FORVM, No. 487-492
Dezember
1994

Über Hirten und Herden

Beantwortung der Frage: Wer, wo oder was ist das »Österreichische«?

Österreich wird österreichischer. Ein guter Indikator für galoppierendes Österreichbewußtsein war schon immer der Österreichische Rundfunk. Man denke an das altehrwürdige »Made in Austria«, das Hochamt des Produktpatriotismus, oder an die Nostalgieschwemme von »Zeit im Bild-da capo« bis zu den Portisch-Dokumentationen »Österreich I« und »Österreich II«. Heute scheint es, als hätte sich dieser Auftrag zur Austrifizierung Österreichs für alle ORF-Produktionen durchgesetzt: Eine Programmoffensive ganz in Rot-Weiß-Rot versprach jedenfalls der ORF für dieses Jahr. Und Karl Merkatz bekommt endlich seine selbstverfaßte Rolle als Feuerwehrmann.

Die nächste Offensive steht schon 1995/96 bevor, wenn man gleichzeitig Österreichs fünfzigsten und tausendsten Geburtstag feiern wird. Immer weniger Zeiten und Dinge entkommen den Austrozentristen. Eine neue patriotische Aufdringlichkeit macht sich breit.

Ein lehrreiches Beispiel für diese Aufdringlichkeit bot die Pastorale der ÖVP mit dem Titel »Erhard-Busek-Zukunftsplan« (kurz Buzuplan). Eine Sinfonía característica einer Partei und einer Zeit. Charakteristisch in deren Exhumierungsbemühungen um eine politische Leiche, von deren großer Zehe das Wort »Heimat« hängt. Damit stellt die ÖVP ihr Projekt in die Reihe der Kampagnen zur ideologischen Austrifizierung Österreichs, welche wohl, wie viele Beobachter richtig bemerkten, durch den befürchteten Modernisierungs- und Internationalisierungsschub in Folge eines EU-Beitritts motiviert sind.

Die Heimat tauchte nicht völlig unverhofft im Wahlkampfvokabular der ÖVP auf, zählt sich doch die »Österreichpartei«, wie sie sich nennt, seit jeher zu den privilegierten Kräften der Heimatliebe. Von Erhard Buseks Drohung, niemand solle seine Partei in ihrer Liebe zu Österreich übertreffen, bis hin zum Buzuplan, der nach der Liebe die Heimat selbst zum politischen Programm erhob. In den Überlegungen der Österreichpartei steht Heimat für das spezifisch und substantiell Eigene, im Falle Österreich für das spezifisch Österreichische. Heimat sei nur ein anderer Name für dieses Österreichische. Ein hochgradig übercodierter Begriff in einer Symbolserie zusammen mit Burgtheater und Ringelspiel, der gegenüber diesen noch den Vorteil hat, als ideologischer Allquantor dienen zu können. So kann der Buzuplan unter Heimat rubrifizieren: Landschaften, Regionen, Städte, Dörfer, Kultur, Geschichte, Bildung, Natur, Freiheit, Toleranz, Sicherheit, Solidarität, Verantwortung. All das und viel mehr ist Heimat, und zusätzlich darf sich noch jeder seine persönliche Heimat aussuchen. Das Österreichische an diesem Katalog ist, was diese Dinge zu Bestandteilen unserer Heimat macht. Die Existenz eines spezifisch Österreichischen muß als all diesen heterogenen Elementen zugrundeliegende Substanz pauschal unterstellt werden, sonst wäre die Österreichpartei eine Weltpartei.

Es braucht keines Overkills an Verstand, um dieser Unterstellung entgegenzuhalten, daß das Österreichische in dieser vorgängigen Weise nicht existiert. Eine Naturalisierung des Österreichischen, die Suche nach einer österreichische Substanz, die einfach gegeben wäre, kann sich nur in einem Zirkel fangen. Bezeichnet etwa die ÖVP Heimat territorial als »Österreich mit seinen Ländern, Regionen, Städten und Dörfern«, dann bilden diese Territorien insofern Österreich, als sie österreichische Territorien sind. An keiner Stelle wird eine zugrundeliegende österreichische Substanz, ein transhistorisches Öster- reichertum, ein ewiger Österreicher auftauchen. Der Grund dafür ist schnell einzusehen: das Österreichische muß immer erst als solches codiert werden. Oberflächliche Bräuche, ländliche Skurrilitäten, Lokaldialekte, architektonische und landschaftliche Eigenheiten werden erst durch ihre Zusammenfassung und Deklaration nachträglich als »genuine« Austriazismen konstruiert. Ein Sprechakt, der den Dingen — und Menschen — das Austria-Logo aufklebt, der sie verheimatlicht.

Gerade weil es das Österreichische und eine österreichische Unverwechselbarkeit, von der Erhard Busek immer spricht, nicht gibt, sind wir einer Verösterreicherung Österreichs unterworfen — und der Buzuplan ist nur ein Beispiel dafür und kein Masterplan. In Zeiten, in denen die österreichische Identität angeblich bedroht wird, erstarken folgerichtig diese Austrifizierungsbemühungen.

