Totalitarismus
Beitræge
Café Critique, Jahr 2002

To know the worst

Über den kategorischen Imperativ Adornos im Zeitalter des suicide bombing
September
2002

Das Ganze ist das Unwahre bedeutet das Gegenteil von: alles ist eins. Nicht von ungefähr hat Adorno dem zweiten Teil der Minima moralia das Motto (von F. H. Bradley) vorangestellt: „Where everything is bad / it must be good / to know the worst.“ Der kategorische Imperativ, den Adorno später in der (...)

Café Critique, Jahr 2007

Neuer Mensch als kollektives Ungeheuer

Ein Beitrag zum Begriff des Staatskommunismus
Juli
2007

So totalitarismustheoretisch hat Hannah Arendt gar nicht gedacht, wie es viele gerne hätten, die sich auf sie berufen. „Von einem streng moralischen Standpunkt aus“, sagt Arendt, „waren Stalins Verbrechen sozusagen altmodisch. Wie ein gewöhnlicher Verbrecher hat er sie niemals zugegeben, sondern mit (...)

Totalitarismus bezeichnet ein umstrittenes Konzept politischer Herrschaft mit einem uneingeschränkten Verfügungsanspruch über die Beherrschten, auch über die öffentlich-gesellschaftliche Sphäre hinaus in den persönlichen Bereich. Ihr Ziel ist die umfassende Durchsetzung ihres Wertesystems. Im Unterschied zu einer autoritären Diktatur strebt der Totalitarismus an, in alle sozialen Verhältnisse hineinzuwirken, oft verbunden mit dem Anspruch, einen „neuen Menschen“ gemäß einer bestimmten Ideologie zu formen. Insbesondere werden der italienische Faschismus (umstritten⁠a), der Nationalsozialismus und der stalinistische Kommunismus als Prototypen totalitärer Regime eingeordnet.[1]

Die meisten Autoren beschreiben den Totalitarismus auf etwas andere Weise, jedoch herrscht Konsens, dass der Totalitarismus darauf abzielt, ganze Bevölkerungen zur Unterstützung einer offiziellen Parteiideologie zu mobilisieren, und dass er intolerant gegenüber Aktivitäten ist, die nicht auf die Ziele der Partei ausgerichtet sind, was Repressionen oder staatliche Kontrolle nach sich zieht. Gleichzeitig kritisierten viele Wissenschaftler mit unterschiedlichem akademischen Hintergrund und ideologischen Positionen die Totalitarismustheorie.[2][3][4][5]

Begriffsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff wurde 1923 von dem italienischen Liberalen Giovanni Amendola, einem Gegner und Opfer des Faschismus, geprägt.[6][7] Er bezeichnete das von Benito Mussolini, dem Diktator Italiens, geschaffene Herrschaftssystem des Faschismus als totalitäres System (sistema totalitario). Während die Antifaschisten damit zunächst vor einer absoluten und unkontrollierbaren Herrschaft warnen wollten, wurde der Begriff rasch von den Faschisten selbst übernommen und in ihrem Sinne positiv belegt. So beschrieb Benito Mussolini bereits 1925 in einer Rede im Mailänder Teatro alla Scala den Charakter des von ihm angestrebten totalen Staates wie folgt: Tutto nello Stato, niente al di fuori dello Stato, nulla contro lo Stato[8] („Alles im Staate, nichts außerhalb des Staates, nichts gegen den Staat“).

Der deutsche Schriftsteller und Publizist Ernst Jünger verherrlicht 1930 im Artikel Die totale Mobilmachung im Krieg und Krieger die Umrisse des Totalitarismus. Er feiert den Krieg und die moderne Technik als Vorboten einer neuen Ordnung. Zum ersten Mal in der Geschichte Europas wurden die menschlichen und materiellen Kräfte der modernen Industriewelt in ihrer „Totalität“ mobilisiert, um die Kriegsanstrengungen zu bewältigen.[9][10]

In Deutschland sprach der rechtskonservative Staatsrechtler Carl Schmitt 1931 in seiner Schrift Der Hüter der Verfassung von einem „totalen Staat“, der die Vereinigung von Staat, Gesellschaft, Kultur und Religion bringen würde und dem die Zukunft gehöre[11], und sein Kollege Ernst Forsthoff veröffentlichte bald eine gleichnamige Monografie[12]. Unterdessen fand der Totalitarismusbegriff in Italien Eingang in die allgemeine innenpolitische Auseinandersetzung. So setzte etwa die katholische Volkspartei um Luigi Sturzo (1871–1959) unter Verwendung des Begriffs die Lager der Faschisten und Kommunisten gleich, da beide die parlamentarische Demokratie ablehnten.

Die französische Philosophin Simone Weil schrieb 1934:

„Es erscheint ziemlich klar, dass die heutige Menschheit ein wenig überall zu einer totalitären Form der sozialen Organisation tendiert, um den Begriff zu verwenden, den die Nationalsozialisten in Mode gebracht haben, d. h. zu einem Regime, in dem die Staatsmacht in allen Bereichen souverän entscheidet, sogar und vor allem im Bereich des Denkens.“[13]

Im November 1939 veranstaltete die American Philosophical Society ein erstes Symposium zum Totalitarian State, auf dem der US-amerikanische Historiker Carlton J. H. Hayes die historische Neuartigkeit des Totalitarismus gegenüber älteren Formen diktatorischer Herrschaft betonte. Franz Borkenau stellte 1940 in seinem Werk The Totalitarian Enemy eine frühe Totalitarismuskonzeption mittels des Vergleichs von Nationalsozialismus und Bolschewismus vor.

Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939–1945) wurde der Begriff ausschließlich mit negativer Konnotation verwandt. Unterschiedliche Publizisten verglichen Nationalsozialismus und Stalinismus und bezeichneten beide als totalitäre Regimes. Andere lehnten die Verwendung des Wortes Totalitarismus ohne tiefere Reflexion als Ausdruck des Kalten Krieges ab.

