Grundrisse, Nummer 36
November
2010

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Kurz und bündig ist es diesmal geworden, unser Thema. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass es auch in Wien einen neuen Versuch linker Organisierung gibt (superlinke.org), an dem auch einige RedakteurInnen der grundrisse beteiligt sind, haben wir diese Nummer einem Evergreen der Linken gewidmet. Dass es die „Partei neuen Typs“ nicht (mehr) ist, ist klar; ebenso aber war es die Unzufriedenheit mit dem aktuellen Status der zersplitterten österreichischen Linken, der uns dieses Thema wählen ließ. Dementsprechend österreichlastig sind einige der SchwerpunktTexte, wir sind jedenfalls der Meinung, dass die in den Beiträgen besprochen Themen auch jenseits dieses unbedeutenden Landes von Interesse sind.
Martin Birkner kritisiert in seinem Text „Jenseits des postautonomen Tellerrandes“ den aktuellen Zustand der Wiener postautonomen Linken, bringt aber auch grundsätzliche Eckpunkte einer im Entstehen begriffenen neuen organisierten Linken vor. Robert Foltin hingegen beweist, dass die Diversität der Multitude auch innerhalb der grundrisseRedaktion existiert: Er verweist auf die Eigensinnigkeit sozialer Bewegungen und auf die Organisierung des sozialen Lebens als nicht zu überschreitenden Horizont, jenseits dessen lediglich Bürokratisierung und Organisationsfetischismus zu finden sind. Die „Notwendigkeit der politischen NeuAusrichtung von transnationaler Organisierungs und Solidaritätsarbeit“ zeichnet Dieter A. Behr am Beispiel aktueller transnationaler Kampagnen im Bereich des antirassistischen Aktivismus nach. Benjamin Opratko und Stefan Probst, beide Aktivisten der Wiener Gruppe Perspektiven, schreiben über das Verhältnis von Form und Funktion einer kommenden politischen Organisierung in Österreich. Eine solche kann nicht aus einer Neuzusammensetzung existierender Kräfte links der Sozialdemokratie entstehen, sondern muss relevante Teile der letztgenannten und/oder der Gewerkschaften für sich gewinnen. Wir hoffen, mit diesem Schwerpunkt einen Beitrag zur Neuorientierungsdebatte in der Linken zu leisten.

Jenseits des Schwerpunktthemas schreibt Michael Wolf „Über die Zurichtung von Arbeitskraft im Zeit alter des Neoliberalismus, oder: Was haben ‚BolognaProzeß und Hartz IV gemein?“, gefolgt Günter Buchholz´ lexikaler Skizze zu keinem geringeren Begriff als – Wirtschaft. Die Rezensionen führen euch von den Streiktheorien in der deutschen Sozialdemokratie vor 1914 über die strukturelle Verantwortung der Pädagogik bis hin zur Kunst der Kritik. Wohl bekomm´s!

Im Anschluss an dieses Editorial findet Ihr – nebst dem Call for Papers für die grundrisse Nr. 37 – eine Erklärung linker Berliner Buchhandlungen, die in jüngster Zeit von der deutschen Staatsmacht im wahrsten Sinne des Wortes heimgesucht wurden sowie – quasi als längere Werbeeinschaltung – das Vorwort des im Umfeld der grundrisse übersetzten Bandes „Die Krise denken. Finanzmärkte, soziale Kämpfe und neue politische Szenarien“, welches soeben im UnrastVerlag erschienen ist. Den Erwerb dieses Buches möchten wir euch hiermit ausdrücklich nahelegen, ebenso natürlich ein Abo der grundrisse und den noch günstigeren Blick auf www.grundrisse.net.

Einen heißen Winter wünscht
Eure grundrisseRedaktion
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