Streifzüge, Heft 72

Medieninhaber und Herausgeber: Kritischer Kreis – Verein für gesellschaftliche Transformationskunde
Offenlegung: Der Medieninhaber ist zu 100 Prozent Eigentümer der Streifzüge und an keinen anderen Medienunternehmen beteiligt. Grundlegende Richtung: Kritik-Perspektive-Transformation
Redaktion (zugleich Mitglieder des Leitungsorgans des Medieninhabers): Lorenz Glatz, Severin Heilmann, Franz Schandl, Martin Scheuringer, Ricky Trang, Klaus Weichtier, Maria Wölflingseder, Petra Ziegler; Covergestaltung: Isalie Witt; Layout: Françoise Guiguet
Transformationsrat: Christoph Adam (Santiago de Compostela), Dora de la Vega (Cordoba, Argentinien), Peter Klein (Nürnberg), Paolo Lago (Verona), Neil Larsen (Davis, USA), Massimo Maggini (Livorno), Stefan Meretz (Berlin), Emmerich Nyikos (Mexiko-City), Erich Ribolits (Wien), Salih Selcuk (Istanbul), Gerburg Vermesy (Rimsting), Ulrich Weiß (Berlin)
Copyleft: Alle Artikel der Streifzüge unterliegen, sofern nicht anders gekennzeichnet, dem Copyleft-Prinzip: Sie dürfen frei verwendet, kopiert und weiterverbreitet werden unter Angabe von Autor/in, Titel und Quelle des Originals sowie Erhalt des Copylefts.
Druck: H. Schmitz, 1200 Wien

Einlauf Streifzüge 72

Die aktuelle Ausgabe dreht sich ums „Ich“. Wer oder was spielt da Ich, fragen wir uns, bevor es gleich im ersten Anlauf verloren geht und uns drei Seiten weiter als Zwiebel erscheint. Was macht unser Wesen aus? Ist da was, oder bilden wir uns was ein?
Als „Ansammlungen von Partikeln der Natur“ (Stephen Hawking) haben wir das fragwürdige Kunststück zuwege gebracht, unsere – sagen wir – doch recht bemerkenswerten Potentiale und Fähigkeiten vermittels unserer selbstgeschaffenen zweiten Natur recht (...)

Beitræge

Die Inquisition ist tot, es lebe das AMS

Ideologische Operationen zur symbolischen Rettung der Arbeitsgesellschaft — Teil II: Glaubenslehre

3

Im ersten Teil dieses Artikels wurde ein Wandel der staatlichen Arbeitslosenversicherung in Österreich im Zuge der Krise der Arbeitsgesellschaft hin zu einer quasireligiösen, Ideologie (re-)produzierenden Einrichtung postuliert, die ihrer ursprünglichen Aufgabe zur Regulation der (...)


Willkommen im arbeitsreligiösen Gulag!

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Ein Wiener Arbeitsloser wird mit einer „vorsorglichen“ (heißt vor Abhaltung eines ordentlichen Ermittlungsverfahrens verhängten) Bezugseinstellung belegt, weil er eine – wie sich später auch bestätigen sollte – unzumutbare Stelle in einem nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbaren Tiroler (...)


Dead Men Working

Totschweigen

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Ich könnte euch Verschiedenes erzählen Was nicht in euren Lesebüchern steht. Geschichten, welche im Geschichtsbuch fehlen, Sind immer die, um die sich alles dreht. … Wir litten Not und sah’n, wie sie entstand. Die großen Lügen wurden offenbar. So heißt es im Gedicht „Ein alter Mann geht vorüber“ von (...)


Welches Ich verschwindet in der Therapie?

Bericht über die Beseitigung eines Doppelgängers

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Sehr geehrte Therapeutin, es sind einige Jahre vergangen, seitdem ich die Therapie bei Ihnen beendet habe, und es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen von einem Ergebnis Mitteilung zu machen, mit dem ich nicht gerechnet hatte und das sich auch erst allmählich eingestellt beziehungsweise in einer Form (...)


Ich – eine Zwiebel

Überlegungen zu einer Allegorie in Henrik Ibsens Drama Peer Gynt

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Aber das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum innewohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse. (Karl Marx, VI. These über Feuerbach) Henrik Ibsens Drama Peer Gynt, ursprünglich ein dramatisches Gedicht nach der Vorlage (...)


2000 Zeichen abwärts

Wortlos glücklich

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So sehr das kollektive Schweigen über leidvolle soziale Verhältnisse abzulehnen ist, so sehr wäre Funkstille in anderer Hinsicht dringend vonnöten. Der im Broadway-Musical „Annie Get Your Gun“ beschworenen Verlockung scheint heute die ganze Welt zu erliegen: „There’s no business like showbusiness“. (...)