Der österreichisch-britische Philosoph Karl Popper versuchte 1945 zu zeigen, dass die Ideen, die wir heute totalitär nennen, einer platonischen Tradition angehören, die ebenso alt oder ebenso jung sei wie unsere Zivilisation selbst.[14]

Einer der bekanntesten Kritiker des Totalitarismus war der Schriftsteller George Orwell, der schon im Jahre 1949 in seinem Roman 1984 spätere Erkenntnisse anderer Publizisten auf fiktiver Ebene vorwegnahm. Laut Hannah Arendts 1951 publiziertem Buch The Origins of Totalitarianism ist die Rolle des Terrors das entscheidende Merkmal für ein totalitäres System.

Der israelische Historiker Jacob Talmon (1916–1980) betonte in seinem 1955 publiziertem Buch, dass sich auch ein demokratischer Rechtsstaat zu einer „totalitären Demokratie“ entwickeln kann.[15]

In seinem 1968 publiziertem Buch hat der französische Soziologe Raymond Aron (1905–1983) fünf Kriterien für ein totalitäres Regime aufgestellt[16]:

  • Ein Einparteienstaat, in dem eine Partei das Monopol auf alle politischen Aktivitäten hat.
  • Eine von der herrschenden Partei vertretene Staatsideologie, die als einzige Autorität anerkannt wird.
  • Ein staatliches Informationsmonopol, das die Massenmedien zur Verbreitung der offiziellen Wahrheit kontrolliert.
  • Staatlich kontrollierte Wirtschaft mit großen Wirtschaftsunternehmen unter staatlicher Kontrolle.
  • Ideologischer Terror, der wirtschaftliche oder berufliche Handlungen zu Verbrechen macht. Wer dagegen verstößt, muss mit strafrechtlicher Verfolgung und ideologischer Verfolgung rechnen.

2003 prägte der Politikwissenschaftler Sheldon Wolin in einem Zeitungsartikel den Begriff Inverted Totalitarianism (deutsch: Umgekehrter Totalitarismus). In seiner Monografie Democracy Incorporated: Managed Democracy and the Specter of Inverted Totalitarianism systematisierte er 2008 seine Darstellung.[17] Demnach ist mit dem Streben nach Superpower und dem Management von Demokratie in den USA eine postdemokratische Regierungstechnik entstanden sei, die Elemente der liberalen Demokratie, mit denen totalitärer politischer Systeme verbindet.[18]

Der deutsche Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge sagte 2007, der Machtanspruch des Neoliberalismus als dominante Ideologie des Kapitalismus sei total und universell. Aus dem homo sapiens werde ein homo oeconomicus.[19]

Wissenschaftler wie der syrisch-deutsche Politikwissenschaftler Bassam Tibi (* 1944), vertreten seit Anfang der 2000er Jahre die These, dass islamistische Systeme und Bewegungen eine gegenwärtige Erscheinungsform totalitärer Herrschaftsansprüche darstellen.[20][21][22][23]

Der deutsche Politikwissenschaftler und Extremismusforscher Eckhard Jesse grenzte in seinem 2008 publiziertem Buch den Totalitarismus einerseits vom demokratischen Verfassungsstaat ab, dessen Gegenteil er sei, andererseits von der autoritären Diktatur und allen älteren Formen des Autoritarismus.[24]

Begriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den bekanntesten Kommentatoren des Totalitarismus gehören:

Jeder von ihnen beschrieb den Totalitarismus auf etwas andere Weise, aber sie waren sich alle einig, dass der Totalitarismus darauf abzielt, ganze Bevölkerungen zur Unterstützung einer offiziellen Parteiideologie zu mobilisieren, und dass er intolerant gegenüber Aktivitäten ist, die nicht auf die Ziele der Partei ausgerichtet sind, was Repressionen oder staatliche Kontrolle der Wirtschaft, der Gewerkschaften, der gemeinnützigen Organisationen, der religiösen Organisationen und der kleineren politischen Parteien nach sich zieht. Gleichzeitig kritisierten viele Wissenschaftler mit unterschiedlichem akademischen Hintergrund und ideologischen Positionen die Totalitarismustheoretiker. Zu den bekanntesten gehörten Louis Althusser, Benjamin Barber, Maurice Merleau-Ponty und Jean-Paul Sartre. Sie vertraten die Auffassung, dass der Totalitarismus mit westlichen Ideologien zusammenhängt und eher mit Bewertung als mit Analyse verbunden ist. Das Konzept wurde im antikommunistischen politischen Diskurs der westlichen Welt während der Zeit des Kalten Krieges zu einem wichtigen Instrument, um den Antifaschismus der Vorkriegszeit in einen Antikommunismus der Nachkriegszeit umzuwandeln.[2][3][4][5][26]

Die meistrezipierten Theoretiker des Totalitarismus sind Hannah Arendt, Carl Joachim Friedrich und Zbigniew Brzeziński.[25]

Aufmarsch beim Reichsparteitag der NSDAP 1935

Totalitarismus-Modelle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es gibt verschiedene Versuche, totalitäre Systeme durch die Festlegung von Merkmalen zu bestimmen. Gemein ist diesen Totalitarismus-Modellen, dass sie totalitäre Systeme in Hinblick auf ihre Herrschaftsstrukturen definieren und analysieren. Im Fokus stehen also nicht die Ziele oder die Anzahl der Opfer totalitärer Diktaturen, sondern die Mechanismen der Herrschaft solcher Systeme. Die wichtigsten dieser Totalitarismus-Modelle werden im Folgenden dargestellt.

