Theodor Prager

Geboren am: 17. Mai 1917

Gestorben am: 22. Februar 1986

Der Volkswirtschafter gehörte seit 35 Jahren der kommunistischen Bewegung an und war seit 1959 Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ. Er ist Verfasser zahlreicher wirtschaftspolitischer und wirtschaftswissenschaftlicher Schriften. Auf dem XX. Parteitag der KPÖ im Jänner 1969 wurde Prager zusammen mit drei anderen Reformern aus dem ZK der KPÖ hinausgewählt, bei der Wiederholung der Wahl jedoch zusammen mit diesen wieder in das Zentralkomitee entsendet. Er gehörte zu den 27 ZK-Mitgliedern, die den Plenartagungen des ZK seit November fernblieben. Prager war von 1946 bis 1963 in der wirtschaftspolitischen Abteilung des ZK der KPÖ tätig und wirkte auch als Wirtschaftsredakteur der „Volksstimme“. Von 1947 bis 1959 war er Kammerrat der Wiener Arbeiterkammer.

Beitræge von Theodor Prager
FORVM, No. 159

Kritik einer Marx-Kritik

März
1967

Dr. Theodor Prager studierte Nationalökonomie an der London School of Economics, die lange Jahre als „hotbed of Communism“ galt. In der Tat ist Prager derzeit Mitglied des ZK der KPÖ, wo er dem progressivsten Flügel — in etwa: Antistalinismus und Revisionismus nach Muster der KPI — zugerechnet werden (...) Sie wollen mehr Texte online lesen?
Das ist machbar! Mit der fördernden Mitgliedschaft

FORVM, No. 164-165

Zuckerdose für die Forschung

August
1967

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Das ist machbar! Mit der fördernden Mitgliedschaft

FORVM, No. 171-172

Marx irrte — irrte Marx?

März
1968

Als zornige, wenngleich nicht mehr ganz junge Männer ihrer Parteien präsentierten sich Mitte September v. J. an der Goethe-Universität, Frankfurt, bei deren internationalem Kolloquium „Kritik der politischen Ökonomie heute — 100 Jahre ,Kapital‘“ Dr. Theodor Prager, vom ZK der KPÖ, und Prof. Predrag (...)

FORVM, No. 176-177

Schändung der Sowjetunion

August
1968

Unser Gewissen drängt uns, die unterzeichneten österreichischen Kommunisten, in aller Klarheit zum Moskauer Abkommen und der sogenannten „neuen Realität“ in der ČSSR Stellung zu nehmen. In Moskau wurde kein Vertrag zwischen gleichen Partnern abgeschlossen. Es war ein Diktat, eine Erpressung an den (...)

FORVM, No. 194/I

Scheidebrief ans ZK

Februar
1970

Wien X, 21. Dezember 1969 An das Zentralkomitee der KPÖ zu Handen des Vorsitzenden Franz Muhri Höchstädtplatz 3 1200 Wien Werte Genossen, ich glaube, wir haben den Punkt erreicht, wo wir einander nichts mehr zu sagen haben. Immerhin will ich Euch mitteilen nicht nur, daß, sondern auch, warum ich (...)

FORVM, No. 196/I

Lukacs, Lenin und die Folgen

Eine Antwort
April
1970

I am Master of this College, What I dont know isn’t knowledge. (Balliol Rhymes) „Eine der schwersten Sünden des Marxismus“, meint Georg Lukács (NF, Anfang März 1970), „ist es, daß seit der Veröffentlichung von Lenins Werk über den Imperialismus im Jahre 1914 keine echte ökonomische Analyse des (...)

FORVM, No. 204/I/II

Banken zwischen Profit und Staat

Dezember
1970

„Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?“ — heißt es in Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“. Eine auf den ersten Blick etwas anstößige, aber auch einleuchtende Bemerkung. Ein Bankraub ist schließlich eine einmalige, jedenfalls schwer wiederholbare‚ das Bankgeschäft dagegen eine (...)

FORVM, No. 205/206

„Aber in der Praxis ist eine Bank natürlich kein Kloster ...“

II. Teil des Aufsatzes „Denken zwischen Staat und Profit“
Januar
1971

Der Einfluß der Banken — und hier wieder in erster Linie der Großbanken — wird durch die Entsendung ihrer Vertreter in die Aufsichtsräte der industriellen und sonstigen Unternehmungen untermauert. Die Banken, so heißt es in der BRD, sammeln Aufsichtsratssitze so, wie andere Leute Briefmarken sammeln. (...)