Aber damit ist die Sache nicht gelaufen. Denn man könnte ja annehmen, daß ein gewisses Quantum an Patriotismus zum Zusammenhalt eines Gemeinwesens notwendig und daher wohl oder übel zu ertragen sei. Aber selbst wenn man dem zustimmen wollte, käme alles darauf an, auf welche Weise diese Austrifizierung Raum greift. Eine Gemeinschaft kann konstruiert werden durch ein Bekenntnis zu den Werten der demokratischen Revolution wie in Frankreich oder durch einen Verfassungspatriotismus à la Habermas, sie kann aber auch konstruiert werden durch Chauvinismus, Ethnozentrismus und vielleicht sogar Rassifikation. Dementsprechend macht es einen Unterschied, ob Österreich codiert wird als offenes Asylland oder als Heimat. Es macht einen Unterschied, ob es sich von selbst versteht, daß irgendwo der Mensch geboren (Grillparzer), oder ob die Nationalität ständig beschworen wird. Und es macht einen Unterschied, ob sich die Bürger mit dem republikanischen Gedanken oder mit einer Landschaft identifizieren sollen. Es kommt auf das wie und wozu an, so könnte eine Kritik formulieren, die allerdings damit auch schon wieder an ihrem Ende wäre.

Das gegen die ÖVP gewendete Argument, Heimat sei ja ein außer- oder vorpolitischer Begriff, macht allein jedenfalls noch keinen Sinn. Sobald ein Begriff ins politische Gespräch eingeführt wird, ist er ein politischer Begriff — dann hat er aber auch seine politische Geschichte. Die Frage muß anders lauten. Ist Heimat ein demokratischer Begriff? Seine Geschichte und der Modus seiner Äußerung scheinen das nicht gerade nahezulegen. Die nachfolgenden Überlegungen gehen diesen zwei zusammenhängenden Problemen nach.

  • Die Begriffsgeschichte betreffend: In welchem umfangreicheren Projekt steht die Deklamation von Heimat und auf welche Weise konnotiert sie hier in Österreich anders als in Deutschland? Denn trotz aller Küchenpsychologie von der Notwendigkeit von Bindungen handelt es sich beim Buzuplan nicht einfach um eine Empfehlung der ÖVP zur privaten Regression in den Mutterleib, sondern vielmehr um eine historisch-politische Regression zum Leitbegriff der Vorgängerpartei und der Gründungsväter der ÖVP.
  • Den Modus der Äußerung betreffend: Das Auftreten von Heimat im ÖVP-Wahlprogramm ist von einer idyllisch-freundlichen Harmlosigkeit. Was verbirgt sich hinter dem Flötenspiel des Schäfers?

Gehen wir von dieser zweiten Frage aus, warum die heimatlichen Sätze in Buseks Pastorale nur als Adagio und immer molto cantabile erklingen und natürlich nie als deutscher Grenadier marsch. Ist das eine wirkliche Entschärfung, dieses Kuscheln und Knautschen mit einem Begriff wie mit einem Softball. Muß denn ein politischer Begriff klar erkennbare Kanten haben? Und geht man davon aus, daß von einem Softball noch niemand erschlagen wurde, ist dann Heimat nicht doch ein harmloses Wörtchen? Erhard Busek scheint das zu glauben und empfiehlt sich mit der Aufnahme von Heimat ins Wahlprogramm als Hirte des Österreicher-Seins.

Tatsächlich ist diese pastorale Wendung des Heimatbegriffs alles andere als eine Entschärfung, da in Österreich Heimat schon immer pastoral und nie »deutsch« verwendet wurde. Allerorten distanziert sich die ÖVP vom nationalsozialistischen »Mißbrauch« der Heimat. Das ist tatsächlich glaubhaft. Wer wollte der ÖVP unterstellen, sie reanimiere den nationalsozialistischen Heimatbegriff für ihr Zukunftsprogramm. Aber gerade diese vehemente Abgrenzung vom nationalsozialistischen »Mißbrauch« dieses Begriffs läßt den Verdacht aufkommen, die ÖVP grenze sich vom falschen Faschismus ab. In dieser Hinsicht hätte Erhard Busek dann ganz recht, wenn er von Heimat sagt, es sei »das älteste Thema unserer Partei«. Heimat war bekanntlich das Thema jenes autoritären Regimes auf ständestaatlicher und christlicher Grundlage, welches außerhalb der ÖVP auch Austrofaschismus genannt werden darf. Dessen »Mißbrauch« des Heimatbegriffs unterschlägt die ÖVP in ihren Abgrenzungsbemühungen — und nicht von ungefähr. Es war dieser ideologische Leitbegriff in einer pastoralen Anordnung, die den ländlich-katholischen Faschismus Österreichs auszeichnete und vom Nationalsozialismus mit seinem Leitbegriff der Rasse tendenziell unterschied. In Abgrenzung und Konkurrenz gegenüber dem Dritten Reich war Österreich damals ähnlich wie heute einer extremen Austrifizierungs-Kampagne unterworfen, die sich der Heimat bediente, da die Nation ausfiel. Nation war hierzulande immer synonym mit deutscher Nation. Aufgrund dieser Ausweichbewegung ist die österreichische Variante des Nationalismus, der Österreich-Nationalismus, damals wie heute die Heimattümelei.

