FŒHN, Heft 23+24

Herausgeber, Verleger, Eigentümer: Markus Wilhelm
Herstellungsort: Innsbruck, Aristos-Druck
Grundlegende Richtung der Zeitschrift: Zuspitzung
Aboverwaltung und Vertrieb: Anna Maria Pleschberger

Kauf dir eine Volksabstimmung

Unten ist unten? Nein, oben! Niedrig ist hoch. Vorne kann nicht vorne sein, denn vorne ist hinten. Eckig ist rund. Richtig, ja. Und blond ist schwarz. Eine Zunahme ist eine Abnahme. Ein Rückgang eine Steigerung. So wie schief gerade ist, ist hart weich und grau bunt. Ein Verlust ist ein Zugewinn. Österreich ist eine Demokratie. Naß ist trocken. Steil ist flach. Sehr steil sehr flach. Eine Volksabstimmung ist eine Volksabstimmung.
Zu sagen, wie es jeder FPÖ-Depp tut, sie haben uns angelogen, ist (...)

Beitræge

Landeshauptmann Weingartner: So betrog ich die Tiroler!

8

Die Liste der Transit-Schmähs, mit deren Hilfe der Straßengüterverkehr durch Tirol in den letzten Jahren immer wieder aufs neue gesteigert werden konnte, ist lang. Manches ist in früheren FÖHN-Heften dokumentiert. Hier sei, weil es auch mit dem EU-Beitritts-Komplott zu tun hat, nur an die sogenannte (...)


Die Leserbrief-Trupps

11

Die Leserbrief-Rubriken in den Zeitungen, das sind die Räusper-Ecken der Bevölkerung. Hierhin kann sie, weit hinter alle Schlagzeilen, Leitartikel, Wirtschaftsseiten, auf denen schon alles ausgemacht ist, zwischen Kreuzworträtsel und Fortsetzungsroman hinein, sich aushüsteln gehn. Weil aber dies (...)


Die Jubelfirma

14

Wer erinnert sich nicht an die hüpfende, kreischende, geschniegelte, fähnchenschwingende, grinsende „Jugend für Europa“, die, mit blauen Kapperln und blauen Luftballons und Spruch-Tafeln ausgestattet, in den Wochen vor der Volksabstimmung immer dann, wenn ein Mock, Busek, Vranitzky oder Klestil ins (...)


Große Siege kosten viele Leute (Sprichwort)

18

Werner Friedl (Holtex AG) rief seine Mitarbeiter auf, aktiv auf Stimmenfang zu gehen. Denn ‚Wir stimmen am 12. Juni nicht über irgendwelche Politiker ab, sondern über unsere Arbeitsplätze.‘ (Industrie, 26.5.94) Der Beitritt ist für uns eine Überlebensfrage. G. Rhomberg, Huber Tricot AG (...)


Bezahlte Lügner

23

Die Religion unserer Zeit ist der Kapitalismus — und die Wirtschaftswissenschafter sind seine Hohenpriester. In ihren Orakeln offenbaren sie uns, was wir zu tun haben, damit es ihrem Gott wohlgefällt. Wie im alten Griechenland von den Wahrsagern aus der Flugrichtung der Vögel, den Eingeweiden der (...)


Help TV

28

Als Alois Mock 17 Tage vor der Volksabstimmung mit einem von ihm als „Hexenschuß“ bezeichneten Bandscheibenvorfall die Innsbrucker Klinik aufsuchen muß, beginnt der PR-Apparat zu rotieren. Denn: „Just in der Woche, als Alois Mock durch seine Operation ausfiel, kippte das Meinungsklima in Sachen EU (...)


Billige Sprüch’

30

Rechenstunde mit der Frau Staatssekretärin a.D.: Die Preissenkung durch den EU-Anschluß liegt nach den offiziellen, von uns überhaupt nicht überprüfbaren Zahlen weit unter einem Prozent. Aber nehmen wir einmal an, sie betrüge ein ganzes Prozent, wie errechneten sich daraus die 1.000 Schilling, die (...)


