Claus Gatterer

Geboren am: 27. März 1924

Gestorben am: 28. Juni 1984

Leiter des außenpolitischen Ressorts der „Presse“, ehemals Mitherausgeber und seit langem ständiger Mitarbeiter des FORVM.

Beitræge von Claus Gatterer
FORVM, No. 23

Italiens versäumte Revolution

November
1955

Das Erbe des Risorgimento Die westlichen Partner Italiens hätten viel weniger Ärger mit Rom, wenn sie sich einmal die Mühe machen wollten, italienische Geschichte zu studieren. Es müßte ein selbständiges Studium sein und sie müßten den Mut haben, durch den Nebel der patriotischen Rhetorik (...)

FORVM, No. 26

Die französischen Wahlen in italienischer Sicht

Februar
1956

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FORVM, No. 33

Saragat im Kommen?

September
1956

Im Licht der kürzlich erfolgten Fühlungnahme zwischen Saragat und Nenni, an die sich die verschiedenartigsten Interpretationen geknüpft haben, gewinnen die hier veröffentlichten Ausführungen Claus Gatterers, bereits zu einem früheren Zeitpunkt geschrieben, erhöhtes (...) Sie wollen mehr Texte online lesen?
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FORVM, No. 36

Die innere Verbrennung der Diktatur

Dezember
1956

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FORVM, No. 37

Polen oder Die Überwindung des Titoismus

Januar
1957

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FORVM, No. 38

Signor Arturo, der Schutzpatron von Parma

Februar
1957

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FORVM, No. 42

Die Chancen der Überparteilichkeit

Juni
1957

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FORVM, No. 57

Ausverkauf im Nahen Osten

September
1958

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FORVM, No. 65

Südtirol und die Gegenwart

Mai
1959

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FORVM, No. 70

Die Presse ist selber schuld

Oktober
1959

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FORVM, No. 74

Kein Volk, kein Reich und viele Führer

Die österreichischen Neonazi und ihre Auslandsverbindungen
Februar
1960

Wenn der gegenwärtige Anschein nicht trügt, ist die Hakenkreuz-Welle, die von Köln aus zuerst über Deutschland und dann über eine Reihe europäischer und außereuropäischer Länder hinwegging, nach knappen vier Wochen wieder versandet. Inwieweit sie eine tatsächlich antisemitische und neonazistische Welle (...) Sie wollen mehr Texte online lesen?
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FORVM, No. 75

Kein Volk, kein Reich und viele Führer (II)

Die österreichischen Neonazi und ihre Publikationen
März
1960

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FORVM, No. 91/92

Bruderzwist um Südtirol

Juli
1961

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FORVM, No. 98

Kampf ums vierte Rom

Italiens Kommunisten konkurrieren mit Moskau, Peking und Belgrad
Februar
1962

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FORVM, No. 100

Der Krieg

Novelle
April
1962

Milovan Djilas ist eine jener Persönlichkeiten, die in jeglichem Zeitalter sehen und darum desto repräsentativer sind, weil sie dem historisch gesinnten Betrachter sich als vollkommene Einheit von politischem Aktivismus und künstlerischer Bewußtheit darbieten. Der Weg, den der jugoslawische (...) Sie wollen mehr Texte online lesen?
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FORVM, No. 101

Der Freund stand links

Italienische Beiträge zur Diskussion um Südtirol
Mai
1962

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FORVM, No. 102

Der Freund stand links (II)

Italienische Beiträge zur Diskussion um Südtirol
Juni
1962

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FORVM, No. 103/104

Der Freund stand links (III)

Italienische Beiträge zur Diskussion um Südtirol
Juli
1962

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FORVM, No. 105

Der Freund stand links (IV)

Italienische Beiträge zur Diskussion um Südtirol
September
1962

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FORVM, No. 113

Jugoslawiens Magen bleibt westlich

Ein Reisebericht
Mai
1963

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FORVM, No. 114

Jugoslawien ohne Jugoslawen

Zweiter Teil des Reiseberichts
Juni
1963

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FORVM, No. 123

Neue Linke — altes Leiden

Italiens Sozialismus bleibt kompliziert
März
1964

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FORVM, No. 130

Togliatti und die Ursachen

Oktober
1964

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FORVM, No. 131

Togliatti und die Ursachen (II)