Die ÖVP hat diese historische Last nicht nur in keiner Weise auf gearbeitet, sondern sie hat sogar eine historische Umschreibung dieser Epoche betrieben, eine österreichische Version der Normalisierung der Geschichte. Entgegen kam ihr dabei die Spezifik des österreichischen Faschismus, der sich vom deutschen Nationalsozialismus tatsächlich in diesem Punkt unterschied. Der gebräuchliche Begriff Klerikalfaschismus versucht das anzudeuten, allerdings unzureichend, denn der Klerus hatte sich gerade im autoritären Ständestaat aus den politischen Ämtern zurückgezogen. Das damalige Integrationsmoment war fraglos der Katholizismus, aber nicht im Sinne einer kirchlichen Macht, die die Fäden hinter Dollfuß und Schuschnigg zog, sondern der Katholizismus in seiner abstrakten ideologischen Form. Der österreichische Faschismus war dieser Form nach — so die These — ein Pastoralfaschismus, ein Faschismus der guten Hirten, durchdrungen von Phantasien des Bewahrens und Behütens. Es wird deutlich werden, daß das scheinbar harmlos schäferlyrische Auftreten von Heimat hierzulande einfach dessen immer schon österreichischen Modus benennt, welcher auch das pastoralfaschistische Experiment der Jahre 1934-38 auszeichnete und keineswegs eine rückwirkende Verjungfräulichung eines beschmutzten Begriffs mit sich bringt.

Versuchen wir, dem Zusammenhang von Faschismus und Pastorat von zwei Seiten beizukommen, von »links« mit Michel Foucault und von »rechts« mit Wyndham Lewis.

Wyndham Lewis war bekanntlich ein großer Schriftsteller und Maler und ein ebensogroßer Faschist. 1917 präsentiert Wyndham Lewis in seinem Code of a herdsman die protofaschistische Version des Dandy-Pastors. Sind diese Hirtenregeln im Wissen von 1917 noch als humoristische Glanzstücke in der Tradition Oscar Wildes zu werten, so erscheinen sie im Wissen um die spätere Entwicklung von Lewis in einem ganz anderen Licht. Aussagen wie »Diese Massen von halbtoten Menschen, für die die persönliche Vernichtung ein so kleiner Schritt ist. Was macht es aus, ob sie am Leben sind oder überhaupt nicht?« zeigen, daß Lewis schließlich die Ironie abhanden kam.

Der Code of a herdsman aber ließ noch jede politische Aggressivität vermissen, er legt eher einen eleganten Elitismus an den Tag. Entscheidend ist die Verknüpfung dieses Elitismus mit dem Thema des Hirten. Denn der Hirte erscheint bei Lewis, angeregt durch Nietzsche, in einer der orientalisch-hebräisch-christlichen Tradition genau gegenläufigen Auslegung: Aufgabe des herdsman ist - im Unterschied zum christlichen Hirten und zum nationalsozialistischen Führer — erst einmal nicht, die Herde zu leiten, sondern ihr auszuweichen. Und zwar nach oben. Sollte die Herde außer Kontrolle geraten, empfiehlt Lewis:

Leap on to the sea of mangy backs until the sea is still. That is: cast your mask aside, and spring above them. They cannot see or touch anything above them: they have never realized that their backs — or rather their tops — exist! They will think that you have vanished into Heaven.

Der lewissche Künstler-Individualist weicht der Stampede aus, indem er sich selbst erhöht.

Dieses »darüber« ist aber nicht im Sinne eines politischen Aristokratismus zu verstehen. Für Lewis bleibt eine kleine Herde immer noch eine Herde:

There is no fine herd. The cattle that call themselves ›gentleman‹ you will observe to be a little cleaner. It is merely cunning and produced with a product called soap.

Die Herde der Gentlemen ist genauso gefährlich und hinterhältig wie jede andere. Dieses »darüber« wird vielmehr bewohnt von »mountain people«, von Über-Künstlern, die sich zwar dem Umgang mit der Herde weitgehend entziehen und nur maskiert ins Tal steigen, sich ihr aber nicht vollkommen verweigern, etwa weil sie die einsame Höhe des Berges von Zeit zu Zeit langweilt. Trotzdem gilt:

There are stringent regulations about the herd keeping off the sides of the mountain. In fact your chief function is to prevent their encroaching.

Die Hauptaufgabe des Hirten ist damit nicht mehr, wie es im Psalm heißt, die Herde auf rechter Straße zu führen, sondern die Herde vom Berg fernzuhalten.