Totalitarismus-Modell von Friedrich/Brzeziński[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

50. Münchner Sicherheitskonferenz 2014: Zbigniew Brzeziński

Die Politikwissenschaftler Carl Joachim Friedrich und Zbigniew Brzeziński sahen in totalitären Regimen etwas grundsätzlich Neues. Die verschiedenen totalitären Systeme seien jedoch grundsätzlich gleichartig und untereinander vergleichbar. Das Wesen der totalitären Regime sei ihre Organisation und ihre Methoden zur Erreichung der totalen Kontrolle, nicht ihr Streben nach totaler Kontrolle. Dennoch habe man sich totalitäre Systeme nicht als statische Gebilde vorzustellen, da sie einer Evolution unterlägen. In ihrem 1956 erschienenen Werk Totalitarian Dictatorship and Autocracy definierten Friedrich und Brzeziński sechs konstitutive Merkmale totalitärer Systeme:

  1. eine offizielle Ideologie,[27] alle wichtigen Lebensbereiche umfassend, allgemeinverbindlich, auf Schaffung einer neuen Gesellschaft ausgerichtet, mit Wahrheitsanspruch und stark utopischen, z. T. religionsähnlichen Elementen.
  2. eine einzige, die gesamte formelle Macht innehabende, hierarchisch und oligarchisch organisierte Massenpartei (neuen Typs),[27] die in der Regel von einem Mann (dem Diktator) angeführt wird und die der staatlichen Bürokratie entweder übergeordnet oder mit ihr völlig verflochten ist. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung (bis 10 %) gehört der Partei aktiv an und eine aktive Minderheit innerhalb der Partei ist fanatisch der zugrunde liegenden Ideologie ergeben.
  3. ein physisches und/oder psychisches Terrorsystem: Kontrolle und Überwachung der Bevölkerung, aber auch der Partei selbst, durch eine (Geheim-)Polizei.[27] Diese bekämpft nicht nur tatsächliche, sondern auch potenzielle Feinde.
  4. das nahezu vollständige Monopol der Massenkommunikationsmittel beim Staat.[27]
  5. das nahezu vollständige Monopol der Anwendung der Kampfwaffen beim Staat.[27]
  6. eine zentrale, bürokratisch koordinierte Überwachung und Lenkung der Wirtschaft.[27]

Friedrich und Brzeziński weisen weiterhin auf die zentrale Rolle des technischen Fortschritts hin, der die Merkmale 3–6 erst ermögliche.

Totalitarismus-Modell von Peter Graf Kielmansegg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Peter Graf von Kielmansegg

Der Politikwissenschaftler Peter Graf Kielmansegg kritisierte das Modell von Friedrich/Brzeziński, das seiner Meinung nach die Dynamik des sozialen Wandels innerhalb des Systems nicht erklären könne. Nach Kielmannsegg sind die entscheidenden Merkmale totalitärer Systeme:

  • monopolistische Konzentration der Einflussmöglichkeiten auf Entscheidungsprozesse in einem Führungszentrum: Entscheidend sei hierbei nicht, dass die Führung wirklich alles selbst regelt, sondern dass sie prinzipiell die Möglichkeit hat, jede Entscheidung an sich zu ziehen, sowie die Entscheidungen, die außerhalb der Führung getroffen wurden, zu revidieren. Maßgeblich sei auch, dass die totalitäre Führung keiner Kontrollinstanz unterworfen ist.
  • prinzipiell unbegrenzte Reichweite der Entscheidungen des politischen Systems: Hiermit ist die Eingriffskompetenz des politischen Systems in prinzipiell alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens gemeint.
  • prinzipiell unbeschränkte Freiheit, Sanktionen zu verhängen: Entscheidend sei das zur Verfügung stehende Sanktionsinstrumentarium und die Verfügungsfreiheit über diese Instrumente. Terror sei nur eines der möglichen Instrumente. Als weitere werden beispielsweise die Bestimmung über Bildungs-, Berufs- und Kommunikationschancen sowie über die Chancen materieller Befriedigung genannt.

Nach Kielmansegg zieht die Inanspruchnahme von Entscheidungsgewalt unbegrenzter Reichweite (2) die obige Struktur nach sich. Dieser Punkt sei also als Beginn der Entstehung totalitärer Systeme zu sehen. Sobald das Herrschaftsmonopol erst einmal etabliert sei, werde die Sicherung des Monopols (Machterhalt) zum Selbstzweck des Monopols. Nach Kielmansegg besteht also in totalitären Systemen ein Vorrang der Sicherung des Entscheidungsmonopols vor allen ideologischen Herrschaftszielen. Ideologie und Massenpartei hätten lediglich die Aufgabe, zu motivieren, zu kontrollieren und Legitimation zu verschaffen.

Totalitarismus-Modell von Hannah Arendt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hannah Arendt

Laut Hannah Arendt ist die Rolle des Terrors das entscheidende Merkmal für ein totalitäres System. In ihrer 1951 zunächst in englischer Sprache erschienenen umfangreichen Untersuchung The Origins of Totalitarianism, die 1955 in Frankfurt am Main als Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft herausgebracht wurde, heißt es:

„Das Wesentliche der totalitären Herrschaft liegt also nicht darin, dass sie bestimmte Freiheiten beschneidet oder beseitigt, noch darin, dass sie die Liebe zur Freiheit aus den menschlichen Herzen ausrottet; sondern einzig darin, dass sie die Menschen, so wie sie sind, mit solcher Gewalt in das eiserne Band des Terrors schließt, dass der Raum des Handelns, und dies allein ist die Wirklichkeit der Freiheit, verschwindet.“[28]

Als weitere Kriterien der totalitären Herrschaft nennt sie: den Willen zur Weltherrschaft, fanatisierte Massenbewegungen auf der Grundlage des Führerprinzips, millionenfache Morde im Namen einer „neuen“ gesetzmäßigen Ordnung, das heißt die Umdeutung und Manipulation der Moral, sowie die Verknüpfung mit einer Ideologie und die totalitäre Propaganda.

Arendt bezeichnete lediglich den Nationalsozialismus und den Stalinismus als totalitäre Herrschaftssysteme. Andere Ausprägungen politischer Unterdrückung, beispielsweise in Kriegszeiten, betrachtete sie seit der Antike als Diktaturen bzw. als Systeme der Tyrannis. Hierfür liefert sie eine Fülle von Beispielen. Unter anderem kennzeichnete sie den Faschismus Benito Mussolinis und die Sowjetunion nach Stalins Tod sowie ihre „Satellitenstaaten“ als nicht totalitäre Diktaturen. Sie äußerte die Sorge, dass in Zukunft wiederum mit totalitären Gesellschaftsformen zu rechnen sei.

