Europa tritt immer stärker ins Problembewußtsein der Öffentlichkeit und der Politik. Viel Grund zur Hoffnung auf eine Lösung gibt es allerdings nicht. Erstmals kam es in Frankreich zu heftigen Protestkundgebungen von Arbeitslosen, jener ständig wachsenden Gruppe, denen es (...)
Demokratie als Bedingung der Möglichkeit einer schöpferischen Rollenvielfalt in der Arbeit bleibt bei allen Überlegungen gegen das Arbeitselend außen vor. Arbeit dient(e) zwar immer auch Erwerbszwecken, ist aber stets mehr als nur Erwerbstätigkeit. Doch über Arbeit wird nur in ihrer Form als (...)
Es wird uns nicht erspart bleiben, die Bedeutung der menschlichen Arbeit dadurch anzuerkennen, daß wir sie zum zentralen Begriff unseres politischen Programms machen. Wir dürfen uns die Lebensfreude nicht erst nach dem schwitzenden Erzeugen von Waren durch deren Kauf und Verkauf erwarten, (...)
Metaphysik der Arbeit
In der Geschichte des westlichen und besonders des modernen Denkens hat sich die Sprache von Philosophie und Wissenschaft immer mehr von der Sprache der gewöhnlichen Menschen entfernt und ist zur Geheimsprache einer elitären, von der übrigen Gesellschaft getrennten Priesterkaste des Wissens (...)
Sie proklamieren das Recht auf Arbeit als ein revolutionäres Prinzip. Schande über das französische Proletariat! Sklaven nur sind einer solchen Erniedrigung fähig. 20 Jahre kapitalistischer Zivilisation müßte man aufwenden, um einem Griechen des Altertums eine solche Entwürdigung begreiflich zu (...)
Nahezu ungebrochen herrscht der volkswirtschaftliche Aberglaube, durch mehr innovative Investitionen könnte der Arbeitsgesellschaft noch einmal auf die Sprünge geholfen und ihr chronischer Arbeitsplatzmangel behoben werden. Zwar dringt die Tatsache ins Bewußtsein, daß Investitionen heute vorwiegend (...)
In den letzten Jahren ist eine erstaunliche Fülle von Literatur über die Kategorie der Zeit erschienen. Radio-Features und Theaterstücke, wissenschaftliche Tagungen und sogar Talk-Shows nehmen sich des Themas an. Die Zeit ist gewissermaßen zum Medienstar geworden. Nicht allein die (...)
Das Konzept der „deutschen Arbeit“ war und ist antisemitisch konnotiert. In seiner Abgrenzung von einer vermeintlich „jüdischen Arbeit“ vereint es Produktivitätswahn und Haß auf die Zirkulation. Die Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden fand statt unter der Losung „Arbeit macht frei“. (...)
Was unterscheidet das auch in Österreich weitgehend vorherrschende deutsche Arbeitsethos vom britannischen Arbeitsverständnis? Eine Fortsetzung der Gedanken von Ulrike Becker aus Heft 1/2000 von Context XXI. Der Nationalsozialismus war eine „deutsche Revolution“ mit dem Ziel, eine „arische“ und (...)
Vortrag von Ulrike Becker, Mitautorin des Buches Goldhagen und die deutsche Linke: Das Konzept der „deutschen Arbeit“ als ursprünglich und wesentlich antisemitisches Konzept — von der bürgerlichen Revolution bis zum Nationalsozialismus und darüber (...)
Zeitverzögerung
Ein Gespräch mit Antonius Greiner, Mitglied des Vereins zur Verzögerung der Zeit.
Am 18. Juli fand an der Berliner Humboldt-Universität Marx-Interpretation eingeladen. Im Folgenden dokumentieren wir die gehaltenen Vorträge. Im zweiten Teil dieser Sendung werden wir die Diskussion wiedergeben. Clemens Nachtmann, Redakteur der in Berlin erscheinenden, antideutschen und (...)
Im ersten Teil dieser Sendung haben wir die Vorträge dokumentiert, die Moishe Postone von der University Of Chicago, Ernst Lohoff von der Zeitschrift Krisis-Konstruktion vor. Also wenn er uns darüber belehrt, zum Beispiel, daß man den Marx nicht einheitlich nehmen kann, dann läuft er da erst mal (...)
Eine Quelle des politischen Denkens Negris stellt der sogenannte Operaismus dar. Ihn knapp und präzise zu charakterisieren ist nicht einfach, zumal er kein wirklich kohärentes Phänomen darstellt. Ausgangspunkt sind die sogenannten Arbeiteruntersuchungen, die in den Zeitschriften „Quaderni rossi“ (...)
This is what Mrs. Thatcher has called for. (Sir Keith Joseph, Politikberater der konservativen Regierung der 80er)Das Gerede von der öffentlichen Verschuldung, der Finanzkrise des Staates und der Sanierung des Staatshaushaltes, das Gespenst der über regulierten Arbeitsmärkte und zu hohen (...)
Die politische Philosophie Antonio Negris ist nur vor dem Hintergrund der außergewöhnlich heftigen und radikalen Klassenkämpfe der 60er und 70er Jahre in Italien zu verstehen. Die Klassenkämpfe im Italien der 60er und 70er Jahre lassen sich grob gesagt in zwei Zyklen unterscheiden, erstens die (...)
Auf den ersten Blick mag es scheinen, als ob ein Artikel zur Kategorie der „abstrakten Arbeit“ eine Sache für hochgradige SpezialistInnen wäre, die gerne philologische Detailuntersuchungen an Marxschen Texten durchführen. Ja man könnte sogar hinzufügen, derartige Begriffstüfteleien tendieren dazu, den (...)
Münster: Westfälisches Dampfboot, 1999, 224 Seiten, Übersetzung aus dem Italienischen, im Original: „La sinistra sociale“ 1997, (Seitenzahlen der Zitate in Klammern) Das Thema des Übergangs vom Fordismus zum Postfordismus zählt zweifellos zu den wichtigsten Themen, die jene Linke, die sich um die (...)