Das Beispiel zeigt eines deutlich: spätestens für die Moderne hat der Hirte sein gütiges Gesicht verloren. Er ist durchaus denkbar geworden als eigensüchtige Gestalt, welche die Herde nicht in den Himmel oder ins gelobte Land leitet, sondern ihr »encroaching«, ihren Aufstieg verhindert. Das darf man durchaus politisch lesen. Nicht in seinem Elitismus liegt der protofaschistische Charakter des Code of a herdsman, sondern in der Verbindung des Elitismus mit dem Hirtenthema, mit der Figur des Hüters. Lewis’ Text hat den Verdienst, offen auszusprechen, daß in Wirklichkeit nicht die Herde behütet werden soll, sondern der Berg.

Der Funktion des Pastorats als Machttechnologie wurde von Michel Foucault ausführlicher nachgegangen. Mit der Institution der Kirche kommt nach Foucault erstmals ein Führungstyp auf, der sich von Prinzen, Beamten, Propheten, Wahrsagern etc. wesentlich unterscheidet. Die besondere Form dieser neuen Macht, die Foucault pastorale Macht oder einfach Pastorat nennt, ist durch vier Eigenheiten gekennzeichnet. Das Pastorat hat das Ziel, individuelle Rettung in der nächsten Welt zu garantieren; es unterscheidet sich von der königlichen Macht, die von der Herde Opfer für den Thron fordert, dadurch, daß sie bereit ist, sich für die Herde selbst zu opfern; sie kümmert sich nicht nur um die Herde als Ganzes, sondern um jedes einzelne Individuum, wirkt also individualisierend; und sie ist auf ein Wissen um die inneren Geheimnisse und Seelenzustände der Schäfchen angewiesen, um sie zu leiten. Diese Funktionen haben sich nun laut Foucault über die ganze Gesellschaft verbreitet, letztes historisches Resultat der pastoralen Machttechnologie sei der Wohlfahrtsstaat. Denn die Errettung der Herde geschieht durch dauernde und zielgerichtete Hut:
»Der Hirte kennt ein Ziel für seine Herde. Sie muß entweder zu guten Weidegründen geführt oder ins Gehege zurückgebracht werden.«

Wyndham Lewis sah seine Herde, wie deutlich wurde, am liebsten im Gehege.

Es ist erstaunlich, daß Foucault zum Thema »Hut« zwar der Wohlfahrtsstaat einfällt (sicher nicht völlig zu Unrecht), er aber an diesen Stellen den Faschismus nicht erwähnt, in dem das Hirtenthema ja gewissermaßen zu sich selbst kommt — speziell in jenen katholisch-ekklesialen Faschismen, wie sie z. B. Österreich und Spanien gesehen haben. Stellen anderer foucaultscher Werke implizieren freilich die Nähe von Pastoraltechnologie und Faschismus, etwa in der strukturalistischen Standarderkenntnis, der Faschismus bringe keinesfalls zum Schweigen, sondern zwinge zum Reden, was in der pastoralen Anordnung unter dem Stichwort Beichtzwang läuft.

Die oben beschriebenen Spezifika der Pastoralmacht lassen erkennen, wie sich der Faschismus in jenes »merkwürdige« abendländische Spiel einschreibt, »dessen Elemente Leben, Tod, Wahrheit, Gehorsam, Individuen, Identität sind«: Der Beicht- und Geständniszwang, der Heils- und Errettungsmythos, der stellvertretende Opfergang des Führers für die Herde (man denke nur an den Dollfuß-Kult nach seiner Ermordung) — all das bestimmt das faschistische Imaginäre. Und was sich in den katholisch geprägten Faschismen besonders klar zeigt, ist das Motiv der Hut, des Behütens.

Kann Hitler noch am ehesten als ein rasender Pastor, als ein mad vicar beschrieben werden, der von einer triumphalistischen Errettung phantasiert, so gingen die österreichischen Diktatoren ganz in der Rolle des guten Hirten, ganz im Bewahren und Behüten auf. Im Behüten der Heimat vor dem inneren Feind: den Sozialdemokraten. Und im Behüten der Heimat vor dem inneren und äußeren Feind: den atheistischen, im besten Fall protestantischen Nazis. Der besondere Akzent auf dem Motiv der Hut unterscheidet den österreichischen Pastoralfaschismus tendenziell vom Zynismus eines Wyndham Lewis und vom Nazismus, der ein neues Reich auf den Trümmern der »nicht-arischen« Zivilisation errichten wollte. Der Austrofaschismus verhält sich damit zum Nazismus wie der Psalter zur Apokalypse des Johannes.

Diese Nähe an der Schäferromantik könnte das größte Mysterium des ständestaatlichen Regimes erklären, nämlich den Eindruck der Harmlosigkeit, den es hinterließ und der bis zur nachträglichen Selbstinfantilisierung seiner Protagonisten reichte. Nachträglich erschien dieser »weiche« Faschismus wie eine Diktatur der guten Onkels. Die unbeabsichtigte Selbstausschaltung des Parlaments — eine Farce; Dollfuß — ein Kasperl; Schuschnigg — der farbloseste Diktator der neueren Zeit. Die geballte Lächerlichkeit und Harmlosigkeit des österreichischen faschistischen Experiments sollte Verdacht erregen, und nicht nur, weil dessen spätere Verharmloser in ihren Exkulpierungsbemühungen sich allzu leicht taten. Es ist zu vermuten, daß wir hier gar nicht an die Substanz des Faschismus reichen — wenn es eine solche geben sollte —, sondern vielmehr an seinen spezifisch österreichischen Modus: an das Flötenspiel des Schäfers. Ein scheinbar plätschernder Totalitarismus.