November
1964

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FORVM, No. 133

Giuseppe Saragat

Januar
1965

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FORVM, No. 134

Begegnungen mit Musil

Februar
1965

Der am 1. Mai 1900 in Pescina dei Marsi in den Abruzzen geborene Ignazio Silone hat im FORVM schon so lange nichts veröffentlicht (zuletzt „Vom Schrecken des Wohlfahrtsstaates“, Heft VIII/91-92, und „Tolstoi in den Abruzzen“, Heft VIII/87)‚ daß wir unseren neu hinzugekommenen Lesern schon wieder (...) Sie wollen mehr Texte online lesen?
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FORVM, No. 144

Warten auf den Bruch

Dezember
1965

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FORVM, No. 145

Fanfani unterwegs

Januar
1966

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FORVM, No. 148-149

Die NATO stirbt

April
1966

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FORVM, No. 159

Als Welschtirol bei Öst’reich war ...

März
1967

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FORVM, Heft 173
Glossen zur Zeit

Alle Dogmatiker sind Defaitisten

Mai
1968

Genosse Professor, Sie haben vor kurzem die Ansicht geäußert, daß sich in neuerer Zeit in der Welt eine Situation herausbilde, die dem zunehmenden Einfluß der marxistischen Lehre sehr günstig sei. Im Westen, sagten Sie damals, erfasse das Interesse für den Marxismus immer breitere Kreise und die (...)

Claus Gatterer, ursprünglich Klaus Gatterer (* 27. März 1924 in Sexten; † 28. Juni 1984 in Wien), war ein aus Südtirol (Italien) stammender Journalist, Historiker, Schriftsteller und Dokumentarfilmer. Als Ressortleiter der österreichischen Tageszeitung Die Presse und Chefredakteur der ORF-Sendereihe teleobjektiv wurde er in den 1960er- und 70er-Jahren einem breiten Publikum bekannt. In seiner Heimatregion gilt Gatterer aufgrund umfassender historischer Studien, in denen er die Geschichte Südtirols erstmals in einen überregionalen Kontext stellte, als Begründer einer transnationalen Geschichtsschreibung. Im Sinne seines publizistischen Engagements für die Belange von Minderheiten aller Art wird vom Österreichischen Journalisten Club seit 1985 der Prof. Claus Gatterer-Preis für sozial engagierten Journalismus vergeben.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kindheit und Jugend in Südtirol[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Claus Gatterer wurde als ältestes von neun Kindern einer Bergbauernfamilie in Sexten geboren. Seine Kindheits- und Jugendjahre wurden von den lebendigen Erinnerungen des Vaters an den Ersten Weltkrieg und die untergegangene Habsburgermonarchie wie auch durch die unmittelbare Italianisierungspolitik der italienischen Faschisten nachhaltig geprägt. Die Erinnerungen an diese Zeit verarbeitete Gatterer im 1969 erschienenen Roman Schöne Welt, böse Leut.

Die schulische Laufbahn führte Gatterer von der italienischen Grundschule in Sexten an das bischöfliche Knabenseminar Vinzentinum in Brixen, wo er 1943 maturierte. In Gatterers Gymnasialzeit fiel die Entscheidung seiner Familie, im Zuge des deutsch-italienischen Umsiedlungsabkommens (Option) 1939 nicht in das Deutsche Reich abzuwandern, sondern als italienische Staatsbürger den bäuerlichen Hof in Sexten weiter zu bewirtschaften. Gatterer inskribierte im Herbst 1943 infolgedessen an der Universität Padua als Student der Geschichte und Philosophie (lettere e filosofia), schloss dieses Studium allerdings nicht ab. Für seine umfassenden historischen Arbeiten der Folgejahre wurde ihm 1970 in Österreich der Berufstitel Professor verliehen.