Als zweiter Teil des Workshops sollen die Thesen des „postoperaistischen“ Denkens, wie sie sich in Hardt / Negris „Empire“ ausdrücken, an den eigenen Arbeits- und Lebensverhältnissen überprüft werden. Dem Buch wird ja immer ein Mangel an Empirie vorgeworfen. Die Grundthesen „Multitude“ („Menge“) ist (...)
Das Buch „Empire“ von Michael Hardt und Antonio Negri ist im Jahr 2000 erschienen, geschrieben wurde es in den neunziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, zwischen dem Golfkrieg 1991 und der Bombardierung Jugoslawiens 1999. Im Jahr 2001 wurde das Buch zu einem Bestseller („Empire war ein (...)
Die Bedeutung von „labor“
Das Dasein als Knecht ist der Inhalt der Abstraktion „Arbeit“. So ist es kein Wunder, dass dieser abstrakte Begriff in der Antike die metaphorische Nebenbedeutung von Leid und Unglück angenommen hat (etwa im Lateinischen). (Robert Kurz) Im „Manifest gegen die Arbeit“ der Gruppe Krisis lesen wir in (...)
Konstanz: UKV Universitätsverlag, 2000 (édition discours; 13) 416 Seiten. Titel der Originalausgabe: Les métamorphoses de la question sociale. Une chronique du salariat, Librairie Arthème Fayard, 1995. Die Peripherie der Lohnarbeitsgesellschaft In ihrer heutigen Form, schreibt der französische (...)
Ist der Kapitalismus eine Schranke für die Produktivkräfte? Aufgrund seiner Vorstellungen über das Verhältnis von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen schreibt Marx: „In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige (...)
Desinteresse und Deklassierung
Eine Selbstbestimmung des Arbeiters im Arbeitsprozess kann es nicht geben, denn dieser hat mit dem Verkauf der Ware Arbeitskraft sich seiner Souveränität entledigt. Hier verdinglicht sich der Mensch zur Sache, übereignet nicht bloß einen Gegenstand, sondern sich selbst dem Käufer. Die (...)
Die Ware im Zeitalter ihrer arbeitslosen Reproduzierbarkeit
Der Siegeszug des Computers hat den vielen Spaltungen der Weltgesellschaft eine neue Dreiteilung hinzugefügt. Milliarden Menschen, insbesondere in der Dritten Welt, bleiben von den Segnungen des Internetzeitalters völlig ausgeschlossen; für einige hundert Millionen Nutzer ist der Rechner (...)
In den späten 70er und frühen 80er Jahren galt es nicht nur im links-alternativen Spektrum, sondern auch auf Soziologentagen als ausgemacht: Der Arbeitsgesellschaft geht die Arbeit aus. Die mikroelektronische Revolution verwandelt nicht allein mechanische Schreibmaschinen, sondern auch die Ware (...)
Informalisiertes Elend
Der Trend der Informalisierung der Weltökonomie wird sich noch gewaltig beschleunigen und in weit größerem Maße als bisher auch die kapitalistischen Metropolen erfassen. Oberflächlich betrachtet, mag dies als eine Rückkehr des Frühkapitalismus erscheinen. Tatsächlich jedoch kündigt sich eine viel (...)
Männer, zum Lichte, zur Arbeit!
Die Müßiggänger schiebt beiseite, dann scheint die Sonn’ ohn’ Unterlass ... aus: Die Internationale, das Kampflied der internationalen Arbeiterbewegung Nicht selbst, sondern gerade in linken Kreisen wird Arbeit immer noch positiv besetzt. Aber auch jene, die der Arbeit wohltuend die „Faulheit“ (...)
... i tuoi occhi come vuoti a rendere per chi ti ha dato lavoro i tuoi occhi assunti da tre anni i tuoi occhi per loro ... (... deine Augen wie Pfandflaschen für deine Chefs deine Augen, vereinnahmt drei Jahre schon deine Augen für sie ...) Fabrizio De Andre aus: Verranno a chiederti del nostro (...)
Alle wollen sie reformieren. Die Pensionen. Ob Schwarz, ob Blau, von Rot bis Grün. Reform jedoch ist heutzutage eine Drohung. Im Fall der Alterssicherung läuft sie auf eine Demontage des solidarischen Umlageverfahrens hinaus. Als Erklärung für diesen Anschlag auf unseren Lebensstandard sollen wir (...)
Moishe Postone versucht in Zeit, Arbeit und gesellschaftliche Herrschaft eine neue Interpretation der kritischen Theorie von Marx. Was bedeutet es, wenn die Deutschen von einer Emanzipation von Staat und Kapital nichts wissen wollen, aber Karl Marx laut ZDF-Umfrage für einen ihrer „Besten“ (...)
Er spukt also wieder in den Hirnen, und er war auch nie ganz draußen. Gemeint ist der Mehrwert, jene Größe, um die es eigentlich gehen soll. Unsere Aufgabe besteht nun darin, die Mehrwertkritik in ihre Schranken zu weisen, sie bloß als das gelten zu lassen, was sie ist, ein integrierter Bestandteil (...)
Wir leben in einer Zeit des Untergangs. Was sich durchaus ohne schwarzmalende Übertreibung sagen lässt. Untergang kosiger Selbstverständlichkeiten, die wir schon zu ewigen Einrichtungsgegenständen unseres netten kleinen Wohnzimmeruniversums gezählt hatten. Voreilig, wie sich zeigt. Was gestern noch (...)
„Je mehr Magenschmerzen, desto süßer lächeln sie“
In seinem Roman „Herrn Kukas Empfehlungen“ schildert Radek Knapp höchst treffend die anstandslose Unterordnung unter den Guru Verwertbarkeit. Sein junger polnischer Held, zum ersten Mal nach Wien gereist, ist bass erstaunt über die Sitten im goldenen Westen. Die Menschen „sitzen vierzehn Stunden am (...)
Der Begriff „Arbeit“ ist ein außerordentlich zwiespältiger Terminus. Schon ein flüchtiger Blick verdeutlicht, wie unterschiedlich die gesellschaftliche Wertschätzung der Arbeit im Zeitablauf der menschlichen Geschichte ausfällt. Im klassischen Altertum herrschte eine „Verachtung der Arbeit“ vor. Alle (...)