Entgegen kam diesem Plätschern die österreichische Verwerfung des Nationsbegriffs. Heimat steht bukolischen Idyllen näher als die Begriffe Nation oder Rasse. Da der Begriff Nationalismus in Österreich traditionell großdeutsch besetzt war, bleibt für eine spezifische Form des Österreich-Nationalismus nur die Heimattümelei. Der Österreich-Nationalismus arbeitet und arbeitete nie mit dem Begriff der Nation. Und eben selbst für die Austro-Faschisten — die ja tatsächlich die glühendsten Österreicher waren, die es je gab — war Nation äquivalent mit großdeutscher Nation, was sie zum Ausweichen auf die Begriffe Vaterland und Heimat zwang. Darum hieß die austro-faschistische Einheitsbewegung Vaterländische Front und nicht national front, und ihre militanten Fußtruppen hießen Heimwehren. Tendenziell übernahm Vaterland das militante Potential des Nationsbegriffs, mit Betonung der staatlich-territorialen österreichischen Differenz zum Dritten Reich (daher Front), während Heimat eine gleichzeitig kollektive und doch private Identität stiften sollte, mit Betonung der regional-lebensweltlichen österreichischen Differenz. Das führte damals so weit, daß selbst an sich regimetreue Rundfunkredakteure über den Zwang zu ständigen Heimatfeatures zu murren begannen.

Das Schicksal des Heimatbegriffs ist mit dem Schicksal der ÖVP verknüpft.

Da die Tatsache nicht zu bestreiten ist, daß führende Nachkriegsfunktionäre der ÖVP und der II. Republik auch Funktionäre der österreichischen Diktatur waren — Julius Raab etwa war der niederösterreichische Führer der Heimwehr —, steht und fällt die Reputation dieser Funktionäre wie auch die historische Legitimität der ÖVP als Nachfolgepartei der innerhalb der Vaterländischen Front hegemonialen Christlich-Sozialen mit der Einschätzung dieser Diktatur. Ungeheure Energien wurden von ÖVP-Seite in diese Interpretationsarbeit gesteckt: Ein Projekt, das man als Normalisierung der österreichischen Geschichte bezeichnen kann.
Der österreichische Historikerstreit beginnt und endet bei der Frage, ob der Austro-Faschismus ein Faschismus war, oder nicht einfach ein autoritäres ständestaatliches Regime auf christlicher Grundlage, gebildet zur Rettung des Vaterlandes. Vom patriotischen Abwehrkampf gegen den Nationalsozialismus, von der »heldenhaften Zeit der Jahre 1934-1938« spricht folgerichtig Andreas Khol, der Chefideologe und langjährigen Direktor der politischen Akademie der ÖVP. Und so mußte Josef Haslinger noch 1986 anläßlich der Waldheim-Auseinandersetzungen zu dem Schluß kommen:

Die ÖVP betreibt auf Biegen und Brechen eine Revision der Geschichtsschreibung, mit dem Ziel einer nachträglichen Exkulpierung vom Faschismus.

Die Wiederaufwertung des Heimatbegriffs zeigt, wie die Exkulpierung der parteieigenen Geschichte sich mit einer kulturellen Austrifizierungs-Kampagne und dem umfangreicheren Projekt einer Desäkularisierung des Politischen zusammenschließen kann. Der Ständestaat war der Paradefall einer solchen Resakralisierung, dazu genügt schon ein Blick auf den Anfang der Verfassung. Begann die alte Verfassung der I. Republik mit den Worten:

Österreich ist eine demokratische Republik, ihr Recht geht vom Volke aus.,

so hieß es in der neuen Verfassung von 1934:

Im Namen Gottes, des Allmächtigen, von dem alles Recht ausgeht, erhält das österreichische Volk für seinen christlichen deutschen Bundesstaat auf ständischer Grundlage diese Verfassung.

Das Hirtenthema ist in Österreich immer mit Frömmigkeit verknüpft.

Das folgende Zitat Dollfußens evoziert diesen Cluster an Themen. Ländlichkeit, Heimeligkeit, Frömmigkeit und als Resultat die Verbrüderung der Klassen:

Im Bauernhause, wo der Bauer mit seinen Knechten nach gemeinsamer Arbeit abends am gleichen Tisch, aus der gleichen Schüssel seine Suppe ißt, da ist berufsständische Zusammengehörigkeit, berufsständische Auffassung. Und verschönert wird das Verhältnis noch, wenn sie beide noch nach Feierabend zum Rosenkranz sich niederknien. Nur so werden wir Marxismus, die falsche Lehre vom notwendigen Kampf der Arbeitnehmer und Arbeitgeber, wirklich in unserem Volk überwinden.

