Islam
Beitræge
FORVM, No. 186/187

Für jüdisch-arabische Symbiose

Juni
1969

I. Wenn der durchschnittliche Bibelleser die Grußanrede Jesu liest: „Der Friede sei mit euch!“, so erscheint ihm als christlich, was nichts anderes ist als die Übersetzung der normalen hebräischen Grußformel, ihrerseits identisch mit dem arabischen Normalgruß, der aus Karl May oder Haremsoperetten (...)

FORVM, No. 216/I/II

Islam x Sozialismus = Algerien

Dezember
1971

Dies ist Teil einer größeren Arbeit, die unter dem Titel „Algerien — Sozialismus in einem islamischen Land“ demnächst im Makol-Verlag, Frankfurt, erscheint. I. Sozialismus Eine ausgearbeitete Theorie des algerischen Sozialismus fehlt bis heute, die unmittelbaren pragmatischen Erfordernisse hatten (...)

FORVM, No. 303/304

Der verborgene Imam

Religion und Revolution in Persien
März
1979

Gottesstaat Iran? Schah Reza Pahlewi besitzt keinerlei Rückhalt mehr im Volk. Das haben die Massendemonstrationen am Aschuratag (11. Dezember 1978), dem Märtyrer-Prozessionstag des schiitischen Islams, aller Welt deutlich vor Augen geführt. Das Regime stützt sich nur mehr auf die von den USA mit (...)

FORVM, No. 307/308

Linke im Eck

Persien nach der Revolution
Juli
1979

Der Verfasser, ein westdeutscher Linker, der an Persien interessiert ist, besuchte das Land nach der Revolution. Sein Fazit: vom Westen sieht alles anders aus, wir neigen dazu, unser Modell auf den Orient zu übertragen. Gemütliche Bewaffnete Noch auf dem Flug von Moskau nach Teheran hatten wir (...)

FORVM, No. 309/310

Koran und Coca-Cola

Irans Kultur und Verfassung nach der Revolution
September
1979

Plastikgondeln aus Venedig In unseren Breiten hört man viel von der Islamisierung. Aber zum ersten Eindruck in Teheran und den anderen iranischen Großstädten gehört die Vormacht von Madison Avenue. Khomeini-Bilder und religiöse Parolen rahmen riesige Plakatwände ein, die für Konsumgüter werben. (...)

FORVM, No. 309/310

Die rote Blume geht wieder in den Untergrund

Interview mit dem persischen Schriftsteller Nasi Khaksa
September
1979

Wir besuchten den iranischen Schriftsteller Nasi Khaksa in seinem Haus in der Hafenstadt Abadan, einem Zentrum der persischen Ölindustrie. Unter Pahlevi hatte Nasi Khaksa als Dorfschullehrer gearbeitet. Er schrieb Gedichte und Prosa, nach deren Bekanntwerden er von der SAVAK eingesperrt und (...)

FORVM, No. 309/310

Mullarchie

Reise durch die persische Revolution
September
1979

Am 8. und 10. März dieses Jahres war es in Teheran zu Frauendemonstrationen gekommen. Kurze Zeit später bereiste eine Delegation vom Internationalen Komitee für die Rechte der Frau (Präsidentin Simone de Beauvoir), von Paris kommend, den Iran: 18 Journalistinnen, Politikerinnen, Fotografinnen aus (...)

MOZ, Nummer 42
Großbritannien:

Islamischer Alltag in Bradford

Juni
1989

Bradford ist eine 300.000 Seelen-Stadt im Norden Englands mit 70.000 Einwohnern islamischen Glaubens. Hier wurde gegen die „Satanischen Verse“ von Salman Rushdie protestiert, schon lange bevor Khomeni mit dem Mordaufruf das Thema in die Schlagzeilen brachte. Jerry Sommer (Text) und Michael (...)

FORVM, No. 428/429

Das Kreuz mit dem Halbmond

August
1989

Eine Strafanzeige ist erstattet worden. Von den „Europäischen Bürgerinitiativen zum Schutze des Lebens und der Menschenwürde“. Gegen Veranstalter der öffentlichen Lesung aus Salman Rushdies Roman „The Satanic Verses“ im Mai vor der Votivkirche. Unterschrift: Martin Humer. A-4730 Waizenkirchen, Feldweg (...)

FORVM, No. 430/431
Salman Rushdie, The

Satanic Verses

November
1989

Werden die Frauen in Mohammeds Harem „Huren“ genannt? Das Teheraner Todesurteil über Salman Rushdie beweist, daß es den Frommen zur „Verletzung religiöser Gefühle“ reicht, ein Buch nicht gelesen zu haben. War es die Absicht, den Ayatollah zu provozieren? Khomeini kommt in „The Satanic Verses“ vor, in (...)

MOZ, Nummer 49

Wir kapitulieren nicht

Februar
1990

Der französische Streit um das Tragen des islamischen Kopftuches (die MONATSZEITUNG berichtete darüber im Dezember) ist Ende November vorübergehend entkrampft worden. Der von Unterrichtsminister Jospin einberufene Staatsrat erklärte die weibliche Kopfbedeckung für vereinbar mit dem laizistischen (...)

Context XXI, World Wide Literature
Yunus Emre

Humanism — the path to God and to oneself

Oktober
1995

The world is my true ration, Its people are my nation Who was Yunus Emre? One can just try to reveal and uncover this great enigma of eastern philosophy, but it will be imaginably difficult to analyse this unique phenomenon in persona, to put such an open-minded, multiple and cosmopolitan (...)

Context XXI, ZOOM 7/1997

Das Land der offenen Fragen

Zwischen Massensterben und „Rest-Terrorismus“
November
1997

Die internationale Gemeinschaft müsse „Mittel und Wege“ finden, um die Gewalt in Algerien zu beenden, meinte UNO-Generalsekretär Kofi Annan. Hat ihm jemand zugehört? Im bald sechsjährigen bewaffneten Konflikt Algeriens, dessen gebräuchliche Bezeichnung als „Bürgerkrieg“ zunehmend absurder wirkt, ist (...)

radiX, Texte

Antiislamismus als rechtsextremes Ideologieelement aus der „Mitte der Gesellschaft“

 
1998

1. Einleitung Mit der „islamischen Revolution“ im Iran 1979 begann in Europa und der USA ein Wideraufleben alter Stereotypen und Propagandalügen gegen „den Islam“ und „die Moslems“, die ihren Höhepunkt im auch hierzulande bekannten und beliebten Propagandafilm „Nicht ohne meine Tochter“ fanden. Im (...)

Context XXI, ZOOM 3/1998

Repression und Aufstand

Juni
1998

Die KurdInnen haben seinerzeit aktiv zum Sturz des persischen Monarchen 1979 beigetragen, in der Hoffnung, in einem neuen politischen System zu ihren nationalen, kulturellen Rechten und auch zu ihren Menschenrechten zu kommen. Nach der Machtübernahme der Islamischen Republik kam es zu (...)

Context XXI, ZOOM 5/1998

Ökonomie und Politik

Wie ein Regime den Zusammenbruch des Staates überlebt
November
1998

Während in Europa Schlagzeilen über den algerischen Terror rar geworden sind, gehen die Bandenkriege um Ressourcen, die Abrechnungen und die Massaker an der Zivilbevölkerung weiter. Durch ein arabisches Sprachgesetz sind auch noch die Konflikte zwischen arabisch Sprechenden und der berberischen (...)

Context XXI, ZOOM 5/1998

Indien zwischen Moderne und Fundamentalismus

November
1998

Anläßlich eines Vortrages von Ibrahim Syed* über indische Massensymbolik beim 11. Canetti-Symposion an der Wiener Urania vom 1.–4.10.1998 führte Ludwig Csépai das folgende Interwiew. Zoom: Wie werden die indischen Atomtests in Indien bewertet? Ibrahim Syed: Die indische Bevölkerung hat sie mit (...)

radiX, Nummer 1

Sacco und Vanzetti 1998?

Dezember
1998

Der Wiedergewählte Gouverneur des US-Bundesstaates Pennsylvania will den schwarzen Bürgerrechtsaktivisten und Revolutionär Mumia Abu-Jamal nun endgültig ermorden lassen. Während das Todesurteil gegen die am 27. August 1927 im Bundesstaat Massachusetts hingerichteten Anarchisten Sacco und Vanzetti (...)

radiX, Texte

Islamischer Integralismus in Ägypten

 
1999

1. Vorbemerkung zur Transkription arabischer Namen und Begriffe: Da es noch keine international verbindliche Transkriptionsregeln für die Übertragung arabischer Schrift in das lateinische Alphabet gibt, transkribiert jeder Autor arabische Begriffe und Namen in anderer Weise. Diese Transkription (...)

radiX, Nummer 2

Frauen und politischer Islam in der Türkei

Juni
1999

In einer Reihe von islamischen Staaten machen Frauen einen nicht zu unterschätzenden Teil der Bewegungen des islamischen Integralismus aus. Was auf den ersten Blick wie selbstverständlich als Widerspruch erscheint, zeigt auf den zweiten Blick eine Möglichkeit einer Veränderung der (...)

Context XXI, Heft 4-5/1999

Sudan – Zwischen Repression und Rebellion

November
1999

Seit zehn Jahren versucht eine islamistische Militärregierung, den Sudan zu einem „islamischen Staat“ umzubauen. Am 30. Juni 1989 hätte – wäre es nach den Plänen der Mehrparteienregierung gegangen – im Sudan die Scharia abgeschafft werden sollen. Unter anderem um genau dieses zu verhindern, putschte (...)

radiX, Nummer 3

Nationalismen und Bantustans

Über die Kritik am Nahost-„Friedensprozeß“
Mai
2000

Mit der Unterzeichnung des Abkommens von Oslo und seinen Folgeabkommen kam zum ersten mal seit der Gründung des Staates Israel ein Prozeß in Gange in dem ein Teil der palästinensischen Politik und der Bevölkerung in den besetzten Gebieten mit der Regierung Israels in einen Dialog trat, der zu einer (...)

Context XXI, Heft 7-8/2000

Die zweite Botschaft des Islam

Eine Menschenrechts- und Sozialismuskonzeption aus dem Sudan
Dezember
2000

Die Ideen des 1985 hingerichteten linksislamischen Reformers Mahmud Muhammad Taha werden nach seinem Tod weit über den Sudan hinaus als fortschrittliche Gegenthese zu reaktionären Formen des islamischen Integralismus gesehen. Interessant sind Tahas Positionen dabei einerseits in Hinblick auf (...)

Context XXI, Heft 2/2001

Semitische Antisemiten?

Antijudaismus in arabisch-islamischen Gesellschaften
April
2001

Über den arabisch-palästinensischen Antisemitismus ist im Zusammenhang mit der jüngsten Eskalation des Nahost-Konfliktes viel unrecherchierter Bekenntnisjournalismus betrieben worden, der von der Behauptung, es gäbe einen arabischen Antisemitismus gar nicht, bis zur Feststellung, dieser wäre die (...)

Context XXI, Heft 5/2001

Vergessene Interkulturalität

Die Übersetzerschule von Toledo
September
2001

In den aktuellen Bildungsdiskussionen wird immer wieder auf die Brauchbarkeit oder Verwertbarkeit von Studien hingewiesen. Hier ein kurzes Plädoyer für die in diesen Diskussionen geschmähten „Orchideenstudien“. Die heutige Bildungspolitik ist von Schlagworten der Nützlichkeit, Brauchbarkeit und (...)

Streifzüge, Heft 3/2001

Der Zusammenstoß der Barbareien

Milliardäre mit Bärten gegen Milliardäre ohne Bärte
Oktober
2001

Die Flüsse fließen stets ins Meer zurück, und die kapitalistische Globalisierung schlägt auf ihr Zentrum zurück, auf das Zentrum ihres Zentrums. Wenn alles globalisiert ist, die Märkte nie schlafen und die westlichen Waren bis in den letzten Winkel der Welt vordringen, wie kann man sich dann wundern, (...)

Streifzüge, Heft 3/2001

Identitätslogik und Kapitalismuskritik

Anmerkungen zu den Reaktionen der Linken auf die Terroranschläge von New York und Washington
Oktober
2001

1. Der Terror in den USA und der anschließende Bombenkrieg gegen Afghanistan haben (nicht nur) in der wertkritischen Linken zu Verwirrung und Polarisierungen geführt. Einer Position, wie sie „Bahamas“ und mehrheitlich die „Jungle World“ vertreten, die sich beide vorbehaltlos auf die Seite der (...)

Streifzüge, Heft 3/2001

Angriff der Glücksritter

Oktober
2001

Während Deutschland nach dem 11. September nationalistisch formiert wird, entdecken Antideutsche den Glamour der bürgerlichen Geellschaft. „Nichts wird mehr so sein wie vorher“ tönte es einhellig nach den reaktionären Terroranschlägen, und es entstand das spontane Gefühl, dass dieser Satz nicht nur (...)

radiX, Texte

Der Feind unseres Feindes ist unser Feind

Der 11.September 2001, der Krieg und die Linke
Oktober
2001

Zu Beginn des 21.Jahrhunderts ist die Linke weltweit kein gewichtiger Faktor mehr. Das gilt für traditionelle KommunistInnen und StaatssozialistInnen, sozialrevolutionäre oder libertäre Linke und klassische antikolonial-nationale Befreiungsbewegungen. Der Kampf der Kreuzritter der (...)

Context XXI, Heft 6/2001

Europäische Identität und Islam

November
2001

Nicht einmal zehn Jahre nachdem Samuel Huntington begonnen hat, den Kampf der Kulturen herbeizuschreiben, sehen ZeitungskommentatorInnen in Europa und den USA diesen in den Terroranschlägen gegen die USA und den aktuellen Krieg der USA und ihrer Verbündeter gegen Afghanistan als verwirklicht an. (...)

Café Critique, Jahr 2001

Gesichtspunkt Auschwitz

Dezember
2001

„Der Vernichtungswahn der heutigen Selbstmordattentäter ist die Säkularisierung der islamischen Religion unter dem Gesichtspunkt von Auschwitz.“ Joachim Rohloff meinte zu diesem Satz aus meinem Artikel „Das Böse ist nicht das Böse“ (Jungle World vom 2. 10. 01): „Ein schöner Satz. Ob er auch etwas (...)

radiX, Texte

Islamischer Antisemitismus?

Antijudaismus in islamischen Gesellschaften
 
2002

Nicht erst seit dem 11. September ist die Frage nach arabischem und islamischem Antisemitismus eine, an der sich die Linke nicht mehr vorbeidrücken kann. Die Aufgeregtheit mit der diese diese Frage diskutiert wird, steht jener um die Einschätzung des 11. Septembers um nichts nach. Auf allen (...)

Streifzüge, Heft 1/2002

Schlagt den Moslem, wo ihr ihn trefft?

Wider die platte Einteilung der Welt in Deutsche und Antideutsche
März
2002

Die radikalen Islamisten seien in gewisser Weise die Wiedergänger der Nationalsozialisten – diese These vertreten eine Reihe linker oder ehemals linker Persönlichkeiten seit einigen Monaten, im Zusammenhang mit den Attentaten vom 11. September 01 in den USA. Daher, so begründen sie ihre aktuelle (...)

Context XXI, Radiosendungen 2002

Islamismus und Faschimus, Teil 1

Mai
2002

Claudia Dantschke und Thomas Uwer über Verbindungen zwischen rechtsextremen und islamistischen Gruppierungen und über den trikontinentalen Faschismus im Irak. Vom 10. bis 12. Mai fand in Berlin eine internationale Israel-Solidaritätskonferenz statt, die vom Berliner Bündnis gegen IG Farben (...)

Context XXI, Heft 3-4/2002

„Half the story has never been told“*

Die Nation X und ihre weißen Freunde
Juni
2002

500 Jahre nachdem das erste Schiff afrikanischer Sklaven 1502 die Karibikinsel Hispaniola erreichte, erschien erstmals in Österreich eine umfassende Arbeit über die Sklaverei auf amerikanischem Boden und die Redaktionen der Strömungen des “Black Nationalism” auf die anhaltende Diskriminierung von (...)

Context XXI, Heft 3-4/2002

Transfer eines Feindbildes

Antisemitismus in islamischen Gesellschaften
Juni
2002

In der Diskussion über die jüngste Eskalation des Nahostkonfliks und die antisemitischen Angriffe der “weltweiten Intifada” in Europa kommt leider nur zu oft die sachliche Analyse und Kritik des Antisemitismus in islamischen Gesellschafen zu kurz. Bisher sind zu diesem Thema nur einzelne Artikel, (...)

Café Critique, Jahr 2002

To know the worst

Über den kategorischen Imperativ Adornos im Zeitalter des suicide bombing
September
2002

Das Ganze ist das Unwahre bedeutet das Gegenteil von: alles ist eins. Nicht von ungefähr hat Adorno dem zweiten Teil der Minima moralia das Motto (von F. H. Bradley) vorangestellt: „Where everything is bad / it must be good / to know the worst.“ Der kategorische Imperativ, den Adorno später in der (...)

Context XXI, Heft 5-6/2002

Short Cuts

November
2002

Peter Decker / Konrad Hecker: Das Proletariat. Die große Karriere der lohnabhängigen Klasse kommt an ihr gerechtes Ende. München 2002, Gegenstandpunkt, 280 Seiten, 20 Euro Ein Buch, das zur Pflichtlektüre für alle Leninisten und sonstige Freunde der Arbeiterklasse werden sollte. Decker und Hecker (...)

Context XXI, Heft 5-6/2002

Im Jahr danach

Ein Rundgang durch Neuerscheinungen über den 11. September und die Folgen
November
2002

Ein Jahr ist es her, dass die schrecklichen Bilder des Anschlags auf das World Trade Center in New York live in den Fernsehanstalten der Welt übertragen wurden, dass wir in Echtzeit miterleben durften wie Menschen aus den oberen Stockwerken des WTC in den Tod sprangen und schließlich allesamt, (...)