Journalistische Karriere in Österreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit Kriegsende 1945 kehrte der 21-jährige Gatterer nach Südtirol zurück und betätigte sich als Journalist der Zeitungen Volksbote und Dolomiten am Aufbau der Südtiroler Volkspartei (SVP). Im Jänner 1948 übersiedelte Gatterer nach Österreich, wo er als Redakteur der Tiroler Nachrichten in Innsbruck eine journalistische Karriere begann. 1953 wechselte Gatterer mit Unterstützung des Journalisten Gerd Bacher zu den Salzburger Nachrichten. Die berufliche Zusammenarbeit mit Bacher beförderte die Karriere Gatterers in den Folgejahren nachhaltig. 1957 übersiedelte er nach Wien und wechselte in die Redaktion der Zeitung Bild-Telegraf; zeitgleich begann seine ständige Mitarbeit an der kulturpolitischen Monatszeitschrift FORVM (bis 1968). 1958 folgte Gatterer Bacher als stellvertretender Chefredakteur zur Tageszeitung Express. 1961 wurde er Leiter des Ressorts für Außenpolitik der Tageszeitung Die Presse.

Von 1967 bis 1972 arbeitete Gatterer als freier Schriftsteller und Journalist. In dieser Zeit verfasste er u. a. sein historisches Hauptwerk Im Kampf gegen Rom. Bürger, Minderheiten und Autonomien in Italien (1968) sowie mehrere Übersetzungen italienischer Autoren wie Emilio Lussu und Angelo Tasca. Als freier Mitarbeiter publizierte er journalistische Beiträge und Kommentare in zahlreichen Zeitschriften, darunter Die Furche, Die Zukunft (Wien), Die Zeit (Hamburg) und Il Mondo (Rom). Anfang der 1970er-Jahre schrieb Gatterer kurzzeitig für die Zeitschriften Kurier und Profil.

Bereits Ende der 1960er-Jahre hatte Gatterer erste Erfahrungen im Bereich des Dokumentarfilms gemacht. Unter der Generalintendanz Gerd Bachers wurde Gatterer 1972 ständiger Mitarbeiter beim Österreichischen Rundfunk (ORF). Ab 1974 leitete er für zehn Jahre die Sendereihe teleobjektiv, die sich mit fundierter Hintergrundberichterstattung der Aufdeckung von sozialen Missständen verschrieben hatte. Öffentliche Kontroversen, die von der Sendung ausgelöst worden waren, führten 1984 schließlich zur Einstellung der Sendereihe, aber auch zum persönlichen Bruch zwischen Gatterer und Bacher. Gatterer, der zu diesem Zeitpunkt bereits von einer schweren Krebserkrankung gezeichnet war, starb wenige Wochen nach Ausstrahlung der letzten Ausgabe von teleobjektiv im Juni 1984 in Wien. Auf persönlichen Wunsch wurde er in seiner Heimatgemeinde Sexten beigesetzt.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Lebzeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Journalist, Buchautor und Dokumentarfilmer konnte Gatterer mit seinen Veröffentlichungen bereits in den 1960er- und 70er-Jahren in der medialen Öffentlichkeit Österreichs (zum Teil auch in Italien) eine relativ breite Resonanz erzielen. Sie reichte von intensiver Zustimmung bis hin zu offener Anfeindung: Ab dem Jahr 1966 wurde Gatterer für seine journalistischen und historiographischen Arbeiten mehrfach mit hochkarätigen Preisen ausgezeichnet. Die kontinuierlichen Anfeindungen, die durchwegs von nationalistischen Kreisen ausgingen, gipfelten 1982 in einer offenen Morddrohung österreichischer Neonazis.[1]

Gatterers publizistischer Wirkungskreis eröffnete sich in einem ersten Schritt über die österreichische Presselandschaft. Hier etablierte sich Gatterer in den 1950er- und 60er-Jahren als Redakteur und Kommentator für Außenpolitik, wobei er sich speziell den Entwicklungen in Italien einschließlich der damals aktuellen Südtirolfrage widmete. Spätestens mit Publikation seines themenspezifischen Hauptwerks Im Kampf gegen Rom. Bürger, Minderheiten und Autonomien in Italien (1968) war er in österreichischen und deutschen Fachkreisen als Italien-Experte anerkannt und fungierte zeitweise als Südtirol-Berater führender österreichischer Staatspolitiker wie dem Außenminister und späteren Bundeskanzler Bruno Kreisky.