Regression in allen Bereichen: von den fehlenden Tischmanieren bis zur Resakralisierung sozialer Unterordnungsverhältnisse. Und Dollfuß spricht hier deutlich aus, daß die »berufsständische Auffassung« die Aufgabe habe, die Ideologie des Klassenkampfes, der von ihm fälschlich als »Kampf der Arbeitnehmer und Arbeitgeber« identifiziert wird, abzulösen. Wenn auch heute zurecht niemand mehr etwas mit dem Begriff Klassenkampf anfangen kann, so muß man sich vor Augen halten, daß damals Klassenkampf als politische Konstruktion Realität hatte (als Ableitung politischer Positionen aus der Stellung im Produktionsprozeß, wie sie die marxistische Dogmatik behauptet, ist der Begriff nach wie vor absurd). Auf eine solche politische Konstruktion der Linken mußte von faschistischer Seite mit einer Gegenkonstruktion geantwortet werden. In dieses faschistische Imaginäre gehört der Schulterschluß von Kapitalisten und Arbeitern und die Aufhebung ihres Konfliktes in einem höheren organizistisch gedachten Ganzen. In Österreichs ständestaatlichem Modell aßen die Kapitalisten und Arbeiter »aus der gleichen Schüssel«. Die politische Instituierung solcher Unsitten setzt traditionale Zunft- bzw. Standesvertretungen der Demokratie entgegen, um hinter die invention démocratique der Französischen Revolution zurückzugehen, welche die alten Korporationen ja gerade abschaffen wollte, um das Individuum freizusetzen. Der Ständestaat ist so eine vorkapitalistische Versicherung gegen die Risken des Kapitalismus. Das wird bekanntlich auch als Vorteil der Sozialpartnerschaft, also des Neokorporatismus beschrieben.

Wie Robert Fleck illustriert hat, unterscheidet sich der faschistische Korporatismus vom heutigen Neokorporatismus sozialpartnerschaftlicher Modelle so wie eine Sitzung des »Großen Nationalen Rates« Mussolinis von einer Sitzung der paritätischen Kommission, nämlich kaum. In beiden Gremien trafen und treffen sich Vertreter der Industrie, der Einheitsgewerkschaft, verschiedener Kammern und Standesvertretungen sowie der Regierung, um bar jeder demokratischen Legitimierung lohn-, preis-, sozial- und wirtschaftspolitische Entscheidungen zu fällen. Beide Institutionen sind bzw. waren Instrumente zur Konfliktverhütung um den Preis demokratischer Transparenz. Der Korporatismus ist natürlich keine faschistische Erfindung, sondern reicht in Österreich bis weit in die Monarchie zurück (begünstigt durch das Fehlen eines echten Liberalismus), wurde aber vom Faschismus umfassend durchgesetzt und bot keine nennenswerten Adaptionsprobleme für die neokorporatistische Nachkriegsordnung. Gestärkt wird diese Sicht der Entwicklung ex negativo durch die erstaunliche Faschismusresistenz der (Wirtschafts-) liberalistisch geprägten anglo-amerikanischen Länder.

Wie erklärt sich nun das Wiederauftauchen jenes Leitbegriffs der korporatisti- schen Anordnung des Austrofaschismus unter neokorporatistischen Vorzeichen? Mit den Instrumenten der politischen Diskursanalyse Ernesto Laclaus oder der politischen Philosophie Claude Leforts läßt sich die Ideologie unserer Sozialpartnerschaft sehr gut beschreiben als Leugnung des jede Gesellschaft durchziehenden fundamentalen Antagonismus. Claude Lefort sieht die demokratische Gesellschaft davon bestimmt, daß im Symbolischen der Raum der Macht leer bleibt, was verhindert, daß sich Gesellschaft schließt. Verkürzt: Historisch entstand die »demokratische Erfindung« im Moment der französischen Revolution, die den Absolutismus unter der Guillotine dekorporierte und somit jenen Platz im Rahmen der Säkularisierung des Politischen freimachte, der vorher vom König besetzt war, welcher die Einheit des Gesellschaftskörpersdem garantierte. Die demokratische Gesellschaft ist damit per definitionem offen, und der Ort der Macht bleibt fortan leer. Im Totalitarismus wird seine Okkupation versucht, indem ein identitäres Subjekt wie Nation, Rasse, Volk, Proletariat oder Heimat den Anspruch erhebt, diesen Ort der Macht zu besetzen. Das symbolische demokratische Dispositiv besteht nach Lefort in der unaufhebbaren Teilung des Gesellschaftskörpers und in der Trennung der Sphären der Macht, des Rechts und des Wissens. Gesellschaft erzeugt sich erst in der Teilung zwischen sich selbst und ihrem Außen, der Instanz der Macht.