Totalitarismus-Modell von Karl Popper[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karl Popper (1985)

Der österreichisch-britische Philosoph Karl Popper (1902–1994) versuchte zu zeigen, dass sich die menschliche Zivilisation noch immer nicht von ihrem Geburtstrauma erholt hat – vom Trauma (seelische Verletzung) des Übergangs aus der Stammes- oder „geschlossenen“ Gesellschaftsordnung, die magischen Kräften unterworfen ist, zur 'offenen' Gesellschaftsordnung[29], die die kritischen Fähigkeiten des Menschen in Freiheit setze. Der Schock dieses Übergangs sei einer der Faktoren, die den Aufstieg jener reaktionären Bewegungen ermöglichten, die auf den Sturz der Zivilisation und auf die Rückkehr zur Stammesgebundenheit hingearbeitet haben und noch hinarbeiten. Damit sei angedeutet, dass die Ideen, die wir heute totalitär nennen, einer Tradition angehören, die ebenso alt oder ebenso jung sei wie unsere Zivilisation selbst.

Totalitarismus-Modell von Wolfgang Merkel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der deutsche Politikwissenschaftler Wolfgang Merkel definiert in seinem Buch Systemtransformation[30] folgende Typen totalitärer Regime:

Kommunistisch-totalitäre Regime[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anti-totalitäre Streetart auf einer Mauer in Bukarest (2013).

Merkmale:

  • Herrschaftszugang völlig ausgeschlossen
  • Kommunistische Partei (KP) hat per Verfassung die ausschließlich führende Rolle
  • monistische Herrschaftsstruktur, kein Pluralismus, auch nicht in Ansätzen
  • jegliche Opposition und Abweichung wird mit Repression und Terror bis hin zur physischen Vernichtung bekämpft
  • eigentlich eine Führerdiktatur, die mithilfe der KP und der Ideologie des Marxismus-Leninismus den totalen Herrschaftsanspruch in der Realität umsetzt
  • ein KP-Generalsekretär konzentriert die gesamte Staats- und Parteimacht in seinen Händen
  • kann in bestimmten Phasen sultanistisch-totalitäre Züge annehmen

Beispiele:

Faschistisch-totalitäre Regime[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Merkmale:

  • Herrschaftszugang völlig ausgeschlossen
  • monistische Herrschaftsstruktur
  • Terror zur Durchsetzung des totalen Herrschaftsanspruches

Beispiele:

Theokratisch-totalitäre Regime[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Merkmale:

  • Kontrolle und Reglementierung bis in die Intimsphäre der Bürger
  • Instrumentalisierung der Religion als allumfassende, politische Legitimationsideologie
  • kapillares Organisationssystem
  • kapitalistische Wirtschaftssystem bleibt unangetastet

Beispiele:

  • in der Realität noch niemals vollständig verwirklicht worden

Beispiele totalitärer Regime[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegenwart[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Je nach Totalitarismus-Modell werden unterschiedliche Staaten als totalitär bezeichnet. Beispiele für häufig genannte aktuelle Regime sind:

Vergangenheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

NS-Kundgebung in Berlin (1. Mai 1936, Lustgarten)
KVP-Parade, nach dem Tode Stalins 1953, Dresden

Beispiele für häufig genannte Regime der Vergangenheit sind:

Ebenfalls als totalitär gilt Kambodscha unter den Roten Khmer.

Umstritten ist in der Forschung, ob der Begriff etwa auf die DDR angewendet werden kann. Eckhard Jesse wandte das Konzept von Juan José Linz, der anhand verschiedener Merkmale totalitäre Diktaturen von autoritären unterscheidet, auf die DDR an. Er kam zu dem Schluss, dass die DDR unter Walter Ulbricht als totalitär bezeichnet werden kann. Unter Erich Honecker habe die DDR aufgrund der abnehmenden Ideologisierung selbst innerhalb der SED sowie der abnehmenden Mobilisierung der Bevölkerung diesen Charakter zunehmend verloren und sich zu einem autoritären System entwickelt.[34] Klaus Schroeder kennzeichnet in seiner Monografie Der SED-Staat die DDR als „(spät-)totalitären Überwachungs- und Versorgungsstaat“.[35]

Ebenso umstritten ist die Einordnung des Nationalsozialismus als totalitär, da die Wirtschaft über eine gewisse Autonomie verfügte, welche zwar aufgrund des Krieges eingeschränkt wurde, dies aber nicht Kennzeichen des Systems, sondern eine Erscheinung des Kriegszustandes war. Außerdem ist die teleologische Rassentheorie nicht so allumgreifend, wie es bspw. der Stalinismus war.[36]

Kritik am Konzept[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von sozialistischen Historikern wurde die Totalitarismustheorie kritisiert und gelegentlich als „Totalitarismusdoktrin“ bezeichnet. Sie sei ein ideologisches Konstrukt des Kalten Krieges, das die Länder des real existierenden Sozialismus diffamieren sollte. Gemäß dieser Auffassung sei der Nationalsozialismus nicht mit sozialistischen Systemen, welcher Art auch immer zu vergleichen. Das Totalitarismus-Konzept erfasse nicht die Ziele und Inhalte politischer Systeme sowie die Motivation politisch Handelnder, sondern lediglich die äußeren Formen wie Unterdrückung und Verfolgung politischer oder anderer Gruppen. Eine Reihe gemeinsamer Merkmale, wie Einheitspartei, umfassender Machtapparat, Kommunikationsmonopol, Führerkult und Terror reiche demnach nicht aus, um Regierungen unterschiedlicher ideologischer Ausrichtung als totalitär zu bezeichnen.