In Südtirol blieb Gatterers direkter Einfluss auf die Regionalpolitik verhältnismäßig gering. Die bedeutendste lokale Tageszeitung Dolomiten und die Führungsspitze der Südtiroler Volkspartei (SVP) gaben Gatterers Publikationen nur geringen medialen Vermittlungsspielraum. Für einzelne links-liberal gesinnte Regionalpolitiker wie Hans Benedikter und Egmont Jenny wirkte Gatterer allerdings bereits in seinen publizistischen Anfangsjahren als wichtige intellektuelle Bezugsperson.

Mit seinen Buchpublikationen zu den Verflechtungen der Geschichte Österreichs mit jener Italiens (1967 bis 1972) schuf Gatterer zudem erste regionalgeschichtliche Bezugspunkte für italienischsprachige Südtiroler. Diese Bezüge wurden in den 1980er-Jahren vom Verlag Praxis 3 in Bozen aufgegriffen, der Gatterers Werke postum ins Italienische übersetzte. Gatterers Publikation zu Cesare Battisti beeinflusste darüber hinaus den regionalgeschichtlichen Diskurs im Trentino. Mit zahlreichen Arbeiten bzw. Übersetzungen zu vielfältigen soziokulturellen Randgruppen wie den Kärntner Slowenen, den Sarden oder den Kulturen der Küstengebiete des Schwarzen Meeres konnte Gatterer punktuell immer wieder europäische Impulse setzen.

In den 1970er-Jahren entwickelte sich Gatterer sowohl als Journalist als auch als Historiker zu einer Bezugsperson für die 68er-Generation. Mit seinem Fernsehmagazin teleobjektiv prägte er junge ORF-Journalisten und Filmemacher wie Robert Dornhelm, Peter Huemer, Kurt Langbein und Elizabeth T. Spira, die nach dem Ableben Gatterers erfolgreiche Karrieren weiterverfolgen konnten. Als Historiker beeinflusste Gatterer vor allem die alternative Bewegung in Südtirol (Alexander Langer, Reinhold Messner, Leopold Steurer, Christoph von Hartungen), die Gatterer in erster Linie als Begründer einer weltoffenen Geschichtsschreibung in Südtirol, etwa zur lange vernachlässigten faschistischen und nationalsozialistischen Vergangenheit des Landes bzw. zu Themen der Arbeiterbewegung, rezipierten.[2]

Posthum[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bibliothek "Claus Gatterer" in Sexten (2015)
Werbetransparent der Claus Gatterer Filmretrospektive 2014 in Bruneck

Nach dem Tod Gatterers im Jahr 1984 wurde die Erinnerung an Leben und Werk im Wesentlichen von der 68er-Generation aus Gatterers unmittelbarem Umfeld weitergetragen. In Wien schuf der Österreichische Journalisten Club auf Vorschlag der ORF-Journalisten Hans Preiner und Fred Turnheim 1985 den Prof. Claus Gatterer-Preis, mit dem seither jährlich herausragende journalistische Arbeiten aus Österreich und Südtirol ausgezeichnet werden, die den publizistischen Leitmotiven Gatterers folgen. 1991 wurde auf Initiative der Südtiroler Michael-Gaismair-Gesellschaft erstmals ein Symposium zu Leben und Werk Claus Gatterers organisiert; 2004 folgte eine Veranstaltung am Institut für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck. Im selben Jahr wurde der umfangreiche Dokumentennachlass Gatterers von den Erben der Gemeinde Sexten übergeben, die ihn seither in der Bibliothek Claus Gatterer aufbewahrt und der Forschung zugänglich macht.