Context XXI, Heft 7/2002

Vor Erdogan

Dezember
2002

Der überwältigende Wahlsieg der postislamistischen AKP in der Türkei hat die Augen der Weltöffentlichkeit wieder einmal auf die politischen und gesellschaftlichen Umgestaltungsprozesse in der türkischen Gesellschaft gelegt. Wenn auch seither keine aktuellen Veröffentlichungen zum politischen Islam (...)

Context XXI, Radiosendungen 2003

Djihad und Judenhass

Februar
2003

Über den neuen antijüdischen Krieg. Die Sendung basiert auf einem Vortrag von Matthias Küntzel, gehalten am 30. Jänner 2003 im Jüdischen Gemeindezentrum in Wien.

Context XXI, Heft 8/2002 — 1/2003

Suicide Bombing

Über die neuen Formen des Antisemitismus — und ihren Zusammenhang mit den alten
März
2003

Für die Analyse der neuen Formen wie für die der alten gilt eine Art Antinomie, die immer mitzudenken wäre: Antisemitismus soll zwar durchsichtig werden — seine ideologischen Mechanismen und psychologischen Voraussetzungen —, aber die Tatsache, dass einer Antisemit ist, hat so unerklärlich zu (...)

Context XXI, Heft 8/2002 — 1/2003

Im Islam sind die Wurzeln nicht zu finden

März
2003

Auch wenn Gerhard Scheit in seiner Analyse gegenwärtiger Entwicklungen in Zusammenhang mit den Selbstmordattentaten in Israel oder New York weitgehend recht zu geben ist, so falsch sind seine Ausführungen, wo es um die Suche nach den Wurzeln für die aktuellen Ereignisse in der islamischen (...)

Context XXI, Heft 8/2002 — 1/2003

Wer Wurzeln sucht, geht in den Wald

Eine Antwort auf Thomas Schmidingers kritische Bemerkungen
März
2003

Es wäre ganz und gar absurd zu leugnen, daß der Ursprungsort des Antisemitismus das Christentum ist. Und bei diesem Ursprung spielt gerade die unmittelbare, aber perhorreszierte Nähe zum Judentum eine entscheidende Rolle. Dennoch konstituiert sich auch der Islam – wie immer vermittelt – unter den (...)

Context XXI, Heft 2-3/2003

Der David der lateinamerikanischen Legende

Antiamerikanismus in Lateinamerika
Mai
2003

Buenos Aires am 24. März 2003: Auf der Plaza de Mayo gedenken Menschen der Opfer der argentinischen Militärdiktatur. Am Vortag vor 27 Jahren hatten sich hohe Armeeangehörige an die Regierung des Staates geputscht. Mit Unterstützung der US-amerikanischen Regierung begann eine Zeit der brutalen (...)

Context XXI, Heft 4-5/2003

Ein Feindbild verbindet

Zur Querfront gegen den „Imperialismus“
August
2003

Ende Jänner dieses Jahres erschien auf der rechtsextremen Homepage Wiener Nachrichten Online (WNO) ein bezeichnender Text unter dem Titel „Opernball und Antiimperialismus“. Der Autor verfügt offenbar über ausgezeichnete Kenntnisse der antiimperialistischen Szene Wiens und berichtet dort voller (...)

Café Critique, Jahr 2003

Pace non c’è senza liberazione!*

Reclaim The Rainbow!
August
2003

Eine Intervention zum Christopher Street Day 2003. Im Frühjahr hingen Regenbogenfahnen aus Fenstern und von Balkonen. ’So viel Bekenntnisdrang, da wird mir ganz schwummrig!’, werden all jene gedacht haben, die sich, wie auch immer, zur queer community rechnen. Aber die Fahne sah genauer (...)

Café Critique, Jahr 2003

Redebeitrag für die Gedenkveranstaltung zum Novemberpogrom

am 9. November 2003 vor der in der Pogromnacht zerstörten Synagoge in der Zirkusgasse in Wien
November
2003

Am 9. November 1938 wurden in einer konzertierten Aktion im gesamten Deutschen Reich die Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte und Wohnungen geplündert, Juden und Jüdinnen misshandelt, verhaftet und ermordet. Die von den Nazis geplante politische Inszenierung wurde von weiten Teilen der (...)

Context XXI, Radiosendungen 2003

Zum Begriff des Djihad

November
2003

Esther Marian über Islam, Islamismus und Antisemitismus.

Grundrisse, Nummer 10
Alex Haley (Hg.):

Malcolm X. Die Autobiographie

Juni
2004

Bremen: 2003, atlantik-verlag, 520 Seiten, € 19,80 Malcolm X Autobiographie ist ein höchst unzeitgemäßes Buch. Die Leser werden in eine vergangene und fremde Zeit und politische Kultur zurückgeführt: In die USA der 40er, 50er und 60er Jahre, in die Welt der schwarzen Gettos, die Welt der schwarzen (...)

Café Critique, Jahr 2004

Fahrenheit 9/11 — Der Kreuzzug des kleinen Mannes

Über den neuesten Avantgardismus in Sachen Antiaufklärung
August
2004

Soviel stand bereits vor dem Filmstart in Europa bereits fest: Fahrenheit 9/11, der neueste Film von Michael Moore, ist ein Kassenknüller. Und es ist ebenfalls eingetreten, was man mit hoher Wahrscheinlichkeit prognostizieren konnte: das ressentimentgeladene Propagandawerk ist auch in Europa an (...)

Context XXI, Heft 6-7/2004

Islamismus und Militärherrschaft im Sudan

Oktober
2004

Nirgendwo zeigt sich zurzeit deutlicher der Bankrott des realexistierenden Islamismus als im Sudan. Nach 15 Jahren islamistischer Militärdiktatur haben die ideologischen Nachkommen der Muslim-Brüder das Land an den Abgrund geführt. Die sudanesische Organisation der von Ägypten ausgegangenen (...)

Context XXI, Heft 6-7/2004

Offener Brief an den Wiener Bürgermeister Michael Häupl

27. September 2004
Oktober
2004

Nachdem der Berliner Senat den für Anfang Oktober geplanten Arabisch-Islamischen Kongress verboten hatte, da in den Aufrufen der Widerstand gegen „amerikanischen zionistischen Terror“ bejaht wurde, gab es Bestrebungen – mit Unterstützung der Anitiimperialistischen Koordination (AIK) – diesen (...)

Café Critique, Jahr 2004

Propaganda der Tat, Freiheit des Opfers

Gerhard Scheit über sein neues Buch Suicide Attack
Dezember
2004

Gerhard Scheit ist Autor verschiedener Bücher zum Antise­mitismus und Mitglied der Wiener Gruppe Café Critique. Soeben erscheint im ça ira-Verlag sein neues Buch: „Suicide Attack“ — Zur Kritik der politischen Gewalt. Phase 2 be­fragte Gerhard Scheit zu dem von ihm wiedereingeführten Begriff des (...)

Context XXI, Heft 8/2004

Ehre und Martyrium

Zur Psychopathologie des Islamisten
Dezember
2004

Ein Freund von mir wurde bei einem Angriff (der amerikanischen Armee auf Falluja, Anm. d. Verf) verletzt. Man brachte ihn ins Krankenhaus. Als er seine Augen öffnete, sah er eine wunderschöne Frau. Er lächelte und dankte Gott, dass er nun endlich ein Märtyrer geworden sei und als Dank eine heilige (...)

Café Critique, Jahr 2005

Im Dilemma

Eindrücke von der radikalen Linken in Israel
 
2005

Was bedeutet es, im Staat der Shoah-Überlebenden radikale Staats- und Kapitalkritik zu formulieren? Radikale Linke befinden sich in Israel in einem Dilemma, das aber nur den wenigsten bewusst zu sein scheint. Der Normalzustand ist, dass man sich als Staatskritiker gegen die Ideologie zur Wehr (...)

Café Critique, Jahr 2005

„Suicide Attack. Zur Kritik der politischen Gewalt“

Buchpräsentation, Berlin, im Februar 2005
Februar
2005

Einführungstext Spätestens der tausendfache Mord der Suicide Attacks vom 11. September hat unübersehbar gemacht, was sich bereits zuvor in den zahlreichen Selbstmordattentaten in Israel manifestiert hatte: eine Bewegung, die im Namen Allahs zum Djihad aufruft gegen Juden und alles was sie mit (...)

Café Critique, Jahr 2005

Antiemanzipatorisches Ressentiment

Der Antizionismus als Kampf gegen die „künstliche Zivilisation“
Februar
2005

Wie schon der Untertitel des Marxschen Hauptwerks – Kritik der politischen Ökonomie – verrät, ist die kapitalistische Gesellschaft nur als staatlich verfasste adäquat zu fassen. Der Staat ist entgegen der gängigen marxistischen Ansicht keineswegs ein Überbauphänomen, der sich über einer ökonomischen (...)

Café Critique, Jahr 2005

„Antirassismus“ als ehrbarer Antisemitismus

Zweite Erklärung zur Sprengung unserer Veranstaltung „Der Iran und die Bombe“ am 9. März 2005
März
2005

Der Abend muss eine große Genugtuung gewesen sein. Endlich, nachdem sich die internationale Solidarität bislang in erster Linie auf das Verfassen feuriger Apologien heldenhaft „kämpfender Völker“ und das Spendensammeln für baathistische und islamistische Massenmörder beschränkt hatte, konnte den (...)

Café Critique, Jahr 2005
Erste Stellungnahme zur Verhinderung unserer Veranstaltung

Der Iran und die Bombe

am 9. März 2005
März
2005

Am Mittwoch Abend sollte im Wiener Café 7Stern, dem Kulturcafé der KPÖ Wien, auf Einladung der Gruppierung Café Critique und der Studienrichtungsvertretung Politikwissenschaft unter dem Titel Der Iran und die Bombe ein Vortrag über das Atomwaffenprogramm der Teheraner Regierung stattfinden. Thomas (...)

Context XXI, Heft 1-2/2005

Taliban in Falluja

Mai
2005

In der zentralirakischen Stadt Falluja zeigten die salafitischen Islamisten welche Gesellschaft ihnen vorschwebt. Die Stadt Falluja mit einer Viertelmillion Einwoh­nerInnen liegt westlich von Bagdad an einem wichtigen Kreuzungspunkt nach Syrien und Jorda­nien. Die Stadt ist umgeben von einem (...)

Context XXI, Heft 1-2/2005

Islamistischer Terror in Mosul

Zur aktuellen Situation von Yeziden im Irak
Mai
2005

Ein Aufenthalt in Mosul im Oktober 2004 gewährte mir Einblicke in die Situation von religiösen und ethnischen Minderheiten und deren Terrorisierung durch Radikal-Islamisten und hinterließ einen zutiefst pessimistischen Eindruck. Ich kann die verzweifelten Gesichtsausdrücke der Mosulis nicht (...)

Context XXI, Heft 1-2/2005

Frauenkörper und der „afrikanische Brauch“

FGM im Irak
Mai
2005

Obwohl die irakische Gesellschaft gemeinhin nicht für die Verbreitung weiblicher Genitalverstümmelung bekannt ist, machte eine neue Studie von Wadi deutlich, dass diese Praxis zumindest regional in einigen Teilen Irakisch-Kurdistans weit verbreitet ist. Während Tarafa Baghajati und (...)

Café Critique, Jahr 2005

Paradise no!

Judenmord für 7 Euro
Oktober
2005

radiX, Flugblätter

Gedenkkundgebungen am 9. November in Wien

November
2005

Am 9. November 2005 finden im Gedenken an den Novemberpogrom 1938 und die folgende Vernichtung der Jüdinnen und Juden zwei Kundgebungen statt, die beide aufgrund fast identischer Inhalte von der ÖKOLI unterstützt werden. Sie wurden zeitlich so gelegt, dass der Besuch beider Gedenkveranstaltungen (...)

Context XXI, Heft 7-8/2005

Unlawful Combatants

Das Dilemma des „War on Terror“
Dezember
2005

Das berüchtigte US-Internierungslager in Guantanamo erinnert sicherlich nicht an deutsche KZ’s, wie neben Giorgio Agamben und Micha Brumlik auch ungezählte Linke meinen behaupten zu müssen. Geheuchelte moralischer Empörung dieser Art nährt sich aus einem Antiamerikanismus, der schon immer wusste, (...)

Café Critique, Jahr 2006

Karikaturen? Welche Karikaturen?

Februar
2006

Seit der arabische Fernsehsender al-Jazeera über die Veröffentlichung einiger Cartoons in Dänemark berichtete, befindet sich die islamische Welt in Aufruhr. In der Zeitschrift „Jyllands-Posten“ waren im September vergangenen Jahres 12 Karikaturen abgedruckt worden, die nun, so ist Presse- und (...)

Context XXI, Jahr 2006

Religions- und Ideologiekritik

März
2006

Eine Veranstaltungsreihe der Studienvertretung Politikwissenschaft an der Universität Wien. Religions- und Ideologiekritik Eine Einführung mit Stephan Grigat Karl Marx schrieb 1843: "Die Aufhebung der Religion als des illusorischen Glücks des Volkes ist die Forderung seines wirklichen Glücks. (...)

Context XXI, Sondernummer 1/2006

Juden und Moslems in Frankreich: eine gefährliche Nachbarschaft?

März
2006

Die meisten antijüdischen Vorfälle, die in den Jahren 2000 bis 2005 in Europa, parallel zur zweiten palästinensischen Intifada, registriert wurden, ereigneten sich in Frankreich. Kein anderes Land Europas zählt auch derartig viele Moslems/Muslima (annähernd fünf Millionen) und Juden/Jüdinnen (rund (...)

Café Critique, Jahr 2006

Fight Islamic Fascism!

Kein Dialog mit Antisemiten!
April
2006

In Österreich ist alles möglich. Wenn man hierzulande etwas wissen will über das Regime in Teheran, das Israel vernichten möchte, lädt man sich einen Vertreter eben dieses Regimes des Vernichtungswahns ein. Und wenn man darüber diskutieren möchte, wie man dem Terror mittels Friedensliebe und (...)

Café Critique, Jahr 2006

Ahmadinejads Welt

April
2006

Der Bassidschi-Einsatz auf den Minenfeldern zeigt, was vom Mullah-Regime zu erwarten ist. In seinem Brief an George W. Bush präsentiert sich Mahmoud Ahmadinejad als ein Anwalt der Entrechteten und als Sprecher der Dritten Welt: Er geißelt die Kriegsführung der Amerikaner im Irak, beschwört die (...)

Context XXI, Heft 1-2/2006

Ist Fußball unislamisch?

Mai
2006

Die Aufregung vor allem in konservativen Kreisen war groß, als der als Hardliner verschriene Präsident Achmadinejad ankündigte, dass es in Zukunft auch Frauen erlaubt sein werde, in den Stadien Fußballspiele mitzuverfolgen. Mancher Journalist im Westen mochte darin sogar eine liberale Wende des (...)

Café Critique, Jahr 2006

Titelbild des Buches „Feindaufklärung und Reeducation“ kriminalisiert

Mai
2006

Am 27. Mai 2006 beschlagnahmte die Polizei in Mittenwald (Landkreis Garmisch-Partenkirchen, Bayern) ca. 150 DIN-A6 Flyer, auf denen das Cover des Buches „Feindaufklärung und Reeducation - Kritische Theorie gegen Postnazismus und Islamismus“ (erschienen im ça ira-Verlag, Freiburg, 2006) abgebildet (...)

Café Critique, Jahr 2006
Rede bei der Abschlußkundgebung der Demonstration

„Für Israel – und sein Recht auf Selbstverteidigung“

am 28. 7. 2006 in Berlin
Juli
2006

gehalten von Thomas von der Osten-Sacken (Wadi e.V.) im Namen von Café Critique, Redaktion Bahamas, typoskript.net, Berliner Bündnis gegen IG Farben u.a. Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde, Ich habe hier und heute die Ehre im Namen all jener Gruppen zu sprechen, die (...)

Café Critique, Jahr 2006

Über die Israelsolidarität in Zeiten des Krieges

August
2006

Kaum eine Aussendung von Café Critique hat bislang eine so große Zahl an Reaktionen ausgelöst, wie unser Aufruf zu einer Solidaritätskundgebung mit Israel, die wir in Zusammenarbeit u.a. mit der Israelitischen Kultusgemeinde am 20. Juli 2006 in Wien veranstaltet haben, und an der auch der (...)

Café Critique, Jahr 2006

Redebeitrag von Café Critique zur Gedenkveranstaltung an die Reichspogromnacht

am 9. 11. 2006 in der Zirkusgasse in Wien
November
2006

Am heutigen 9. November findet in Wien eine Demonstration gegen Faschismus und Rassismus statt. Die zu dieser Demonstration aufrufenden Gruppen tun sich normalerweise dadurch hervor, dass sie bedingungslose Solidarität mit der Hamas, mit Mahmud Ahmadinedschad und anderen Israelfeinden und (...)

Café Critique, Jahr 2007

Tony Judt — ein europäischer Ideologe als sozialdemokratischer Vordenker zur Delegitimation Israels

Zum Vortrag Judts im Bruno Kreisky Forum
Juni
2007

Tony Judt hat einen über tausend Seiten starken Wälzer vorgelegt, die Geschichte Europas von 1945 bis zur Gegenwart. Der Zweite Weltkrieg ist ihm darin eine allgemeine „Katastrophe, in die Europa sich gestürzt hatte“ und die irgendwie allerlei Opfer produzierte. Wer will es da schon genauer wissen, (...)

Café Critique, Jahr 2007

Anders als der Bürger

Über Antisemitismus, Voluntarismus und Determinismus bei Ulrich Enderwitz und in der Wertkritik
Juni
2007

Eine in der Tradition der Adornoschen Kritischen Theorie stehende Wert- und Fetischkritik ist aus unterschiedlichen Richtungen mit dem Vorwurf konfrontiert, sie reklamiere für sich, bezogen auf die gesellschaftliche Totalität, eine Art exterritorialen Standpunkt, da nur von diesem aus der (...)

