radiX, Nummer 4
Oktober
2000

TATblatt, die Rechten und die Tiere

Die Ausbreitung holocaustrelativierender TierRECHTSgruppen hat weder vor der autonomen Linken noch vor trotzkistischen Gruppen haltgemacht. Während einer der Obertierrechtler der Offensive für Tierrechte (OFT) mittlerweile bei der trotzkistischen Linkswende gelandet ist und dort wohl die seither existierende Tierrechtsecke gestaltet, veröffentlichte die autonome Zweiwochenzeitschrift TATblatt kurz vor der Sommerpause eine Schwerpunktnummer (+140 bis 143) unter dem Titel „Tier?Rechte“. Der Inhalt der Zeitschrift wäre aber besser ohne das Wort vor dem Fragezeichen beschrieben gewesen. Neben einer völlig unkommentierten Selbstdarstellung des holocaustapologetischen Verein gegen Tierfabriken (VgT) [1] und einer Reihe von antispezizistischen Dummheiten wird in einem Artikel, wiederum völlig unkommentiert, offen der Holocaust mit der modernen Massentierhaltung gleichgesetzt. Die Begriffsverwendung „Tier-KZ“ wird lediglich aus taktischen, nicht aber aus inhaltlichen Gründen abgelehnt:

Nur zu oft nehmen Menschen, die sich nicht mit Inhalten der Tierrechtsidee auseinandersetzen wollen, den KZ-Vergleich als willkommenen Anlaß jede inhaltiche Diskussion über das Anliegen der TierrechtlerInnen zu vermeiden, um nur ja nicht liebgewonnene Konsumgewohnheiten überdenken zu müssen. Ich bin aber auch nicht der Auffassung, daß das, was den Tieren heute angetan wird, weniger schlimm oder weniger verurteilenswürdig ist, als das, was in den Konzentrations-, Arbeits- und Vernichtungslagern, in den Ghettos und auf den Straßen der Städte vor den Augen aller geschehen ist. [2]

Dazu paßt denn auch die Illustrierung der Zeitschrift. Laut TATblatt-Redakteuren wurde „unbewußt“ im Abstand von 2 Seiten einmal ein Schweine-erschießender Mann und einmal ein Menschen erschießender Nazi abgebildet.

Die TATblatt-Redaktion selbst stellte auf massive Kritik hin zwar mündlich fest, daß nicht sie die Zeitschrift gemacht hätte, sondern eine unabhängige Tierrechts-Redaktion, die inhaltliche Verantwortung für diese Nummer liegt jedoch genauso beim TATblatt, wie bei jeder anderen TATblatt-Nummer. Außerdem solidarisierte sich die TATblatt-Redaktion ausdrücklich in einem eigenen Vorwort mit den BlattmacherInnen der Sondernummer und griffen jene tierrechtskritischen Gruppen an, die sich wie wir geweigert hatten, tierrechtskritische Alibiartikel zu verfassen um die Veröffentlichung solch menschenverachtender TierRECHTSpositionen zu legitimieren.

Die beschriebene Tierrechtsnummer des TATblattes wurde übrigens, unserer Meinung nach zu Recht, vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes unter „Neues von ganz Rechts“ erwähnt.

[1siehe dazu unsere bisherigen Artikel über rechtsextreme TierRECHTler, insbesondere der Artikel „TierRECHTSbewegung“ in radiX Nr.1, (Winter 1998/99)

[2„Einer von der OFT“: Tier-KZ? Analyse und Verwerfung eines Vergleichs, TATblatt Nr. 140/141/142/143, Juni 2000

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