FORVM, No. 481-484

Internationale Zeitschrift für kulturelle Freiheit, politische Gleichheit und solidarische Arbeit[1] Begründet 1954 von Friedrich Hansen-Loeve, Felix Hubalek, Alexander Lernet-Holenia und Friedrich Torberg; fortgeführt von Günther Nenning 1966-1986. Herausgeber, Medieninhaber[2] und Verleger: Gerhard Oberschlick Hersteller: Typographische Anstalt, 1190 Wien


[1] Offenlegung gem § 25 MedienG: grdlgde Richtung & Unternehmensgegenstand.
[2] Von sonst nix & niemand sonst.

Beitræge

Temelin und Dukovany

Genehmigungsverfahren im Postkommunismus

1

Nicht offizielle Erklärungen, Zeitungsberichte und Stellungnahmen sind es, die uns Vertrauen in Großprojekte einflößen können. Zu oft schon wurden wir Staatsbürger/innen in unserem Vertrauen in solche Deklarationen schwer enttäuscht. Bei volkswirtschaftlich besonders bedeutenden Projekten, deren (...)


Fremde Heere Ost

Die Erweiterung der Nato

4

1. Anstand und Pflicht Die Vergrößerung der NATO vom Jänner 1994 ist von der Öffentlichkeit in sehr versponnenen Formen zur Kenntnis genommen worden. Da keine neuen Mitglieder aufgenommen wurden, sei die Ost-Erweiterung der NATO bestenfalls in die Wege geleitet oder auch auf unbestimmte Zeit (...)


Neue Chancen für Österreich innerhalb Europas

7

M. H. ist Landesparteivorsitzender der SPÖ Wien Die Wiener Sozialdemokraten bekennen sich zu einem klaren JA für einen EU-Beitritt. Wohlwissend, daß dies zwar nicht den Eintritt in das Paradies bedeutet, aber vor allem aus ökonomischen, ökologischen und sicherheitspolitischen Gründen wünschenswert (...)


Der österreichische Heimatbegriff und die EU-Debatte

8

W. D., Pathologe und ehemaliges SPÖ-Mitglied, schrieb dies als Kommentar zu Manfred Lang, »Die Heimat«, Zukunft 2/94 60 Jahre nach der vermeintlichen Zerstörung der Sozialdemokratie durch den Ständestaat stellt Manfred Lang, der geschäftsführende Chefredakteur der Zukunft die Frage, ob der Begriff (...)


Determinanten der europäischen Integration

9

I. Mythologisch ist die Geschichte Europas die Geschichte einer Entführung, semantisch ist sie die Geschichte einer Vergewaltigung: Kaum ein Begriff wurde mehr mißbraucht als der Begriff »Europa«. Er ist eine Sehnsuchtsvokabel für die einen, ein Nostalgiewort für die anderen, eine Beschwörungsformel (...)


Carlos Salinas Glück und Ende

Zur Dialektik Mexikos zwischen Modernisierung und Traditionalität

12

Am ersten Jänner 1994, als das zwischen den U.S.A., Kanada und Mexiko ausgehandelte Freihandelsabkommen in Kraft trat und den endgültigen Sieg des Modernisierungsprogrammes des mexikanischen Staatspräsidenten Carlos Salinas de Gortari sicherzustellen schien, schreckte die Nachricht, daß die (...)


Rosa Jochmann

Epitaph

16

Am 19. Juli 1901 in Wien geboren, als Demokratin, Sozialistin und Mensch weit über die Grenzen Österreichs hinaus bekannt. Für ihre Gesinnung war sie insgesamt neun Jahre inhaftiert, davon sieben Jahre im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Von 1945-1967 war sie Mitglied des Nationalrates. Sie (...)


Die letzte Epoche der nationalsozialistischen Konzentrationslager

18

H.L., Sekretär des Comité International des Camps, teilt hier erstmals auf Deutsch Forschungsergebnisse mit, die man selbst in der »Encyclopädie des Holocaust« vergeblich sucht. -Red. Als erstes nationalsozialistisches Konzentrationslager wurde am 22. März 1933 Dachau seiner Bestimmung übergeben. (...)