Kritiker des Totalitarismus-Konzepts sehen die Gefahr einer Gleichsetzung von Stalinismus und Nationalsozialismus. Jeder Vergleich von Struktur und Praxis führe unvermeidlich zu Relativierungen. So werde der Holocaust zu einem Verbrechen unter anderen gemacht. Damit finde auch unter den Bekundungen einer so betriebenen Historisierung des Holocaust, z. B. durch die sogenannten „Massakervergleiche“, die den antisemitischen Kern von Auschwitz nicht berücksichtigten, eine Umdeutung der deutschen Geschichte statt.[37]

Dem wird entgegengehalten, dass die historische Einzigartigkeit der nationalsozialistischen Verbrechen nicht bedeuten könne, dass politische Strukturen und Praktiken nicht miteinander verglichen werden dürfen.[38] Ein Vergleich von Systemen und ihrer Verbrechen stelle keine Gleichsetzung der verglichenen Systeme oder deren Verbrechen dar. Unabhängig von der Unterschiedlichkeit der Ideologien der untersuchten Systeme und dem Ausmaß der von ihnen verschuldeten Opfer bringe die Totalitarismusforschung Erkenntnisfortschritt in Bezug auf die Herrschaftsstrukturen und -mechanismen totalitärer Diktaturen. Ihre Verurteilung als Konstrukt des Kalten Krieges übersehe überdies, dass ihre Begrifflichkeit und Grundaussagen bereits seit den späten dreißiger Jahren ausgebildet waren und politisch-plakative Inanspruchnahme der Theorie generell nichts über ihre wissenschaftliche Berechtigung aussagen könne.[39]

Da die Totalitarismus-Modelle sich auf die Herrschaftsform der untersuchten Regime konzentrieren und alle anderen Aspekte ausblenden, wird der Ansatz als „strukturanalytisch defizitäre Form des Systemvergleichs“ kritisiert.[40] In der Politikwissenschaft werden die Totalitarismusmodelle inzwischen durch Konzepte wie das der Politischen Religion ergänzt, um beispielsweise auch die Motivation und Mobilisierung innerhalb totalitärer Systeme zu erklären.[41]

Weitere Totalitarismus-Begriffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Invertierter Totalitarismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2003 prägte der Politikwissenschaftler Sheldon Wolin in einem Zeitungsartikel den Begriff Inverted Totalitarianism (deutsch: Umgekehrter Totalitarismus).[42] In seiner Monografie Democracy Incorporated: Managed Democracy and the Specter of Inverted Totalitarianism systematisierte er 2008 seine Darstellung und erhielt dafür im selben Jahr den Lannan Literary Award in der Kategorie „Ein besonders bemerkenswertes Buch“.[17]

Die These dieses Werkes ist, dass am Ende des 20. Jahrhunderts mit dem Streben nach dem Status einer „Superpower“ und mit dem „Management von Demokratie“ in den USA eine „postdemokratische Regierungstechnik“ entstanden sei. In dieser verbänden sich Elemente der liberalen Demokratie mit denen totalitärer politischer Systeme. Den zentralen Unterschied zum klassischen Totalitarismus sieht Wolin darin, dass der Nationalsozialismus ein „Mobilisierungsregime“ gewesen sei, das die Massen zur aktiven Beteiligung an der politischen Bewegung motivieren wollte. Dagegen setze der invertierte Totalitarismus auf eine weitreichende Entpolitisierung der Bevölkerung. Außerdem beruhe die postmoderne Form totaler Herrschaft auf „weicheren“, kaum wahrnehmbaren Unterdrückungsmechanismen. Auch eine starke Führungspersönlichkeit sei in dieser Regierungsform verzichtbar.[43]

Ökonomischer Totalitarismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christoph Butterwegge konstatiert, der Machtanspruch des Neoliberalismus als dominante Ideologie des Kapitalismus sei total und universell. „Total durch den Anspruch an eine umfassende Entpolitisierung des Gesellschaftlichen und universell im Hinblick auf seinen globalen Geltungsanspruch.“ Langfristig setze der Neoliberalismus die Marktgesellschaft durch.[44] Im Widerspruch zur Neoklassik dehne er das Kosten-Nutzen-Kalkül auf alle Bereiche des menschlichen Verhaltens aus (ökonomischer Imperialismus, Gary Becker), besonders auffällig im Public-Choice-Ansatz. Aus dem homo sapiens werde ein homo oeconomicus.[19]

Norbert Blüm urteilt: „Wir haben es mit einer Wirtschaft zu tun, die sich anschickt, totalitär zu werden, weil sie alles unter den Befehl einer ökonomischen Ratio zu zwingen sucht. Aus Marktwirtschaft, also ein Segment, soll Marktgesellschaft werden. Das ist der neue Imperialismus. Er erobert nicht mehr neue Gebiete, sondern macht sich auf Hirn und Herz der Menschen einzunehmen. Sein Besatzungsregime verzichtet auf körperliche Gewalt und besetzt Zentralen der inneren Steuerung des Menschen.“[45]

Für den Bereich der Bildungspolitik und Bildungsreformen in der Bundesrepublik Deutschland wird diese Auffassung von Matthias Burchardt vertreten.

Jon Kofas betrachtet 2019 es als Widerspruch des Neoliberalismus, dass er Freiheit und Emanzipation fördere, aber in der Praxis ein totalitäres System sei, „das darauf abzielt, die Gesellschaft und den Einzelnen in Übereinstimmung mit seinem dogmatischen Marktfundamentalismus zu bringen.“[46]

Totalitärer Überwachungskapitalismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Susanna Zuboff (* 1951) vertritt die These, der moderne Kapitalismus entwickele totalitäre Züge in Form der totalen Überwachung auch der Privatsphäre. Diese Überwachung besetze sogar die Nischen, die in bisherigen totalitären Systemen noch frei, weil unkontrollierbar, geblieben seien. In dieser Form der Kontrolle und Steuerung setzen Unternehmen, so Zuboff, ihre Profitinteressen durch.[47]

Digitaler Totalitarismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kritiker der neuen, bisher nicht gekannten Macht der Internetkonzerne sprechen von einem „digitalen Totalitarismus“.[48] (auch Totalitarismus 2.0, technologischer Totalitarismus oder Techno-Totalitarismus genannt) So warnt Max Tegmark davor, dass wir auf dem besten Weg sind, die erforderlichen digitalen Infrastrukturen für eine totalitäre endgültige Diktatur zu schaffen, die er Totalitarismus 2.0 nennt. Ausreichend starke Kräfte müssten nur noch den Einschaltknopf drücken. Die Macht läge nicht in den Händen eines herkömmlichen Diktators, sondern in einem bürokratischen System, das im Gegensatz zu herkömmlichen totalitären Diktaturen als gesichts- und führerloses System einige Jahrtausende Bestand haben könnte.[49] Zu den weiteren neuen Technologien, die künftige totalitäre Regime stärken könnten, gehören das Auslesen von Gehirnen, die Verfolgung von Kontakten und verschiedene Anwendungen der künstlichen Intelligenz.[50][51][52] Andere Studien versuchen, moderne technologische Veränderungen mit Totalitarismus in Verbindung zu bringen. Shoshana Zuboff zufolge treibt der wirtschaftliche Druck des modernen Überwachungskapitalismus die Intensivierung der Online-Verbindung und -Überwachung voran, wobei Räume des sozialen Lebens für die Sättigung durch Unternehmensakteure offen werden, die auf die Erzielung von Profit und/oder die Regulierung von Handlungen abzielen.[53]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Klassiker der Totalitarismus-Theorie