Mit Veröffentlichung der ersten wissenschaftlichen Biographie zu Claus Gatterer durch den Südtiroler Publizisten Thomas Hanifle erweiterte sich der Kreis der Gatterer-Rezipienten 2005 erstmals auf jene Generation, die mit Gatterer nicht mehr persönlich bekannt gewesen war.

Im Juni 2014, anlässlich des 30. Todestages von Claus Gatterer, organisierte das Stadttheater Bruneck mit der dreitägigen Claus Gatterer Filmretrospektive die bis dato umfangreichste Veranstaltung zu Leben und Werk des Journalisten, Historikers und Dokumentarfilmers. Hierfür wurde Gatterers filmisches Schaffen erstmals fundiert aufbereitet und sein beruflicher und persönlicher Werdegang in Form einer Ausstellung präsentiert. Eine gekürzte, zweitägige Programmfassung wurde als Claus Gatterer Filmspecial im Dezember 2014 von Forschungsinstitut Brenner-Archiv und Leokino Cinematograph in Innsbruck veranstaltet. Im Herbst 2014 veröffentlichte der Verein Urania Meran das für Südtiroler Oberschulen konzipierte interaktive Ausstellungsprojekt gatterer9030. Die Projekte Claus Gatterer Filmretrospektive und Filmspecial bildeten indes die Grundlage für ein 2016 begonnenes Forschungsprojekt am Brenner-Archiv der Universität Innsbruck, welches in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Sexten erstmals das umfangreiche Gesamtwerk Gatterers systematisch erforscht und aufbereitet.[3]

Zitate zu Person und Bedeutung Claus Gatterers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Mit ihm hat Österreich einen der bedeutendsten Journalisten der Zweiten Republik verloren, und es werden viele sein, die um ihn trauern.“

Bruno Kreisky, Österreichs Bundeskanzler a. D. anlässlich des Todes von Claus Gatterer 1984[4]

„Claus Gatterer war ein wunderbarer Geschichtenerzähler, immer wieder hat er uns von seinem Dorf, seiner Familie, seinen Menschen erzählt. Das war für uns, die wir von ganz woanders herkamen, hochspannend. Der erste Gang, wenn ich in den ORF kam, war in sein Büro. Da saßen oft viele Junge und wir alle hörten Claus Gatterer zu, fragten nach seiner Meinung. Er war für uns nicht eine, sondern die Instanz.“

Elizabeth T. Spira, ehem. Redakteurin für Gatterers Fernsehmagazin teleobjektiv[5]

„Nach seinem Tode hat es in den 'Dolomiten' einen vielleicht gut gemeinten Nachruf gegeben, der mir aber ziemlich unpassend und unangemessen vorgekommen ist. Der höchst heimatverwurzelte Claus Gatterer wurde darin als eine entwurzelte Existenz apostrophiert, und mit einem Unterton von Genugtuung, wie mir schien, wurde gesagt, hier hätte ein unruhiger Geist endlich seine Ruhe gefunden. Ich meinerseits möchte schließen mit dem Wunsche, (…) daß die ruhigen Geister, deren es allzu viele in unserem immer noch schönen Heimatland [Südtirol] gibt, ein wenig unruhiger werden.“

Paul Flora, 1991 anlässlich des ersten Symposiums zu Leben und Werk Claus Gatterers[6]

„Am Abend seines Begräbnisses im Juli 1984 bin ich vom Friedhof in Sexten hinaufgegangen zum Hof der Gatterer. Er hatte mir oft von diesem Hof erzählt, so als wäre dieser Ort immer noch der Mittelpunkt seines Lebens. Wahrscheinlich war er's. Mir schien es ziemlich lang da hinauf, und ich begriff im Herzen, was bis dahin nur mein Kopf gewußt hatte: Wie unendlich weit der Weg gewesen war, den Claus Gatterer hatte zurücklegen müssen, damit wir ihm begegnen durften.“

Peter Huemer, ehem. Redakteur für Gatterers Fernsehmagazin teleobjektiv[7]