Gerade der gründende Antagonismus und die konfliktuale Verfaßtheit der Gesellschaft wird von Faschismus wie Kommunismus geleugnet. Der eine leugnet die Konfliktualität der Gesellschaft, indem er die angebliche Identität von Kapital und Arbeit und mithin die Verbrüderung der Klassen dekretiert. Der andere dementiert die Unauflösbarkeit des gesellschaftlichen Antagonismus, indem er behauptet, mit der Abschaffung des Privateigentums an den Produktionsmitteln auch die Ursache des Antagonismus zwischen Kapitalisten und Arbeitern abgeschafft und den Grundstein für die versöhnte Gesellschaft gelegt zu haben. Die transzendentalen Signifikate Volk, Nation, Rasse oder Heimat erfüllen im totalitären Experiment die Funktion der Verkleisterung des Antagonismus, sie schließen das offene Dispositiv der Demokratie, indem sie den leeren Ort der Macht besetzen.

Welchen Ort hat nun die Heimat im symbolischen Dispositiv der österreichischen Demokratie? Historisch prominent wurde der Begriff in seiner österreichisch-pastoralen Variante im Moment der Schließung des österreichischen Antagonismus, der Verdrängung des österreichischen Tabus (A. Pelinka), des bis heute realen traumatischen Kerns der österreichischen Politik. Die Rede ist von der Erfahrung des Bürgerkriegs, die mit dem Datum des 12. Februar 1934 verbunden ist. Dieser Antagonismus ist für Österreich insofern gründend, als sich die Realverfassung der gesamten zweiten Republik — sprich die Sozialpartnerschaft — negativ auf ihn bezieht, ohne ihn dabei anzuerkennen. Die Alternative zum österreichischen Konsensterror ist natürlich weder der reale Terror des fortgesetzten Bürgerkriegs, noch die Schließung des Antagonismus im Sinne des Austrofaschismus, noch dessen heute praktizierte Leugnung und Verdrängung, sondern ausschließlich die Anerkennung des Antagonismus.

Anton Pelinka und Rainer Nick sind in ihrer Studie Bürgerkrieg — Sozialpartnerschaft. Das politische System Österreichs 1. und 2. Republik politologisch diesem Phänomen von Riss und Naht nachgegangen. Doch auch jenseits eines politologischen Komparatismus läßt sich mit der politischen Philosophie Claude Leforts oder Ernesto Laclaus das österreichische Experiment als Paradefall eines versuchten Nähens des gesellschaftlichen Risses verstehen. Sozialpartnerschaft ist genau der Titel für diese Naht.

Das erklärt die Wiederkehr der Heimat. Der Atavismus des Buzuplans erscheint exakt im Moment neuer Spannungen und der Infragestellung des Neokorporatismus. Eine Antwort auf die zunehmende Schwächung der Sozialpartnerschaft scheint die Versicherung gegen die Gefährdungen des heutigen informationellen Kapitalismus (manche sprechen von Post-Kapitalismus) durch vorkapitalistische Konzepte zu bieten. Das Arkadien, in dem Bauer und Knecht noch aus einer Schüssel aßen, wird gegen den offenen, beschleunigten und sich zunehmend virtualisierenden Markt als Erdung verabreicht, um sich wenigstens in Bauch und Herzen noch irgendwo zu Hause fühlen zu können. Statt Ideen gegen die mit der schleichenden Lösung des spätkapitalistischen Gesellschaftsvertrags, also des Neokorporatismus, auch einhergehende Entsolidarisierung zu entwickeln, entwickelt die ÖVP Ideen für ein vorkapitalistisches Schäferleben. Wenn der Begriff Ideologie im Sinne einer phantasmatischen Antwort auf reale Fragen auf ein heutiges politisches Programm zutrifft, dann auf diesen Punkt des Buzuplans.

Die ÖVP wird natürlich von ihren politischen Gegnern nicht mit der Heimat stehengelassen. Nichts läge der SPÖ ferner als Heimatlosigkeit. Für den gestandenen Sozialdemokraten ist die Heimat eben die Partei (Josef Caps Reaktion auf den Buzuplan), genauso wie für den ehemaligen Musiklehrer des Hauses Khol die Heimat seine Violine war (Andreas Kohls Reaktion auf den Buzuplan). Unangetastet bleibt der Begriff selbst. Unterstellt wird, jeder brauche Heimat, jeder habe Heimat. Josef Cap seine Partei, Andreas Khols Musiklehrer seine Violine und Jörg Haider seine arisierten Wälder. Ein gelungener Universalbegriff, nur fragt man sich angesichts dieser penetranten Harmlosigkeit, angesichts der Liberalität, die jedem Bürger sogar einen gefälligen privatsprachlichen Gebrauch des Heimatbegriffs gestattet, warum nur dieser Begriff 40 Jahre keinem demokratisch denkenden Menschen von der Zunge ging.

Doch damit nicht genug. Die tagespolitische Wendung des Heimatbegriffs läßt einen erst so richtig erschauern in Antizipation aller möglichen sich ankündigenden »Mißbräuche«.