Darstellungen zur Totalitarismus-Theorie und zu Totalitarismus-Modellen

  • Uwe Backes: Totalitarismus – auf der Suche nach einem definitorischen Minimum. In: FORUM für osteuropäische Zeit- und Ideengeschichte. 17, 2013, Heft 1, S. 45–64.
  • Uwe Backes: Was heißt Totalitarismus? Zur Herrschaftscharakteristik eines extremen Autokratie-Typs. In: Katarzyna Stokłosa, Andrea Strübind (Hrsg.): Glaube – Freiheit – Diktatur in Europa und den USA. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 3-525-35089-9, S. 609–625, hait.tu-dresden.de (PDF; 294 kB).
  • Lothar Fritze: Anatomie des totalitären Denkens. Kommunistische und nationalsozialistische Weltanschauung im Vergleich. Olzog, München 2012, ISBN 3-7892-8324-X.
  • Abbott Gleason: Totalitarianism. The Inner History Of The Cold War. Oxford University Press, New York 1998, OCLC 229907011.
  • Jens Hacke: „Volksgemeinschaft der Gleichgesinnten“. Liberale Faschismusanalysen und die Wurzeln der Totalitarismustheorie. In: Mittelweg 36. 23, 2014, Heft 4, S. 53–73.
  • Klaus-Dietmar Henke (Hrsg.): Totalitarismus. Sechs Vorträge über Gehalt und Reichweite eines klassischen Konzepts der Diktaturforschung. HAIT, Dresden 1999, hait.tu-dresden.de (PDF; 796 kB).
  • Klaus Hildebrand: Zwischen Politik und Religion. Studien zur Entstehung, Existenz und Wirkung des Totalitarismus (= Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien 59). Oldenbourg, München 2003, ISBN 3-486-56748-9, historischeskolleg.de (PDF; 6,7 MB).
  • Martin Jänicke: Totalitäre Herrschaft. Anatomie eines politischen Begriffes. Duncker & Humblot, Berlin 1971, ISBN 3-428-02448-6.
  • Eckhard Jesse (Hrsg.): Totalitarismus im 20. Jahrhundert. Eine Bilanz der internationalen Forschung. Nomos, Baden-Baden 1999, ISBN 3-7890-5954-4.
  • Árpád von Klimó, Malte Rolf (Hrsg.): Rausch und Diktatur. Inszenierung, Mobilisierung und Kontrolle in totalitären Systemen. Campus, Frankfurt am Main 2006, ISBN 3-593-38206-7.
  • Gerhard Lozek: Totalitarismus – (k)ein Tehema für die Linke? (= Pankower Vorträge Bd. 1). Helle Panke. Berlin, 1997 (2. Aufl.).
  • Konrad Löw (Hrsg.): Totalitarismus. Duncker & Humblot, Berlin 1993, ISBN 3-428-07664-8.
  • Hans Maier (Hrsg.): „Totalitarismus“ und „Politische Religionen“. Konzepte des Diktaturvergleichs. 3 Bände. Schöningh, Paderborn 1996–2003, ISBN 3-506-76825-5.
  • Wolfgang Merkel: Totalitäre Regimes. In: Totalitarismus und Demokratie. 1, 2004, Heft 2, S. 183–201, hait.tu-dresden.de (PDF; 166 kB).
  • Robert Christian van Ooyen: Totalitarismustheorie gegen Kelsen und Schmitt. Eric Voegelins „politische Religionen“ als Kritik an Rechtspositivismus und politischer Theologie. In: Zeitschrift für Politik. 49, 2002, Heft 1, S. 56–82.
  • Richard Overy: Die Diktatoren. Hitlers Deutschland, Stalins Rußland. Aus dem Englischen übersetzt von Udo Rennert und Karl Heinz Siber. DVA, München 2005, ISBN 3-421-05466-5.
  • Bruce F. Pauley: Hitler, Stalin, and Mussolini. Totalitarianism in the Twentieth Century. 4. Auflage. Wiley-Blackwell, Oxford 2014, ISBN 1-118-76592-3.
  • Lars Rensmann: Totalitarismus. In: Gerhard Göhler, Matthias Iser, Ina Kerner (Hrsg.): Politische Theorie. 22 umkämpfte Begriffe zur Einführung. VS Verlag, Wiesbaden 2004, ISBN 3-8252-2594-1, S. 367–384.
  • Frank Schale, Ellen Thümmler (Hrsg.): Den totalitären Staat denken. Nomos, Baden-Baden 2015, ISBN 3-8487-1640-2.
  • Walter Schlangen: Die Totalitarismus-Theorie. Entwicklung und Probleme. Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002776-X.
  • Mike Schmeitzner (Hrsg.): Totalitarismuskritik von links. Deutsche Diskurse im 20. Jahrhundert (= Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung. Bd. 34). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-36910-4.
  • Bruno Seidel, Siegfried Jenkner (Hrsg.): Wege der Totalitarismus-Forschung. WBG, Darmstadt 1968, DNB 458589039.
  • Hans Otto Seitschek: Politischer Messianismus. Totalitarismuskritik und philosophische Geschichtsschreibung im Anschluß an Jacob Leib Talmon (= Politik- und kommunikationswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft. Bd. 26). Schöningh, Paderborn 2005, ISBN 3-506-72929-2.
  • Achim Siegel (Hrsg.): Totalitarismustheorien nach dem Ende des Kommunismus (= Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung. Bd. 7). Böhlau, Köln/Weimar/Wien 1998, ISBN 3-412-04498-9.
  • Alfons Söllner: Totalitarismus – eine notwendige Denkfigur des 20. Jahrhunderts? Fünf historische Stationen des Totalitarismusbegriffs (= Philosophische Gespräche. Bd. 39). Helle Panke. Berlin, 2015, DNB 1078000972.
  • Alfons Söllner, Ralf Walkenhaus, Karin Wieland (Hrsg.): Totalitarismus. Eine Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts. Akademie, Berlin 1997, ISBN 3-05-003122-0.
  • Guido Thiemeyer: Totalitarismus und Kalter Krieg (1920–1970). Kohlhammer, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-17-034426-6.
  • Clemens Vollnhals: Der Totalitarismusbegriff im Wandel des 20. Jahrhunderts. In: Bohemia. 49, 2009, Heft 2, S. 385–398, bohemia-online.de (PDF; 584 kB)

