Iranian Connection
In Washington ist wieder einmal ein politischer Skandal geplatzt. US-Präsident Bill Clinton, sein Nationaler Sicherheitsberater Anthony Lake und der stellvertretende Außenminister Strobe Talbott haben iranische Waffenlieferungen an die moslemische Regierung [Bosnien-Herzegowinas] via Kroatien toleriert und damit offensichtlich einen Bruch des UNO-Waffenembargos stillschweigend sanktioniert. Nicht einmal die CIA war darüber informiert, sodaß der damalige CIA-Chef James Woolsey mit seinen Berichten an das Weiße Haus über eine verdeckte Operation mit einer rein formalen Untersuchung durch Sicherheitsberater Lake abgeblockt wurde. Ein Plan des Jugoslawienbeauftragten Holbrookes, die iranischen Waffenlieferungen durch solche aus Türkei, Ägypten und Saudi-Arabien zu ersetzen, scheiterte an der Angst von Lake und Außenminister Warren Christopher, dadurch die Europäer gegen sich aufzubringen. Die US-amerikanischen Medien bezweifeln bereits, ob die nationalen Sicherheitsbürokratien unter dieser Regierung noch ihren Zweck erfüllen können. Hinzu kommen die Prozesse gegen die Attentäter des Bombenanschlags auf das World Trade Center, die alle aus den Reihen des afghanischen Widerstandes kommen — allerdings aus vollkommen verschiedenen islamischen Staaten. Die USA haben im Zusammenhang mit dem Abkommen von Dayton aus Angst vor Anschlägen auf die US-Bodentruppen von der bosnischen Regierung verlangt, alle Afghanistanveteranen auszuweisen. Diese etwa dreitausend Mudschaheddin, die aus dem afghanischen Jihad kommen, sind militant antiamerikanisch — viele schon seit der Zeit des Krieges gegen die Sowjetunion. Damals erfuhren sie einerseits militärische und logistische Aufrüstung durch die CIA, andererseits finanzielle und ideologische Verstärkung durch Saudi-Arabien und den Iran. Dazu kamen Absolventen der Al-Azhar-Universität in Kairo, einer Hochburg der Moslembruderschaft. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zogen sich aber die USA, Saudi-Arabien und Ägypten zurück. Übrig blieb ein informelles Netzwerk der Afghanistanveteranen in Peshawar, welches Untergrundzellen quer durch die moslemische Welt verbindet und von wo aus angeblich die letzten Attentate gegen die saudiarabische, die ägyptische und die amerikanische Regierungen initiiert worden sind. So ist es kein Wunder, daß die US-Medien voll Sorge über den iranischen Einfluß auf die bosnische Regierung und die heimliche Präsenz von Mudschaheddins reagiert. Daß in Westbosnien, wo die Einheiten der Afghanistanveteranen eingesetzt wurden, bei Mrkonjic Grad Massengräber von bosnischen SerbInnen gefunden wurden, rundet das Bild von einer völligen Verwirrung der internationalen politischen Lage und der Verteilung von Gut und Böse nur noch ab.