Sie schlafen nicht im Zombie-Zirkus
Bücher, die in den Bestsellerlisten rangieren, gehören in der Mehrzahl nicht zu denen, die mein besonderes Interesse wecken. Eine Ausnahme sei hier vorgestellt. der senior associate: müsse er zugeben: ein wenig geistesgestört seien die arbeitszeiten schon, das sei ihm klar, wenn einem die arbeit (...)
Wenn Arbeitsanbeter positive Bekenntnisse von Karl Marx zur Arbeit suchen, werden sie sicher fündig. Die gibt es zuhauf. Freilich geht der Eifer auch manchmal daneben, etwa beim Klassiker-Zitat in der Junge(n) Welt vom 13. September 2003, Seite 16: Da stand doch allen Ernstes, noch dazu mit (...)
Warum nichts mehr geht …
„Im letzten Zimmer“ Das Arbeitsleben der heute aktiven Generationen gleicht bedrohlich dem Schicksal der Maus in Fanz Kafkas „Kleiner Fabel“. Die Maus sieht in ihrem Lauf „rechts und links in der Ferne Mauern“ auftauchen, „aber“, so sagt sie, „diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, daß (...)
Die Eigentümlichkeit der ,Arbeitsgesellschaften‘ besteht darin, dass in ihnen die Arbeit gleichzeitig als moralische Pflicht, als gesellschaftliche Verpflichtung und als der Weg zum persönlichen Erfolg gilt. Die Arbeitsideologie hält es also für erwiesen, – dass es allen um so besser geht, je mehr (...)
Wie würden Sie sich fühlen? Nehmen Sie an, Sie sind Anfang 20. Sie haben ihre dreijährige Ausbildung zur Krankenschwester fast hinter sich gebracht. Langsam aber sicher geht es in den Endspurt ums Examen. Ein bisschen Bammel gehört dazu, aber in der Hauptsache freuen Sie sich, dass Sie jetzt bald (...)
I. Einleitung – Postfordistische Staatsbegriffe Die kapitalistischen Gesellschaften befinden sich seit den 1970er Jahren in einer Periode grundlegender Veränderungen und Übergänge (Hirsch 2002, Jessop 2002). Traditionelle Gewissheiten über wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche (...)
Die Forderung nach dem garantierten Grundeinkommen hat den Vorteil, dass sie einfach und unmissverständlich ist. Alle sollen, unabhängig von jedem nur denkbaren Kriterium, ein existenzsicherndes Einkommen erhalten. Die Definition von BIEN („Basic Income European Network“, www.basicincome.org) (...)
Eine andere Welt ist möglich – aber wie soll sie aussehen? In diesem Artikel, der auch als Fortsetzung meiner Arbeit „Grundeinkommen jetzt!“ gelesen werden kann, möchte ich begründen, warum auch in einer nachkapitalistischen Gesellschaft das Grundeinkommen als unabdingbares Recht eingeführt werden (...)
Einleitung In angelsächsischen Debatten wird sowohl von ÖkonomInnen und BeurteilerInnen der Möglichkeiten für „Wertschöpfung“ von Firmen und Konzernen als auch in den Debatten über „Free Software“ und ihre gesellschaftlich-politischen und ökonomischen Auswirkungen der Begriff der „Commodification“ (...)
Ganz normal prekär?
Der Begriff der Prekarisierung wird gegenwärtig äußerst kontrovers diskutiert. Einerseits wird er mit der Hoffnung besetzt, dadurch die Zunahme an unsicheren Arbeits- und Lebensbedingungen analytisch fassen und kritisieren zu können. Andererseits beziehen sich die Argumente dagegen vor allem (...)
Referat auf dem BUKO-Kongress in Hamburg, Mai 2005. Vorbemerkung: Dem Referat vorangegangen war ein Puppenspiel, das eine Talkshow mit verschiedenen Teilnehmerinnen, darunter auch eine DGB-Vertreterin, zum Thema Prekarisierung darstellte. Darauf nimmt das Referat anfangs Bezug. Stephan Born (...)
Die von den Postoperaisten häufig gebrauchte Kategorie der immateriellen Arbeit bezeichnet Arbeitsformen, wie sie in den Bereichen Werbung, Design, Mode, Informatik und Kultur zum Einsatz kommen. Gemeinsam ist diesen Arbeitsformen, dass durch sie nicht so sehr materielle Waren als deren (...)
Politik der gesellschaftlichen Arbeit
Der Klassenbegriff hatte in der bundesdeutschen Politiklandschaft immer eine Signalfunktion. Wer von Klassen sprach, wies sich als Teil der radikalen, mindestens marxistischen Linken aus. In der radikalen Linken der Gegenwart scheint der Begriff der Klasse oft mit dem Versprechen verknüpft, (...)
Woche für Woche steht’s in den Karrieren-Seiten des links-liberalen Standard wie’s geht. „Jedes Unternehmen sollte seine Mitarbeiter ganzheitlich sehen und jede Unterstützung zuteil werden lassen, damit diese frei, ohne Sorgen für den Beruf arbeiten können“, so wird das großangelegte EU-Projekt (...)
Was braucht ein Bestseller? Eine launig-ausgefeilte Sprache und ein paar gezielte Tabubrüche, die an den wackeligen Fundamenten unserer Gesellschaft rütteln. Im Fall von Corinne Maier klingt das so: „Das Unternehmen ist am Ende. Man muss den Tatsachen ins Auge sehen: Es ist nicht mehr der Ort des (...)
Eine seltsame Sucht beherrscht die Arbeiterklasse aller Länder… Es ist dies die Liebe zur Arbeit, die rasende bis zur Erschöpfung der Individuen und ihrer Nachkommenschaft gehende Arbeitssucht. Statt gegen diese geistige Verirrung anzukämpfen, haben die Priester, die Ökonomen und die Moralisten die (...)
Virtualisierung der Ware Arbeitskraft
Die Angehörigen meiner Generation lernten das Praktikum noch als Ergänzung und Abschluss einer schulischen oder universitären Ausbildung kennen. Für die Nachgeborenen wird das mehr und mehr zur Propagandalüge. Das Etikett ist geblieben, der Inhalt aber hat sich verändert. Aus einem Teil der (...)