Einmal Preisrutsch und retour

32

Nachdem die Volksabstimmungs-Propaganda das Feld so großartig aufbereitet hat, brauchen die Handelskonzerne nur noch die Ernte einzuholen. Doch offenbar bedürfte es gar keiner EU-Mitgliedschaft, denn bereits 1992 gibt es „Die Spar-Markenprodukte: schon jetzt zu EG-Preisen!“ (Annonce in der (...)


Das Blaue versprochen

34

Die Wiener Werbe-Agentur Demner & Merlicek erhielt 1991 den Auftrag der Bundesregierung zur Durchführung einer 150 Mio. S teuren Kampagne in Hinblick auf die notwendige Volksabstimmung zum beschlossenen EU-Beitritt, d.h. zur Abstimmung des Volkes auf den beschlossenen EU-Beitritt. Darum, daß (...)


Wo bleiben unsere Möglichkeiten?

Ja, wo bleiben sie denn?

36

Das ist nicht keine Demokratie mehr, sondern akkurat das ist sie — unter dem Kapitalismus. Das Beitritts-Manöver ist ja nur ein Musterbeispiel. Und auch von den Machenschaften dabei stehen in diesem Heft nur vielleicht 10 Prozent. Den Rest müßt ihr euch selber irgendwie dazudenken. Freilich werden (...)


Sind Sie für oder gegen Blutschokolade?

37

Das Ja zur EU bringt Österreich mehr Auslandsinvestitionen, keine Blutschokolade und die Beibehaltung der Anonymität. Unser Wasser wird nicht nach Spanien exportiert, die EU-Bürokratie gibt es eigentlich gar nicht, das Burgenland wird gerettet, und die Goldreserven bleiben in Österreich. Alle diese (...)


Warum die Katholiken dran glauben mußten

40

Wenn sich die Mächtigen, sagen wir in Österreich, auf keine Kirche stützen könnten, wären sie auch heute noch wackelige Mächtige. „Ich glaube“, sagt A. Khol, Klubobmann der ÖVP, „daß wir die Kirche für diesen Staat, alle Kirchen für diesen Staat brauchen.“ (ORF-Pressestunde, 21.5.95) Jeder Pfarrer erspart (...)


Auf Brüssel fliegen

44

Ende 1991, als von der Regierung ausgewählte Werbe-Agenturen und PR-Agenturen ihr die Konzepte für gnadenlose Beitritts-Kampagnen vorzulegen begannen, drängte ein Journalist namens Georg Hoffmann-Ostenhof, der sich früher als „Gruppe Revolutionärer Marxisten“ bezeichnet hatte, den Anschluß-Strategen (...)


Sie haben euch nicht belogen

47

Wenn der Finanzminister gesagt hat, durch den EU-Anschluß werde es „keine neuen Steuern geben“ (Wr. Wirtschaft, 29.4.94), so hat er nicht gelogen. Es war seine Aufgabe, das zu sagen. Der Bundeskanzler hat erklärt, höhere Steuern bei einem EU-Nein seien „Fakten“ (TT, 26.4.94). Eine falsche Behauptung? (...)


Die Drahtzieher

50

Versuchen Sie einmal, die Rolle des Großkapitals in einer sogenannten westlichen Demokratie zu überschätzen! Es geht nicht! Der FÖHN hat sich einmal ein ganzes Heft lang („Geld regiert“) nur mit der Industriellenvereinigung und ihren Schecks an Spitzenpolitiker beschäftigt, und ist damit doch an der (...)


Der lange Arm der Industrie

56

Der Arm der Industriellenvereinigung, in den sie Regierung, Gewerkschaft, Parteien, Kirche usw. und auf den sie die Arbeiterschaft genommen hat, hat aber noch viel weiter ausgeholt. Weil die Geldsäcke vom Ruf der besonderen Vertrauenswürdigkeit nicht gerade überholt zu werden drohen, war es (...)


Hetze als Hetz getarnt

60

Zwei Tage vor der Volksabstimmung erschien in der Handelskammer-Zeitung „Tirols Wirtschaft“ eine Breitseite gegen jene, die noch daran denken mochten, mit Nein zu stimmen. Titel: „Nach dem 12. Juni“, Untertitel: „Das Echo im In- und Ausland. Zum Schmunzeln und Nachdenken“ - Welche Chance hat da (...)