Café Critique, Jahr 2007

Österreich als Türöffner für die Mullahs

Dezember
2007

Der geplante Milliardendeal der OMV mit dem Iran würde Österreich zum langfristigen strategischen Partner des Mullahregimes in Teheran machen. „Die OMV begegnet ihren Geschäftspartnern auf gleicher Augenhöhe. Schließlich entspricht der Respekt vor Mensch und Umwelt unseren ethischen Prinzipien.“ (...)

Café Critique, Jahr 2008

Chestrachmadinejad

Februar
2008

Der FPÖ-Vorsitzende Strache hat sich als Verehrer des sozialistischen Präsidenten Chávez geoutet. Hugo Chávez hat einen neuen Bewunderer. Zum iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad, der den venezolanischen Staatschef seinen „Bruder“ nennt, hat sich nun Heinz-Christian Strache gesellt, der (...)

Café Critique, Jahr 2008

„Die Reserven zur Herstellung des allgemeinen Chaos“

Über das Verhältnis der Europäischen Union zur Islamischen Republik
April
2008

Soll die Bedrohung Israels durch das Atomprogramm des Iran hervorgehoben werden, fühlen sich nicht wenige Freunde Israels herausgefordert, sogleich hinzuzufügen: Europa sei ja genauso bedroht. Fast reflexartig wird damit Bereitschaft zum Bündnis signalisiert: die Europäer müßten aufgerüttelt werden, (...)

Café Critique, Jahr 2008
Konferenzbericht

Die iranische Bedrohung

Die Islamische Republik, Israels Existenzkampf und die europäischen Reaktionen
Mai
2008

Am 3. und 4. Mai fand an der Universität Wien die internationale Konferenz Die iranische Bedrohung — Die Islamische Republik, Israels Existenzkampf und die europäischen Reaktionen statt. Die Konferenz war an beiden Tagen gut besucht. Der Eröffnung und dem ersten daran anschließenden Round table (...)

Streifzüge, Heft 44

Brüder, zum Gesetze, zur Freiheit

Über den Zusammenhang von Islamismus und westlichen Werten
Oktober
2008

Islamismus und Modernisierung Im Jahre 1936 sandte Hasan al-Banna, Grundschullehrer, Gründer und Führer der Muslimbruderschaft, eine Schrift mit dem Titel „Aufbruch zum Licht“ an den ägyptischen König Faruq. Darin forderte al-Banna eine Neuausrichtung, ja eine Wiedergeburt der ägyptischen Nation: (...)

Café Critique, Jahr 2008

Islamkritik und Politik im Namen des Volkszorns

Die FPÖ und das postnazistische Österreich
Oktober
2008

Die FPÖ hat bei der Nationalratswahl 2008 17,54, das BZÖ 10,70 Prozent der Stimmen gewonnen und es wäre rein rechnerisch möglich, dass die beiden Parteien Teil der nächsten Regierungskoalition werden. Ihr Erfolg ist zu einem maßgeblichen Teil einem Rassismus geschuldet, der sich in Aussagen ausdrückt (...)

Café Critique, Jahr 2009

Das Leid in Gaza und der Ruf nach Frieden

Januar
2009

Haben Palästinenser und Palästinenserinnen Glück im Unglück und leben im Westjordanland, so haben sie mit einer korrupten Autonomiebehörde zu tun, die sich seit Jahrzehnten als unfähig erweist, mit den Milliarden Dollar und Euros, die aus aller Welt an sie fließen, etwas Vernünftigeres anzufangen, als (...)

Café Critique, Jahr 2009

Der „Antirassismus“ von Holocaust-Leugnern

April
2009

Diese Woche findet in Genf die UN-Antirassismuskonferenz statt, die Nachfolgekonferenz jener Veranstaltung, bei der 2001 im südafrikanischen Durban Israel als einziges Land der Welt wegen „staatlichem Rassismus“ an den Pranger gestellt wurde und während deren NGO-Forum es tätliche Angriffe auf (...)

Café Critique, Jahr 2009
Suicide Attack:

Hintergründe des Selbstmordterrors

Rezension
Mai
2009

Gerhard Scheit hat gründliche Arbeit geleistet. Er untersucht auf 616 Seiten den antisemitischen Wahn, der zum Völkermord an Juden geführt hat und auch zum Selbstmordterror im Heiligen Land. Gerhard Scheit versucht – sich auf die Frankfurter Schule stützend – mit den Mitteln der Philosophie und der (...)

Grundrisse, Nummer 30

Die „Konservativ-liberale“ Politik der AKP in der Türkei im historischen Zusammenhang

Juni
2009

1. Einleitung Liberale und konservative Sichtweisen interpretieren die Politik der AKP (Adalet ve Kalkınma Partisi, Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung) als historischen Bruch mit dem Kemalismus. Nach dieser Auffassung treibt die AKP die Demokratisierung im Gegensatz zum kemalistischen (...)

Café Critique, Jahr 2009

Aufstand der Privatheit

Über die Proteste im Iran
Juli
2009

Wer wie Jürgen Elsässer eine deutsche Volksinitiative gründet, um auch in Deutschland die „Strichjungen des Finanzkapitals“ in den „Darkroom“ des Volksempfindens zu befördern, hat ein gewisses Gespür dafür, wo das Moment der Protestbewegung liegt, das nicht mit dem Regime identisch ist. „Hier wollen (...)

Café Critique, Jahr 2009

Geschäft statt Minarett

Die Schweiz ist einer der wichtigsten Handelspartner des Iran
Dezember
2009

Würden sich die Schweizer wirklich Sorgen um das Vordringen des radikalen Islam machen, hätten sie wahrlich kein Volksbegehren gegen den Bau von Minaretten zu veranstalten brauchen. Einmal abgesehen von den Milliardenbeträgen, die arabisch-islamischen Autokraten gehören und auf Schweizer Banken (...)

Café Critique, Jahr 2010

Kritik der Religion

Ein Plädoyer für Islamkritik und gegen abstrakten Atheismus
Januar
2010

Im Jahr 2010 über Religionskritik zu sprechen ist schwierig. Man kann schlecht die Gefechte des Mittelalters wieder aufleben lassen. Es stellt sich die Frage, wie Menschen kritisiert werden sollen, die am Beginn des 21. Jahrhunderts allen Ernstes behaupten, es gebe höhere Wesen, und sich also, (...)

Café Critique, Jahr 2010

Deutschland und der Iran

Matthias Küntzel untersucht historische Kontinuitäten
Februar
2010

Die Wahrnehmung der „Islamischen Republik Iran“ ist im deutschsprachigen Raum trotz des derzeitigen medialen Getöses weiterhin geprägt von einer Verharmlosung des antisemitischen Charakters des Regimes und Beschwichtigungen hinsichtlich der Bedrohung, die vom iranischen Atomprogramm für Israel, den (...)

Café Critique, Jahr 2010

Norman Paech im Kampf gegen Israels Souveränität

Zum Auftritt eines deutschen Antizionisten in Wien
Juli
2010

Am 8. Juli wird der antizionistische Vordenker der deutschen Linkspartei Norman Paech in Wien über die Hamas-Solidaritätsflotte referieren. Aus diesem Anlass nachstehender Beitrag. Teile davon basieren auf Texten der [Kölner Georg-Weerth-Gesellschaft->http://www.gwg-koeln.tk und der Hamburger (...)

Grundrisse, Nummer 39
Achim Bühl:

Islamfeindlichkeit in Deutschland

Ursprünge, Akteure, Stereotype
September
2011

Hamburg: VSA Verlag, 2010, 320 Seiten, Euro 22,80 Auf antirassistische Arbeit ist in emanzipatorischen und linken Kreisen ein Hauptaugenmerk gerichtet – völlig zurecht. Zu versuchen, die Mechanismen offenzulegen, wie Gruppen als „fremd“ und im weiteren Verlauf häufig als „minderwertig“ konstruiert (...)

Café Critique, Jahr 2012

Der Günter Grass der Politikwissenschaft

Juni
2012

Der »Nahostexperte« Michael Lüders hat ein Iran-Buch geschrieben, das an Perfidie kaum zu überbieten ist.

Streifzüge, Heft 66

Symmetrische und asymmetrische Kriege

Teil II – Von Merkel, Counterinsurgency und Dschihad
Mai
2016

„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist“ (Bach-Cantate) Die Warensubjektivität beinhaltet das emotionale Manko der Vereinzelung und der Einsamkeit wie auch einen aggressiven Allmachtsanspruch. Beides erzeugt den Wunsch nach einer starken Gemeinschaft. Im Kleinen verwirklicht sich dieses Bedürfnis (...)

Streifzüge, Jahrgang 2016

Der Schleier des Abendlands

Erkundungen im Reich des männlichen Blicks
August
2016

Aus aktuellem Anlass Kleider machen Leute, zweifellos. Insbesondere freilich Frauen. Ob Orient, ob Okzident, ob Islam, Christentum oder Kulturindustrie: Kleidungsnormen betreffen Frauen um vieles extensiver und restriktiver als Männer. Es gleicht einem überkonfessionellen patriarchalen (...)

Café Critique, Jahr 2016

Antisemitism of the Ayatollahs: Holocaust Denial & Hatred of Israel in Khamenei’s & Rouhani’s Iran

Vortrag bei der Konferenz „Islam & Antisemitism“
Oktober
2016

Café Critique, Jahr 2016

Die Einsamkeit Israels

Zionismus & die iranische Bedrohung
Oktober
2016

Café Critique, Jahr 2017

Der Antisemitismus der Ajatollahs

Israelhass & Holocaustleugnung im heutigen Iran
April
2017

Vortrag

FORVM, Islam-Diskurs

Politischer Islam – gibtʼs den denn?

Pro/Contra im „falter“ — Nina Scholz erschien dort im Druck gekürzt, online hinter Paywall versteckt; hier nicht, sondern wir beginnen damit den Islam-Diskurs im FORVM. Am 9. Dezember hat der „falter“ seine online-Version freigeschaltet. Sollte der Diskurs auch dort fortgesetzt werden? Gut wär´s.
Dezember
2020

Bange Frage im „falter“ Nr. 49 – Vorspann und zwei divergierende Antworten: Die Rede vom politischen Islam hat Konjunktur. Die Regierung will daraus in den Nachwehen des Terroranschlags von Wien gar einen Straftatbestand formen. Bleibt nur noch zu klären, was unter dem Begriff eigentlich zu (...)

Amelie Lanier, Sonstiges
Ökumene 2021:

Der Papst besucht den Irak

März
2021

Franziskus hat Anfang März dieses Jahres wirklich in Sachen Eigenwerbung oder Schlagzeilen den Vogel abgeschossen. Er ahnte vermutlich schon, daß mit dem Segen Urbi Et Orbi zu Ostern nichts werden wird und man rechtzeitig einen Ersatz-Event veranstalten sollte. Andererseits war dieser Besuch (...)

Islamismus ist ein Begriff aus den Sozialwissenschaften, unter dem seit den 1970er Jahren verschiedene Ideologien und Bewegungen des fundamentalistischen, politischen Islam, genannt auch radikaler Islam, zusammengefasst werden. Allen Ausprägungen gemeinsam ist das Streben, im Namen des Islam eine allein religiös legitimierte Gesellschafts- und Staatsordnung zu errichten. Sie richten sich gegen die Grundsätze der Trennung von Staat und Religion, gegen die Prinzipien von Individualität, Pluralismus und Volkssouveränität, gegen Menschenrechte, die Gleichstellung der Geschlechter und die Religions- und Meinungsfreiheit und sind antisemitisch. Unterschieden wird zwischen Gruppierungen, die ihre Ziele mit friedlichen Mitteln durchsetzen wollen, und radikalen Strömungen, die die gewalttätigen Mittel des Terrorismus zur Durchsetzung ihrer Ziele propagieren und praktizieren.[1][2] Wie sich Islamismus von anderen Begrifflichkeiten des politisierten Islam wie „islamischem Fundamentalismus“ oder „politischem Islam“ unterscheidet, ist ebenso umstritten wie seine eigene Aussagekraft und die Frage, wann Islamismus als soziales Phänomen erstmals aufgetreten ist.

Islamisten 2012 im Hyde-Park von Sydney mit dem Plakat „Köpft alle, die den Propheten beleidigen“ (behead all those who insult the Prophet) und „Unsere Toten sind im Paradies, eure Toten sind in der Hölle(Our dead are in Paradise. Your dead are in HELL!)

Definitionen und Begriffskritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Französische Wissenschaftler und Journalisten sahen sich in den 1970er Jahren vor der Herausforderung, den politisch-fundamentalistischen und extremistischen Islam korrekt zu beschreiben und einzuordnen. Dieses Bestreben wurde maßgeblich ausgelöst durch die Anwesenheit und das Wirken des schiitischen Ajatollahs Ruhollah Chomeini in Paris sowie die in Ägypten und Algerien aufkeimenden Protestbewegungen, die sich auf ein fundamentalistisch ausgelegtes Islamverständnis, d. h. auf eine wörtliche Auslegung des Korans, bezogen. Der Begriff des Fondamentalisme traf jedoch in Frankreich aufgrund seines amerikanischen Ursprungs auf Ablehnung. Die Alternative Intégrisme schied ebenfalls aus, da sie zu stark mit christlich-katholischen Bezügen konnotiert war. Folglich setzte sich zunehmend der Begriff des Islamisme durch, wenn auch gegen anfängliche Widerstände. Der Orientalist und Historiker Maxime Rodinson sprach sich vehement gegen Islamisme bzw. Islamismus aus. Islamismus wurde in Frankreich, aber auch in Deutschland, tatsächlich noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ohne Bezug zu Fundamentalismus und Extremismus synonym mit Islam verwendet. Rodinson gab zu bedenken, dass die Verwendung dieses Begriffs es den Rezipienten erschweren könne, fortan zwischen Extremisten und einfachen Gläubigen zu unterscheiden. Der Sozialwissenschaftler Gilles Kepel veröffentlichte 1983 in Frankreich das Buch Le Prophète et Pharaon. Les mouvements islamistes dans l’Égypte contemporaine (Der Prophet und der Pharao. Islamistische Bewegungen im heutigen Ägypten). Mit der Übersetzung des Buches ins Englische im Jahr 1984 begann sich der Begriff, nach anfänglicher Übertragung des französischen Islamiste als Islamicist, immer stärker durchzusetzen. In der Mitte der 1990er Jahre war der Begriff schließlich auch in der außerfranzösischen Forschung weit verbreitet.[3]

Der deutsche Politologe Armin Pfahl-Traughber nannte 2011 in einem Dossier für die Bundeszentrale für politische Bildung folgende Punkte als typische Merkmale des Islamismus:

  1. Absolutsetzung des Islam als Lebens- und Staatsordnung
  2. Gottes- statt Volkssouveränität als Legitimationsbasis
  3. der Wunsch nach ganzheitlicher Durchdringung und Steuerung der Gesellschaft
  4. homogene und identitäre Sozialordnung im Namen des Islam
  5. Frontstellung gegen den demokratischen Verfassungsstaat
  6. Potenzial zu Fanatismus und Gewaltbereitschaft.[2]

Im Gegensatz dazu gibt es aus der Islamwissenschaft scharfe Kritik an der Verwendung des Begriffs „Islamismus“ zur Bezeichnung von fundamentalistischen, extremistischen und sogar terroristischen Bewegungen. So erklärte Thomas Bauer, Professor für Arabistik und Islamwissenschaft an der Universität Münster, er lehne den Begriff ab. Es sei unmöglich, Mursi und Terrorgruppen in Mali „unter einen Begriff zu fassen“. Tilman Seidensticker, Professor für Islamwissenschaft an der Uni Jena, definiert den Islamismus – ohne eine direkte Extremismus-Komponente – als „Bestrebungen zur Umgestaltung von Gesellschaft, Kultur, Staat oder Politik anhand von Werten und Normen, die als islamisch angesehen werden.“[4] Muriel Asseburg, Senior Fellow der Forschungsgruppe Afrika und Mittlerer Osten der Stiftung Wissenschaft und Politik schreibt, es werde oft unterstellt, dass Islamisten automatisch Fundamentalisten seien oder eine radikale Ausrichtung hätten. Die Wirklichkeit sei komplexer, da viele islamistische Gruppierungen nicht gewaltbereit seien bzw. der Gewalt abgeschworen hätten, sich pragmatisch und anpassungsfähig zeigten, anstatt das bestehende System umstürzen zu wollen.[5]

Der Islamwissenschaftler Tilman Nagel (* 1942) vertrat 2005 in seinem Essay Islam oder Islamismus? Probleme einer Grenzziehung die Meinung, eine Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus sei „ohne Erkenntniswert“.[6] „Islam und Islamismus sind solange nicht voneinander zu trennen, wie Koran und Sunna als absolut und für alle Zeiten wahr ausgegeben werden“, so Nagel. Er verwendet das Wort „Islamismus“ und setzt in seiner Argumentation den Begriff letzten Endes mit dem orthodoxen Islam gleich. Nagel argumentiert, der Islam sei von Hause aus – mit Ausnahme der Muʿtazilafundamentalistisch.[7] Der Islam richte sich nicht wie das Christentum in einem bestehenden Staat ein, sondern gründe „einen eigenen“. Historisch führt Nagel dies auf die frühislamische Gemeinde unter Mohammed zurück, dessen Wirken Nagel zufolge „von Anfang an ein entschiedenes Streben nach Dominanz über alle anderen Menschenverbände“ innewohnte, weil es sich „als unerschütterbar wahr und endgültig richtig auffasste. Die Anwendung von Gewalt zur Selbstbehauptung und dann zur Unterwerfung anderer Gemeinschaften, die eben nicht islamische waren, ist demgemäß ein wesentliches, wenn nicht das wesentliche Merkmal der Geschichte des Wirkens Mohammeds in Medina.“[8]