Sind’s Fantasy- oder Gespenstergeschichten oder einfach Lügenmärchen, die uns in den Wirtschaftsblättern und den Karriere-Seiten der Tageszeitungen aufgetischt werden? „Die kreative Revolution. Es gibt wenige Dinge auf der Welt, die mich so sehr faszinieren wie die Revolution des Alltäglichen. Wenn (...)
Wert ist Trumpf! „Sichern Sie Ihren Marktwert – mit 990 Euro fünf Jahre trainieren in den Oasis Health+Fitness Clubs.“ Heute geht es aber nicht mehr vorrangig um den schnöden Marktwert. „Egomanie und Shareholder-Value haben als Maß aller Dinge ausgedient“, schreibt die Unternehmensberaterin Elisabeth (...)
Ich habe eine Woche lang überlegt und mich entschieden für die grüne Karte. Wenn man also die Bedingungen sieht, was Deutschland anbietet und was die andern Länder anbieten: zur Zeit für mich als Europäer und als Mensch ist es besser, wenn ich hier in Deutschland bleibe als zum Beispiel in den USA. (...)
„Stimmen des Widerstandes: alternative Stimmen“. Was sind unsere Stimmen? Unsere Stimmen sind die Krise der abstrakten Arbeit. Wir sind die Krise der abstrakten Arbeit. Wir sind die Kraft des kreativen Tuns. Wir sind die Krise. Wir sind nicht zuallererst eine positive Kraft, sondern eine (...)
Heuer, im österreichischen Wahljahr, hat die Regierung eine Menge Geld locker gemacht – das AMS-Budget wurde um ein Drittel erhöht –, um die Arbeitslosen noch erfolgreicher aus der Statistik zu entfernen. Gemeinnützige Personalüberlasser sind die neuen Wundertäter. Arbeitslose verwandeln sich in ihren (...)
Die Aktualität des absoluten Mehrwerts und die Reproduktion der proletarischen Existenzsituation
Im Programm der neuen österreichschen Bundesregierung findet sich ein Bündel von Maßnahmen, deren Tragweite ausgesprochen und verstanden werden muss: es geht um die Durchsetzung von formal freiwilliger Unterwerfung unter erzwungene Arbeit. Es handelt sich in der Geschichte der II. Republik um eine (...)
Auf der Pampers-Windel-Werbung prangt unter dem Foto eines friedlich schlafenden Säuglings der Schriftzug: „Bitte nicht stören. Arbeite auf Hochtouren.“ Dass „dein Gehirn während der Nacht Millionen von Verbindungen herstellt, um all das zu verarbeiten, was du tagsüber erlebt hast“, wird klein (...)
[(Vorbemerkung von Maria Wölflingseder Der steirische Schriftsteller Reinhard P. Gruber feierte im Januar seinen 60. Geburtstag. Vor fast zwanzig Jahren erschien sein Buch „Nie wieder Arbeit – Schivkovs Botschaften vom anderen Leben“ im Residenz Verlag. 2003 wurde es bei Droschl in der Werkausgabe (...)
Wie alltäglich diese Klage ist: zuwenig Geld zu haben oder zuwenig Arbeit. Als könnte eins von Geld abbeißen und von Arbeit leben. Das ist schon eigenartig. Immerhin, am Geld- und Arbeitsbedürfnis ist noch deutlich sichtbar, dass beides erst von dieser bestimmten Form von Gesellschaft in die Welt (...)
Nicht Arbeit, sondern Muße ist das Ziel des Menschen – oder schöne Dinge herstellen oder schöne Dinge lesen oder einfach die Welt mit Bewunderung und Entzücken betrachten. Oscar Wilde: Oscariana – Oder Wildes Denken, Zürich 2000. Ein aktueller Bestseller über den Müßiggang? Erstaunlich! Die Welt am (...)
Hamburg: Nautilus-Verlag, 2007, 92 Seiten, 10,90 Euro Der 1993 verstorbene Edward P. Thompson, Autor der bahnbrechenden Studie über die „Entstehung der englischen Arbeiterklasse“ war einer der zentralen Vertreter der „Geschichtsschreibung von unten“, in der nicht durch „große Männer“ hervorgerufene (...)
VirtuosInnen der Freiheit
Der italienische Philosoph Paolo Virno formuliert in seiner 2005 auf Deutsch erschienenen Schrift „Grammatik der Multitude. Öffentlichkeit, Intellekt und Arbeit“ folgende These: „Ich bin überzeugt, dass in den Lebensformen wie auch in den Produktionsweisen der Gegenwart (…) direkt wahrgenommen wird, (...)
0. Vorspiel „Lifelong guidance“ ist nicht nur eine Fortentwicklung und Ausweitung von ebensolchem „learning“, es ist auch ein deutlicher und ehrlicherer Name für das, was derzeit als Erfordernis postmoderner Lebensweise über uns hereinbricht. Erwerb von Wissen und Fertigkeiten ist schon lange nur (...)
Dieser Artikel ist ein Abschnitt aus einem größeren Text mit dem Arbeitstitel „Körper der Multitude“. In einem ersten Teil geht es um die Produktion von Körper und Geschlecht sowie der Beziehung zwischen verschiedenen Arten der Arbeit (oder der Tätigkeit). Dabei wird die „Produktivität“ für die (...)
Sexuell Arbeiten
b_books: Berlin 2007, 332 S., 18 Euro Sexuelle Arbeit ist keineswegs neu, schreibt Robert Foltin in seinem in dieser Nummer der Grundrisse veröffentlichten Text „Produktive Körper“. Wenn nun sexuelle Arbeit nicht neu ist, dann haben bisher lediglich die entsprechenden Analyseinstrumente gefehlt, (...)
„Deshalb spreche ich immer von Arbeit und Körper, denn mit dem Körper kommt mehr Subjektivität ins Spiel ...“
Interview mit Pun Ngai, Sozialwissenschafterin (Professorin am Social Work Research Center der Peking University und der Hongkong Polytechnic University) und Gründerin eines Arbeiterinnen-Netzwerks zur Unterstützung von Wanderarbeiterinnen (Chinese Working Women Network) in der im südchinesischen (...)