Kritik an der Totalitarismus-Theorie und an Totalitarismus-Modellen

Antitotalitäre literarische Werke in der Belletristik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Totalitarismus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: totalitär – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

a 
Einige Forscher wie beispielsweise Hannah Arendt und Wolfgang Merkel betrachten den Italofaschismus als autoritär.
  1. Otto Stammer: Politische Soziologie – Zuverlässigkeit. In: Wilhelm Bernsdorf (Hrsg.): Wörterbuch der Soziologie. Band 3. Fischer-Taschenbuch, Frankfurt (am Main) 1972, ISBN 3-436-01438-9, Totalitarismus, S. 862–864.
  2. a b Nicholas Guilhot: The Democracy Makers: Human Rights and International Order (hardcover ed.). Columbia University Press (New York), New York City 2005, ISBN 0-231-13124-0, S. 33 (englisch).
  3. a b George Reisch: A.How the Cold War Transformed Philosophy of Science: To the Icy Slopes of Logic. Cambridge University Press., New York City 2005, ISBN 0-521-54689-3, S. 153–154. (englisch).
  4. a b David Caute: Politics and the Novel during the Cold War. Transaction Publishers, 2010, ISBN 978-1-4128-3136-9, S. 95–99 (englisch).
  5. a b David Caute: Politics and the Novel during the Cold War. In: books.google.de. Transaction Publishers., 2010, abgerufen am 2. August 2022 (englisch, ISBN 978-1-4128-3136-9. Kommentar von Seite 95–99.).
  6. In seinem Artikel Maggioranza e minoranza (Mehrheit und Minderheit), der am 12. Mai 1923 in der Tageszeitung Il Mondo erschienen ist, bezeichnete Giovanni Amendola den Faschismus erstmals als sistema totalitario, das „absolute und unkontrollierte Herrschaft“ anstrebe. Zitiert nach Jens Petersen: Die Geschichte des Totalitarismusbegriffs in Italien. In: Hans Maier (Hrsg.): Totalitarismus und Politische Religionen. Paderborn 1996, S. 15–35, hier S. 20.
  7. Richard Wolin: Ce qui rattache les fascismes et le communisme à la modernité. In: Raisons politiques. Band 5, Februar 2002, S. 95 (französisch).
  8. Benito Mussolini: Per la medaglia dei benemeriti del comune die Milano. In: Opera Omnia. Band 21, S. 425.
  9. Ernst Jünger: Die totale Mobilmachung, in: Krieg und Krieger. Junker und Dünnhaupt, Berlin 1930, S. 9–30.
  10. Ernst Jünger: La mobilisation totale. In: Recherches. Nr. 32-33,, 1978 (französisch).
  11. siehe bei Roman Parkhomenko: Cassirers politische Philosophie : Zwischen allgemeiner Kulturtheorie und Totalitarismus-Debatte. KIT Scientific Publishing, Karlsruhe 2016, ISBN 978-2-8218-7755-9, S. 9 ff.
  12. Ernst Forsthoff, Der totale Staat, Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg 1933
  13. Gallimard, Folio Essais, (Hrsg.): Réflexions sur les causes de la liberté et de l'oppression sociale. 1955, S. 138 (französisch, Il apparaît assez clairement que l'humanité contemporaine tend un peu partout à une forme totalitaire d'organisation sociale, pour employer le terme que les nationaux-socialistes ont mis à la mode, c'est-à-dire à un régime où le pouvoir d'État déciderait souverainement dans tous les domaines, même et surtout dans le domaine de la pensée.).
  14. Karl R. Popper: The Open Society and Its Enemies. Teil 1: The Spell of Plato. (Die offene Gesellschaft und ihre Feinde). Routledge, London 1945 (englisch).
  15. Jacob Talmon: The Origins of Totalitarian Democracy. Secker & Warburg, London 1955 (englisch).
  16. Raymond Aron: Democracy and Totalitarianism. Littlehampton Book Services, 1968, ISBN 0-297-00252-X.
  17. a b Sheldon Wolin 2008. Lannan Literary Award for Notable Book Awards, abgerufen am 4. November 2018.
  18. Darstellung nach Claudia Ritzi: Die Postdemokratisierung politischer Öffentlichkeit : Kritik zeitgenössischer Demokratie – theoretische Grundlagen und analytische Perspektiven. Springer VS, Wiesbaden 2014, S. 85 ff.
  19. a b Christoph Butterwegge: Kritik des Neoliberalismus. Springer-Verlag, 2007, ISBN 978-3-531-15185-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  20. Bassam Tibi: Der neue Totalitarismus. ‚Heiliger Krieg’ und westliche Sicherheit. Primus Verlag, Darmstadt 2004.
  21. Wahied Wahdat-Hagh: Die islamische Republik Iran. Die Herrschaft des politischen Islam als eine Spielart des Totalitarismus. Lit-Verlag, Münster/Hamburg/Berlin 2003.
  22. Johannes Urban: Die Bekämpfung des Internationalen Islamistischen Terrorismus. VS Verlag, Wiesbaden 2006, insbesondere S. 24 ff.
  23. Thomas Vollmer: Der militante Islamismus als neuer Totalitarismus. Dschihadistischer Terrorismus und westliche Sicherheitsarchitektur. VDM Verlag, Saarbrücken 2007.
  24. Eckhard Jesse: Diktaturen in Deutschland. Diagnosen und Analysen. Nomos, Baden-Baden 2008, ISBN 978-3-8329-3679-2, S. 11.
  25. a b c d e f g h i Norbert Kapferer: St–T. In: Joachim Ritter, Karlfried Gründer (Hrsg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie (HWPH). Band 10. Schwabe, Basel 1999, ISBN 3-7965-0115-X, Totalitarismus, Sp. 1298.