Aus kultur- und sozialanthropologischer Perspektive wird argumentiert, auf den Begriff Islamismus sei wegen seiner Unschärfe zu verzichten, da gänzlich verschiedene soziale Gruppen und Individuen unter demselben -ismus eingeordnet werden: von Terroristen über demokratisch gewählte Präsidenten bis zu Personen, die einfach nur ihren Glauben praktizieren wollen.[9]

In französischer Sprache wird die Ideologie zumeist als «intégrisme» bezeichnet, was den Fokus darauf richtet, dass die Anhänger wieder alle Lebensbereiche unter die Grundsätze des Islams stellen wollen. Sadiq al-Azm führt diesen Begriff darauf zurück, dass im 20. Jahrhundert die Islamgelehrten die Macht über die meisten Lebensbereiche verloren haben. Verblieben sind nur noch „Heirat, Scheidung, Geburt, Tod und Erbrecht“. Die anderen Bereiche wie Wirtschaft, Gesellschaft, Kunst, Medien wurden ganz oder weitgehend säkular.[10]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vordenker im 18. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Geschichte des Islam gab es immer wieder fundamentalistische und radikale religiöse Bewegungen, die zur Rückbesinnung auf die Werte der Vorväter aufriefen; damit sind die ersten drei Generationen von Muslimen gemeint, bis einschließlich Ahmad ibn Hanbal. Dazu gehören die Wahhabiten, die seit dem 18. Jahrhundert die Lehre Muhammad ibn ʿAbd al-Wahhābs befolgen, die bis heute die ideologische Grundlage Saudi-Arabiens darstellt. Ein weiterer wichtiger „geistiger Ahne“ ist der Damaszener Rechtsgelehrte Ibn Taimiya (1263–1328). Neu im Islamismus ist der Aufruf zur Reformierung des Islam, begonnen vor allem durch Modernisierer wie Dschamal ad-Din al-Afghani und Muhammad Abduh, die Ende des 19. Jahrhunderts die Lücke zwischen mittelalterlichem Islamverständnis und vom Westen eindringender Modernität durch eine Reformierung der Religion schließen wollten.[11]

Ausklang des 19. Jahrhunderts: Arabische Denker wollen das Islamverständnis korrigieren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Ende des 19. Jahrhunderts bedeutete für einen großen Teil der arabisch-islamischen Welt einen kulturellen und religiösen Niedergang. Das Osmanische Reich löste sich langsam in seine Bestandteile auf, Ägypten stand unter britischer Herrschaft. Die Zentralregierung in Konstantinopel erwies sich als unfähig, die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen des beginnenden 20. Jahrhunderts aufzugreifen. Die Sultane galten als korrupt und schlechte Vorbilder für die Muslime. Das Sultanat, das seine Legitimität darauf stützte, das islamische Reich zusammenzuhalten und die Religion zu fördern, erwies sich als unfähig, diese Aufgabe zu bewältigen. Massive Schulden zwangen das Osmanische Reich, europäischen Großmächten Konzessionen und Vorteile bei Investitionen, beim Erforschen und Fördern von Rohstoffen – etwa dem Erdöl – zu gewähren. Ende des 19. Jahrhunderts war das Reich von Europa finanziell abhängig.

Durch die einschneidenden Transformationen, die die arabische Welt in wirtschaftlichen und soziokulturellen Bereichen durchliefen, sahen sich die islamischen Gesellschaften mit neuen Schwierigkeiten konfrontiert. Der größer werdende Einfluss der europäischen Großmächte führte zu Zweifeln an der islamischen Vormacht; durch Migration und Urbanisierung wurden die traditionell bedeutenden Familienverbände geschwächt, Industrialisierung und Individualisierung führten zu Lockerung des Sozialgefüges und Selbstzweifel. Als Antwort auf diese Probleme entwickelten muslimische Denker wie Dschamal ad-Din al-Afghani (1837–1897), Muhammad Abduh (1849–1905) oder Raschid Rida (1865–1935) ein Islamverständnis, das vor allem eine Revitalisierung und Rückbesinnung auf koranische Werte und Traditionen propagierte. Würden sich die Muslime wieder wahrhaft auf ihre Religion besinnen, so würde die islamische Welt ihre alte Stärke zurückgewinnen. Die Errungenschaften der Moderne wurden dabei nicht per se abgelehnt, sondern sollten auf der Grundlage islamischer Werte in die Gesellschaften der muslimischen Welt integriert werden. Als Befürworter von technischem Fortschritt und gesellschaftspolitischer Reform werden die muslimischen Denker dieser Zeit auch als „islamische Modernisten“ bezeichnet.

Abduh und Rida verwarfen die vorherrschenden Vorstellungen der konservativ-traditionellen Rechtsgelehrten (Ulema), die zu jener Zeit vornehmlich als Instrumente der Regierung wahrgenommen wurden. Die islamischen Modernisten lehnten jede Veränderung der islamischen Lehre im engsten Sinne nach 855 ab, darunter die verschiedenen islamischen Rechtsschulen (Madhhab), die sie alle als Abkehr von der wahren islamischen Lehre betrachteten.

Beginnendes 20. Jahrhundert: Eine Ideologie wird Teil des Systems[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die modernen islamistischen Bewegungen im engeren Sinne entwickelten sich in den 1920er und 30er Jahren. Die beiden Weltkriege im 20. Jahrhundert verwüsteten viele Teile des Nahen und Mittleren Ostens. Das Osmanische Reich wurde 1923 aufgelöst, wenig später erklärte Mustafa Kemal Atatürk das Sultanat sowie das Kalifat für abgeschafft. Während europäische Kräfte in Technik, Wissenschaft und vielem anderen den neuen Kolonien und Protektoraten weit überlegen schienen, hatte die alteingesessene Orthodoxie im Islam, vor allem in den Akademien von al-Azhar, der Moderne nichts entgegenzusetzen. Vor diesem Hintergrund gewannen die Ideen der Modernisten weiter an Bedeutung.[12][13]

Die Überreste des Osmanischen Reiches wurden von den Siegermächten des Ersten Weltkrieges, Großbritannien und Frankreich, in Nationalstaaten geteilt, von denen viele unter Mandaten von Europa aus regiert wurden. Diese Zeit wird von islamischen Historikern als Zeit großer Demütigung gesehen, nicht nur des Islams als religiöser Lehre, sondern der gesamten arabischen/islamischen Zivilisation als solcher. Nach Erlangung der Unabhängigkeit wurden in vielen der ehemaligen Mandatsstaaten säkulare oder monarchische Staatsstrukturen installiert bzw. implantiert, die den traditionellen religiösen Überzeugungen der Bevölkerungen oftmals keine Rechnung trugen.

In diesen Zeiten des Umbruchs entwickelte sich eine neue, politisch orientierte Denkschule, die den Islam als Grundlage einer idealen Gesellschaft verfocht: Bis heute maßgeblich ist etwa die 1928 von dem ehemaligen Lehrer Hasan al-Bannā (1906–1949) im Königreich Ägypten gegründete Muslimbruderschaft (Al-Ikhwan al-Muslimun). Die Muslimbruderschaft kritisierte die als „dekadent“ verachtete Monarchie, die von Großbritannien installiert worden sei, sowie den Werteverfall als Konsequenz des kulturellen Niedergangs in Ägypten. Sie suchte die religiösen Dogmen wiederherzustellen und parallel alle Probleme der islamischen Länder mittels der islamischen Ordnung zu lösen. Der britische Einfluss im Land, der de facto noch bis 1952 anhielt, galt den Islamisten als Neokolonialismus, der bekämpft werden müsse.[12]

Der in Indien und (ab 1947) in Pakistan wirkende Abū l-Aʿlā Maudūdī (1903–1979) mit seiner 1941 gegründeten Kaderpartei Jamaat-e-Islami übte ebenfalls einen bedeutenden Einfluss auf den modernen Islamismus aus. Im Iran entstand eine von der schiitischen Imamatslehre geprägte Sonderform des islamischen Fundamentalismus. Unter der Führung des Ajatollah Ruhollah Chomeini (1906–1989) wurde nach der islamischen Revolution im Jahr 1979 eine Regierung auf Grundlage einer Form des schiitischen Fundamentalismus installiert. Der nun wachsende Panislamismus und der ihn begleitende Revolutionsexport der Islamischen Revolution aus dem Iran stärkte auch geistig die verschiedenen islamistischen Bewegungen in vielen Ländern.

Nach dem Sechstagekrieg: Der Islamismus ersetzt den Nationalismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine weitere wichtige Phase für die Entwicklung des Islamismus stellt der Sechstagekrieg von 1967 und die Zeit unmittelbar danach dar. Die bis dahin vorherrschende Ideologie des arabischen Nationalismus erschöpfte sich in dem von den arabischen Staaten als demütigende Niederlage betrachteten Krieg gegen Israel. Islamismus wurde eine akzeptable Alternative für viele, die, vom arabischen Nationalismus und Sozialismus enttäuscht, nach einer ideologischen Ergänzung suchten. Viele arabische Herrscher gaben den Islamisten Privilegien, um damit den Einfluss von Nationalisten und Panarabisten zu begrenzen und um die Unzufriedenheit der Bevölkerung abzufedern. Sie erreichten damit die Eingrenzung demokratischer Rechte und konnten so den Forderungen nach demokratischen Veränderungen entgegenwirken. Die iranische Revolution 1979, obgleich von Schiiten getragen, wurde in der ganzen islamischen Welt zum Symbol und Beispiel eines lebensfähigen islamischen Staates.[14]

In den 1960er-Jahren gewann Sayyid Qutb mit seinen radikalen Schriften zunehmenden Einfluss. Qutb, der nach seiner Hinrichtung 1966 in großen Teilen der arabischen Welt als Märtyrer angesehen wurde, interpretiert in seinem Korankommentar Fī ẓilāl al-qurʾān („Im Schatten des Korans“) sowie in seiner Kampfschrift Maʿālim fī ṭ-ṭarīq („Zeichen auf dem Weg“) die Gegenwart als Wiederkehr der „Dschāhilīya“ (Zeit der Unwissenheit, d. i. der vorislamischen Zeit). Es sei eine Pflicht der Muslime, dem Gesetz Gottes mittels Dschihad in den islamischen Staaten wieder zur Geltung zu verhelfen. Der Niedergang des arabischen Sozialismus, zahlreicher monarchischer Regime und des panarabischen Nationalismus führte zur Entstehung neuer islamistischer Gruppen in der arabischen Welt.

Golf-Kriege 1980–1988, 1990/1991 und 2003[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Golf-Kriege von 1980, 1990 und 2003 schafften ein weiteres politisches Vakuum in zahlreichen arabischen Ländern, welche die meist undemokratischen Regierungen mit keiner eigenen Ideologie ausgleichen konnten. Staaten wie Saudi-Arabien, die sich in ihrer Legitimität unter anderem auf religiöse Autorität berufen und die den Verlust an Glaubwürdigkeit in der eigenen Bevölkerung nach dem ersten Golfkrieg noch immer auszugleichen versuchen, finanzieren außerdem viele muslimische Vereinigungen in verschiedenen Teilen der Welt, von denen wiederum viele islamistische Gesinnungen teilen. Gleichzeitig verschärften sich auch Konflikte jeweils zwischen Muslimen: So kämpften im Krieg zwischen Iran und Irak sowie im Krieg Irak gegen Kuwait Muslime gegen Muslime. Infolgedessen mehrten sich die Forderungen, in religiöser Einheit zu leben, anstatt sich zu bekämpfen. Die Grenzen religiös begründeter Bruderschaft wurden nirgends so deutlich wie in diesen Kriegen.[15]

Einer der schärfsten Kritiker der Islamisten in dieser Zeit war der ägyptische Jurist Muhammad Saʿīd al-ʿAschmāwī, Mitglied des ägyptischen Staatsrats und zeitweise Vorsitzender des Staatssicherheitsgerichts. Er warf den Islamisten in seiner 1987 veröffentlichten Schrift Der politische Islam (al-Islām as-siyāsī) vor, sie strebten die Errichtung einer faschistischen Diktatur im Gewand der Religion an.[16]

Radikalisierung in den 1990er Jahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 1990er Jahren radikalisierten sich zahlreiche Islamistengruppen. Während sich arabischer Terrorismus in den 70er und 80er Jahren vornehmlich auf den israelisch-palästinensischen Konflikt konzentrierte, erwuchs der radikale Islamismus der 90er Jahre zur Ideologie extremistischer, teils terroristischer Gruppen wie al-Qaida („Die Basis“), insbesondere in Saudi-Arabien, Afghanistan, Pakistan und Bosnien, aber auch in Nordafrika.[17] Der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern verschärfte sich.

Gleichzeitig findet in vielen islamischen Gemeinschaften eine graduelle Re-Islamisierung statt, die in Europa zu Disputen wie dem Kopftuchstreit und dem über die Mohammed-Karikaturen führte. Der moderne Islamismus bedient sich unterschiedlicher Mittel, sich in der Öffentlichkeit durchzusetzen: in der Familie durch ein an islamischen Grundsätzen orientiertes Leben, der Werbung für den Islam (Daʿwa), des Strebens nach Durchsetzung des islamischen Rechts, der Scharia, der Literaturverbreitung, durch den Unterhalt sozialer Einrichtungen oder den Bau von Moscheen wie den 100-Moscheen-Plan für Deutschland.

Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter titulierte den Islamismus als den „Faschismus des 21. Jahrhunderts“, den er mit Terrorismus gleichsetzt: „Nach dem linken Faschismus der Sowjets, nach dem rechten Faschismus der Nazis ist der Islamismus der Faschismus des 21. Jahrhunderts.“[18] Insbesondere seit den Anschlägen vom 11. September 2001 und der zunehmenden Entwicklung des iranischen Regimes in eine totalitäre Diktatur finden daher kontroverse Neologismen wie Islamfaschismus in Bezug auf das Phänomen des Islamismus zunehmend Verbreitung. Die Debatte bedeutet eine zunehmende Politisierung des Begriffs auch in Europa.

Ideologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innerhalb des Islamismus existieren verschiedene und zum Teil entgegengesetzte Strömungen, darunter der Fundamentalismus, der islamische Neofundamentalismus und die Salafiyya. Einzelne Gruppen sind außerdem beeinflusst durch orthodox-fundamentalistische Bewegungen wie den saudischen Wahhabismus und die pakistanische Ahl-i Hadīth.[19]

Hauptmerkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Lehren der islamistischen Strömungen in den verschiedenen Ländern der islamischen Welt unterscheiden sich teilweise stark voneinander. Dies ist insbesondere dem Einfluss von landes- oder konfessionsspezifischen Traditionen geschuldet, wie ein Vergleich von islamischen Parteien in den Ländern des Mittleren Ostens und Südostasiens sichtbar macht. Trotzdem lassen sich gewisse Konstanten islamistischen Gedankengutes ausmachen. Dazu gehören:

1. Islam als Referenzquelle für alle Aspekte des Lebens: Religion, Politik, Wirtschaft, Recht, Umgang zwischen Mann und Frau, Bildung und Erziehung.

“Islam is a comprehensive system which deals with all spheres of life. It is a country and homeland or a government and a nation. It is conduct and power or mercy and justice. It is a culture and a law or knowledge and jurisprudence. It is material and wealth or gain and prosperity. It is Jihad and a call or army and a cause. And finally, it is true belief and correct worship.”

Hasan al-Banna: The Message of the Teachings[20]

2. Der Aufruf zur Rückkehr zum „wahren“ Islam, dem des Koran und der Sunna, sowie oftmals die Weigerung, das von der sunnitischen Orthodoxie gepredigte Ende des Idschtihad anzuerkennen. Leben und Handeln der umgebenden Muslime wird als unislamisch und von falscher Religiosität geprägt gesehen.

3. Infolgedessen Ablehnung des taqlid, d. h. religiöser und kultureller Traditionen, die Islamisten als Verfälschung der wahren Lehre des Islams ansehen. Dem Salafismus folgend soll die Religion von allem ihr Fremden gereinigt und zum wahren Glauben der frommen Vorväter zurückgeführt werden.

4. Aufruf zur politischen und religiösen Einheit zwischen allen Muslimen (Panislamismus), der umma. Wichtige Aktivitätsfelder islamistischer Gruppen sind daher Aufrufe zur Solidarität mit Muslimen in aller Welt, besonders den Palästinensern und gegenwärtig den Irakern, beides Völker, die nach islamistischer Auffassung von einem ungläubigen Feind unterdrückt werden.

5. Staatlichkeit der Religion. Der Koran sowie der Prophet Mohammed kannten keinen weltlichen Staat und keine Nationalität, genauso wenig die Kalifate und Sultanate, in denen sich ein Nationalgefühl erst Ende des 19. Jahrhunderts ausbildete. Der Sinn eines Staates in seiner übergeordneten Form ist daher nicht die Beherrschung eines bestimmten Volkes, sondern die Umsetzung des göttlichen Gesetzes, der Scharia für alle Gläubigen sowie in der ganzen Welt. Nach Überzeugung des Islamismus kann die richtige Ausübung des Glaubens nur durch einen islamischen Staat, der auf den Gesetzen aus Koran und Sunna basiert, sichergestellt werden. Die genaue Staatsform ist umstritten, nur noch wenige islamistische Gruppen wollen nur ein Kalifat anerkennen, viele dagegen berufen sich auf verschiedene Staatsformen, die sich auf das Prinzip der shura (Konsultation des Herrschers mit der Bevölkerung) gründen. Essenziell bleibt, dass der wahre Souverän im islamischen Staate Gott ist.

6. Widerstand gegen jegliche fremde, nicht-islamische Einmischung, Beherrschung oder Fremdregierung durch das nicht-muslimische Ausland. Islamische Länder dürfen nur von Muslimen regiert werden. Viele islamistische Bewegungen gründen sich auf politischen Widerstand gegen eine Besatzungsmacht, zum Beispiel in den Palästinensergebieten und dem Libanon.