Berlin: Assoziation A, 2008, 222 Seiten, 14 Euro Formal gliedert sich das Buch in zwei Teile. Im ersten, von Detlef Hartmann verfasst, werden die grundlegenden Momente der Cluster Strategie umfassend dargestellt, im zweiten Teil, von Gerald Geppert geschrieben, wird diese Strategie am Beispiel (...)
Dagongmei. Arbeiterinnen aus Chinas Weltmarkfabriken erzählen
Berlin und Hamburg: Assoziation A, 2008. 260 Seiten. 18.00 Euro „Sie sind geschickt, geschickter als Männer. Sie konzentrieren sich gut und lange. Sie sind fleißig. Sie mucken nicht auf. Überall sind sie am Werk.“ So beschrieb ein Artikel des Nachrichtenmagazins Spiegel im Februar 2005 die (...)
Viel wird über die Wirtschaftskrise berichtet – überwiegend Nonsens, selten Richtiges. Vor dem Hintergrund der medialen Gesundbetmühle lässt die Feststellung eines Psychologen aufhorchen: Nachrichten über eine Katastrophe werden zuerst vehement verdrängt und viel später erst leidvoll wahrgenommen – (...)
Die Idee einer Kreativen Arbeit gilt gemeinhin dem Kapital und seinen Investoren als viel versprechend, weil der in ihr enthaltene Begriff der Schöpfung, der Schöpferischen mit dem Versprechen einer Produktion von Wert aus nichts, einer creatio ex nihilo zu wedeln scheint. Kreativität ist Zauberei (...)
Arbeit macht krank, Arbeit schändet, Arbeit ist Mühsal und macht hässlich. Karl Marx wusste das und hat allen Kritikern gesellschaftlicher Elendsproduktion ins Stammbuch geschrieben: „Das Reich der Freiheit beginnt erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, (...)
VP-Wien Frontfrau Christine Marek erinnert an das Essential des Kapitals: gearbeitet muss werden. Niemand widerspricht. SP-Sozialminister Hundstorfer antwortet: den Arbeitszwang gibt’s ja schon. Grüngewerkschafterin Paiha meint, ja, richtig, die Mindestsicherung ist bestimmt kein Grundeinkommen. (...)
Wie wirken sich veränderte Herrschafts- und Ausbeutungsverhältnisse im Kapitalismus auf die Geschlechterverhältnisse aus? Die Zunahme der Frauenbeschäftigung veränderte die gesellschaftliche Arbeitsteilung, nicht jedoch die geschlechtliche. Kann die zunehmende Prekarisierung als „Feminisierung“ oder (...)
1 Die sozialen Bewegungen der jüngsten Zeit – zumindest die radikaleren unter ihnen – waren im Wesentlichen von der Orientierung gegen die Logik der kapitalistischen Gesellschaft angetrieben. Die sogenannten sozialen Bewegungen sind nicht als Parteien organisiert: sie zielen nicht darauf ab, die (...)
Eine beherzte Initiative der Psychologin Hedwig Presch, an der über 400 Menschen ohne Lohnarbeit beteiligt waren, gewährt einen tiefen Einblick in eine Realität, die von der Öffentlichkeit noch immer weitgehend ausgeblendet wird. Das einjährige Projekt „WÜST – Würde statt Stress: Solidarische (...)
In der Arbeit gegen die Arbeit LEBEN
Feministische Theoretikerinnen beschäftigen sich seit langer Zeit mit immaterieller und affektiver Arbeit, auch wenn diese Begriffe selbst eine eher jüngere Erfindung sind. Die frühen feministischen Untersuchungen zu Tätigkeiten und Verhältnissen der immateriellen Arbeit waren wesentlicher (...)
Lohn für Hausarbeit reloaded
Die Verteilung von Haus- und Sorgearbeit ist ein mehr als leidiges Thema. Bis heute ist diese Arbeit zwischen den Geschlechtern nicht egalitär verteilt, vielmehr haben sich neue intrageschlechtliche Arbeitsteilungen nach Klasse und Ethnie gebildet. Schon in den 1970er Jahren stand die Forderung (...)
Holloways Flirt mit der Wertkritik
John Holloway zählt zu jenen AutorInnen, die sich ernsthaft der Frage stellen, wie die tatsächliche Überwindung kapitalistischer Verhältnisse gedacht und praktisch angegangen werden kann. Schon das Aufwerfen dieser Frage selbst, die im offiziösen intellektuellen Betrieb als unwissenschaftlich und (...)
Lange Zeit war es ruhig hinter dem Semmering. Krise hin oder her, an der „Kernölrepublik“ schien das alles vorüberzugehen, auch wenn uns am „Höhepunkt der Krise“ die erschütternde Nachricht ereilte, dass nur 5 von 26 Kernölen wirklich steirisch sind, und der Rest aus chinesischen Kürbiskernen gepresst (...)
Die Regulation geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung
1. Einleitung Mit der Ausbreitung von Lohnarbeit wurden in der sich formierenden kapitalistischen Ökonomie verschiedene Formen der Arbeitsteilung institutionalisiert, die seither in einem wechselseitigen Austauschverhältnis stehen. Diese arbeitsteiligen Austauschverhältnisse befinden sich in (...)
Die Krise lernen
Einleitung Die Uniproteste des Jahres 2009 haben ihre Ursachen nicht allein in der spezifischen Situation an den Universitäten, die nach den Zielen und Kriterien des Bolognaprozesses reformiert werden. Vielmehr haben sie einmal mehr gezeigt, dass die Bildungssysteme im Zentrum der sozialen (...)
Aufbruch der zweiten Generation
Berlin/Hamburg: Assoziation A, Oktober 2010, 296 Seiten, 18,00 Euro „Aufbruch der zweiten Generation“ ist nach „Unruhen in China“ (Beilage zu Wildcat #80, Dezember 2007) und „Dagongmei. Arbeiterinnen aus Chinas Weltmarktfabriken erzählen“ (Assoziation A, September 2008) die bereits dritte (...)
