Heft 2-3/2004

Medieninhaber: Bureau № 2 — Agentur für Kommunikation und Information
Herausgeberin: LICRA-Österreich (Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus)
Redaktion: Katrin Auer, Hannah Fröhlich, Manfred Gmeiner, Judith Götz, Stephan Grigat (koordinierender Redakteur), Alex Gruber (Layout), Heide Hammer (Radio), Günter Hefler, Markus Kemmerling, Mary Kreutzer, Eva Krivanec, Wolfgang Lamsa, Stella Puig-Waldmüller (Internet), Heribert Schiedel, Alexander Schürmann-Emanuely (geschäftsführender Redakteur), Thomas Schmidinger, Jutta Sommerbauer, Markus Zingerle (Radio)
Titelgraphik: no*signal
Hersteller: Resch druck & grafik, 1150 Wien
Context XXI ist Mitglied der VAZ — Vereinigung alternativer Zeitungen und Zeitschriften

Liebe Leserin, lieber Leser!

Context XXI erscheint in einer Republik, in der die Existenz von Antisemi­tismus am liebsten geleugnet wird, und deren Botschaften, wie in Beirut, Veranstaltun­gen mit Rednern von der Ju­denmördertruppe Hisbollah unterstützen, während jenen Menschen, welche der Ver­nichtungsmaschinerie der Nazis den Gehorsam verweigerten, nach wie vor die adä­quate Anerkennung versagt bleibt. Neben der Denunzia­tion dieser Zustände bieten wir Ihnen auch im vorliegen­den Heft wieder einige aus­führlichere theoretische (...)

Beitræge

Triumph des juristischen Willens

Gnade statt Recht für Wehrmachtsdeserteure

4

Der Nationalrat hat sich 1999 überra­schend für die Re­habilitierung der Wehrmachtsdeserteure ausgespro­chen. Vier Jahre später entschließt sich das Justizministerium zur Fahnen­flucht auf höchstem Niveau. Eine Zwi­schenbilanz. Zuletzt war es ein Feilschen um juristische Textsorten. Halbsätze aus (...)


Antisemitismus ohne AntisemitInnen

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Das Neue am „neuen" Antisemitismus sind neben dem Fehlen von deklarierten AntisemitInnen die Reaktionen auf ihn. Die Verleug­nung des Phänomens macht es noch bedroh­licher. Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kul­tusgemeinde in Wien, ging Anfang Februar angesichts des in Europa immer (...)


Psychopathologie des Friedens

Der deutsche Pazifismus gegen die USA

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Nachdem alle Ge­schichtsphilosophien sich im letzten Jahr­hundert verraten ha­ben, ist nur der Glau­be an die emotionale Macht der Geschichte übrig geblieben. Editorial von Ästhetik & Kommunikation. Ge­schichtsgefühl, Winter 2003 Wir haben uns auf den Weg gemacht, auf unseren deutschen Weg, und (...)


Gastarbejteri — 40 Jahre Arbeitsmigration

Eine Ausstellungsbesprechung

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Der Ausstellungskomplex Gastarbajteri umfasst drei Vermittlungsebenen und -orte: die historisch-doku­mentarische Ausstellung im Wien-Museum, die künstlerischen Darstellungen in der Wiener Hauptbücherei und Filme zum Thema im Film­archiv Austria. Die Ausstel­lung besteht somit aus meh­reren (...)


„Wir sind hier, weil ihr dort wart’s!“

Die Ausstellung Gastarbejteri und der migrantische Widerstand

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Welches Terrain betre­ten wir, wenn wir von migrantischem Wider­stand reden? Welche Art von Kämpfen führen MigrantInnen? Und wer ist ihr Haupt­gegner? Die Kontextualisierung der Ausstellung Gastar­bajteri steht uns allen erst noch bevor. Im Folgenden liefere ich, als jemand, der in die Ausstellung (...)


Antirassistischer Antisemitismus

Judenhass im moralisch einwandfreien Gewand

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Auch nach jahrelanger Auseinandersetzung und seminaristischer Bearbeitung des Themas herrscht in der Linken ein falscher Begriff des Antisemitismus vor. Dies legt durchaus den Schluss nahe, dass es sich hier weniger um ein Verkennen dessen Charakters handelt, als vielmehr um ein interessiertes (...)


Outsourcing der Menschenverwaltung

Privatisierung der Flüchtlingsbetreuung

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Die Betreuung von AsylwerberInnen wird von den westlichen Staaten zunehmend an private Anbieter delegiert, die auf dem freien Markt konkurrie­ren. Die Firma Europe­an Homecare (EHC) bietet Betreuung in deutschen und seit ei­nem halben Jahr auch österreichischen Flüchtlingslagern an. Vom (...)