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen moderatem Islamismus und radikalem, gewaltbereitem Islamismus, mit zahlreichen Strömungen, die sich zwischen den beiden Kategorien befinden. Radikale Gruppen gehören ebenso in die Kategorie „Islamisten“ wie moderate Akteure, die es anstreben, den Islam zur Richtschnur des sozialen und politischen Verhaltens zu machen. Islamistische Parteien und Interessengruppen weisen daher unterschiedliche Ziele auf – moderate islamistische Aktivisten lehnen Gewalt, radikalreligiöse Führer sowie die Einschränkung mancher persönlicher Freiheiten oft entschieden ab. Auch ist auf die Unterscheidung zwischen islamistischen und islamischen oder muslimischen Gruppen und Parteien zu achten. „Muslimische“ Gruppen und Parteien heben sich von Islamisten dadurch ab, dass sie sich nicht für eine Politisierung der Religion einsetzen. Sie fallen nicht automatisch in die Kategorie „islamistisch“.

Islamismus und Demokratie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vermummter Demonstrant in London mit einem Plakat mit der islamistischen Aufschrift Freedom go to Hell (Freiheit, zur Hölle mit dir), 2006

Da die Ideologien des Islamismus einen starken Bezug zu einer Form von islamischem Staat, Gesetzgebung, und Exekutive haben, ist die Staatsform eines islamischen Staates in jeder islamistischen Ideologie von größter Bedeutung. Die Meinungen darüber gehen jedoch auseinander.

Argumente gegen die Demokratie als Staatsform basieren auf der Meinung, dass die Demokratie an sich den theologischen Grundsätzen des Islams entgegenstehe: nämlich der Herrschaft und Souveränität Gottes (hukm-ullah oder hakimiyyat-ullah bei Abū l-Aʿlā Maudūdī und Sayyid Qutb), was jede Form einer Souveränität des Volkes ausschließe. Diese Denkrichtung gründet vor allem auf den Werken Maududis und Sayyid Qutbs. Ayman Dhawahiri betrachtet die Demokratie als shirkun billah, der Beistellung anderer Götter neben Gott;[21][22] die dschihadistische Gruppierung Hizb ut-Tahrir bezeichnet die Demokratie als nizam-u-kufr, ein System der „Blasphemie“. Es sei für Muslime haram, nach einer Demokratie zu rufen oder daran teilzuhaben.[21][23] Demokratische Staatsformen werden außerdem als unislamisch angesehen, weil die gewährte persönliche Freiheit zu Handlungen führten, die nach dem Islam verboten sind, zum Beispiel zu moralisch verwerflichem Verhalten wie Prostitution.[21][23]

Dagegen steht eine Denkrichtung, der sich u. a. die von Rached al-Ghannouchi geführte tunesische islamistische Ennahda-Partei, der fundamentalistische Politiker Hasan at-Turabi und Teile der ägyptischen und jordanischen Muslimbruderschaft anschließen. Diese Denkrichtung betrachtet die Demokratie als eine dem Islam naheliegende Staatsform zur Überwachung der Regierung. Ghannuchi und andere basieren diese Auslegung auf die dem Islam eigene Idee der Schūrā, einer Ratsversammlung, in der der Herrscher sich mit den Volksvertretern bzw. den Rechtsgelehrten abstimmt. Ghannouchi betrachtet die Demokratie, wenn auch nicht in ihrer säkularen Form, als geeignete Staatsverfassung, um Despotismus zu unterbinden und sicherzustellen, dass die Scharia, das islamische Gesetz, angewandt wird. Er versteht das Prinzip der Souveränität Gottes als eines, das den Herrscher dazu auffordere, nicht despotisch und eigenmächtig zu regieren, da die wahre Gerichtsgewalt bei Gott liege.[21][24]

Nach einer Einschätzung der Bundeszentrale für politische Bildung ist der politische Islamismus nicht mit dem demokratischen Verfassungsstaat in Einklang zu bringen. Der von Islamisten erhobene universale Geltungsanspruch des göttlichen Rechts widerspreche dem Prinzip der Volkssouveränität.[25]

Laut einem Forschungsbericht des Österreichischen Integrationsfonds ist die Ablehnung der Demokratie unter zugewanderten Muslimen in Österreich umso stärker, je mehr diese Personen sich am Islam orientieren.[26]

Weitere Ideologeme zu Staat und Gesellschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Religiöse Minderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da dem Islam (wie auch dem Islamismus) eine direkte Zwangsmissionierung fremd ist, werden religiöse Minderheiten, sofern sie zu den Buchreligionen (wie Christen, Juden etc.) gehören, vom Staat beschützt (Dhimmi-Status). Islamistische Gruppen unterscheiden sich in ihren Vorstellungen eines solchen „Schutzes“. Viele wollen Minderheiten die volle Ausübung ihrer Religion erlauben, andere wollen die öffentliche Ausübung des Glaubens einschränken. In den meisten islamistischen Ideologien würden Andersgläubige weitgehend die gleichen Rechte wie Muslime genießen, allerdings wären sie von bestimmten politischen Ämtern und dem Tragen von Waffen ausgeschlossen und hätten anstelle der für Muslime obligatorischen Zakatsteuer eine spezielle Kopfsteuer („Dschizya“) zu bezahlen.[12] Zur Christenverfolgung in der islamischen Welt siehe dagegen den Weltverfolgungsindex.

Antisemitismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Antisemitismus stellt für die Argumentation des Islamismus ein zentrales Element dar.[27] Islamisten richten sich entschieden gegen Juden und gegen Israel, die Bezeichnungen werden zumeist synonym verwendet. Israel wird als illegitime Besatzungsmacht arabischen Landes abgelehnt, das Judentum gilt als Konkretisierung einer angeblich gottlosen Moderne. Ihm wird die Verantwortung für den krisenhaften Zustand vieler islamischer Gesellschaften zugewiesen. Hier zeigt sich die aus dem westlichen Antisemitismus entlehnte Vorstellung einer jüdischen Weltverschwörung. Diese antisemitischen Überzeugungen konnten um sich greifen, weil es sowohl im Koran als auch in den Hadithen antijudaistische Passagen gibt.[28]

Zu den wichtigsten programmatischen Texten des islamistischen Antisemitismus gehört der 1950 veröffentlichte Aufsatz Ma’rakatuna ma’ al-yahud (Unser Kampf mit den Juden) von Sayyid Qutb.[29] Darin behauptet er eine unveränderte Kontinuität der Juden seiner Gegenwart seit der Zeit Mohammeds, die immer gegen den Islam agitiert und Anschläge verübt hätten und alles tun würden, „um die Gemeinschaft der Muslime von ihrer Religion zu entfernen und sie dem Koran zu entfremden“. Sie würden „töten, massakrieren und Propheten verleumden“, weshalb Allah schließlich Adolf Hitler gesandt habe. Qutb hoffte, dass ähnliche Herrscher wieder auftreten mögen, „um den Juden die schlimmste Art der Strafe zu verpassen; damit wird er sein eindeutiges Versprechen erfüllen.“[30]

Als Beleg für eine angebliche jüdische Weltverschwörung führten und führen spätere Islamisten die Protokolle der Weisen von Zion an, eine ursprünglich russischsprachige Fälschung bzw. Fiktion aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Mit Zitaten daraus begründete etwa Muhammad Sayyid Tantawi, Scheich der Azhar von 1996 bis 2010, in seiner Dissertation von 1966 seine Behauptung, „die Juden“ seien seit je Feinde der Muslime gewesen.[31] 2011 berief sich der Oberste Rechtsgelehrte des Iran, Ali Chamene’i, auf die Protokolle, als er sagte, dass „das Abartige und Primitive“, das in den führenden meinungsbildenden Medien dieser Welt zu finden sei, mit den in den Protokollen formulierten Zielen auf einer Linie liege.[32] Die Webseite Radio Islam nutzt seit 1996 die Protokolle als Waffe in ihrem Kampf gegen Juden und Zionisten.[33] Die palästinensische Hamas beruft sich in ihrer 1988 entstandenen Charta explizit auf sie, um die Behauptung zu belegen, „die Juden“ strebten die Vorherrschaft über den gesamten Nahen Osten, wenn nicht gar die Weltherrschaft an:

„Das zionistische Vorhaben ist grenzenlos, und nach Palästina streben sie nach der Expansion vom Nil bis zum Euphrat. Wenn sie das Gebiet völlig verschlungen haben, zu dem sie vorgedrungen sind, trachten sie nach einer weiteren Expansion und so fort. Ihr Vorhaben steht in den ‚Protokollen der Weisen von Zion‘, und ihr gegenwärtiges Tun ist der beste Beleg für das, was wir sagen.“[34]

Die im Libanon aktive schiitische Hisbollah („Partei Gottes“) bestreitet rundweg ein Existenzrecht Israels, das sie stets nur als „das zionistische Gebilde“ apostrophiert, und strebt dessen Vernichtung an. Ihr Generalsekretär Hassan Nasrallah beschimpft Juden als „Nachkommen von Affen und Schweinen“. Im von der Hisbollah kontrollierten Fernsehen wird die Verschwörungstheorie verbreitet, seit Jahrhunderten gebe es eine geheime jüdische Weltregierung, und auch die ursprünglich christliche Ritualmordlegende wird wiederaufgegriffen.[35] In der Hamburger Terrorzelle, aus der die Haupttäter der Anschläge vom 11. September 2001 kamen, spielte Antisemitismus eine große Rolle.[36] Der Täter des Überfalls auf einen koscheren Supermarkt in Paris am 9. Januar 2015, Amedy Coulibaly, rechtfertigte seine Verbrechen damit, „die Juden“ seien für die „Unterdrückung des Islamischen Staates“ und der Muslime „überall“ verantwortlich.[37]

Frauenbild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Proteste von Frauen (2014) für die Einführung der Scharia auf den Malediven mit dem Poster „Der Islam wird die Welt beherrschen“ (Islam will dominate the world)

Das Bild der Frau in islamistischen Ideologien ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Die grundlegende Auffassung der meisten Islamistengruppen besteht darin, die Frau zuerst in ihrer häuslichen Umgebung zu sehen; politische und religiöse Aktivität, Arbeit und Unterhaltung sind ihnen jedoch nicht verboten, sofern sich solche Aktivitäten mit der Familie vereinbaren lassen. Viele islamistische Organisationen und Parteien haben parallele Frauenkomitees und Vereine, in denen Frauen politisch aktiv werden können. Dies verdeutlicht, dass das Bild der Frau im Islamismus weder einheitlich noch eindimensional ist. Viele Islamisten sehen sich daher sogar als Reformer, die Frauen vor veralteten Traditionen schützen, die in ihrer Essenz unislamisch sind. Andere Gruppen dagegen lehnen Frauen in der Öffentlichkeit ab und predigen ein patriarchalisches Frauenbild.

Verhältnis von Islamisten untereinander[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sunnitischer und schiitischer Islamismus unterscheiden sich stark, die Auffassungen des jeweils anderen werden oft nicht anerkannt. Diese Divergenzen zeigen sich nicht zuletzt in Bezug auf das Thema Meinungsfreiheit. Im Allgemeinen sind Konzepte wie Respekt, Höflichkeit, Moral und Gottesfurcht in islamistischer Vorstellung von großer Bedeutung. In Konsequenz kann dies dazu führen, dass sie die Meinungsfreiheit – in ihrem eigenen Land – zur Wahrung und zum Schutz dieser Konzepte begrenzen möchten.

Einflüsse, Formen und Strömungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Salafismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Salafismus bezeichnet eine Strömung im modernen islamischen Denken, die eine Rückkehr zum ursprünglichen Islam der frommen Vorväter, dem Propheten Mohammed sowie den vier rechtgeleiteten Kalifen fordert. Die Strömung wird allgemein als eine Entwicklung des 19. Jahrhunderts verstanden, das als Reaktion auf den wachsenden europäischen Einfluss im Osmanischen Reich und die wachsende Schwäche des Sultanats entstand. Der Salafismus lehnt mit als erster Trend im Islam die Tradition der Ulama ab, wie auch kulturelle Einflüsse, den Sufismus, und fordert eine Wiederaufnahme des Idschtihad, die individuelle Interpretation der Texte des Islam. Der Salafismus ist ein Trend, der auf Denkern beruht, die nicht notwendigerweise eine klerikale Ausbildung besitzen. Als Väter des Salafismus werden u. a. Dschamal ad-Din al-Afghani (1838–1897), Muhammad Abduh (1849–1905) sowie Raschid Rida (1865–1935) betrachtet.[38] Der Salafismus kann als einflussreiche Strömung und Vorläufer des späteren Islamismus betrachtet werden.

Fundamentalismus/Neofundamentalismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Begriff Fundamentalismus wird im Volksmund in Verbindung mit dem Islam oftmals mit dem Islamismus per se gleichgestellt; in akademischer Literatur werden beide Begriffe jedoch getrennt. Traditionell bezeichnet der Begriff die Gelehrten der ʿilm al-uṣūl, der Wissenschaft, die sich mit dem Studium der Fundamente der islamischen Jurisprudenz (Fiqh فقه) befasst.

Der französische Islamwissenschaftler Olivier Roy charakterisiert den islamischen Fundamentalismus vor allem als Denkweise innerhalb des Islam, die der religiösen Orthodoxie der Geistlichen (ulama) gegenübersteht. Im Gegensatz zum Islamismus versteht sich der Fundamentalismus jedoch hauptsächlich als Bewegung, die die Bevölkerung selbst und nicht zuerst den Staat verändern will. Die Islamisierung der Gesellschaft nimmt daher Priorität über politischen Aktivismus.[39] Der islamische Fundamentalismus bzw. Neofundamentalismus ist nach Roys Definition konservativ, vertritt daher wenig Frauenrechte, was im starken Kontrast zu den meisten islamistischen Gruppen steht, und sieht die Einführung der Scharia als wichtigen Angelpunkt für eine erfolgreiche Islamisierung der Gesellschaft. Die Form der Regierung dagegen wird als weniger wichtig angesehen als die Einhaltung religiösen Rechts selbst.[40]

Der angloamerikanische Historiker Bernard Lewis bezeichnet die Anwendung des Begriffs Fundamentalismus auf den Islam als unglücklich und irreführend, da er ursprünglich auf das Christentum angewendet wurde. Dort bezeichnet er zumeist protestantische Strömungen, die den göttlichen Ursprung und die Unfehlbarkeit der Bibel verfechten. Auf den Islam ließe sich dieses Konzept, so Lewis weiter, jedoch nicht anwenden, da der Glaube an den göttlichen Ursprung des Koran zu den Grundfesten der Religion gehört und daher jeder Muslim dem Wortsinne nach ein Fundamentalist sei. Ähnlich spricht Abdelwahab Meddeb davon, dass die Keime des Islamismus bereits im koranischen Text enthalten seien. Ihm zufolge wäre es sehr viel einfacher, wenn es diese islamistische Lektüre des Korans nicht gäbe.

Diesen Ansichten stehen Islamwissenschaftler wie Gilles Kepel sowie Olivier Roy entgegen, die Bernard Lewis und anderen ein eindimensionales und essenzialistisches Weltbild des Islam vorwerfen.[41]

Der islamische Fundamentalismus ist, der dominierenden öffentlichen Meinung zufolge, politisch und nicht religiös bedingt. Er ist ein Objekt der Sicherheitspolitik. Es handelt „sich beim islamischen Fundamentalismus um eine politische Bewegung, die die Religion für nichtreligiöse Belange instrumentalisiert und missbraucht“.[42]

Volker von Prittwitz, Professor für Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin (Otto-Suhr-Institut), schrieb 2002 einen Aufsatz Zivile oder herrschaftliche Religion? – Fundamentalismus, Religionsfreiheit und die Verantwortung des zivilen Staates. Darin untersucht er unter anderem die Frage, ob Fundamentalismus eine „politisch verfälschte Religion“ ist.[43]

Islamisten an der Regierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es existieren mehrere offiziell islamische Staaten, dabei nennen sich republikanische Regime oft „Islamische Republik“.

Der Iran und Saudi-Arabien funktionieren auf einer grundsätzlich unterschiedlichen politischen Grundlage und divergieren auch in Bezug auf ihre historische Entwicklung und der jeweiligen Staatsreligion (Iran: Zwölferschia; Saudi-Arabien: sunnitischer Islam). Die Geschichte des Iran seit 1979 ist von der brutalen Einführung und Durchsetzung eines theokratischen Regimes geprägt. Dessen politisches System gilt als stark islamistisch beeinflusst, ebenso das politische System Saudi-Arabiens, dessen Auslegung des Islam als besonders mittelalterlich gilt. Zugleich fördern diese Regierungen jeweils schiitische (Iran) und sunnitische (Saudi-Arabien) Extremisten im Ausland und tragen in verschiedenen Ländern Stellvertreterkonflikte aus. Dabei wird der Iran von Russland unterstützt, etwa beim Bürgerkrieg in Syrien, wo das vom Iran gestützte Regime Assads mit Waffengewalt gegen Oppositionsgruppen vorgeht.

Islamistisch orientierte Parteien nehmen in zahlreichen arabischen Staaten an Wahlen teil und haben Parlamentssitze, so in Marokko, Jordanien und dem Jemen. Der Arabische Frühling ermöglichte ab Anfang 2011 Regierungsbildungen in vielen nordafrikanischen Ländern, die zuvor mehr oder weniger diktatorisch regiert waren, zum Beispiel in Ägypten, Algerien, Libyen und Tunesien.