Applaus garantiert. „Nicht die Maschinen brauchen Arbeit, die Menschen brauchen Arbeit!“ – Eine beinahe unverhüllt verrückte Ansage, vorgetragen im Duktus unumstößlicher Wahrheit. Wer allen Ernstes über die „sinnstiftende“ Wirkung von Tankstellenaushilfsjobs und dergleichen schwadroniert, kommt im (...)
Wer über Arbeit reden will, sollte über die Zeit nicht schweigen. Wenn der Kapitalismus in seinem Wesen auf dem Terror der Arbeit beruht, dann ist dieser bei Lichte betrachtet nicht mehr als die Tyrannei der Zeit. Kaum etwas dürfte – neben der Arbeit – dem modernen Menschen so in Fleisch und Blut (...)
Warum also ist es die Arbeit, die den Wert schaffen soll? Die hier verfochtene Antwort lautet: weil Wert keine Naturkonstante ist, sondern ein spezifisches gesellschaftliches Verhältnis ausdrückt. Dieses gesellschaftliche Verhältnis ist die Folge der großen Transformation der traditionellen (...)
Wenige heutige Ausdrücke sind so rücksichtslos demaskierend wie der Ausdruck „Arbeitnehmer“. Er stammt natürlich von den Arbeitgebern. Und da Geben seliger ist denn Nehmen, fällt auf den dem Ausdruck „Arbeitnehmer“ entsprechenden Ausdruck „Arbeitgeber“ sogar ein gewisser religiöser Schimmer. In meiner (...)
Wenn alle gegen die Arbeit reden, soll hier für die Arbeit das Wort ergriffen werden. Nein, falsch, die Arbeit kann nicht belobigt werden, denn in einer abstrakten Redeweise kann man nicht für oder gegen die Arbeit sprechen bzw. schreiben. Wir kommen also auch hier nicht um die Mühe des Begriffs (...)
„Reich der Notwendigkeit“ und „Reich der Freiheit“
1. „Arbeit“ ist hier als produktive Tätigkeit (genauer: gebrauchswertproduktive) zu verstehen, nicht aber als „Lohnarbeit“, die auf dem Verkauf der Arbeitskraft beruht, welcher Verkauf dann für den Lohnarbeiter die eigentliche „Gewinnung des Lebensunterhalts“ darstellt; diese Unterscheidung ist (...)
In folgendem Aufriss soll der überaffirmative Arbeits„begriff“ des Nationalsozialismus als Zuspitzung und Ausdehnung des obligaten gesellschaftlichen Wertekonsenses dechiffriert werden. „Sieg der Arbeit“ heißt ein Buch, das der Nazi-Schriftsteller Anton Zischka (1904-1997) im Jahr 1941 im Goldmann (...)
Dein Schulbuch lügt
Kaum hast du als Schüler die Schule verlassen, ganz gleich mit welcher Qualifikation, musst du einen Beruf erlernen oder dir zumindest eine Arbeit zulegen. Wozu eigentlich? Was Arbeit eigentlich ist … Dass Arbeit kein Vergnügen ist, weiß jeder. Ganz für sich genommen und unabhängig davon, wie auf (...)
Sp(r)itzenleistungen
Um in der Arbeitsgesellschaft als vollwertiges Mitglied zu gelten, genügt es für gewöhnlich nicht, eine Arbeit zu haben. Man muss darüber hinaus auch ein gewisses Maß an Leistung vorweisen. Meistens ein sehr hohes. Sonst drohen Anerkennungsverlust, Druck von Seiten der Kollegen bzw. Vorgesetzten und (...)
Was ist eigentlich mehr Arbeit, eine Arbeit zu haben oder keine? Was kostet mehr Energie und Substanz? – Meist macht es mehr Arbeit, und es ist viel nervenaufreibender ohne Arbeit zu sein. Weil du ohne nicht ganz richtig bist. Weil du in einem unmöglichen Zustand gefangen bist, in dem du (...)
Außerirdischer Faul war ich nicht. Ich bin gern für meine Mutter einkaufen gegangen, auch Holz holen war kein Problem. Und die Bauernbuben, die zu Hause in der Wirtschaft geholfen haben, habe ich beneidet statt bedauert. Mit meinem Freund, der ein Hüterbub war, bin ich auf die Weide mitgelaufen, (...)
Für alte Klassenkämpfer, die den Kapitalismus als die unsittliche Veranstaltung der „Herrschenden in Staat und Gesellschaft“ betrachten, handelt es sich bei der „Müdigkeitsgesellschaft“ sicher um starken Tobak. Denn genau von diesem Denkstil, bei dem die moderne Gesellschaft nach alter, in die Zeiten (...)
Freunde, verlasset also in Bälde diese der Vernichtung anheim fallende Welt! Verlasset diese Universitäten, diese Akademien, diese Schulen, von denen man Euch jetzt wegjagt und in denen man Euch nur vom Volke zu trennen gesucht hat. Geht unter das Volk! Da muß Eure Laufbahn, Euer Leben und Eure (...)
Michael Seidman: Gegen die Arbeit. Über die Arbeiterkämpfe in Barcelona und Paris 1936-38. Heidelberg 2012, 478 Seiten, ca. 25 € „Wir arbeiten alle hart, aber wir arbeiten für uns“ – berichtet die Trotzkistin Mary Low aus dem revolutionären Spanien der 30er-Jahre. Dass dem entgegen die Verweigerung (...)
Mit einem Vorwort von Karl-Heinz Roth und Marcel van der Linden. Heidelberg: Verlag Graswurzelrevolution, 2011, 477 Seiten, Euro 24,90. Barcelona und Paris: Gegen die Arbeit Die Volksfrontregierungen in Frankreich und Spanien von 1936 und die damit verbundenen Kämpfe gehören zu den großen und (...)
15. Kapitel: Größenwechsel von Preis der Arbeitskraft und Mehrwert Um diese Untersuchung zu machen, schließt Marx verschiedene Momente von der Berechnung aus: Die Masse der Lebensmittel wird konstant gesetzt, Alter, Geschlecht und Ausbildungskosten (das ist wohl mit „Entwicklungskosten“ gemeint) (...)