Anläßlich des sogenannten »neuen Anschlusses« an die EU erlebte die Rhetorik der Hut auch in der Opposition eine Hochkonjunktur. Wie leicht wandelte sich das identitäre ÖVP-Sedativ gegen EU-Panik in ein Aufputschmittel der EU-Gegner. Vor dem befürchteten Einbruch des Fremden muß das Eigene gerade behütet werden, so die Predigt der oppositionellen Pastoren Haider und Voggenhuber. Die Unversehrtheit des heimatlichen Bodens müsse gerettet werden vor fremden Lastwägen, die ihn durchfurchen und vergiften werden. Vor fremden Zweitwohnern — den Antagonisten der Einwohner —, die ihn zersiedeln werden. Und vor fremden Agrarbetrieben, die ihn in die Brache konkurrenzieren werden. Ganz zu schweigen von jenen faulen Südländern, die uns vor lauter Nichtstun die Jobs stehlen werden. Das gemeinsame Auftreten von Hut und Heimat dürfte nach den bisherigen Ausführungen nicht mehr überraschen, wird doch der Heimatbegriff als pastoraler Begriff immer mit dem Gestus des Bewahrens und Behütens vorgetragen. Hier müßte selbst für Erhard Busek klar werden, daß es gefährlich sein kann, Eurozentrismus mit Austrozentrismus zu verkaufen.
Den Einbruch pastoraler und somit prädemokratischer Rhetorik in das demokratische Dispositiv einzudämmen, das wäre das erste Postulat einer »negativen Ethik« der Demokratie. Wenn es eine solche Ethik der »Epoche der Säkularisierungen« geben sollte, dann liegt sie im Widerstand gegen jeden Versuch der Resakralisierung politischer Verhältnisse. Eine Demokratie verträgt weder eine Bukolisierung der politischen Landschaft noch eine Verhirtung des Politikers. Ein Politiker ist besser ein Technokrat als ein Seelsorger. Das demokratische Dispositiv wiederum ist artifiziell und denaturalisiert. Weder besitzt es eine Essenz — außer die negative Essenz des leeren Ortes der Macht —, noch sollte man es grün und schafgrau dekorieren. Die τέχνη des techno-demokratischen Politikers bestünde im Idealfall geradezu darin, die idyllische Dekoration abzuräumen, den gründenden Antagonismus der ρόλις nicht zu verkleistern und zu verschmieren, sondern bewußt zu halten. Heimat ist der Name für die versöhnte Gesellschaft, und die versöhnte Gesellschaft ist das Ideal des Totalitarismus.

Natürlich wäre es absurd, der ÖVP vorzuwerfen, auf dem Weg in den Totalitarismus zu sein. Die persönliche Integrität vieler ihrer Spitzenfunktionäre steht außer Streit. Solange sie aber nicht wirklich ihre Vergangenheit aufarbeitet, sondern stattdessen weiter Dollfuß als Beschützer der Heimat feiert, solange sie angesichts des gesamtgesellschaftlichen Rechtsrucks auf Themen ihrer ureigensten autoritären Tradition zurückgreift, solange wird sich die ÖVP auch die Gretchenfrage nach der Ernsthaftigkeit ihres demokratischen Laizismus stellen lassen müssen.

Zu hoffen bleibt zweierlei — so unwahrscheinlich beides unter den gegebenen Umständen erscheint. Erstens, daß die vernünftigen Teile der ÖVP ihre Strategie der Relativierung des Austrofaschismus überdenken. Dazu könnte gerade die unglückliche Aktualisierung des Heimatbegriffs eine Gelegenheit bieten. Und zweitens, daß die Kampagnen zur Austrifizierung nach den Millenniumsfeiern und nach dem EU-Beitritt abklingen. Denn auf einem demokratischen Programm darf keine Verösterreicherung der Welt Platz finden, sondern nur eine Verweltlichung Österreichs. Das heißt Internationalisierung und Säkularisierung unserer pastoralen Idylle. Am Ende einer solchen Therapie schweigen die Lämmer und die Hirten haben dienstfrei.

Literatur

  • Robert Fleck: Kann Österreich das Jahr 1994 überleben? Wien 1991
  • Michel Foucault: The Subject and Power, in: Hubert L. Dreyfuss, Paul Rabinow, Michel Foucault: Beyond structuralism and hermeneutics, Brighton 1982
  • Michel Foucault: Omnes et singulatim. Zu einer Kritik der politischen Vernunft, in: Joseph Vogl (Hg. ), Gemeinschaften. Positionen zu einer Philosophie des Politischen, FfM. 1994
  • Josef Haslinger: Politik der Gefühle, Darm- stadt/Neuwied 1987
  • Michael Knight: Nachwort zu Wyndham Lewis: Rache für Liebe, Düsseldorf 1988
  • Wyndham Lewis: The Code of a Herdsman, in: Julian Symons (Hg. ), The Essential Wyndham Lewis, London 1989
  • Rainer Nick, Anton Pelinka: Bürgerkrieg - Sozialpartnerschaft. Das politische System Österreichs 1. und 2. Republik. Ein Vergleich, Wien 1984
  • Wolfgang Neugebauer, Emerich Talos: Austrofaschismus. Beiträge über Politik, Ökonomie und Kultur 1934-38
  • Anton Pelinka: The Great Austrian Taboo: The Repression of the Civil War, in: New German Critique Nr. 43, 1988
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