„Er [Gatterer] war für mich von einer ganz eminenten Bedeutung bei der Formung meines Verständnisses von verantwortungsvollem, fairem und engagiertem Journalismus.“

Kurt Langbein, ehem. Redakteur für Gatterers Fernsehmagazin teleobjektiv[8]

„Eben weil Gatterer zutiefst davon überzeugt war, daß politische Fehler im Südtirol der Gegenwart nicht zuletzt das Ergebnis historischen Unwissens und Analphabetismus waren, bedeutete für ihn die Beschäftigung mit der Nationalitätenproblematik des alten Österreich, vor allem aber mit der Auseinandersetzung um die Autonomie des Trentino 1848–1914, die notwendige Voraussetzung zur Erarbeitung eines tragfähigen Modells von Autonomie heute. Um es mit seinen eigenen Worten zu sagen: ,Die Gegenwart muß – um der Zukunft willen – reparieren, was die Vergangenheit ruiniert und verpatzt hat.’“

Leopold Steurer, Südtiroler Regionalhistoriker[9]

„Ganz entscheidend war sein Engagement für die Kärntner Slowenen.(…) Man darf das nicht unterschätzen. Wir waren damals [1972] in einer Situation, wo die Kärntner Slowenen gedacht haben, sie werden im Rahmen des Ortstafelsturms wieder deportiert und es war Angst und Schrecken verbreitet und auf einmal kommt dann ein Mensch aus Südtirol (…) und sagt: ,Wie kann ich Ihnen helfen?‘ Sie müssen verstehen, dass das etwas war, mit dem hat niemand gerechnet, dann ist der Film herausgekommen, Gatterer hat Morddrohungen bekommen usw., aber die Slowenen haben gewusst, sie sind nicht allein. (…) Deswegen war Claus Gatterer in gewisser Beziehung ein Held für uns.“

Sabina Zwitter-Grilc, ORF-Journalistin und Gatterer-Preisträgerin 2014[10]

„Claus Gatterer (…) dall’osservatorio della sua valle, crocevia di lingue e culture, ci ha raccontato il formarsi del nostro stato nazionale e il primo germogliare del federalismo europeo più e meglio di quanto non abbiano fatto schiere di studiosi nostrani. [Aus der Beobachtungsperspektive seines Tals, einem Kreuzungspunkt von Sprachen und Kulturen, hat uns Claus Gatterer die Entstehung unseres Nationalstaats und das erste Aufkeimen des europäischen Föderalismus erzählt, umfangreicher und besser als es Scharen unserer Forscher zu Wege brachten.]“

Vincenzo Calì, Trentiner Regionalhistoriker[11]

„Einem seiner großen Vorbilder, dem Sarden Emilio Lussu, schrieb Gatterer einst ins Stammbuch, er sei ein ,Ewig-Morgiger‘. Heute erklärt der Begriff die zeitlose Aktualität des damaligen Verfassers: Als Sucher und Vermittler des Essenziellen war Gatterer ein steter Wandler zwischen den Zeiten und bleibt als solcher auch jenen zugänglich, die ihn heute und morgen nur mehr vom Hörensagen kennen werden.“

Joachim Gatterer, Kurator der Claus Gatterer Filmretrospektive 2014[12]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Unter seinem Galgen stand Österreich. Cesare Battisti – Porträt eines „Hochverräters“, Europa Verlag, Wien/Frankfurt/Zürich 1967.
  • Im Kampf gegen Rom. Bürger, Minderheiten und Autonomien in Italien, Europa Verlag, Wien/Frankfurt/Zürich 1968.
  • Schöne Welt, böse Leut. Kindheit in Südtirol, Verlag Fritz Molden, Wien/München 1969.
  • Erbfeindschaft Italien-Österreich, Europa Verlag, Wien/Frankfurt/Zürich. 1972.[13]