Der Druck der Regierung

61

Wenn man an Bundeskanzleramt denkt, glaubt man für gewöhnlich nicht, daß da besonders viel dahintersteckt. Wir können diesem Vorurteil entgegentreten. Im Rahmen der EU-Volkszustimmungs-Kampagne der Bundesregierung erschien eine einheitlich gestaltete Reihe von „Wir sind Europa“-Broschüren unter (...)


„Im Zeichen des Anschlusses“*

63

Die Hauptbank für Tirol und Vorarlberg — Tiroler Landesbank — hat beschlossen, den Angestellten des Institutes aus Anlaß der Eingliederung in das Deutsche Reich eine außerordentliche Zuwendung in der Höhe eines Monatsgehaltes zu gewähren. (Innsbrucker Nachrichten, 18.3.38) Die Firma Julius Volland, (...)


Wieder eine Tarn-Organisation

64

Unter dem Namen „Personenkomitee Pro Europa“ erschienen in den Tagen vor der Abstimmung, angefangen von kleinsten Vereinszeitschriften, in vielen Lokalblättern (z.B. „Oberländer Rundschau“), Wochenzeitungen (z.B. „Tirols Wirtschaft“, „Industrie“), Magazinen (z.B. „News“) und einer Reihe von (...)


„Europa bringt mehr Arbeitsplätze.“

Zum Verschwinden.

67

Am 12. Juni stimmen wir alle über unsere eigenen Jobs ab. (Kurier, 12. 5.1994) Wie wahr! Wenn wir bisher mit Arbeitslosenraten von 3 bis 4 Prozent international hervorragend gelegen sind, werden wir - wenn Österreich nicht der EU beitritt - halt nachher 5 oder 7 Prozent haben. (A. Mock, Wiener, (...)


Standard-Argumente

69

Wo Argumente für die angeordnete Meinung knapp sind, wird versucht, den Gegner persönlich zu treffen. Das ist in aller Herren Länder so. Wenn ein Meinungsschnüffler der ÖVP die uneinheitliche Masse jener, die aus tausend verschiedenen Gründen den EU-Anschluß ablehnen, allen Ernstes als „ziellos, (...)


Ein bißchen Erpressen mit Haider

72

Zum Süßen, das es gab, wurde uns auch Saures gegeben. Ausgehend von der Erkenntnis, daß sich die Wählerschaft noch erfolgreicher als von Haider mit Haider bedrohen läßt, wurde er ins Beitrittsmanöver eingebaut: Innenpolitisch bedeutet ein ‘Nein’ am 12. Juni mit großer Wahrscheinlichkeit, daß Haider in (...)


Noch eine Tarn-Organisation

76

Als von 1989 an sich immer mehr „EG NIE“- und „EG NEIN“- Flammenschriften unter die traditionellen frühsommerlichen Herz-Jesu-Feuer auf den Tiroler Bergen mischten, machte diese Form des Widerstandes den Anschlußhetzern wegen ihrer Volkstümlichkeit gehörig Angst. Was konnte man tun? Verbieten war alles (...)


Die Gleichschaltung

77

Eine Offensive ist ein Angriff. Was ist eine PR-Offensive? Eine Kampagne ist ein Feldzug. Was ist eine PR-Kampagne? Eine Strategie ist ein Kriegsplan. Was ist eine PR-Strategie? Ein Agent ist ein Spion in staatlichem Auftrag. Was ist ein PR-Agent? - Könnte man die Arbeit der Public (...)


Große Mehrheit für Schönwetter!

84

Erspart geblieben sind uns von den allerschmutzigsten Tricks nur die, die ihnen gar nicht eingefallen sind. In diesen beiden Grafiken geht es nicht um Informationsvermittlung, sondern unter dem Vorwand der Informationsvermittlung ums Zugreifen auf das Unterbewußte. Über die eh erlogenen Zahlen, (...)


Noch viel mehr Tarn-Organisationen

85

Wir reden hier nicht von solchen wie „Osttiroler für einen EU-Beitritt“, hinter denen insgeheim lokale Wirtschaftskreise gestanden sind. Auch nicht vom „Salzburger Personenkomitee Ja zu Europa“, das in Wirklichkeit vom Salzburger Landtagsdirektor gesteuert worden ist. Solche verdeckte Betätigung der (...)