Die Universitätsphilosophen der »Ostmark«

25

In »Heidegger im Kontext«‚ Argument-Sonderband 205, veröffentlichte G.L. Kurzbiographien der Philosophen im Deutschen Reich in den Grenzen von 1937; hier ergänzt er diejenigen auf dem Gebiet des heutigen Österreich, die Bearbeitung der übrigen besetzten Gebiete erhoffen wir noch. Wieder in: Michael (...)


Heintel im Kontext

32

Kurt Rudolf Fischer Ein Wiener aus der Albertgasse im 8. Bezirk flüchtet 1938 rechtzeitig nach Schanghai; dort wird er Boxmeister, in den USA später Chairman of the Departement of Philosophy am Pennsylvanian State College. Von Sehnsucht getrieben kam er wieder nach Wien, wo er es bis zum (...)


Der Fall Fussenegger und die Wiedergutmachung

Briefwechsel über Opfer, Selbstgerechtigkeit und guten Ton oder Die Antiquiertheit des Vertrauens

33

Etwas erstaunt finde ich mich in der letzten Nummer redaktionell eigenartig hervorgehoben. Zur Behandlung des »Falles Fussenegger« in Ihrem Blatt möchte ich aber doch anmerken: Die Berichte und Zitate, die ich in der Monatsschrift FORVM lese, überraschen mich nicht. Leider überrascht mich auch der (...)


Fusseneggers »Sinnesverkehrungen«

34

»... wenn Sie schon Thomas Mann als Zeugen in Ihrer Fussenegger-Kritik vorführen ...« (FORVM Dezember 1993, S. 54). — Ja, ich finde auch, daß dieser Konflikt zwischen Thomas Mann und Gertrud Fussenegger einen gewissen Aussagewert besitzt, und zwar nicht nur im Hinblick auf das Deutschbewußtsein und (...)


Wolfgang Kraus

Aus unserer Serie: Österreichische Charakterköpfe

35

Unter den Figuren des österreichischen Kulturbetriebs, deren Erwähnung im Ausland, so man sie kennt, nur schallendes Gelächter hervorruft, die lächerlichste ist Dr. Wolfgang Kraus. Die Hand vor den Mund hielten sich beim Lachen allenfalls jene, die sich von ihm eine Einladung nach Wien erhoffen (...)


Friedrich Achleitner / FPÖ Braunau / Gerhard Skiba

Rassismus, Kunst- und Meinungsfreiheit

Käsfussi, kalte Fussi, Schweißfussi

36

Auch Friedrich Achleitner, Professor für Architektur an der Akademie für Angewandte Kunst in Wien, war von der SchülerInnen-Jury angeschrieben worden, hier seine Antwort: Liebe Schüler-Jury, ehrlich gestanden, ich wollte auf Ihren selbstgerechten und selbstgefälligen Brief mit beigelegtem (...)


Rassismus bei Fussenegger

37

An die SchülerInnen-Jury zum Weilheimer Literaturpreis 1993 z.Hd. Herrn Artur Meinzolt, Ammerstraße 10, D-82362 Weilheim Salzburg, am 24.11.1993 Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Studiendirektor Friedrich Denk erinnerte mich in einem Brief vom 23. November 1993 nachdrücklich daran, Ihnen eine (...)


Die Bekenntnis-Nazisse

38

Was ist das Wort, wenn wir es nicht bekennen dürfen? Gertrud Fussenegger‚ Motto in: Die Leute auf Falbeson, 1940 1. Dieter Borchmeyer, in Heidelberg lehrender Germanistikprofessor, der als auswärtiger Literaturexperte für die Beratung der Weilheimer Schüler-Jury zuständig war, schreibt über (...)


Der Mann im Müll

Mit fatalem Patschen ins Ziel
Verein Literaturhaus Eizenbergerhof

41

Während das ideologische Koordinatensystem unserer ausgedienten Welt des Kalten Krieges zerbröselt und der Feind im Osten, in Stammesfehden zerfleischend, abhanden kommt, werden Ersatzkriegsschauplätze mit patzweichen Moralschleudern und knackigen Säuberungssystemen à la mode beliefert, werden die (...)