Von Claus Gatterer ins Deutsche übersetzt und zum Teil kommentiert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bücher Gatterers in italienischer Übersetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Cesare Battisti. Ritratto di un „alto traditore“. La Nuova Italia, Florenz 1975 (eigene Übersetzung mit inhaltlichen Ergänzungen).
  • Italiani maledetti, maledetti austriaci: l'inimicizia ereditaria, Praxis 3, Bozen 1986 (übersetzt von Umberto Gandini).
  • Bel paese, brutta gente. Romanzo autobiografico dentro le tensioni di una regione europea di confine, Praxis 3, Bozen 1989 (übersetzt von Pinuccia di Gesaro).
  • In lotta contro Roma. Cittadini, minoranze e autonomie in Italia, Praxis 3, Bozen 1994 (übersetzt von Umberto Gandini).
  • Impiccate il traditore. Cesare Battisti, a novant'anni dalla morte, Praxis 3, Bozen 2006 (überarbeitete Version der Eigenübersetzung Gatterers aus dem Jahr 1975, bearbeitet von Vincenzo Calì, Pinuccia di Gesaro und Luigi Sardi).[13]

Postum veröffentlichte Texte Claus Gatterers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dokumentarfilme mit maßgeblicher Beteiligung Claus Gatterers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1969 – Menschen und Verträge. Südtirol: 50 Jahre nach Saint Germain, ORF (mit Albert Quendler).
  • 1969 – Das Südtirol-Paket, ORF, Sendereihe: Report.
  • 1970 – Neue Erde – Alte Menschheit. Die Welt 25 Jahre nach Hitler und Hiroshima, ORF, Sendereihe: Report – Das Zeitgeschehen (mit Wulf Flemming)
  • 1972 – Kennst du das Land? Begegnung mit dem Italien der Krisen, ORF (mit Wulf Flemming; Ernst Grissemann und Xaver Schwarzenberger).
  • 1972 – Die Slowenen in Kärnten, ORF, Sendereihe: Querschnitte.
  • 1973 – Keraban der Starrkopf. Eine Reise nach Jules Verne durch rotes Biedermeier und dritte Welt, ORF, Sendereihe: Menschen und Kontinente (mit Robert Dornhelm und Karl Kofler).
  • 1974 – Maramuresch. Bilder aus einer Welt die wir begraben, ORF/RTV, (mit Robert Dornhelm und Karl Kofler).
  • 1975 – Kein Grund zum Pessimismus. Von der Moskauer Deklaration zum Staatsvertrag, ORF, Sendereihe: teleobjektiv (mit Peter Huemer und Helmut Qualtinger).
  • 1978 – Der Doktor. Eine Fernsehdokumentation zum 60. Todestag von Victor Adler, ORF.
  • 1979 – Südtirol. Neues Selbstbewusstsein, neue Krisen, ORF, Sendereihe: teleobjektiv.
  • 1980 – Zeugen des Untergangs. Österreich-Ungarns letzter Krieg, ORF (mit Albert Quendler).
  • 1981 – Stalins zweiter Tod. Von Ungarn 1956 bis Polen 1981, ORF, Sendereihe: teleobjektiv.
  • 1983 – Die verspielte Demokratie. Die Ausschaltung des Nationalrates 1933, ORF, Sendereihe: teleobjektiv.
  • 1984 – Geradewegs in den Krieg. 1938 von draußen gesehen, ORF, Sendereihe: teleobjektiv (produziert 1978).
  • 1985 – Der Untergang eines Reiches: Österreich-Ungarn 1848–1918, ORF/RAI, vier Teile (bis 1984 Mitarbeit am Drehbuch von Claudio Bondì)[13]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael-Gaismair-Gesellschaft (Hrsg.): Der Mensch, der Journalist, der Historiker. Ein Symposium über Claus Gatterer. Edition Raetia, Bozen 1993, ISBN 978-88-7283-044-4
  • Joachim Gatterer: Claus Gatterer, in: Lexikon Literatur in Tirol, Forschungsinstitut Brenner-Archiv, Innsbruck (online).
  • Joachim Gatterer: Zeitgeschichte als Emanzipationsgeschichte. Einblicke in Leben und Werk Claus Gatterers, in: Österreich in Geschichte und Literatur (mit Geographie), Jg. 66 (2022), Nr. 1, S. 59–70.
  • Thomas Hanifle: „Im Zweifel auf Seiten der Schwachen“. Claus Gatterer, eine Biographie, StudienVerlag, Innsbruck u. a. 2005.
  • Giorgio Mezzalira: Claus Gatterer, in: Dizionario Biografico degli Storici Trentini, Società di Studi Trentini, Trient (online).
  • Peter Huemer: Ein Sieg im Scheitern. Erinnerung an Claus Gatterer, in: ders.: Heimat. Lügen. Literatur. Texte zur gegenwärtigen Befindlichkeit, Verlag Der Apfel, Wien 2006.
  • Carlo Romeo, Vincenzo Calì: Il carteggio tra Claus Gatterer e Livia Battisti (1966–1977), in: Geschichte und Region/Storia e regione, Jg. 13 (2004), Nr. 2, S. 205–213.

Verfilmungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Radiobeiträge (Podcast)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Auch Gatterer, Böhm auf der Todesliste, in: Volksstimme (Wien), 31. März 1982.
  2. Joachim Gatterer: „Alles geben, nichts erwarten!“ Die Kommunistische Partei Italiens in der Provinz. In: Hannes Obermair u. a. (Hrsg.): Regionale Zivilgesellschaft in Bewegung. Festschrift für Hans Heiss (= Cittadini innanzi tutto). Folio Verlag, Wien-Bozen 2012, ISBN 978-3-85256-618-4, S. 301–324, hier: S. 302.
  3. Projektseite „Das journalistische Gesamtwerk Claus Gatterers“ auf der Website des Forschungsinstituts Brenner-Archiv der Universität Innsbruck
  4. Bruno Kreisky in der ORF-Nachrichtensendung „Zeit im Bild 2“ vom 28. Juni 1984.
  5. Elizabeth T. Spira: Claus Gatterer. In: Claus Gatterer. Der Mensch, der Journalist, der Historiker. Ein Symposium. Bozen 1993, S. 12.
  6. Paul Flora: Mein einziges Verdienst ist die Neugier. In: Claus Gatterer. Der Mensch, der Journalist, der Historiker. Ein Symposium. Bozen 1993, S. 8.
  7. Peter Huemer: Ein Sieg im Scheitern. Erinnerung an Claus Gatterer. In: ders.: Heimat. Lügen. Literatur. Texte zur gegenwärtigen Befindlichkeit. Wien 2006, S. 6.
  8. Kurt Langbein im Gespräch mit Susanne Barta anlässlich der Claus Gatterer Filmretrospektive 2014 im Stadttheater Bruneck (Videoaufzeichnung des Gesprächs von Kurt Langbein mit Susanne Barta anlässlich der Claus Gatterer Filmretrospektive 2014 im Stadttheater Bruneck)
  9. Leopold Steurer: Claus Gatterer und das Südtirol von heute. In: Claus Gatterer. Der Mensch, der Journalist, der Historiker. Ein Symposium. Bozen 1993, S. 60 f.
  10. Sabina Zwitter-Grilc im Interview mit Susanne Barta für die Radiosendung Studio 3, ausgestrahlt am 25. Juni 2014 über RAI Südtirol.
  11. Gatterer, i Sudtirolesi e Battisti, in: Alto Adige, 16. Juni 2014, S. 1. https://archive.today/20140625121920/http://ricerca.gelocal.it/altoadige/archivio/altoadige/2014/06/16/NZ_01_10.html
  12. Joachim Gatterer: Claus Gatterer 1924–1984–2014. In: Claus Gatterer Filmretrospektive. Bruneck/Wien 2014, S. 5.
  13. a b c d e Werkübersicht übernommen aus Joachim Gatterer (Hrsg.): Claus Gatterer Filmretrospektive. 19.–21. Juni 2014, Stadttheater Bruneck/Österreichischer Journalisten Club, Bruneck/Wien 2014, S. 17–19.