Islamismus-Diskussion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Diskussion unter Muslimen bezüglich der Rolle von Staat und Religion ist so alt wie die Religion des Islam. Der Koran wird von traditionalistischen Muslimen als vollendete Offenbarung betrachtet, der alle Regeln für das Zusammenleben der Menschen enthält. Erläutert und erweitert werden diese Regeln in der Sunna bzw. den Hadithen, den Überlieferungen über das Leben und die Auffassungen des Propheten Mohammed. Da der Koran diese Regeln enthält, benötigt die muslimische Umma nach dieser Auffassung kein menschengemachtes Recht in all jenen Rechtsfragen, die schon im Koran und in den Hadithen geregelt sind. Für Anhänger von islamistischen, fundamentalistischen und religiös konservativen Denkschulen verbietet sich deswegen jegliches menschengemachtes Recht in diesen Bereichen – der Mensch dürfe nicht versuchen, es Gott gleich oder sogar besser als er zu tun, indem er Gottes Gesetze ignoriere und eigene Gesetze schaffe. Solche Gesetze werden als Ursache für viele „Missverhältnisse“ und „Übel“ der gegenwärtigen Gesellschaften gesehen. Eine Rückkehr zu den göttlichen Gesetzen verspricht Islamisten eine Verbesserung der Verhältnisse.

Kontrovers sind vor allem die Themenbereiche Muslime im nicht-muslimischen Ausland, Frauen sowie die tatsächliche Form eines islamischen Staates, in dem ja auch nicht-muslimische Minderheiten (Dhimmis) leben. Islamische bzw. islamistische Parteien und Interessensgruppen vertreten daher sehr unterschiedliche Standpunkte, angefangen von moderaten Gesetzesänderungen in nur wenigen, essenziellen Bereichen wie dem Familienrecht, bis hin zum totalitären theokratischen Staat. Auch finden sich starke Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten: Sunniten betrachten die Herrschaft von Menschen als legitim vor Gott; der orthodoxe Schiismus kann sich dagegen keine menschliche Herrschaft auf der Erde vor Wiedererscheinen des Mahdi vorstellen. Gebrochen mit dieser Tradition hat Ajatollah Chomeini nach der Revolution von 1979, als er argumentierte, dass eine weltliche Herrschaft des obersten religiösen Juristen von Gott als legitim betrachtet wird, solange der Mahdi noch nicht wieder erschienen ist.

Problematisch ist auch die Einschätzung radikaler Islamisten bzw. deren Bedrohungspotenzial. Während einige der islamistischen Gruppierungen und ihre Anhänger nicht militant sind, gibt es andere, die radikal in ihren Auslegungen und Handlungen sind und Gewalt zur Durchsetzung befürworten. Besonders die Frage, wie Muslime in nicht-muslimischen Ländern, wie zum Beispiel in Europa, leben sollen, ist von Seiten der Imame und Rechtsgelehrten des Islam nicht eindeutig geklärt. Radikale Vereine nutzen diese Unklarheit. In den Ländern, in denen muslimische Minderheiten leben, existiert deswegen eine lebhafte Debatte darüber, wie man das Bedrohungspotenzial der Islamisten untersuchen kann. Probleme entstehen hierbei durch Sprachbarrieren und der selbstgewählten Abschottung der islamistischen Gruppierungen. Gewissheit über die tatsächlichen Absichten von radikalen Gruppen zu erhalten erweist sich oft als schwierig.

Islamismus in Europa[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Deutschland lebten 2007 etwa 3,5 Millionen Muslime. Laut Verfassungsschutz hat sich davon ca. 1 Prozent islamistischen, d. h. islam-politischen Organisationen mit radikalen Überzeugungen angeschlossen. Das entspricht ca. 32.100 Personen, die im Jahre 2005 Anhänger islamistischer Gruppierungen waren. Davon sind 27.200 türkischer und 3.350 arabischer Herkunft. In den Folgejahren bis 2017 ging die Zahl islamistischer Personen auf 25.810 zurück, das BfV stellte aber gleichzeitig eine Zunahme des gewaltorientierten Spektrums fest. Deutschland gilt vor allem als Ruheraum für potenzielle islamische Terroristen.[44][45] Manche Politiker fordern ein schärferes Vorgehen gegen islamistische Straftäter. Die Polizei schlägt die Schaffung einer Islamistendatei vor. Der Nachweis eindeutiger Absichten sowie die Abwägung zwischen Meinungsfreiheit und Gefährdung der Öffentlichkeit erweist sich jedoch als schwierig.

2004:[46] Protokoll 42, Öffentliche Anhörung am 20. September 2004.

Die Welt referierte 2008 Daten aus einer an der Universität Hamburg durchgeführten Studie vom Dezember 2007, die allerdings „mit Vorsicht zu genießen“ seien. Demnach „lehnen ca. 14 Prozent der muslimischen Bevölkerung die deutsche Demokratie ab und bevorzugen islamisches Scharia-Recht. Diese Gruppe hält auch politisch-religiös motivierte Gewalt für legitim. Bei muslimischen Schülerinnen und Schülern steigt die Rate auf 29,2 Prozent, bei den Studierenden sind es – unter Einbeziehung von antisemitischen oder antichristlichen Vorurteilen – 16,4 Prozent.“[47]

Ein am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) 2013 durchgeführte Six Country Immigrant Integration Comparative Survey ergab, dass 45,1 % der Muslime in Deutschland die Regeln des Korans für wichtiger halten als die deutschen Gesetze. 61,0 % gaben an, keine Homosexuelle in ihrem Freundeskreis zu dulden. 28,0 % der Muslime in Deutschland waren der Meinung, man könne Juden nicht trauen.[48]

Im Jahr 2012 riefen Islamisten zu Mordanschlägen in Deutschland auf, nachdem ein angeblich deutscher Schauspieler in einem umstrittenen Mohammed-Film zu sehen gewesen sein soll.[49]

Laut dem Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2012 gibt es 42.500 Islamisten in Deutschland. Davon sind zirka 1000 gewaltbereite Personen und zirka 130 Personen, „die besondere Sorge machen und rund um die Uhr beobachtet werden“.[50]

Eine im Jahr 2016 veröffentlichte repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes TNS Emnid im Auftrag des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ der Universität Münster unter 1200 Zuwanderern aus der Türkei und ihren Nachkommen ab 16 Jahren ließ einen „beträchtlichen Anteil an islamisch-fundamentalistischen Einstellungen erkennen, die schwer mit den Prinzipien moderner Gesellschaften zu vereinen sind“.[51] So stimmten 47 % der Befragten der Aussage „Die Befolgung der Gebote meiner Religion ist für mich wichtiger als die Gesetze des Staates, in dem ich lebe“ zu.[52]

Eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, die repräsentative Schülerbefragungen des Kriminologischen Institutes Niedersachsen aus dem Jahr 2015 auswertete,[53] ergab, dass die Aussage „Die islamischen Gesetze der Scharia, nach denen zum Beispiel Ehebruch oder Homosexualität hart bestraft werden, sind viel besser als die deutschen Gesetze“ von 27,4 % der Schüler, die sich selbst als muslimisch bezeichneten, bejaht wurde (32,2 % bei männlichen Schülern, 22,5 % bei Schülerinnen). Die Aussage wurde von 284 der 500 befragten Schüler bewertet. Die Aussage „Der Islam ist die einzige wahre Religion; alle anderen Religionen sind weniger wert“ fand eine Zustimmung von 36,6 %; der Aussage „Der Koran ist das einzig wahre Glaubensbuch; die darin festgehaltenen Regeln müssen genau befolgt werden“ stimmten 69,6 % zu (290 von 500 bewerteten die Aussage). Letztere Aussage sei aufgrund der hohen Zustimmung nicht geeignet, um „zwischen nicht-fundamentalistisch und fundamentalistisch eingestellten Jugendlichen zu differenzieren“.

Die wichtigsten islamistischen Gruppierungen der letzten Jahre in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die „islamisch-‚fundamentalistische‘“ (Udo Steinbach[54]) „Vereinigung der Neuen Weltsicht“ entstand 1976 unter einem anderen Namen, sie heißt seit 1995 „Islamische Gemeinschaft Millî Görüş“. Ihr Name geht auf ein Buch des türkischen Politikers Necmettin Erbakan zurück. Gemeint ist damit „‚eine politische Perspektive im Hinblick auf die Errichtung einer Islamischen Republik Türkei‘“,[54] die nicht mit gewaltsamen Mitteln angestrebt wird. Fernziel ist aber die weltweite Islamisierung im Sinne eines „rückwärtsgewandten und doktrinären Islamverständnisses“.[54] Die Vereinigung hatte 1996 über 30.000 Mitglieder und war zu diesem Zeitpunkt der am schnellsten wachsende türkische Verband in Deutschland. Bemerkenswert ist ihre erhebliche Finanzkraft; es wird gemutmaßt, dass diese auch auf Unterstützung von radikal-islamischen Staaten beruht.[54]
  • Der zum Islam konvertierte radikalislamistische[55] deutsche Prediger Pierre Vogel ist Mitglied des salafistischen Vereins Einladung zum Paradies und versucht vor allem Jugendliche und junge Erwachsene über Predigten und Videos im Internet und öffentliche Auftritte zu einem neofundamentalistischen Islam zu bekehren.[56]
  • Die rund 800 Anhänger der im Dezember 2001 verbotenen fundamentalistischen Vereinigung Kalifatstaat von Metin Kaplan, deren Anhänger sich aus radikalisierten IGMG-Anhängern rekrutierten,[57] bekämpften die freiheitlich-demokratische Grundordnung und strebten die weltweite Herrschaft des Islam an. Ihr Führer, der „Kalif von Köln“, forderte die Wiedereinführung der islamischen Rechtsordnung in der Türkei sowie die Islamisierung Deutschlands. Im Jahr 2000 wurde Metin Kaplan wegen einer (befolgten) Mordanweisung gegen einen Widersacher in Deutschland zu einer vierjährigen Freiheitsstrafe verurteilt und am 12. Oktober 2004 nach langer Diskussion in die Türkei abgeschoben, wo er seitdem eine lebenslange Freiheitsstrafe verbüßt.
  • Die Islamische Gemeinschaft in Deutschland e. V. (IGD), die 1963 aus der drei Jahre zuvor gegründeten Moscheebaukommission des Islamischen Zentrums in München entstanden ist, steht der ägyptischen Muslimbruderschaft nahe. Ihr erster Präsident Said Ramadan, Schwiegersohn von Hassan al-Banna, dem Begründer der Muslimbruderschaft, war zudem Gründungsmitglied der von Saudi-Arabien finanzierten Islamischen Weltliga. Seitdem sind die Wege der Muslimbruderschaft und Saudi-Arabiens eng miteinander verwoben. Mit den Jahren entstanden weitere islamische Zentren verteilt in der gesamten Bundesrepublik Deutschland. Das islamische Zentrum in Aachen (IZA), das von dem Syrer und Angehörigen der dortigen Muslimbruderschaft Isaam al-Attar gegründet wurde, sagte sich bereits 1981 von der IGD los. Dafür ist das IZA zusammen mit der IGD und den anderen Islamischen Zentren Mitglied im Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD), der zeitweilig von dem saudischen Gynäkologen und Mitglied im Vorstand der Aachener Bilal-Moschee des IZA, Nadeem Elyas, geleitet wurde. Zum IZA wie zur Islamischen Universität Medina unterhielten Christian Ganczarski, der beschuldigt wird, Hintermann für das Attentat auf der tunesischen Insel Djerba zu sein. Muhammad Aman Herbert Hobohm, Geschäftsführer der saudi-arabischen König-Fahd-Akademie in Bonn, ist ebenfalls Mitglied im ZMD. In einer gemeinsamen Publikationsreihe des IZ München und der IGD offenbart sich ein fundamentalistisches Gedankengut, das zwischen Muslimbruderschaft und Wahhabismus oszilliert. Es offenbart eine militant antisäkulare Haltung, befürwortet den Eroberungsdschihad, die Notwendigkeit der Wiedereinführung einer unreformierten Scharia und der archaischen Haddstrafen (Abhacken der Hand des Diebes und Steinigung des Ehebrechers).[58]
  • Extrem radikal, aber nicht gewaltbereit sind die Mitglieder der Islamisten-Partei Hizb ut-Tahrir (“Islamische Befreiungspartei”). Ihr erklärtes Ziel ist die Beseitigung der politischen Systeme in der islamischen Welt und die Schaffung eines autokratischen Kalifatsstaates unter ihrer Führung. 2003 wurde die Organisation in Deutschland aufgrund antisemitischer und israelfeindlicher Rhetorik mit einem Tätigkeitsverbot belegt, weshalb sie seither in Deutschland nicht offen agieren kann. Gleichwohl ist es ihr seit 2013 gelungen ihre Anhängerschaft durch Tarnorganisationen wie 'Generation Islam', 'Realität Islam', 'Muslim Interaktiv' sukzessiv zu erhöhen, sodass sie 2022 mehr Anhänger zählt (700) als im Jahr 2003 (rund 200).[59]

Islamistischer Terror in Deutschland[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 2009 gab es in Deutschland neun islamistische Anschläge.[60] Im Jahr 2016 kam es in Ansbach und Würzburg zu islamistisch motivierten Anschlägen.[61][62] Bei dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche wurden 12 Menschen getötet und 55 zum Teil schwer verletzt.[60]

17 islamistische Anschläge konnten seit 2009 von Sicherheitsbehörden verhindert werden.[60]

Siehe auch: Liste von Terroranschlägen in Deutschland seit 1945

Haltung von Islamverbänden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach den Terroranschlägen am 13. November 2015 in Paris appellierten die acht größten muslimischen Verbände Deutschlands an das Verantwortungsbewusstsein aller Muslime, gegen Radikalisierung und Islamismus in ihrem persönlichen Umkreis aufzubegehren. Weiterhin erklärten sie, ihre Anstrengungen für die Verteidigung gegen den Islamismus und für die europäischen Werte wie Freiheit und Pluralismus zu erhöhen.[63]

Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Schweiz leben etwa 310.000 vorwiegend sunnitische Muslime (4,26 % der Bevölkerung), 40.000 von ihnen sind Schweizer Staatsbürger. 10 bis 15 Prozent von ihnen sind praktizierende Moslems.[64] Die Zahl der gewaltbereiten Islamisten in der Schweiz wird von Experten auf „einige Dutzend bis einige Hundert“ geschätzt.[65]

Einer der bekanntesten Islamisten der Schweiz war der Konvertit Ahmed Huber.

Im Juni 2007 verurteilte das Bundesgericht die marokkanischstämmige Belgierin und Islamistin Malika El Aroud, die auch Witwe des Mörders von Ahmad Schah Massoud, Dahmane Abd el-Sattar ist, und ihren zweiten Ehemann Moez Garsallaoui wegen Terrorpropaganda im Internet. Die aus der schweizerischen Gemeinde Düdingen betriebene Internetseite verbreite Informationen über den Bau von Bomben und Hinrichtungsvideos.[66]

Seit der Gründung des Vereines Islamischer Zentralrat Schweiz IZRS sind u. a. die Konvertiten Nicolas Blancho, Qaasim Illi und dessen Frau Nora Illi in den Medien präsent. Der Verein und die Personen stehen nach verschiedenen Vorkommnissen unter Beobachtung.[67]

Österreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

34,6 % der österreichischen Muslime haben laut einer wissenschaftlichen Studie 2017 „hochfundamentalistische“ Einstellungen.[68]

Ein am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) 2013 durchgeführte Six Country Immigrant Integration Comparative Survey ergab, dass 73,1 % der Muslime in Österreich die Regeln des Korans für wichtiger halten als die österreichischen Gesetze. 70,8 % gaben an, keine Homosexuelle in ihrem Freundeskreis zu dulden. 64,1 % der Muslime in Österreich waren der Meinung, man könne Juden nicht trauen.[48]

2017 warnte eine Studie von Lorenzo Vidino von der George Washington Universität vor Aktivitäten der islamistischen Muslimbruderschaft in Österreich. Der Muslimbruderschaft nahestehende Personen und Organisationen haben Schlüsselpositionen für das Leben von muslimischen Zuwandern in Österreich übernommen. Auch bei der Aufnahme der in Österreich ankommenden Asylsuchenden aus mehrheitlich muslimischen Ländern spiele die Muslimbruderschaft eine zentrale Rolle. Die IRPA, die zur Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) gehört und für die Ausbildung von islamischen Religionslehrern verantwortlich ist, stehe aufgrund verschiedener Verbindungen zur Muslimbruderschaft „zweifellos unter deren Einfluss“.[69]

Laut Angaben des Extremismus-Forschers Lorenzo G. Vidino stehen die Werte der Muslimbruderschaft in Widerspruch zu den rechtsstaatlichen Werten Österreichs. Sie ziele auf eine „Spaltung der Gesellschaft und eine Stärkung des Einflusses des politischen Islam ab“.[69] In einer Untersuchung des Österreichischen Integrationsfonds arbeiteten acht von sechzehn Moscheen der Integration gezielt entgegen.[70]

Der österreichische Verfassungsschutz sieht im „islamistischen Extremismus und Terrorismus“ die größte Bedrohung für das Land.[71]

Am 2. November 2020 wurden in Wien im Zuge eines als islamistisch eingestuften Terroranschlags 5 Personen getötet (inklusive des Täters) und über 20 teils schwer verletzt. Als Reaktion auf den Anschlag wurden in den folgenden Tagen zwei radikalislamische Moscheen geschlossen, in denen der Täter verkehrte und die zu seiner Radikalisierung beigetragen haben sollen. Dabei handelt es sich um die 2016 von der IGGÖ eingerichtete Tewhid-Moschee in Meidling und die nicht der IGGÖ unterstehende Melit-Ibrahim-Moschee in Ottakring. In letzterer sollen auch der wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verurteilte Mohamed M. und der 2018 wegen Anschlagsplänen zu neun Jahren Haft verurteilte Lorenz K. verkehrt haben.[72]

Großbritannien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei einer Gesamtbevölkerung von 60 Millionen Einwohnern leben in Großbritannien ca. 1,6 Millionen Muslime. Ballungsgebiete sind vor allem Bradford, Oldham, Burnley, Leicester, Birmingham und die Hauptstadt London. Zusammen mit einer großen Zahl anderer nicht-muslimischer Einwanderer stellen diese Ballungsgebiete oft soziale Brennpunkte dar. Unter anderem kamen alle Attentäter des 7. Juli aus Bradford und waren britische Staatsbürger.