Sprünge im Spiegel

Das „Ich“ bei Unica Zürn und Dietmar Dath

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Wenn das so ist, dann möchte ich auch verrückt sein? Wie komme ich auf die Idee, von Unica Zürn und Dietmar Dath zu erzählen? Vom Mann im Jasmin und der Abschaffung der Arten? Mein liebes „Ich“ befindet sich momentan in dem Alter, in welchem die Schonfrist vor dem sogenannten „Ernst des Lebens“ (...)


2000 Zeichen abwärts

ich ichtet

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Man sagt mir also, ich bin ein Strich in der Landschaft. Existieren bedeutet herausstehen, insofern habe ich, der Strich, eine Existenz. Ich stehe heraus aus einem Ozean der Unverfügbarkeit: I – ganz wie das englische Ich, das groß tut und alleine dasteht. Im deutschen ist das i des ichs (...)


Ist das Ich ein Ich oder tut es nur so?

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Auch wenn es sich noch so viel einbildet: Das allmächtige Ich ist ein Trugbild. Das Ich ist nicht einfach gegeben. Das von uns beobachtete Exponat ist kein mündiges Exempel oder dergleichen, auch wenn viele es zum Egoisten oder zum Eigenbrötler bringen und sich einbilden, gerade hier ihr Ich (...)


Wozu Identität?

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Jeder Charakter ist ein Irrtum. (Friedrich Hebbel) Ich kenne durchaus keine ‚Identitätsprobleme‘. Dass ich ‚Ungar‘ bin, ist um nichts absurder, als dass ich ‚Jude‘ bin, ist nicht ein Stück absurder, als dass ich überhaupt bin. (Imre Kertész) Alle Welt ist auf der Suche nach Identität. Das Bedürfnis (...)


Vermessenes Vermessen oder: Das metrische Ich

Moderne Subjekte agieren ständig im Schatten ihrer Daten

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Die Inventarisierung der Ausgaben ist die einzige Möglichkeit zu beweisen, dass ein Leben existiert hat. (Dragan Velikić) Vorweg ein ausgesprochenes Kompliment: Steffen Mau erklärt viel und er erklärt es schlüssig in einer sehr zugänglichen Sprache. Die Information ist kompakt, die Analyse profund, (...)


Das doppelte Ich

Die beiden Komponenten des Ich

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Kron wusste durchaus, was Freiheit war. Ein Kampfbegriff. Freiheit war der Name eines Systems, in dem sich der Mensch als Manager der eigenen Biographie gerierte und das Leben als Trainingscamp für den persönlichen Erfolg begriff. Der Kapitalismus hatte Gemeinsinn in Egoismus und Eigensinn in (...)


2000 Zeichen abwärts

Kompromittiert

Exkurs über Wein und Liebe

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Schmeckt ein Wein vortrefflich, so ist das nicht die Konsequenz seines Rankings durch die Verkostungs- und Bewertungsindustrie, die ihre Zertifikate gleich mitliefert. Das mag, aber das muss nicht korrespondieren. Freude hängt ab von vielen Faktoren: dem Appetit, dem Ambiente, den Gästen, der (...)


Immaterial World

Emergenz und Blockchain

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Den Begriff Emergenz betrachte ich seit jeher mit Skepsis. Ist nicht erklärbar, warum und wie aus einem Prozess etwas hervorgeht, so wird die Erklärungslücke mit dem Hinweis auf „Emergenz“ zugedeckt. Dabei gibt es tatsächlich systemische Ganzheiten, bei denen nicht kausal bestimmt werden kann, wie (...)


Umdrehungen

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Ich ärgere mich. Viel zu oft. Das raubt nur Zeit und Energie und Aufmerksamkeit. Letzteres vor allem. Der alltägliche Ärger nimmt die Sicht auf die Verhältnisse. Und nebenbei gesagt, die Selbstbezüglichkeit, auf die das „ich/mich“ verweist, sollte meinereiner Hinweis genug sein. Außerdem, scheint mir, (...)


Call for Papers: ICH

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Für das Heft Nummer 72 der Streifzüge gilt wie immer auch diesmal: Alle Themen sind willkommen, nicht nur Texte zum Schwerpunkt. Wer also etwas hat, das sie oder er gerne loswerden möchte und das auch in die Streifzüge passt, dann bitte nicht zu zögern. Die Frühjahrs-Ausgabe 2018 dreht sich ums ICH (...)


Der Verkaufstrainer und der Präsident

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Einem studierten Historiker und Geographen, Lehrer, Trainer und Coach mit langjähriger sozialwissenschaftlicher Forschungserfahrung vermittelt das AMS die Stelle eines Verkaufstrainers für Feinkostmitarbeiter der Lebensmittelfirma Merkur. Gesucht war ein „Trainer“ zur Einschulung der (...)