radiX, Aussendungen
Juli
2002

Linke AntisemitInnen griffen Strasbourger Synagoge an!

Im Zuge einer Demonstration der TeilnehmerInnen des Grenzcamp in Strasbourg kam es am Mittwoch Abend zu einer offen antisemitischen Aktion linker Camp-AktivistInnen. Diese wollten die Strasbourger Synagoge angreifen und mit Sprayaktionen beschädigen.(siehe die Berichte unter: http://germany.indymedia.org/2002/07/27007.shtml ) Sie versuchten auch eine Überwachungskamera der Synagoge zu demolieren, was ihnen nicht gelang. Einige Demo-TeilnehmerInnen stellten sich vor die Synagoge, um diese zu beschützen, es kam zu Diskussionen und jemand wurde ins Gesicht geschlagen, weil er seine Solidarität mit Israel bekundete.

Wir fordern ALLE Gruppen und Personen, die in Strasbourg an diesem Camp teilnahmen, sich EINDEUTIG von dieser antisemitschen Aktion zu distanzieren, sie zu verurteilen und militant zu bekämpfen.

MILITANTEN KAMPF LINKEN UND RECHTEN ANTISEMITiNNEN!!!

Hier noch 2 berichte von leuten, die in Strasbourg waren:

„nicht sinnlos sondern falsch“

Von: s.a.t.h. 29.07.2002 16:38

Es langweilt mich über gewalt im allgemeinen zu diskutieren. Entscheidend ist doch folgendes. Mainstream auf dem Camp war eine weltsicht, die latent antisemitisch ausgerichtet war. ein monolitischer machtblock wurde immaginiert, der dann für alles schlechte verantwortlich gemacht wurde. dieser wurde mit finanzkapital assoziiert. anfangs dachte ich ja noch, trotzdem auf dem gemeinsamen nenner des antirassismus mit diesem mob forderungen nach free movement zu vertreten, zumal ich anfangs durchaus den eidruck hatte, das von manchen eine gewisse auseinandersetzung mit antisemitismus in der linken auseinanderzusetzen.
leider musste ich feststellen dass auch dieses nur unter ganz bestimmten vorzeichen möglich war: Abgrenzung von einer solidarität mit israel, ableitung von unterdrückungsverhältnissen aus wie auch immer verstandenen „kapitalismus“, abgrenzung von „den antideutschen“.

Gerade die forderung, kritik an israel üben zu müssen, um mit Kritik an antisemitismus ernstgenommen zu werden, halte ich für fatal. eine solche kritik an israel kann nur antisemitisch motiviert sein.

Ehrlich entsetzt — das heisst unerwartet getroffen — war ich dann an den punkten, wo latenter antisemitismus in offenen umschlug. dass eine teilnehmerin des no-border-camps angespuckt wurde, weil sie sich in eine „nahostdiskussion“ als jüdin zu erkennen gab geht über das, was ich bisher auf ähnlichen veranstaltungen erlebt habe, weit hinaus. Dass darüber, soweit ich das überblicken kann, keine auseinandersetzung erfolgte, schon gar nicht die täter rausgeschmissen wurden, machte mir eine weitere teilnahme unmöglich.

Im nachhinein bedaure ich die teilnahme an diesem camp. Antisemiten, verpisst euch von antirassistischer aktion. und an all diejenigen, die glauben, antisemitismus von innerhalb der bewegung her kritisieren zu können: die linke will nichts davon wissen, sie wollen antisemiten bleiben.

„Übergriff auf Linke beim Grenzcamp Strasbourg“

von Einige Marburger KommunistInnen — 27.07.2002 18:33

Auf dem Grenzcamp Strasbourg wurden einige Personen mit körperlicher Gewalt bedroht, als sie eine Rote Fahne mit Hammer und Sichel auf eine Demo mitnehmen wollten.

Übergriff auf Linke beim Grenzcamp in Strasbourg

Bis her hielten wir Sommercamps der radikalen Linken, wie z.B. das „no-border-Camp“ in Strasbourg für eine sinnvolle und gute Sache. Ein internationales Camp ist — so dachten wir — eine gute Sache, um einmal über den beschränkten Horizont der deutschen Linken hinauszublicken. Doch weit gefehlt.