Die Rassismus-Keule

87

Weil sich selbst Rassisten stets vom Rassismus distanzieren und jeder rassistischen Äußerung vorausschicken: „Ich bin sicher kein Rassist, aber ...“, bestand Trick 15 darin, die Menschen, wenn sie gegen den EU-Anschluß sind, des Rassismus zu bezichtigen, und sie mit Rassismus zu bedienen, wenn sie (...)


Wie Österreichs Politiker einmal einen großen Erfolg nach Hause gebracht haben

90

Daß der Beitritts-Vertrag, den die EU diktiert, für die Österreicherinnen und Österreicher ein schlechter sein wird, war allen von vornherein klar, die das Abstimmungsmanöver ins Werk zu setzen hatten. Man konnte also, Transitregelung hin oder her, Milchquote auf oder ab, schon Wochen vor dem (...)


Ein Bild lügt mehr als tausend Worte

92

Statistiken, sagt man, lügen. Falsch! Statistiker lügen. Die Zahlen, die Meinungs„forscher“ oder Wirtschafts„forscher“ auf Wunsch ihrer Auftraggeber in die Welt setzen, sind nach ihrer Brauchbarkeit, das heißt, ihrer politischen Rückwirkung ausgewählt. Die Zahlen sollen, um Gottes Willen, nicht (...)


Die Einstellung der Bevölkerung

94

In FÖHN 16, „Gehirnwäsche. Der Hauptwaschgang“, der Anfang 1992 im voraus die Anschlußkampagne beschrieben hat, ist ein Kapitel unter dem Titel „Meinungs-Austausch“ den dreckigen Geschäften der, wie sie sich selbst heißen, Meinungsforschungsinstitute gewidmet. Wer das gelesen hat, weiß, daß wir uns von (...)


Die Ausschaltung

97

Als ein hartnäckiger Kritiker des ganzen EG-Systems mit leidenschaftlichen Vorträgen in immer mehr Orten in immer größeren Sälen immer öfter immer mehr Zuhörer überzeugen konnte, wuchsen auf der anderen Seite Hilflosigkeit und Nervosität. Vor allem die ÖVP fürchtete die kämpferischen „Argumente gegen (...)


Hintermänners Dunkelmänner

104

Es ist hinreichend belegt in diesem Heft, wie sehr Politiker in der EU-Frage auf Draht waren. So wie Drahtpuppen eben. Mit großer Beweglichkeit der Beine, der Arme, des Halses. Wenn allerdings mit dem zusammengeräuberten Geld besonders hoch gepokert wird, verlassen sich die Drahtzieher nur ungern (...)


Pressefeilheit

112

Öffentlich an den Pranger gestellt hat der Bundespräsident mehr als zwanzig Journalisten „in Würdigung Ihres großen Engagements und der besonderen Qualität Ihrer Arbeit“ im Zusammenhang mit dem EU-Beitritt Österreichs. Von Hubertus Czernin (Profil) bis Wolfgang Fellner (News), von Erhard Stackl (...)


Die Vorteile der Pest und die Annehmlichkeiten der Cholera

117

Die zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher, die ja gesagt haben, haben nein gesagt zu den herrschenden Zuständen. Sie haben sich etwas Besseres gewünscht. Wie recht sie hatten! (Wie unrecht sie bekommen haben!) Das Drittel, das nein gesagt hat, hat die bestehenden Verhältnisse in (...)


Zugabe

121

Nachdem jede Bürgerinitiative privat ist, muß eine „Bürgerinitiative“, die sich „private Bürgerinitiative“ nennt, ganz automatisch eine nicht private sein. Dabei hat es die „Private Bürgerinitiative Österreich in Europa“ doch nur mit ihrem Namen gut gemeint, denn „wir sind die einzige vollkommen - d.h. von (...)


Reaktionen

Aus den Zuschriften auf „Kauf dir eine Volksabstimmung“

1001

Mit welchen mafiosen Methoden die Bürger zu diesem ‘Ja’ verführt wurden, wird in hervorragend recherchierter Form offengelegt. (I. R. aus Z.) Super! (Ch. W. aus I.) Nach mehrmaliger Studie der Nummer überfiel mich ein Zustand der absoluten Sprachlosigkeit (G. H. aus Z.) Anerkennung für dieses (...)

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