Das gesellschaftliche Klima hat sich seit diesen Anschlägen stark verändert. Die Behörden in Großbritannien praktizieren traditionell große Toleranz in Fragen der Freiheit der Meinungsäußerung, allerdings verschärft sich der Ton, etwa wenn die Regierung Universitäten nun offiziell auffordert, muslimische Studenten „aufmerksam zu beobachten“. Schon in den 1990er Jahren wurden vereinzelt Stimmen laut, die mit Bezug auf die große Anzahl an fundamentalistischen Muslimen in Großbritannien von „Eurabien“ oder „Londonistan“ sprechen und London nicht nur als europäische, sondern auch als muslimische Kulturhauptstadt beschreiben.[73] Eine wichtige Intention junger, äußerlich ihrer britischen Heimat angepasster Anhänger dieser islamistischen Theologie ist das Gefühl, für die Erschaffung eines revolutionären Staates zu kämpfen, der am Ende der ganzen Welt die Gerechtigkeit des Islam bringen wird.[74]

Einzelne britische Moscheen sind seit längerem Treffpunkt für den Austausch unter gleichgesinnten Islamisten. So empfiehlt beispielsweise der Londoner Imam Omar Bakri Muhammad, Anführer der radikalen Sekte al Muhajiroun, als einzige Form der Auseinandersetzung mit nichtmuslimischen Gesellschaften weiterhin den Dschihad und äußerte sich mehrfach lobend über terroristische Anschläge gegen die USA, Israel und andere westliche Staaten. Nach den Anschlägen verließ er Großbritannien in Richtung Libanon, wo er im November 2010 unter Terrorverdacht festgenommen wurde. Lange Zeit durfte auch der an der Nord-Finsbury-Park-Moschee predigende Scheich Abu Hamza al-Masri etlichen später als Terroristen und Al-Qaida-Kader entlarvten Islamisten Anweisungen für ihre Missionen geben, bevor er auf Druck der Vereinigten Staaten festgenommen wurde. Im Oktober 2012 wurde al-Masri in die USA ausgewiesen. Einer Meldung der britischen Presse vom August 2007 zufolge sympathisieren etwa 20 Prozent der britischen Muslime, so Haras Rafiq, ein Berater des damaligen britischen Premiers Gordon Brown, mit militanten Islamisten und bis zu 9 Prozent sogar mit Selbstmordattentätern. Beim derzeitigen Bevölkerungsanteil von 1,6 Millionen Muslimen wären dies immerhin 144.000 den Terrorismus unterstützende Personen.[75]

2014 berichteten Zeitungen, dass Islamisten versuchten, Schulen in Birmingham mit einem hohen Anteil islamischer Schüler unter ihren Einfluss zu bringen.[76][77]

Frankreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Frankreich leben annähernd sechs Millionen Muslime, die überwiegend aus den Maghrebstaaten Nordafrikas stammen. Die große Mehrheit lehnt dabei radikal-islamistische Ideen ab. Der französische Inlandsnachrichtendienst glaubt jedoch, dass in sozial explosiven Ballungsgebieten wie den Banlieues im Großraum Paris oder anderen Großstädten (Lyon, Marseille, Toulouse) radikale Moslems auf dem Vormarsch sind. Besonders gefährdet seien „aus dem Gleichgewicht geratene Jugendliche“, die leicht von Extremisten radikalisiert werden könnten.

Ende 2005 bekam die Diskussion um den islamischen Fundamentalismus durch die Unruhen in Frankreich eine neue Brisanz. Das Problem der Ungleichbehandlung von schwarzen und arabischstämmigen Franzosen (Beurs), auch denjenigen nichtmuslimischer Herkunft, mischt sich ebenso wie die sozialen Probleme und die Kriminalität mit der Diskussion über religiösen Extremismus. Der konservative Politiker und ehemaliger Innenminister Nicolas Sarkozy thematisierte in seiner Amtszeit als Staatspräsident (2007–2012) immer wieder den Kampf gegen den islamischen Extremismus und die Integrationsdefizite der muslimischen Minderheit; von seinen politischen Gegnern wurde ihm daher vorgeworfen, er spalte die Gesellschaft und schüre vorhandene anti-muslimische Ressentiments.

Bei einer Anschlagsserie in der Region Midi-Pyrénées im März 2012 starben sieben Menschen. Als Haupttäter gilt Mohamed Merah, ein 23-jähriger muslimischer Franzose algerischer Herkunft. Die französische Polizei-Spezialeinheit RAID erschoss Merah am 22. März 2012 bei einem Einsatz.[78]

Italien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Italien und der Vatikan gehören nach Ansicht der Geheimdienste seit langem zu den Hauptzielen islamistischer Terroristen. In Italien leben mindestens 800.000 Muslime. Dem aus Libyen stammenden italienischen Journalisten Fahrid Adli zufolge besuchen etwa fünf Prozent davon regelmäßig Moscheen; nur ein Bruchteil dieser Gruppe sei zu religiös motivierter Gewalt bereit.

Ex-Innenminister Enzo Bianco berichtete Anfang 2004, dass bereits 1997, 2000 und 2001 islamistische Gruppen ausgehoben worden seien, die in Verbindung mit Terroristen gestanden hätten. Seit den Madrid-Attentaten vom März 2004 und der Ermordung von zwei italienischen Geiseln im September 2004 im Irak ist ein wachsendes Misstrauen der Bevölkerung gegenüber der muslimischen Minderheit spürbar. Angesichts dieser Entwicklung hat sich Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi besorgt über das antiislamische Klima in Italien geäußert. Innenminister Giuseppe Pisanu rief zum Dialog mit den Muslimen Italiens auf.

Spanien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von den etwa drei Millionen Ausländern in Spanien sind knapp 15 Prozent Marokkaner, weitere fünf Prozent stammen aus Algerien, Tunesien und anderen muslimischen Ländern des Maghreb. Nach den Terroranschlägen vom 11. März 2004 gab es eine Reihe von Festnahmen, wobei eine terrorverdächtige Gruppe ausgehoben wurde, die möglicherweise einen Anschlag auf Richter Baltasar Garzón verüben wollte. Ende 2004 wurde bekanntgegeben, dass sich mehr als 100 radikale Islamisten und Terrorverdächtige im Gefängnis befänden.

Untersuchungen haben gezeigt, dass gewaltbereite Islamisten ihre Anhänger unter kleinkriminellen Glaubensbrüdern rekrutieren. Europol-Direktor Mariano Simancas kritisierte, dass die Haftanstalten hoffnungslos überfüllt seien, was er als einen „Nährboden des Extremismus“ bezeichnete. In Spaniens Haftanstalten befinden sich etwa 6.000 Nordafrikaner, zumeist aus Marokko und Algerien.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Politischer Islam, Islamismus allgemein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Muriel Asseburg (Hrsg.): Moderate Islamisten als Reformakteure – Rahmenbedingungen und programmatischer Wandel. SWP, Berlin 2007 (PDF); Neuausgabe unter dem Titel Moderate Islamisten als Reformakteure? Bpb, Bonn 2008, ISBN 978-3-89331-883-4.
  • Abteilung Verfassungsschutz der Senatsverwaltung für Inneres und Sport Berlin (Hrsg.): Islamismus – Diskussion eines vielschichtigen Phänomens. Berlin 2005
  • Floris Biskamp, Stefan E. Hößl (Hrsg.): Islam und Islamismus. Perspektiven für die politische Bildung. NBKK, Gießen 2013, ISBN 978-3-00-041758-0.
  • Michael Bröning, Holger Weiss (Hrsg.): Politischer Islam in Westafrika. Eine Bestandsaufnahme. Lit, Berlin / Münster 2006, ISBN 3-8258-9349-9.
  • Dan Diner: Versiegelte Zeit. Über den Stillstand in der islamischen Welt. Propyläen, Berlin 2005, ISBN 3-549-07244-9.
  • Mohammed Djassemi: Die Grundzüge der islamischen Ideologie. In: Politische Studien. Sonderheft Naher Osten, München 1980; erweiterter Reprint: Der Islamische Fundamentalismus. Grundzüge der islamischen Ideologie im Iran. Djassemi, Tinnum 2004, ISBN 3-938104-03-1.
  • Friedrich Erich Dobberahn: Verlust und Rückeroberung der Heilsgeschichte – Zur Entstehung des schi'itischen Islamismus. In: Wilhelm Eppler (Hrsg.): Fundamentalismus als religionspädagogische Herausforderung. V&R Academic / V&R unipress, Göttingen, 2015, ISBN 978-3-8471-0419-3, S. 105–138.
  • Gisbert Jörg Gemein, Hartmut Redmer: Islamischer Fundamentalismus. Aschendorff, Münster 2005, ISBN 3-402-06556-8.
  • Julia Gerlach: Zwischen Pop und Dschihad. Muslimische Jugendliche in Deutschland. Links, Berlin 2006, ISBN 3-86153-404-5.
  • Johannes Grundmann: Islamische Internationalisten. Strukturen und Aktivitäten der Muslimbruderschaft und der islamischen Weltliga. Reichert, Wiesbaden 2005, ISBN 3-89500-447-2.
  • Hamid Reza Yousefi, Sarah Ginsburg: Kultur des Krieges. Amerikanismus – Zionismus – Islamismus. Nordhausen 2007.
    • Rezension von Ismail Küpeli, zuerst erschienen in analyse+kritik. Nr. 507, 16. Juni 2006.
  • Gilles Kepel: Le prophète et pharaon. 1984
    • Der Prophet und der Pharao. Das Beispiel Ägypten: Die Entwicklung des muslimischen Extremismus. Piper, München / Zürich 1995, ISBN 3-492-03786-0.
  • ders.: Jihad. 2000.
    • Das Schwarzbuch des Dschihad. Aufstieg und Niedergang des Islamismus. Piper, München / Zürich 2002, ISBN 3-492-04432-8.
  • ders.: Fitna. 2004.
  • ders.: The Crises of Islam. Modern Library, 2003.
    • Die Wut der arabischen Welt. Warum der Jahrhunderte lange Konflikt zwischen dem Islam und dem Westen weiter eskaliert. Campus, Frankfurt am Main / New York, 2003, ISBN 3-593-37343-2.
  • Albrecht Metzger: Islamismus. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2005, ISBN 3-434-46238-4.
  • Peter L. Münch-Heubner: Islamismus oder Fundamentalismus? Ein Beitrag zu einem akademischen Glaubenskrieg. In: Hans Zehetmair: Der Islam. Im Spannungsfeld von Konflikt und Dialog. Wiesbaden 2005, S. 36–48.
  • Tilman Nagel: Islam oder Islamismus? Probleme einer Grenzziehung. In: Hans Zehetmair: Der Islam. Im Spannungsfeld von Konflikt und Dialog. Wiesbaden 2005, S. 19–35.
  • Martin Riesebrodt: Die Rückkehr der Religionen. Fundamentalismus und der „Kampf der Kulturen“. Beck, München 2000, ISBN 3-406-45928-5.
  • Bernhard Schmid: Algerien – Frontstaat im globalen Krieg? Neoliberalismus, soziale Bewegungen und islamistische Ideologie in einem nordafrikanischen Land. Unrast, Münster 2005, ISBN 3-89771-019-6.
  • Thomas Schmidinger, Dunja Larise (Hrsg.): Zwischen Gottesstaat und Demokratie. Handbuch des politischen Islam. Zsolnay, Wien 2008, ISBN 978-3-552-06083-8.
  • Tilman Seidensticker: Islamismus: Geschichte, Vordenker, Organisationen. Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66069-6.
  • Bassam Tibi: Die Krise des modernen Islam. Eine vorindustrielle Kultur im wissenschaftlich-technischen Zeitalter. Beck, München 1981, ISBN 3-406-06028-5; erweiterte Ausgabe: Suhrkamp, Frankfurt 2001, ISBN 3-518-28489-4.
  • ders.: Der religiöse Fundamentalismus im Übergang zum 21. Jahrhundert. BI-Taschenbuchverlag, Mannheim u. a. 1995, ISBN 3-411-10501-1.
  • Matenia Sirseloudi: Zwischen Assimilation und Abgrenzung. Die Bedeutung der Religion für die Identität der türkischen Diasporagemeinschaft in Deutschland. In: B. Oberdorfer, P. Waldmann: Die Ambivalenz des Religiösen. Religionen als Friedensstifter und Gewalterzeuger. Rombach, Freiburg 2008, S. 289–314.
  • ders.: Radikalisierungsprozesse in der Diaspora, in: APuZ 44/2010, S. 39–43 (link).
  • Isabelle Werenfels: Vom Umgang mit den Islamisten im Maghreb. Zwischen Einbindung und Unterdrückung. SWP, Berlin 2005 (PDF).
  • Khadija Katja Wöhler-Khalfallah: Islamischer Fundamentalismus. Von der Urgemeinde bis zur Deutschen Islamkonferenz. Schiler, Berlin 2009, ISBN 978-3-89930-229-5.
  • Ernst Nolte: Die dritte radikale Widerstandsbewegung: Der Islamismus. Landt, Berlin 2009, ISBN 978-3-938844-16-8.
  • Johannes Kandel: Islamismus in Deutschland – Zwischen Panikmache und Naivität. Herder, Freiburg im Breisgau / Basel 2011, ISBN 978-3-451-30399-9.
  • Boualem Sansal: Allahs Narren. Wie der Islamismus die Welt erobert. Merlin, Vastorf-Gifkendorf 2013, ISBN 978-3-87536-309-8.
  • Imad Mustafa: Der politische Islam. Zwischen Muslimbrüdern, Hamas und Hizbollah. Promedia, Wien 2013, ISBN 978-3-85371-360-0.
  • Martin Kramer: Coming to Terms: Fundamentalists or Islamists? Middle East Quarterly. Spring 2003.
  • Heiko Heinisch und Nina Scholz: Alles für Allah: Wie der politische Islam unsere Gesellschaft verändert. Molden Verlag, Wien/Graz 2019, ISBN 978-3-222-15029-6.

Militanter Islamismus und Terrorbedrohung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Uwe Backes, Eckhard Jesse: Islamismus – Djihadismus – Totalitarismus – Extremismus, in: Backes/Jesse (Hrsg.): Jahrbuch Extremismus und Demokratie, Band 14, Baden-Baden 2002, S. 13–26.
  • Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Violence, Extremism and Transformation. Verlag der Bertelsmann Stiftung, Gütersloh 2006, ISBN 978-3-89204-921-0 (Einleitung; PDF, 2,1 MB).
  • Henryk M. Broder: Hurra, wir kapitulieren. Von der Politik des Einknickens. wjs, Berlin 2006, ISBN 3-937989-20-X.
  • Babette Bonn: Märtyrer und kein Ende? Der religiöse Hintergrund der islamischen Selbstmordattentäter. Literareon, München 2003, ISBN 3-8316-1100-9.
  • Friedrich Erich Dobberahn: ‘The Coming is upon us’ – Dokumentation eines islamistischen Videos aus dem Iran. In: Wilhelm Eppler (Hrsg.): Fundamentalismus als religionspädagogische Herausforderung. V&R Academic / V&R unipress, Göttingen 2015, ISBN 978-3-8471-0419-3, S. 139–160.
  • Michel Dormal: Terror und Politik. Eine politische Analyse des Islamismus aus Sicht einer kritischen Theorie von Antisemitismus und totaler Herrschaft. Lit, Berlin 2009, ISBN 978-3-8258-1948-4.
  • Mark A. Gabriel: Islam und Terrorismus. Was der Koran wirklich über Christentum, Gewalt und die Ziele des Djihad lehrt. Resch, Gräfelfing 2004, ISBN 3-935197-39-X.
  • Graue Wölfe, Islam und türkischer Staat. Hintergründe, Geldgeber und Ziele rechter und islamischer Gruppen unter Migranten und Migrantinnen in der BRD. Versuch einer Darstellung. GNN-Verlag, Köln 1994, ISBN 3-926922-27-3.
  • Peter Heine: Terror in Allahs Namen. Extremistische Kräfte im Islam. Herder, Freiburg 2001, ISBN 3-451-05240-7.
    • erweiterte und aktualisierte Ausgabe: Terror in Allahs Namen. Hintergründe der globalen islamistischen Gewalt. Herder, Freiburg 2015, ISBN 978-3-451-34269-1.
  • Andreas Hubertus: Tödliche Werkzeuge Gottes. Merkmale terroristischer Theologie in Christentum und Islam. (Schriften zur Extremismus- und Terrorismusforschung, Band 12) Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, Brühl 2018, ISBN 978-3-938407-90-5.
  • Matthias Küntzel: Djihad und Judenhass. Über den neuen antijüdischen Krieg. Ca Ira, Freiburg 2002, ISBN 3-924627-07-X.
  • Bernard Lewis: Die Assassinen. Zur Tradition des religiösen Mordes im radikalen Islam. Eichborn, Frankfurt 1989, ISBN 3-8218-4059-5; Piper, München / Zürich 1993, ISBN 3-492-11572-1.
  • Souad Mekhennet, Claudia Sautter, Michael Hanfeld: Die Kinder des Dschihad. Die neue Generation des islamistischen Terrors in Europa. Piper, München / Zürich 2006, ISBN 3-492-04933-8.
  • Thomas J. Moser: Politik auf dem Pfad Gottes: Zur Genese und Transformation des militanten sunnitischen Islamismus. innsbruck university press, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-902811-67-7.
  • Bahman Nirumand (Hrsg.): Im Namen Allahs. Islamische Gruppen und der Fundamentalismus in der BRD. Dreisam-Verlag, Köln 1990, ISBN 3-89452-307-7.
  • Hans-Peter Raddatz: Von Allah zum Terror? Der Djihad und die Deformierung des Westens. 2. Auflage. Herbig, München 2002, ISBN 3-7766-2289-X.
  • ders.: Allah und die Juden. Die islamische Renaissance des Antisemitismus. wjs, Berlin 2007, ISBN 978-3-937989-26-6.
  • Reinhard Scholzen: Antiwestlicher Hass im Namen des Propheten. Islamismus und islamistischer Terrorismus im Spiegel der Verfassungsschutzberichte. In: Deutsche Gesellschaft für Wehrtechnik (Hrsg.): Global campaign against terrorism. Eine Herausforderung für die deutsch-amerikanische Partnerschaft. Berlin 2002, S. 18–27.
  • Alice Schwarzer (Hrsg.): Die Gotteskrieger und die falsche Toleranz. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2004, ISBN 3-462-03105-8.
  • Elmar Theveßen: Terroralarm. Deutschland und die islamistische Bedrohung. Rowohlt Berlin, Berlin 2005, ISBN 3-87134-548-2.
  • Bassam Tibi: Fundamentalismus im Islam. Eine Gefahr für den Weltfrieden? Primus-Verlag, Darmstadt 2000, ISBN 3-89678-163-4; 3. ergänzte Auflage: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002.
  • Lawrence Wright: Der Tod wird euch finden. Al-Qaida und der Weg zum 11. September. Ein Spiegel-Buch bei DVA, München 2007, ISBN 978-3-421-04303-0 (Amerikan. Original: The Looming Tower: Al Qaeda and the Road to 9/11. Knopf, NYC 2006, ISBN 0-14-102935-8).