Schon die Tatsache, dass die Demo am Mittwoch, den 24.7.02 ohne Motto, Ziel und Vermittlung begann, rief bei uns Verwunderung hervor. Dass jedoch auch das Hirn gleich im Zelt auf der Isomatte liegengelassen oder gleich in der Komposttoilette entsorgt wurde, konnten wir nicht erahnen. Noch bevor wir das Camp verlassen hatten, musste sich unsere Gruppe Sprüche von DemoteilnehmerInnen auf deutsch anhören, wie: „Oh, die Kommunisten, hat mal jemand ein Feuerzeug“ (für unsere rote Fahne mit Hammer und Sichel) etc. Nach wenigen Metern, auf dem Weg zum Kehler Bahnhof, kam bereits der erste cholerische Kiezmilizionär auf uns zugerannt und brüllte auf englisch: „Wo seid ihr her — was für eine Fahne ist das?“. Unsere Antwort „Das ist ein kommunistische Fahne“ rief seine Antwort „Thats a fucking soviet-union-flag“ hervor. Seinem tätlichen Angriff auf uns konnten wir erst einmal durch Weitergehen aus dem Weg gehen. Doch der Kiezmilizionär sammelte geschwind seine antikommunistischen Bande und umringte uns (3 Personen) mit etwa 10 Gleichgesinnten. Dies alles passierte auf dem FußgängerInnenweg der „Europa-Brücke“, auf der einen Seite stark mit Autoverkehr befahren, auf der anderen Seite der Rhein. Auf deutsch wurden wir nun aus vielen Mündern aus nächster Nähe und mit voller Lautstärke angeschrieen und beschimpft: Das Camp sei eine „no-border-zone“ und unsere Fahne eine Nationalfahne, die hier nichts zu suchen habe. Nun wurde an uns und der Fahne herumgezogen, der Stoff von der Stange herabgerissen. Wir haben darauf vorgezogen, den Ort des Geschehens zu verlassen, da wir an einer körperlichen Auseinandersetzung mit anderen Linken nicht interessiert waren und sind (egal, wer in der „Mehrheit“ ist). Darüber hinaus haben wir uns einer konkreten körperliche Gefahr ausgesetzt gesehen, da nach unserer Einschätzung nicht mehr viel fehlte, bis wir auf der Brücke verprügelt worden wären. Auch die Umstehenden anderen DemoteilnehmerInnen zeigten keinerlei Neigung, in der Situation deeskalierend einzugreifen, sich mit uns zu solidarisieren oder uns auch „nur“ zu schützen. Vielmehr wurde uns auf dem Rückweg zugerufen (auf deutsch): „Endlich ist der Fetzen weg!“ Zudem wurde uns erklärt, wir hätten die Auseinandersetzung verhindern können, wenn wir die Fahne gar nicht erst mitgenommen hätten. Wir wären selber Schuld, da wir die DemoteilnehmerInnen mit der Fahne „provoziert“ hätten. Dies alles war für uns Anlass, unsere Zelte schnellstmöglich abzubrechen. Wir haben das Geschehen nicht auf den Campstrukturen thematisiert, da wir Angst vor körperlichen Übergriffen auf dem Campgelände hatten.

Zu Fragen bleibt, warum das Zeigen palästinensischer Symbole sowie die ständige Betonung der „katalonischen“ Herkunft einiger Camp-TeilnehmerInnen keinen Widerspruch hervorriefen, sondern nur eine kommunistische Fahne. Zu vermuten ist, dass es hier weniger um grundsätzlichen Antinationalismus an sich, denn um Antikommunismus ging.

Im nachhinein waren wir allerdings fast glücklich, nicht an der Demo teilnehmen zu können, da in der Innenstadt von Strasbourg versucht wurde, eine Synagoge anzuschmieren. (Dies konnte glücklicherweise von einigen DemoteilnehmerInnen im letzten Augenblick und nach Rangeleien verhindert werden).

Die analytische Geistesschärfe des Camps wurde auch an einer Reihe anderer Ereignisse deutlich. So meinten einige Vollidioten, ein antifaschistisches Denkmal auf der französischen Rheinseite, das an die militärische Befreiung Strasbourgs von der Nazibarbarei erinnert mit den Worten „Non á la guerre“ beschmieren zu müssen. Da wundert es auch nicht, dass deutsche Demoteilnehmer bereits am Montag die französische Nationalflagge von einem öffentlichen Platz rissen — beides ist ähnlich peinlich und unreflektiert, wie an der polnischen Grenze das Motto der „Vertriebenen“ „Keine Grenze ist für immer“ für ein linkes Camp zu verwenden. (Unser Dank gilt den Personen — vermutlich der Stadt Strasbourg — die für eine schnelle Säuberung des Denkmales sorgten.)

Bei den Inhalten, die oben skizziert wurden, ist es eigentlich eine glückliche Fügung, dass sich die Pressegruppe des Camps dafür entschied, PressevertreterInnen gleich wieder nach Hause zu schicken und sie im besten Fall auf die Internetseiten des Camps verwies. Dadurch konnte vermutlich mehr Kraft für die lebensreformerischen Versuche aufgewendet werden. Denn „Kraft“ wurde reichlich getankt: Sei es beim kollektiven „Mondanheulen“ am Dienstag Abend, beim Workshop „Anarchistische Spiritualität“, beim vermeintlich ökologisch korrekten Scheißen in Gräben, Erdlöcher und hinter die eigenen Zelte oder beim Verzicht auf Errungenschaften der Moderne. Diese „Kraft“ wurde vorrangig dazu benötigt, um das Wagenburg-Feeling allen Camp-TeilnehmerInnen vorzuschreiben. So sahen die „befreiten“ Menschen sich in einer „Kapitalismus-freien Zone“, in der es nur noch kollektives Eigentum und keinen Handel mehr gibt (Dass hier einige VertreterInnen der radikalen Linken einem kleinen Missverständnis aufsitzen, sei nur am Rande erwähnt: Da das Kapitalverhältnis ein totales ist, das alle Lebensbereiche durchdringt, gibt es kein selbsterklärtes „Draußen“, in dem die kapitalistischen Zwänge flugs für eine Woche aufgehoben sind). So wurden folgerichtig vermeintliche Dealer vertrieben (weil sie ihre Ware verkaufen wollten, nicht aus einer Ablehnung von Drogen auf politischen Aktionen allgemein) und selbstmitgebrachte Marmeladen am Frühstückstisch als Indiz für die Zugehörigkeit zu einer spießigen, kleinbürgerlichen Familie (Zitat) gewertet.
Die Marmelade war allerdings eher Indiz dafür, dass der zum Verzehr gereichte Linsenaufstrich nicht wirklich die morgendlichen Bedürfnisse befriedigte.
Weiterer privater Marmeladenkonsum an den Tischen der „katalonischen“ Volksküche (in diesem Fall vermutlich ohne „x“) wurde untersagt.

Luxus, Champagner und Paläste für alle, statt selbstgewählte „Armut“!
Frankreich muss bis Polen reichen — Kommunismus statt Lebensreform!
Einige Marburger KommunistInnen
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