Heft 8/2002 — 1/2003
März
2003

Liebe Leserin, lieber Leser!

Auch wenn das gebannte Starren auf die Weltpolitik wohl keiner und keinem erspart bleibt, so haben wir doch den „Frevel“ begangen, diese Ausgabe von Context XXI nicht unter das Motto „drohender Irakkrieg“ zu stellen, vielleicht aus der Angst heraus, von den Ereignissen „überrollt“ zu werden, aber vor allem, weil wir es für wichtig erachten, der allerorts zu spürenden Hektik im Hervorzaubern überwunden geglaubter Stereotype, eine gewisse Ruhe und analytische Schärfe entgegenzusetzen.

Der allgemeinen Konjunktur von Polemiken und Diffamierungen setzte kürzlich der Unitat-Redakteur Simon Loidl (die Unitat ist die Zeitung des kommunistischen Student.innen.verbands / KSV) die Krone auf, indem er Heribert Schiedel, der vor der Gefahr einer rechtsextremen Beteiligung an der diesjährigen „Opernballdemo“ aufgrund ihrer ausschließlichen Ausrichtung als „Anti-USA“ und „Pro-Irak“-Demonstration warnte, der „unhaltbaren Behauptungen“ und des „Ausnutzens“ seiner Position als Mitarbeiter des DÖW bezichtigte. Hierzu wird es in der nächsten Ausgabe eine ausführliche Stellungnahme geben.

Der Schwerpunkt dieser Nummer lautet also – nur scheinbar anachronistisch – „Freud-Relektüren – Relektüren mit Freud“. Darin finden sich zwei Texte, die aus Vorträgen bei einem Seminar zum Thema „Psychoanalyse“ im Spätherbst 2002 entstanden sind: Andreas Pehams Darstellung von Elementen einer psychoanalytischen Antisemitismus-Theorie bei Freud und der Aufsatz von Ljiljana Radonic zum Thema „Psychoanalyse und Geschlechterverhältnis“. Den dritten Teil bildet Günter Heflers Filmrezension, die den Diskursen des Begehrens in drei sehr unterschiedlichen Filmen folgt, den vierten die Zusammenstellung von Fotos für diese Ausgabe von Stella Puig-Waldmüller.

Weiters haben wir uns dazu entschlossen, nicht nur Gerhard Scheits Text zu „Suicide Bombings“ und den „neuen Formen des Antisemitismus“ in voller Länge aufzunehmen, sondern auch einen Einwand von Thomas Schmidinger und die darauf folgende Antwort Gerhard Scheits. Solche auf Papier gebannten Diskussionen halten wir für eine wichtige und spannende Form der Anregung von – nicht der Polemik sondern dem Erkenntnisinteresse gewidmeten – öffentlichen Diskussionen, die sich auch noch in den nächsten Ausgaben fortsetzen können.

Dem Erkenntnisinteresse gewidmet ist auch die Beschäftigung der Redaktion mit Hannah Fröhlichs Erlebnissen an ihrem langjährigen Arbeitsplatz bei einem Zeitschriften- und Sozialprojekt. Es geht um die (Selbst-)Reflexion von ausschließendem, abwehrendem, diskriminierendem Verhalten innerhalb „fortschrittlicher“ Kollektive und um die Rolle von offenem wie verstecktem Antisemitismus in dieser Auseinandersetzung.

Schließlich gibt es noch viele Rezensionen anzukündigen: Eva Krivanec beschäftigt sich unter dem Titel „Körper & Geschlecht“ mit feministischen Neuerscheinungen, Marc Zannoni bespricht ein kürzlich erschienenes Buch über Ernst Niekisch, Manfred Gmeiner rezensiert das neue Buch von Scheit/Svoboda zum „Feindbild Mahler“, Stephan Grigat liefert die dritte Ausgabe seiner „Short Cuts“ und Thomas Schmidinger würdigt „Das steinerne Archiv“ von Traude Veran.

Eine spannende Lektüre wünscht die Redaktion von Context XXI – und uns wünschen wir viele interessierte LeserInnen und AbonnentInnen!

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