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Islamismus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Islamismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikinews: Islamismus – in den Nachrichten

Kommentare, Essays, Berichte, Kritiken, Interviews[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dossiers, Themenschwerpunkte, Specials[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Allgemeiner religiöser und islamischer Fundamentalismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Was ist Islamismus? Bundesamt für Verfassungsschutz, abgerufen am 30. März 2018
  2. a b Islamismus – Was ist das überhaupt? Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 2. April 2013
  3. Martin Kramer: Coming to Terms: Fundamentalists or Islamists? Middle East Quarterly. Spring 2003, S. 65–77.
  4. Seidensticker, Tilman (2014): Islamismus, C.H. Beck, München, S. 9.
  5. Asseburg, Muriel (2008): Moderate Islamisten als Reformakteure? Rahmenbedingungen und programmatischer Wandel, S. 9f. In: Asseburg, Muriel (Hrsg.): Moderate Islamisten als Reformakteure, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn.
  6. Tilman Nagel: Islam oder Islamismus? Probleme einer Grenzziehung. In: Hans Zehetmair: Der Islam. Im Spannungsfeld von Konflikt und Dialog. VS, Wiesbaden 2005, ISBN 3-531-14797-8, S. 32–33.
  7. So zitiert Nagel etwa die Schrift des islamischen Autors Ibrahim Rüschoff, die den Unterschied des buchstabenhörigen, verhaltensnormierenden Islam zum bloß einstellungsmotivierenden Christentum am Beispiel des islamischen Schweinefleischverbots erörtert: „Es ist zwar nicht zu bestreiten, dass Schweinefleisch nicht das Beste und Gesündeste ist“ – ein innerweltliches Argument – „dass das jedoch der (im Original gesperrt!) Grund für das Verbot ist, wage ich nicht zu behaupten. Dass dieses Verbot uns von Gott im Qur'an gegeben wurde, ist für uns Muslime ausschlaggebend“. Zit. nach Tilman Nagel: Islam oder Islamismus? Probleme einer Grenzziehung. In: Hans Zehetmair: Der Islam. Im Spannungsfeld von Konflikt und Dialog. VS, Wiesbaden 2005, ISBN 3-531-14797-8, S. 22.
  8. Tilman Nagel: Islam oder Islamismus? Probleme einer Grenzziehung. In: Hans Zehetmair: Der Islam. Im Spannungsfeld von Konflikt und Dialog. VS, Wiesbaden 2005, ISBN 3-531-14797-8, S. 25–26.
  9. Ingrid Thurner: Was hat Islam mit Islamismus zu tun? In: Die Presse, 6. Februar 2013.
  10. Kein mittlerer Weg für den Islam. Neue Zürcher Zeitung, 17. September 2015.
  11. Vgl. Thomas J. Moser: Politik auf dem Pfad Gottes: Zur Genese und Transformation des militanten sunnitischen Islamismus. Innsbruck University Press, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-902811-67-7, S. 37–40.
  12. a b c Gilles Kepel: Das Schwarzbuch des Jihad. Aufstieg und Niedergang des Islamismus. Piper, München/Zürich 2002, ISBN 3-492-04432-8.
  13. Richard P. Mitchell: The Society of the Muslim Brothers. Oxford University Press, 1993, ISBN 0-19-508437-3.
  14. Vgl. Thomas J. Moser: Politik auf dem Pfad Gottes: Zur Genese und Transformation des militanten sunnitischen Islamismus. innsbruck university press, Innsbruck 2012, ISBN 978-3-902811-67-7, S. 101–104.
  15. Gilles Kepel: Das Schwarzbuch des Jihad. Aufstieg und Niedergang des Islamismus. Piper, München/Zürich 2002, ISBN 3-492-04432-8, S. 257–264.
  16. Vgl. Gudrun Krämer: Gottes Staat als Republik. Reflexionen zeitgenössischer Muslime zu Islam, Menschenrechten und Demokratie. Baden-Baden 1999, S. 93.
  17. hri.ca, Human Rights Internet, Material von UN-Menschenrechtskommission: Disappearances and summary executions (Memento vom 21. Juli 2001 im Internet Archive) (englisch)
  18. Spiegel Online: Interview mit Leon de Winter: „Manchmal haben wir nur die Wahl zwischen Desaster und Katastrophe“. 1. August 2005 (geführt von Henryk M. Broder)
  19. Olivier Roy: The Failure of Political Islam. I. B. Tauris & Co., London 1999, ISBN 1-85043-880-3, S. 2.
  20. „Islam ist ein umfassendes System, das sich mit allen Aspekten des Lebens beschäftigt. Es ist Staat und Vaterland, oder Regierung und Nation. Es ist Führung und Macht oder Mitgefühl und Gerechtigkeit. Es ist Kultur und Gesetz, oder Wissen und Jurisprudenz. Es ist Baustoff und Reichtum, oder Gewinn und Erfolg. Es ist Jihad und Ruf, oder Armee und Anlass. Und schließlich ist es der wahre Glauben und korrekte Hingabe.“
  21. a b c d Azzam S. Tamimi: Rachid Ghannouchi. A Democrat Within Islamism. Oxford University Press, New York 2001, ISBN 0-19-514000-1, S. 173–181.
  22. Joyce M. Davis: Interview with Rachid al-Ghannouchi. In: Between Jihad and Salaam: Profiles in Islam. Palgrave MacMillan, 1997, ISBN 0-312-21781-1, S. 182.
  23. a b Joyce M. Davis: Interview with Rachid al-Ghannouchi. In: Between Jihad and Salaam: Profiles in Islam. Palgrave MacMillan, 1997, ISBN 0-312-21781-1, S. 183.
  24. Joyce M. Davis: Interview with Rachid al-Ghannouchi. In: Between Jihad and Salaam: Profiles in Islam. Palgrave MacMillan, 1997, ISBN 0-312-21781-1, S. 183–199.
  25. Bundeszentrale für politische Bildung: Islamismus und Fundamentalismus.
  26. Forschungsbericht | Junge Menschen mit muslimischer Prägung in Wien. Österreichischer Integrationsfonds, November 2019, abgerufen am 6. Dezember 2019.
  27. Bundesamt für Verfassungsschutz (Hrsg.): Antisemitismus im Islamismus. S. 5, S. 20 u.ö., Abruf am 24. September 2019.
  28. Michael Kiefer: Antisemitismus in den islamischen Gesellschaften. Der Palästina-Konflikt und der Transfer eines Feindbildes. Books on demand, Düsseldorf 2002; Samuel Salzborn: Globaler Antisemitismus. Eine Spurensuche in den Abgründen der Moderne. Beltz Juventa, Weinheim 2018, S. 117 f.
  29. Auch zum folgenden Klemens Himpele: Antisemitismus in arabischen Staaten. Köln 2004, ISBN 978-3-8364-5833-7, S. 39–41; Götz Nordbruch: Qutb, Sayyid. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus, Bd. 2: Personen. De Gruyter Saur, Berlin 2009, ISBN 978-3-598-44159-2, S. 663 f., sowie Michael Kiefer: Ma‘rakatuna ma‘a al-yahud (Sayyid Qutb, 1950). In: ebenda, Bd. 6: Publikationen. De Gruyter Saur, Berlin 2013, ISBN 978-3-11-030535-7, S. 444 f. (beides abgerufen über De Gruyter Online).
  30. Jeffrey Herf: Nazi Propaganda for the Arab World. Yale University Press, New Haven/London 2009, S. 255 ff., eigene Übersetzung.
  31. Michel Bernhardt und Julia Jaki: Die ‚Protokolle der Weisen von Zion‘. Die Genese der Idee einer jüdisch/zionistischen Weltverschwörung in Europa und der arabischen Welt. In: Schirin Fathi (Hrsg.): Komplotte, Ketzer und Konspirationen. Zur Logik des Verschwörungsdenkens. Beispiele aus dem Nahen Osten. transcript, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-8376-1341-4, (abgerufen über De Gruyter Online) S. 222 f.
  32. Hegemonistic media politics draw on Zionist protocols. www.tehran-times.com, 18. Oktober 2011
  33. Wolfgang Benz: Die Protokolle der Weisen von Zion. Die Legende von der jüdischen Weltverschwörung. C.H. Beck, München 2007, S. 97 f.
  34. Olaf Farschid: HAMAS. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus, Band 5: Organisationen. De Gruyter Saur, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-027878-1, S. 302 (abgerufen über De Gruyter Online).
  35. Olaf Farschid: Hizb Allah. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus, Band 5: Organisationen. De Gruyter Saur, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-027878-1, S. 319 f. (abgerufen über De Gruyter Online).
  36. Samuel Salzborn: Globaler Antisemitismus. Eine Spurensuche in den Abgründen der Moderne. Beltz Juventa, Weinheim 2018, S. 117 f.
  37. Bundesamt für Verfassungsschutz (Hrsg.): Antisemitismus im Islamismus S. 24, Abruf am 24. September 2019.
  38. Olivier Roy: The Failure of Political Islam. I. B. Tauris & Co., London 1999, ISBN 1-85043-880-3, S. 32ff.
  39. Olivier Roy: The Failure of Political Islam. I. B. Tauris & Co., London 1999, ISBN 1-85043-880-3, S. 24.
  40. Olivier Roy: The Failure of Political Islam. I. B. Tauris & Co., London 1999, ISBN 1-85043-880-3, S. 38.
  41. Vgl. Olivier Roy: The Failure of Political Islam. I. B. Tauris & Co., London 1999, ISBN 1-85043-880-3, S. 15.
  42. Bassam Tibi: Politisierung der Religion. Sicherheitspolitik im Zeichen des islamischen Fundamentalismus. In: Internationale Politik. 55 (2000) 2, S. 27. Im gleichen Sinne siehe Soheib Bencheikh: Ou l’islam marche avec son siècle, ou il reste a la marge de la société moderne. In: Le Monde. 20. November 2001 (www.lemonde.fr); Yasar Nuri Öztürk: 400 Fragen zum Islam – 400 Antworten. Düsseldorf 1999. Zitiert nach von Prittwitz: Zivile oder herrschaftliche Religion
  43. Volker von Prittwitz: Zivile oder herrschaftliche Religion. 22. Mai 2002, abgerufen am 20. Januar 2012.
  44. Zahlen und Fakten zum Islamismus, Bundesamt für Verfassungsschutz
  45. https://web.archive.org/web/20181214155533/https://www.verfassungsschutz.de/de/arbeitsfelder/af-islamismus-und-islamistischer-terrorismus/zahlen-und-fakten-islamismus/islamistisches-personenpotenzial-2017
  46. Öffentliche Anhörung des Innenausschusses von Sachverständigen zum Thema: Islamistische Einflüsse auf die Gesellschaft und ihre Auswirkungen auf Integration und Sicherheit. Deutscher Bundestag, 15. Wahlperiode, Protokoll Nr. 15/42, Innenausschuss.
  47. Alexander Ritzmann: Aussteigerprogramme: Wie radikale Islamisten bekehrt werden können. In: Die Welt, 3. September 2008.
  48. a b Religious fundamentalism and out-group hostility among Muslims and Christians in Western Europe (Memento vom 30. August 2017 im Internet Archive) Ruud Koopmans, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), abgerufen am 20. Juni 2017.
  49. Wegen deutschem Schauspieler im Schmähfilm rufen Islamisten zu Mordanschlägen in Deutschland auf. Der Tagesspiegel, 24. September 2012.
  50. Friedrich sieht große Gefahr durch Salafismus. Tagesspiegel, 11. Juni 2013, abgerufen am 21. Juli 2013.
  51. „Hälfte der Türkeistämmigen fühlt sich nicht anerkannt“. Abgerufen am 9. Januar 2018.
  52. Detlef Pollack, Olaf Müller, Gergely Rosta, Anna Dieler: Integration und Religion aus der Sicht von Türkeistämmigen in Deutschland. (PDF) Abgerufen am 10. Januar 2018.
  53. Christian Pfeiffer, Dirk Baier, Sören Kliem: Zur Entwicklung der Gewalt in Deutschland. Schwerpunkte: Jugendliche und Flüchtlinge als Täter und Opfer. (PDF) Abgerufen am 11. Januar 2018.
  54. a b c d Udo Steinbach: Die Türkei im 20. Jahrhundert. Schwieriger Partner Europas. Bergisch Gladbach 1996, ISBN 3-7857-0828-9, S. 428, 429.
  55. Islamistischer Prediger muss Deutschland verlassen. Spiegel.de, 21. April 2011, abgerufen am 30. Juni 2011.
  56. Vgl. z. B. Ludwig Schleßmann: Von Pierre, Bashir und Luise. Einige Gedanken zu deutschen Konvertiten. In: Jürgen Court, Michael Klöcker (Hrsg.): Wege und Welten der Religionen: Forschungen und Vermittlungen. Lembeck, Frankfurt am Main 2009, S. 499–504, hier S. 499; Konvertiten: „Ick bin ein Muslim jeworden“. FAZ.NET, 6. September 2007, abgerufen am 30. Juni 2011.
  57. Werner Schiffauer: Fremde in der Stadt. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997.
  58. Khadija Katja Wöhler-Khalfallah: Islamischer Fundamentalismus. Von der Urgemeinde bis zur Deutschen Islamkonferenz. Verlag Hans Schiler, Berlin 2009, ISBN 978-3-89930-229-5, S. 200ff.
  59. Patrick Möller: Hizb ut-Tahrir – Comeback einer verbotenen Organisation. In: Rauf Ceylan, Michael Kiefer (Hrsg.): Der islamische Fundamentalismus im 21. Jahrhundert. Springer VS, Wiesbaden 2022. S. 85–116.
  60. a b c Die Welt, „Ich befürchte, dass die Tat von Wien in Deutschland kopiert werden könnte“, 3. November 2020, abgerufen am 5. November 2020
  61. Axt-Angreifer hatte offenbar Kontakte in den Nahen Osten, Zeit Online, abgerufen am 29. Oktober 2016.
  62. 27-Jähriger tötet sich in Menschenmenge mit Sprengsatz., Spiegel Online, abgerufen am 29. Oktober 2016.
  63. Originalquelle bei tagesschau.de nicht mehr verfügbar. Im Internet-"Wayback"-Archiv noch unter „Wir rücken noch enger zusammen“ erhältlich
  64. Büro für Demokratie, Menschenrechte und Arbeitsfragen im US-Außenministerium: Bericht über internationale Religionsfreiheit 2007 – Schweiz (Memento vom 24. Juli 2008 im Internet Archive) (PDF; 36 kB).
  65. Reimann operiert mit inexistenten Zahlen. 13. Februar 2014.
  66. Coordination Intercommunautaire Contre l’Antisémitisme et la Diffamation: Malika condamnée pour soutien au terrorisme. 22. Juni 2007.
  67. Sponsern Saudis Islamischen Zentralrat?: Geheimdienst überwacht Schweizer Muslime. In: Blick vom 26. Juni 2011, Abruf: 20. Januar 2012.
  68. Ednan Aslan, Jonas Kolb, Erol Yildiz: Muslimische Diversität. Ein Kompass zur religiösen Alltagspraxis in Österreich. Springer VS, 2017.
  69. a b “The Muslim Brotherhood in Austria”. Studie warnt vor Einfluss der Muslimbruderschaft in Österreich. diepresse.com, abgerufen am 20. September 2017.
  70. Studie: Drittel der Moscheen arbeitet gegen Integration. Die Presse, 2. Oktober 2017, abgerufen am 5. Oktober 2017.
  71. BVT (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2018. Wien 2019, S. 11 (bvt.gv.at [PDF]).
  72. Österreich schließt zwei Moscheen. Abgerufen am 10. November 2020.
  73. Newspapers warn of threat to America from “Londonistan”. The Guardian, 12. Juli 2005.
  74. Appell an Glaubensbrüder: Setzt dem Terror ein Ende! Neue Zürcher Zeitung, 5. Juli 2007.
  75. One in 11 British Muslims backs suicide bombers, says Brown aide. Daily Mail, 2. August 2007.
  76. Jochen Buchsteiner: Islamismus an englischen Schulen. Zusammenprall der Kulturen. faz.net, 10. Juni 2014.
  77. Carsten Volkery: Islam an Schulen. „Britische Werte“ für alle. spiegel.de, 10. Juni 2014.
  78. Attentäter von Toulouse: Zweifel an Einzelgänger-Theorie. Spiegel Online, 23. August 2012.