FORVM, No. 207/I/II
Februar
1971

Uganda, Guinea: Schwarz-Afrika darf nicht rot werden

Apolo Milton Obote, Präsident der Republik Uganda, war auf der Rückreise von der Konferenz des britischen Commonwealth in Singapur, als der Oberkommandierende der Streitkräfte, Idi Amin, den ersten afrikanischen Militärputsch des Jahres 1971 erfolgreich durchführte. Obote war 1966 seinerseits durch einen Staatsstreich gegen den von den Engländern ernannten Präsidenten Sir Edward Mutesa an die Macht gekommen. Er unternahm ein konsequentes Verstaatlichungsprogramm, das auch den Außenhandel einbezog. 1969 verkündete er die „Charta des einfachen Mannes“ zwecks Abbau der Privilegien einer dünnen, aus der britischen Kolonialzeit stammenden Oberschicht. Obote wollte einen „afrikanischen Sozialismus“. Außenpolitisch kooperierte er mit den Nachbarn Tansania und Sambia, deren Regierungen sich ebenfalls zum Sozialismus bekennen.

Diese Entwicklung seiner ehemaligen Kolonie erregte das Mißfallen Großbritanniens. Als Obote auf der Konferenz in Singapur den Austritt aus dem Commonwealth androhte, falls England weiterhin Waffen an Südafrika liefert, war die Zeit für seinen Sturz reif. General Amin, langjährig Soldat in der britischen Kolonialarmee mit guten Beziehungen zum Geheimdienst seines früheren Mutterlandes, steuert nun pro-westlichen Kurs.

Seit Ermordung des kongolesischen Präsidenten Patrice Lumumba, inzwischen Symbol aller afrikanischen Befreiungsbewegungen, waren die ehemaligen Kolonialherren in dreißig Staatsstreiche verwickelt, alle mit dem Ziel, daß der Schwarze Kontinent nicht rot werde. Seit dem Sturz Obotos befürchten auch die Regierungen von Sambia und Tansania ein ähnliches Schicksal. Tansania hat deshalb seine Streitkräfte an der Grenze zu Uganda zusammengezogen.

Etwa zur gleichen Zeit wurden im Sportstadion von Conakry, der Hauptstadt Guineas, sechs Menschen hingerichtet. Einige weitere zum Tod Verurteilte wurden zu lebenslanger Haft begnadigt, andere konnten ins Ausland entkommen. Vorangegangen war eine gescheiterte, von Europäern inszenierte Invasion der guineischen Hauptstadt. Augenzeugen berichteten von Schießereien und Hunderten Opfern. Deserteure aus der portugiesischen Kolonialarmee gaben zu, daß sie von ihrer Führung zu dieser Operation abkommandiert wurden. Eine UNO-Untersuchungskommission kam zu einem für Portugal nicht sehr rühmlichen Ergebnis; die Beweise überzeugten auch neutrale UNO-Beobachter.

Freilich benützte der guinesische Präsident Sékou Touré diese Ereignisse zur Ausschaltung innenpolitischer Opponenten, denen kein Zusammenhang mit der Invasion nachgewiesen werden konnte.

Nicht ganz klar ist die Rolle der BRD in dieser Affäre. Sicher ist, daß sie an Portugal Waffen lieferte — auch zum Zeitpunkt der Invasion. Ein SS-Mann als Entwicklungshelfer und ein einflußreicher Bierbrauer, denen Verbindungen zu den Invasoren nachgesagt werden, tragen jedenfalls nicht dazu bei, daß die Afrikaner die BRD von den ehemaligen Kolonialherren unterscheiden können.
Uganda und Guinea haben gezeigt, wie tot der Kolonialismus in Afrika ist.

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