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„Der kranke Mann am Bosporus“ … war vor dem ersten Weltkrieg eine gängige Bezeichnung unter europäischen Diplomaten für das vor sich hin siechende Osmanische Reich. Von 1800 bis Anfang des 20. Jahrhunderts verloren die Osmanen einen großen Teil ihres einst gewaltigen Reiches: Bosnien-Herzegowina, (...)
„Der Armenier ist wie der Jude, außerhalb seiner Heimat ein Parasit“
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Während der Genozid an den ArmenierInnen auch 90 Jahre nach der Tat in der Türkei ein Tabuthema bleibt, wird er in Europa, vor dem Hintergrund des geplanten EU-Beitritts der Türkei, erstmals zu einem auch medial diskutierten Thema. Die Mitverantwortung des einstigen Verbündeten des Osmanischen (...)
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Seit 1995 hat es in der Schweiz mehrere parlamentarische Vorstöße zur Anerkennung des Völkermords an den ArmenierInnen gegeben, die schließlich im Dezember 2003 mit der Annahme eines entsprechenden „Postulats“ mit 107 gegen 67 Stimmen (11 Enthaltungen) im Nationalrat, der großen Kammer, erfolgreich (...)
Aghet und Österreich
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Als nach 1945 die NS-Verbrechen von der Weltgemeinschaft international verurteilt wurden, gab es viele Initiativen, auch den Völkermord an den ArmenierInnen, der durch die Jungtürken im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkrieges begangen wurde, zumindest als solchen anerkennen zu lassen. (...)
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Ararat ist das jüngste Werk des armenisch-kanadischen Regisseurs Atom Egoyan. Hauptthema dieses vielschichtigen und komplexen Films ist für mich das philosophische Problem von Wahrheit und Deutung und die Möglichkeit (oder Unmöglichkeit) ihrer Unterscheidung — eine Frage, die sich besonders im (...)
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Rolf Hosfeld: Operation Nemesis Die Türkei, Deutschland und der Völkermord an den Armeniern (KiWi 2005) Ein ebenso notwendiges wie aufwühlendes Geschichtswerk — das Panorama eines Schreckens, der bis dahin nichts seinesgleichen hatte. Ralph Giordano Unter „Operation Nemesis“ verstand man die (...)
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Sollten da noch einige LeserInnen sein, die bei der Erwähnung linksradikaler Politiken aufmerksam werden (oder bleiben), wäre das erfreulich. Denn mitunter helfen historische Vergleiche, um das gegenwärtige Aktivitätsgefüge und -gerede zu relativieren, z.B. in Fragen der Aneignung und Nutzung von (...)
„… Geschlechtsmerkmale bei Juden auffallend häufig verwischt …“*
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Der jüdische Monotheismus habe als vergeistigte ‚Vaterreligion’ die Menschheit aus ihrer magisch-omnipotenten Einheit mit der ‚Urmutter’ gerissen, während das Christentum mit der Vergöttlichung des Individuums hinter diesen Schritt regrediert sei und seitdem alles den ‚Narzissmus der Unendlichkeit’ (...)
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Wie haben wir den Mut, in einer Welt zu leben, in der die Liebe durch eine Lüge provoziert wird, die aus dem Bedürfnis besteht, unsere Leiden von denen mildern zu lassen, die uns zum Leiden brachten. (Marcel Proust) Die ÜberbringerInnen der schlechten Nachrichten haben nie einen guten Stand. In (...)
„Die Glaubwürdigkeit des Friedensprozesses wurde damit sicher nicht grösser“
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Kamilla Ibrahim Kuku Kura ist eine der Gründerinnen des „Nuba Mountains Women Comitee“, einer Basisorganisation von Frauen aus den Nuba-Bergen, die als intern vertriebene Bevölkerung in den Armenvierteln der Hauptstadt Khartoum leben. Seit dem Friedensschluss in den Nuba-Bergen können sie auch dort (...)
„... wenn es einen funktionierenden irakischen Staat gibt ...“
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Mufid al-Jazairi über die neue irakische Verfassung, die Wahlen und den Rückzug der US-Truppen. Context XXI: Wie zufrieden sind Sie mit der neuen irakischen Verfassung? Mufid al-Jazairi: Ich bin ehrlich gesagt nicht sehr zufrieden, aber wir konnten uns nach dem schwachen Wahlergebnis in vielen (...)
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FRAUENRAUM – das kann ein Zimmer, eine Küche, die Mode sein. Weiterhin können Verhaltensnormen wie auch eine bestimmte Körpervorstellung einen Frauenraum bilden. Im Folgenden wird unter Frauenraum ein Raum für politische Aktivität der Frauen und ihre Beteiligung an der zionistischen Bewegung (...)
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Der Politikwissenschafter Samuel Salzborn legt mit seiner 2005 im Campus Verlag erschienen Dissertation „Ethnisierung der Politik“ eine erste umfassende Aufarbeitung völkischer Bestrebungen im Rahmen der europäischen Rechtssetzung aus kritischer Perspektive vor. Den Charakter einer Dissertation (...)
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Ebenso wie der Antisemitismus nach 1945 Auschwitz in sein System der Schuldabwehr aufgenommen hat, so wurde auch, der Scheinrationalität des Wahns konsequent folgend, der Hass auf Israel, Staat gewordene Konsequenz aus der Shoa, in das antisemitische Weltbild integriert. Israel stellt in dieser (...)
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Psychoanalytische Herangehensweisen an gesellschaftliche Erscheinungen haben zunehmend den Ruch des Veralteten angeheftet bekommen. Dies gilt insbesondere dann, wenn sie überdies auch noch triebtheoretisch argumentierten. Wie aktuell und fruchtbar solches Denken dagegen sein kann, belegt das zu (...)
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Bei diesem Werk dürfte es sich um einen so genannten „Schnellschuss“ handeln: Ein Buch wird auf den Markt geworfen, ohne wirklich fertig zu sein, weil‘s grade passt, die Bedürfnisse des Marktes — und dessen Bedarf an antiamerikanischer Literatur scheint ungestillt — diktieren das Erscheinungsdatum. (...)
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Will Eisner, der 1917 als Kind jüdischer Einwanderer aus Österreich in Brooklyn geboren wurde, hatte mit Comics wie Blackhawk, Sheena, Queen of the Jungle oder The Spirit bedeutenden Anteil an der Entwicklung der US-amerikanischen Comic-Kultur in den 1930er und 1940er Jahren. Seit seinem „Graphic (...)
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Der aus der französischsprachigen Schweiz stammende Historiker Phillipe Burrin wurde durch sein 1989 erschienenes Werk „Hitler und die Juden“ bekannt. Darin vertritt er die These, dass die nationalsozialistische Endlösung der Judenfrage kein Resultat eines strikten Führerbefehls war, sondern aus (...)
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Ein Jahr nach dem hundertsten Jahrestag des Völkermords an den Herero und Nama im damaligen „Deutsch-Südwestafrika“ jährt sich heuer das zweite große deutsche Kolonialverbrechen auf afrikanischem Boden zum hundertsten Mal: Die blutige Niederschlagung des Maji-Maji-Aufstandes in (...)
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Zu unserer großen Trauer erfuhren wir Anfang November, dass Tusia Herzberg gestorben war – am 27. Oktober war sie in ihrem Zuhause in Ramat Gan, Israel friedlich eingeschlafen und nicht mehr aufgewacht. Tusia Herzberg war eine Kämpferin und gleichzeitig der friedlichste und ruhigste Mensch, und (...)