So unbestritten es ist, dass der materialistische Ansatzpunkt der Marxschen Theorie in seinem beständigen reflexiven Rekurs auf die (Re-)Produktionspraxis der Menschen besteht, so sehr wirft diese besondere Bedeutung der menschlichen Arbeit innerhalb der Marxschen Theorie doch auch bei vielen (...)
Nein, es geht diesmal nicht darum, ob die menschliche Zivilisation als Ganzes die Wirrnisse des Klimawandels und des Peak Everything zu überleben vermag. Es geht nur um mich und um Dich in unserm ganz gewöhnlichen Alltag. Hier ist uns die Überlebensfrage so nahe gerückt, dass das Klimaproblem (...)
Dieser Beitrag will zweierlei: erstens darauf hinweisen, dass John Holloway in den letzten Jahren einen Ansatz entwickelt hat, der meines Erachtens einen entscheidenden Schritt darstellt, die Kritik am Fetisch Wert praktisch zu wenden; zweitens ausgehend von seinen Thesen einige Gedanken (...)
18. Kapitel: Der Zeitlohn Es gibt zwei Möglichkeiten, den Zeitlohn zu berechnen: Entweder nach Tages- oder nach Stundenlohn. Beides gibt dem Anwender Spielraum zum Lohndrücken, und ist eine Quelle des Grams für den Arbeiter: Wird jemand nach Stundenlohn bezahlt, so möchte er möglichst lange (...)
1. These: Wo die sozialen Bewegungen Sorge zentral stellen, werden sie, von punktuellen, impulsartigen und vorübergehenden gesellschaftlichen Erscheinungen, zu dauerhaften, sich selbst reproduzierenden Phänomenen. Dies kann besonders anschaulich an den aktuellen emanzipativen Bewegungen und (...)
Zum Begriff der immateriellen Arbeit von Michael Hardt und Antonio Negri
Der Begriff der immateriellen Arbeit wird von Antonio Negri und Michael Hardt, in ihrem Buch „Empire“ (2000) verwendet, um auf veränderte Arbeitsprozesse aufmerksam zu machen. Diese neue Arbeitsform wird von Robert Foltin (2004) weiterhin wie folgt beschrieben: „Die jetzt dominierende immaterielle (...)
Arbeit im Übergang*
Der Titel meines Vortrags verweist erst mal auf einige begriffliche Klärungen: Übergang, Produktivkraft und die Dialektik von Entfaltung und Zerstörung. Darauf will ich zunächst eingehen und mich dabei auch in der linken Kapitalismuskritik verorten. Danach werde ich was zur Entwicklung von Arbeit (...)
Entwicklungsarbeit in Afrika zu leisten erscheint oft schwierig und eine nicht geringe Zahl an Projekten scheitert – doch woran? Am „Unwillen“ der zu Entwickelnden? Ihrer „Faulheit“, dem geringen Interesse, eine „ordentliche Arbeitsmoral“ zu entwickeln? Lange Zeit wurde ein solches Verhalten im Rahmen (...)
Von der Deindustrialisierung zur Deklassierung*
Unter Deindustrialisierung verstehen wir einen Schrumpfungs-, Zerschlagungs- und Liquidierungsprozess des industriellen Potenzials (Arbeitskräfte, Maschinen, Gebäude, Know-how). Zentral ist der Verlust von Industriearbeitsplätzen, die von der Industrie selbst nicht kompensiert werden können. (...)
Hegemonie beruht auf der Integration von Dissens. Als Herrschaftstyp setzt sie Gramsci folgend die Fähigkeit voraus, im Antagonismus der Klassen eigene Interessen als gesellschaftliche Allgemeininteressen zu definieren und durchzusetzen. Hegemonie meint also die Anziehungskraft einer politischen (...)
Vom Spiel wird oft gesagt, es sei das Gegenteil der Arbeit. Das mag für die gedankenlose Spielerei gelten, die als irrational-selbstbezogene Tätigkeit vielleicht wirklich keinen anderen Zweck hat als sich selbst. Nicht aber für das Spiel, das von der Spielerei strikt zu trennen ist. Das Spiel (...)
Wie uns erst jetzt bekannt wurde, ist der Filmemacher Konstantin Faigle am 16. Juni 2016 im Alter von 45 Jahren in Köln verstorben. Kennen gelernt haben wir Konstantin als er seinen arbeitskritischen Film Frohes Schaffen 2010 unter anderem auch in Wien drehte und zu uns Kontakt aufgenommen hat. (...)
Der Begriff Freiheit wurde im Laufe der Geschichte stets neu gefasst und bis in die heutige Leistungsgesellschaft weitergetragen. Allein, geändert hat sich unser Umgang mit ihm. Die Freiheit, zumindest als Begriff, ist seit der Aufklärung durch viel Widerstand gegangen. Wir brauchen sie nicht (...)
Endlich wird die Arbeit knapp
„Das Reich der Freiheit beginnt, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört“, hat Karl Marx vor 150 Jahren geschrieben ...
Wir leben in einer effizienzversessenen Gesellschaft, die, um möglichst viel Output in kürzestmöglicher Zeit auszuspucken, alle Lebensvollzüge bis zur Raserei auf Trab bringt. Die alte Einsicht, dass alles, was gut getan sein soll, seine Zeit braucht, dass es ein angemessenes, stimmiges Verhältnis (...)
Die ,Arbeit‘ ist ihrem Wesen nach die unfreie, unmenschliche, ungesellschaftliche, vom Privateigentum bedingte und das Privateigentum schaffende Tätigkeit. Karl Marx Alle fordern Arbeit, Arbeit, Arbeit! Manche fordern eine bedarfsorientierte Grundsicherung, andere ein bedingungsloses (...)
„Recht auf materielle Existenz“ statt „Recht auf Arbeit“
Zwei bahnbrechende Dokumente hat die neuzeitliche Arbeitskritik hervorgebracht. Das eine ist von 1880, das andere 120 Jahre jünger. Die öffentliche Wahrnehmung des Terminus von der „Krise der Arbeitsgesellschaft“ feiert 2017 ihren 35. Geburtstag. Publik gemacht auf einem Soziologenkongress 1982 (...)