Theodor Prager (geboren 17. Mai 1917 in Wien, Österreich-Ungarn; gestorben 22. Februar 1986 in Wien) war ein österreichischer Ökonom und Journalist.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theodor Prager war ein Sohn des zu Wohlstand gekommenen Wiener Bankbeamten und Börsenmaklers Josef Prager und der Gisela Fischer, sein Bruder Friedrich (Fred) Prager (1911–1993) wurde Fotograf.[1] Die Eltern waren Mitglieder der jüdischen Kultusgemeinde, die jüdische Religion spielte aber im Leben der Familie keine Rolle. Prager erfuhr erst mit der Einschulung, dass er von anderen aus antisemitischen Gründen als Jude bezeichnet wurde.[2] Er schloss sich früh dem Verband Sozialistischer Mittelschüler (VSM) an. Nach dem Verbot der Sozialdemokratie in Österreich schloss er sich wie sein Bruder nicht den Revolutionären Sozialisten, sondern den ebenfalls verbotenen Kommunisten an. 1934 wurde er wegen der Verteilung von Flugblättern einer illegalen Organisation zu einer Polizeistrafe verurteilt, die in Österreich auch seinen weiteren Schulweg zur Matura blockiert hätte. 1935 emigrierte Prager deshalb als Siebzehnjähriger nach Großbritannien und studierte an der kriegsbedingt nach Cambridge verlegten London School of Economics (LSE). Trotz Unterbrechung durch Internierung als Enemy alien erwarb er 1943 mit einer bankwirtschaftlichen Arbeit über German Banking in Depression and Recovery das Doktorat der Wirtschaftswissenschaften (PhD).

Im November 1945 kehrte "Teddy" Prager (wie er nun allgemein genannt wurde) nach Wien zurück und arbeitete von 1946 bis 1963 hauptberuflich als Angestellter des Zentralkomitees der KPÖ und war ab 1959 deren Mitglied.[3] 1963 wurde er Mitarbeiter der von Eduard März gegründeten wirtschaftswissenschaftlichen Abteilung der Arbeiterkammer Wien. Prager galt mit Ernst Fischer und Franz Marek als einer der Paradeintellektuellen der KPÖ, geriet allerdings schon zu Ende der 1950er Jahre unter Revisionismusverdacht. Der pragmatische linke Keynesianer Prager war unter anderem mit Ökonomen wie Joan Robinson, Nicholas Kaldor, Maurice Dobb, Piero Sraffa, mit dem Wirtschaftshistoriker Eric Hobsbawm[4] und dem Soziologen und Labour-Politiker Michael Young befreundet. Im Zuge der Parteikrise der KPÖ nach dem Einmarsch der Warschauer Vertragsstaaten in Prag trat er im Dezember 1969 aus der KPÖ aus. Danach gehörte er dem Kreis um das Wiener Tagebuch an. Prager sorgte 1964 mit einer internationalen Hilfsaktion dafür, dass sein Bruder Fred, der 1936 nach Südafrika emigriert war, aus der Untersuchungshaft des Apartheid-Regimes entlassen wurde und schließlich nach Österreich auswandern konnte.[5]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • There's Work for All (gemeinsam mit Michael Young), London 1945.
  • Wirtschaftswunder oder keines. Europaverlag Wien 1963.
  • Kritik einer Marx-Kritik. In: Marxistische Blätter. Sonderheft 2/1967. Marxistische Blätter 1967, S. 68–74.
  • Zwischen London und Moskau. Bekenntnisse eines Revisionisten Wien 1975.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Günther Chaloupek: Theodor Prager. In: Harald Hagemann, Claus-Dieter Krohn (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen wirtschaftswissenschaftlichen Emigration nach 1933. Band 2: Leichter–Zweig. Saur, München 1999, ISBN 3-598-11284-X, S. 541 ff.
  • Gabriele Anderl: Fred Prager: Ein Wiener Photograph in der südafrikanischen Armee und im Kampf gegen die Apartheid. In: Margit Franz, Heimo Halbrainer (Hrsg.): Going east – going south : österreichisches Exil in Asien und Afrika. Graz : Clio, 2014 ISBN 978-3-902542-34-2, S. 361–387
  • Werner Röder, Herbert A. Strauss (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933. Band 1: Politik, Wirtschaft, Öffentliches Leben. München : Saur, 1980, S. 574

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gabriele Anderl: Fred Prager, 2014
  2. Gabriele Anderl: Fred Prager, 2014, S. 362
  3. Theodor Prager trennt sich von der KPÖ, Zeitschrift links, Januar 1970, S. 16
  4. Hobsbawm erwähnt Prager in seiner Autobiographie Interesting Times mehrfach in herzlicher Art: siehe: WUG
  5. Gabriele Anderl: Fred Prager, 2014, S. 383–387