Grenzsicherungspolitik

Illegale Migration nach Spanien

26

Die Regierung in Ma­drid betreibt Abschot­tungspolitik nach eu­ropäischen Standards, versucht aber gleich­zeitig, das Bedürfnis der Unternehmer nach billigen Arbeitskräften zu befriedigen. Die neuste Technologie auf den Gebieten der Bewe­gungsmelder, Radartechnik, Informatik und Kommunika­tion erlaubt (...)


Kritik des Opfers

Jüdischer Messianismus und materialistisches Denken

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Bruchstücke eines ver­drängten Zusammen­hangs. Vielleicht ist es der zentrale Glaubenssatz des Neuen Testaments: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ (Joh 18,36) Jesus sagt ihn im Ver­hör durch Pilatus. Damit ist ein bestimmter Gegensatz ausgesprochen, denn die Ju­den erwarteten einen Abkömmling (...)


Adornos Kommunismus

34

Ein bekannter altgedienter CDU-Politiker nannte Adorno einen „Staatsfeind auf dem Lehrstuhl“. Woan­ders verhinderte eine süd­deutsche lokale Politgröße derselben Partei, dass eine Grundschule dessen Namen bekam. Sie hatte in einem Le­xikon nachgeschaut und her­ausgefunden, dass Adorno ein „Neomarxist“ (...)


Kritik des Stalinismus — Kritik der Stalinismuskritik

35

1. „Stalinismus“ war lange Zeit ein Schlagwort im Kalten Krieg der bürgerlichen Ideologen mit dem autoritären Staatsso­zialismus, welches dem Anti­kommunismus einen morali­schen Anstrich verlieh. In den postnazistischen Gesellschaf­ten Österreich und Deutsch­land war der Hass auf den Sta­linismus auch (...)


System error

Niklas Luhmanns Systemtheorie

41

Im Siegeszug der Sys­temtheorie verdeut­licht sich das Elend des Akademismus. Dass Niklas Luhmanns Systemtheorie die übri­gen Theorien aus dem geisteswissenschaftlichen Wett­bewerb allmählich ver­drängt, kommt nicht von ungefähr: Sie ist das kongenia­le Gedankengebäude einer Welt, die jedes bessere (...)


Im Schatten

Sowjetische Widerstandskämpferinnen gegen den Nationalsozialismus

43

Das Beispiel einer Par­tisanin aus Smolensk. Bereits im November 1941 hielt die deutsche Armee ein Gebiet besetzt, in dem vor dem Krieg 40 Prozent der sowjetischen Bevölkerung, das heißt un­gefähr 70 Millionen Men­schen gelebt hatten. Nach offiziellen sowjetischen Quellen erreichte die Zahl der (...)


Brecht und Piscator

Eine Ausstellung in Wien

45

Der Schrei nach ei­nem neuen Theater ist der Schrei nach einer neuen Gesellschaftsordnung. Bertolt Brecht: Über eine neue Dramatik, 1928 Die BesucherInnen der Ausstellung Brecht & Pi­scator. Experimentelles Thea­ter im Berlin der 20er Jahre, die bis 12. April 2004 im Wiener Theatermuseum zu (...)


Feministische Differenzen

47

Jutta Sommerbauer hat ei­ne umfassende Positions­bestimmung und Kritik des postmodernen Feminismus veröffentlicht. Dabei gibt sie nicht nur den Stand der feministischen und post­feministischen Debatte wie­der, die stark vom postmo­dernen Diskurs von Theore­tikerinnen wie Judith Butler geprägt ist, (...)


Hallo, Leute von der Context XXI!

1050

Dieses Schreiben richtet sich an alle, die die Zeitschrift mitgestalten und sich verantwortlich fühlen. Die Arge Wehrdienstverweigerung, Gewaltfreiheit und Flüchtlingsbetreuung möchte ihre Zusammenarbeit mit der Context XXI beenden, und zwar auf allen Ebenen: keine MitherausgeberInnenschaft mehr, (...)


Hallo, Leute von der Arge Wehrdienstverweigerung!

1100

Dieses Schreiben richtet sich an alle, die in der Arge tätig sind und sich verantwortlich fühlen. Die Redaktion Context XXI ist über die Trennung von der Arge nicht unglücklich. Längst schon hat es inhaltliche Differenzen gegeben, die jetzige Trennung ist nur mehr eine formale Angelegenheit. Die (...)

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