Mit der Schicksalsfrage des modernen Warensubjekts in der Überschrift („If you are overqualified for your role, are you causing more trouble for your firm than you are worth?“) informiert uns die BBC über ein aufsteigendes Forschungsfeld der Wirtschaftswissenschaften („perceived overqualification“) (...)
„Den Wert der Stunde erleben“
Eine 29-jährige Frau aus Marienthal sagt, und ähnliche Aussagen aus Heidenreichstein und Schrems dürfen angenommen werden: „Wenn ich wieder in die Fabrik zurück könnte, wäre das mein schönster Tag. Es ist nicht nur wegen dem Geld, aber hier in seinen vier Wänden, so allein, da lebt man ja gar nicht.“ (...)
Alles wird neu. Sogar der Kapitalismus im Kapitalozän. So alt kann die Megamaschine der kapitalistischen Landnahme gar nicht aussehen mit „Abstieg, Arbeitslosigkeit, Armut, Ausbildungsabbruch oder Auswanderung“ (um nur bei „A“ zu bleiben). Wenn wir schon bei „A“ im Kapitalverhältnis sind: (...)
Was als Differenz gedacht wird, sollte auch als Identität gedacht werden. In den Grundrissen hat Karl Marx die Grundkonstellation Lohnarbeit-Kapital so beschrieben: „Die Arbeit ist nicht nur der dem Kapital gegenüberstehende Gebrauchswert, sondern sie ist der Gebrauchswert des Kapitals selbst. Als (...)
„Sanfter Terror vernichtet nicht weniger als harter Terror.“ – Diese Worte von Friedrich Heer prangen auf den Kulturplakatflächen der Stadt Wien. Für den Kultur- und Medienstadtrat Andreas Mailath-Pokorny sind die literarischen und philosophischen Zitate „wesentliche Literatur- und Leseförderung. Auf (...)
Völlig unbeeindruckt herrscht in der politischen Arena der Jargon der Arbeit. Ob das der ehemalige niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll ist, der in der ihm eigenen Penetranz stets „Hart arbeiten“ plakatieren ließ, oder Kurzzeitkanzler Christian Kern, der im abgelaufenen Wahlkampf nicht (...)
Der Arbeitsbegriff von Karl Marx wurde lange Zeit vornehmlich entweder als anthropologische Kategorie im Sinne einer „ewigen Naturnotwendigkeit“ (Marx 23, 57) betrachtet oder im Kontext einer Klassen- und Ausbeutungstheorie diskutiert. Mit dem Begriff der „abstrakten Arbeit“ verband Marx darüber (...)
Ihr Körper bebte und sie schrie wie die Leibhaftige: „Wer schafft die Arbeit? Wer schafft die Arbeit? Wer schafft die Arbeit? Na sorry, wer schafft die Arbeit? Die Wirtschaft schafft die Arbeit! Bitte merkt’s euch das einmal!“ Wir merken auf und merken an: Nicht die Arbeit schafft die Wirtschaft, (...)
Worauf es deswegen bei dem Studium der Wissenschaft ankommt, ist, die Anstrengung des Begriffs auf sich zu nehmen. Sie erfordert die Aufmerksamkeit auf ihn als solchen (…) Der Gewohnheit, an Vorstellungen fortzulaufen, ist die Unterbrechung derselben durch den Begriff ebenso lästig als dem (...)
Wir leben in einer Leistungsgesellschaft. Über diese Gesellschaftsdiagnose sind sich die meisten ebenso einig wie über die Berechtigung der allseits erklingenden Forderung nach der gerechten Anerkennung erbrachter Leistungen sowie der damit einhergehenden Notwendigkeit gerechter Quantifizierung (...)
Bereits bei ihrer Gründung 1993 weist die EU steigende Erwerbslosenzahlen auf. Auch wenn die Union in der Sozialpolitik keine Regelungskompetenz hat, so war doch im Laufe der Jahre in vielen Staaten eine ähnliche Entwicklung festzustellen: Statt den Staat in die Verantwortung für die ausreichende (...)
Unser Leben ist der Mord durch Arbeit; wir hängen vierzig Jahre lang am Strick und zappeln, aber wir werden uns losschneiden. (Georg Büchner) Die Arbeitsgesellschaft nähert sich dem Gipfel ihrer Destruktivkraft. In ebenso logischer wie wahnwitziger Konsequenz erhöht sie Arbeitszwang und (...)
Höchststand! Wir haben Rekordbeschäftigung im Land. Allerorts wird wie wild gebaut, wacker gerackert, fleißig produziert und ordentlich was geleistet. Harte Arbeit verspricht uns die Regierung, jetzt aber wirklich, und die Opposition stellt noch mehr davon in Aussicht. Sie legen sich ins Zeug für (...)
Seit einigen Jahren wird erfreulicherweise wieder vermehrt über gesellschaftliche Planung diskutiert. In einer losen Folge will ich mich einzelnen Vorschlägen widmen. Los geht’s mit der Demokratischen Arbeitszeitrechnung (DAZ). Das Konzept geht zurück auf den Text Grundprinzipien kommunistischer (...)
Marx hat aus gutem Grund an Aktualität gewonnen und sollte daher im Original studiert werden. Wir stellen auf unserer Homepage nicht nur sämtliche publizierte Schriften von Marx und Engels zur Verfügung, sondern auch gesondert ihre Hauptschriften, einmal im Original und zusätzlich in einer zweiten (...)
The Marxists Internet Archive (MIA) is an all-volunteer, non-profit public library, started more than 20 years ago in 1990. In 2007, MIA has 62 active volunteers from 33 different countries. MIA contains the writings of 592 authors representing a complete spectrum of political, philosophical, (...)
Bibliothek der revolutionären Bewegungen unserer Zeit: Reden — Schriften — Briefe — Wissenschaftliche Studien. Gegründet im vorigen Jahrhundert als: »Klassiker des Marxismus-Leninismus«. Sie finden hier die wohl umfangreichste Sammlung der Werke von Karl Marx und Friedrich Engels und anderer (...)