  26. Achim Siegel: The Totalitarian Paradigm After the End of Communism: Towards a Theoretical Reassessment (hardback ed.). Rodopi, Amsterdam: 1998, ISBN 90-420-0552-1, S. 200 (englisch).
  27. a b c d e f Giovanni Sartori: Demokratietheorie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1992, ISBN 3-534-11493-0, 7.4 Totalitarismus, S. 197 (Sartori bei den ersten fünf Punkten nach Friedrich: Totalitarism 1954, beim sechsten Punkt nach Friedrich und Brzezinski: Totalitarian Dictatorship and Autocracy 1956).
  28. Hannah Arendt: Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft. 1986, S. 958.
  29. Karl R. Popper: The Open Society and Its Enemies. Teil 1: The Spell of Plato. (Die offene Gesellschaft und ihre Feinde). Routledge, London 1945 (englisch).
  30. Wolfgang Merkel Systemtransformation. Eine Einführung in die Theorie und Empirie der Transformationsforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17201-9, S. 52–55.
  31. Wahied Wahdat-Hagh: Die islamische Republik Iran. Die Herrschaft des politischen Islam als eine Spielart des Totalitarismus
  32. China invents the digital totalitarian state In: The Economist, 17. Dezember 2017. Abgerufen im 14. September 2018. (englisch) 
  33. Der Westen gibt sich Illusionen hin: Die Taliban können keine Verbündeten sein (Bassam Tibi). In: Neue Zürcher Zeitung. 2. Oktober 2021, abgerufen am 14. September 2023.
  34. Eckhard Jesse: War die DDR totalitär? In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Heft 40, 1994, S. 12–23.
  35. Klaus Schroeder: Der SED-Staat. Geschichte und Strukturen der DDR. Hanser, München 1998, ISBN 3-446-19311-1, S. 619 f.
  36. Jerzy Maćków: Totalitarismus und danach : Einführung in den Kommunismus und die postkommunistische Systemtransformation. 1. Auflage. Nomos, Baden-Baden 2005, ISBN 3-8329-1486-2.
  37. Wolfgang Wippermann, Michael Burleigh: The Racial State. Germany 1933–1945. Cambridge University Press, Cambridge 1991, S. 12 ff. u.ö.; derselbe: Totalitarismustheorien. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1997, S. 99 f. u.ö.
  38. Ian Kershaw: Der NS-Staat. Geschichtsinterpretationen und Kontroversen im Überblick. 4. Auflage. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2006, S. 66/67 (Kershaw hält insgesamt jedoch das Konzept der Totalitarismustheorien für die Analyse des Nationalsozialismus nur für teilweise tauglich, vgl. S. 63).
  39. so etwa: Hans Joachim Lieber: Zur Theorie totalitärer Herrschaft. In: Hans-Joachim Lieber (Hrsg.): Politische Theorien von der Antike bis zur Gegenwart. Bonn 1991, S. 881–931, hier S. 883 und S. 926–931.
  40. Everhard Holtmann (Hrsg.), Politik Lexikon, 3. Auflage 2000, S. 690.
  41. Hans Maier: Deutungen totalitärer Herrschaft. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 50 (2002), S. 362–366 (online, Zugriff am 7. Juni 2019).
  42. Sheldon Wolin, Inverted Totalitarianism. How the Bush regime is effecting the transformation to a fascist-like state, In: The Nation, 19. Mai 2003, abgerufen am 4. November 2018.
  43. Darstellung nach Claudia Ritzi: Die Postdemokratisierung politischer Öffentlichkeit : Kritik zeitgenössischer Demokratie – theoretische Grundlagen und analytische Perspektiven. Springer VS, Wiesbaden 2014, S. 85 ff.
  44. Christoph Butterwegge: Kritik des Neoliberalismus. Springer-Verlag, 2007, ISBN 978-3-531-15185-4 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  45. Gerechtigkeit. Eine Kritik des Homo oeconomicus. Herder, Freiburg im Breisgau 2006, ISBN 3-451-05789-1, S. 61
  46. Jon Kofas: Neoliberal Totalitarianism and the Social Contract. 2019 https://www.researchgate.net/publication/331876517_Neoliberal_Totalitarianism_and_the_Social_Contract
  47. Wolfgang Scholl: Mut zu Innovationen: Impulse aus Praxis, Forschung, Beratung und Ausbildung. Springer-Verlag, 2019, ISBN 978-3-662-58390-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  48. Shoshana Zuboff: Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus. Frankfurt/New York 2018, S. 412.
  49. Max Tegmark: Leben 3.0. Mensch sein im Zeitalter Künstlicher Intelligenz. Berlin 2019, S. 288 f.
  50. Kiel Brennan-Marquez: A Modest Defense of Mind Reading. In: yjolt.org. Yale University, abgerufen am 18. September 2022 (englisch).
  51. D. Helbing; B. S. Frey, G. Gigerenzer; et al.: Will democracy survive big data and artificial intelligence?. Towards Digital Enlightenment: Essays on the Dark and Light Sides of the Digital Revolution. Springer, 2019, ISBN 978-3-319-90869-4, S. 73–98 (englisch).
  52. AlexeyTurchin, David Denkenberger: Classification of global catastrophic risks connected with artificial intelligence. In: AI & Society. Band 35, Nr. 1, 3. April 2018, S. 147–163, doi:10.1007/s00146-018-0845-5 (englisch).
  53. Shoshana Zuboff: The Age of Surveillance Capitalism: The Fight for a Human Future at the New Frontier of Power. PublicAffairs, New York 2019, ISBN 978-1-61039-569-4, S. e.