Kultur im Müll

Eine Burleske

43

Der Ort, die Zeit und die Handlung sind noch unbekannt. Ich denke an den Mozartplatz mit seiner umschwärmten Feldherrnstatue samt Taubendreck auf Haupt, Schultern und Hintern. Zeitlos scheint die Zeit am malträtierten Genius loci vorbeizustreichen, denn Jedermann schreit: Niemand wars — Heil (...)


Arischer Nichtschwimmer rettet jüdisches Kind vor dem Ertrinken

44

Der Antisemitismus aller Spielarten ist hierzulande so ein skurriles Nichtphänomen, das zwar da ist, aber nicht so genannt werden und nicht offen in Erscheinung treten will, und wenn schon, dann in einem humanistisch gewendeten Mäntelchen, das die oder der Betreffende rückwirkend vom ersten (...)


Kokoschka verzeiht Ihnen, denn Sie wissen nicht, was Sie tun!

Rechenschaftsbericht mit zwei unbekannten Briefen von O.K.*

46

Die Ablehnung, die Oskar Kokoschka am Anfang seiner künstlerischen Laufbahn in der Wiener Öffentlichkeit widerfuhr, war, von guten Freunden wie Adolf Loos und Karl Kraus abgesehen, einhellig und schroff. Sie galt dem Maler, dem unverblümt »völlige künstlerische Impotenz« nachgesagt wurde, aber auch (...)


Fröhliche Negerlein auf den Fluren ...

50

Und während auf der einen Seite mit viel Publicity jüdische Museen eröffnet und in den Dreißigern vertriebene Landsleute auf ein paar Tage eingeladen und verwöhnt werden, das mahnende »Nie mehr wieder!« auf allen Lippen, schicken wir gleich nebenan die Kriegsflüchtlinge zurück in Elend bis Tod und die (...)


Dieter Borchmeyer

Germanist an der Uni Heidelberg

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Für mich ist es an der Zeit, den Ruf von rechten Schriftstellerinnen wiederherzustellen, nachdem die linken lange rehabilitiert sind. In einer Vorlesung am 14. 12. 1993, die von dortiger Antifa-Gruppe gestört wurde. Der Völkische Beobachten, der ist ja lesbar, das kann man ja lesen. Der hatte (...)


Raumordnung — Die Kolonialordnung des Faschismus

Die ordentliche Planungspolitik des III. Reichs — 3. Teil

52

Die Kolonisierung des Raumes Im zweiten Teil der vergleichenden Analyse des Planungskonzeptes Wien mußten wir feststellen, daß der ausgebildete Architekt Roland Rainer zwar vorgibt »Stadtplanung« (Planko S. 8) zu betreiben, tatsächlich aber das erfüllt, was die Nazis seinerzeit unter der von ihnen (...)


luxusgedicht nummer 1938

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dir ist heute alles gelungen toll keine einzige nachrichtensendung hast du versäumt bravo du bist schuldenfrei toll die besten inneren laborwerte das gesündeste herz die kürzesten fingernägel bravo du hast den neuen pullover von armani toll am vormittag schaust du in die zukunft super ohne (...)


Gleichheitsrecht und Höchstgericht

Traktat übers gegenwärtige Legiferieren abseits des Normenmaterials

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4. Teil: Auf der Suche nach dem Inhalt des allgemeinen Gleichheitssatzes (1955 -1978) I. Personalkontinuität Die bisher ausgewiesene Kontinuität in der Rechtsprechung des VfGH hat vornehmlich zwei Ursachen: Einerseits wurde verfassungsrechtlich nach 1945 an das B-VG 1920 (i.d.F. des Jahres (...)


Wer hebt denn nun den Handschuh auf?

Zur Debatte über die Thesen Franz Koglmanns

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Schön. Nachdem fast schon zu befürchten stand, Jazz (mit ihm verbundene, auf ihn bezogene oder gegen ihn produzierte Musik) würde reflexionslos versanden oder versandet werden, hat Franz Koglmann mit einem prononciert-provokativen Statement einen Akzent gesetzt. Wer seine Musik und die sich um (...)

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