Amelie Lanier, 1. Abschnitt
Januar
2011

Protokoll 2

Doppelcharakter der in den Waren dargestellten Arbeit

2. Doppelcharakter der in den Waren dargestellten Arbeit

S 56:

In der Gesamtheit der verschiedenartigen Gebrauchswerte oder Warenkörper erscheint eine Gesamtheit ebenso mannigfaltiger, nach Gattung, Art, Familie, Unterart, Varietät verschiedner nützlicher Arbeiten - eine gesellschaftliche Teilung der Arbeit. Sie ist Existenzbedingung der Warenproduktion, obgleich Warenproduktion nicht umgekehrt die Existenzbedingung gesellschaftlicher Arbeitsteilung. In der altindischen Gemeinde ist die Arbeit gesellschaftlich geteilt, ohne daß die Produkte zu Waren werden. Oder, ein näher liegendes Beispiel, in jeder Fabrik ist die Arbeit systematisch geteilt, aber diese Teilung nicht dadurch vermittelt, daß die Arbeiter ihre individuellen Produkte austauschen. Nur Produkte selbständiger und voneinander unabhängiger Privatarbeiten treten einander als Waren gegenüber.

Warenproduktion setzt Teilung der Arbeit voraus, Teilung der Arbeit = Spezialisierung bedingt aber nicht Warenproduktion.
Daraus, daß verschiedene Leute verschiedene nützliche Gegenstände herstellen, folgt nicht, daß sie diese auch tauschen/verkaufen müssen.
Das heißt, Kritik am Doppelcharakter der Ware, an der Existenz aller Gebrauchswerte als Objekte des Tausches, und Aufruf zur Aufhebung der Warenproduktion ist nicht ein Aufruf zum „zurück zur Natur!“, zum Mittelalter, zur geschlossenen Hauswirtschaft, wie manche Gegner von Marx’ Analyse derselben unterstellen.
Zwei Verlängerungen dieses falschen Gedankes finden sich erstens bei Marxisten-Leninisten, Vertretern des Histomat: Die menschliche Gesellschaft bewegt sich immer voran, die Teilung der Arbeit ist eine höhere Entwicklungsstufe als das nur-für-sich-selbst-Produzieren, der Kapitalismus perfektioniert die Teilung der Arbeit, zerlegt Arbeit in immer kleinere Arbeitsgänge, und Kommunismus muß auf diesem aufbauen, im Sinne von: die kapitalistische Arbeitsteilung muß vorangetrieben werden, und über die Distribution Ausgleich, Verteilung bewerkstelligt werden.
Zweitens in der VWL, wo Teilung der Arbeit mit Marktwirtschaft gleichgesetzt wird: Teilung der Arbeit bedingt Tausch. Das Privateigentum ist somit selbstverständlich, wächst aus der Teilung der Arbeit gleichsam heraus.

S 57:

Dem Rock ist es übrigens gleichgültig, ob er vom Schneider oder vom Kunden des Schneiders getragen wird. In beiden Fällen wirkt er als Gebrauchswert. Ebensowenig ist das Verhältnis zwischen dem Rock und der ihn produzierenden Arbeit an und für sich dadurch verändert, daß die Schneiderei besondre Profession wird, selbständiges Glied der gesellschaftlichen Teilung der Arbeit. Wo ihn das Kleidungsbedürfnis zwang, hat der Mensch jahrtausendelang geschneidert, bevor aus einem Menschen ein Schneider ward. Aber das Dasein von Rock, Leinwand, jedem nicht von Natur vorhandnen Element des stofflichen Reichtums, mußte immer vermittelt sein durch eine spezielle, zweckmäßig produktive Tätigkeit, die besondere Naturstoffe besondren menschlichen Bedürfnissen assimiliert. Als Bildnerin von Gebrauchswerten, als nützliche Arbeit, ist die Arbeit daher eine von allen Gesellschaftsformen unabhängige Existenzbedingung des Menschen, ewige Naturnotwendigkeit, um den Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur, also das menschliche Leben zu vermitteln.

Worauf hier hingewiesen wird: Arbeitsteilung ist nicht notwendig, damit überhaupt produziert wird. Es geht aber nicht um Spezialisierung schlechthin, sondern um die im Kapitalismus: Die Arbeitsteilung im Kapitalismus hat jedoch immer das Moment an sich, daß dadurch, der Produzent für andere produziert, die – im Falle des Schneiders – sein Gwand tragen wollen, er gleichzeitig gegen andere produziert, die die gleichen Bedürfnisse bedienen. Mit der Produktion für andere produziert er gleichzeitig gegen andere, die das gleiche machen wie er. Somit sind bereits die Interessensgegensätze in dieser Art von Produktion enthalten: Erstens macht der Schneider seinen Rock für jemand anderen, dem er ihn dann verkaufen will – er will möglichst viel für den Rock, der Käufer möchte möglichst wenig dafür hergeben. Außerdem steht er sofort in Konkurrenz zu anderen Schneidern, die ihr Zeug auch möglichst gut an den Mann bringen wollen. Unter den Bedingungen der Warenproduktion werden aus der Teilung der Arbeit also sofort die bekannten Interessensgegensätze in die Welt gesetzt, zwischen Käufer-Verkäufer, und zwischen den verschiedenen Verkäufern, die um die beschränkte Zahlungsfähigkeit am Markt konkurrieren.

In der Sichtweise des HistoMat werden solche Ausführungen, die eine Kritik der Warenproduktion sind, immer zu einem Lob derselben: Es braucht die Warenproduktion, damit arbeitsteilig produziert wird, damit es Fortschritt in der Produktion gibt, die Produktivkräfte entwickelt werden. Damit ist die Warenproduktion sozusagen sakrosankt, an ihr darf nicht gerührt werden, sondern ihre negativen Folgen müssen irgendwie bewältigt werden, das ist die Aufgabe des Kommunismus. Alles natürlich mit Berufung auf Marx.

S 57, unten – S 58, oben:

Zieht man die Gesamtsumme aller verschiednen nützlichen Arbeiten ab, die in Rock, Leinwand usw. stecken, so bleibt stets ein materielles Substrat zurück, das ohne Zutun des Menschen von Natur vorhanden ist. Der Mensch kann in seiner Produktion nur verfahren, wie die Natur selbst, d.h. nur die Formen der Stoffe ändern. Noch mehr. In dieser Arbeit der Formung selbst wird er beständig unterstützt von Naturkräften. Arbeit ist also nicht der einzige Quelle der von ihr produzierten Gebrauchswerte, des stofflichen Reichtums. Die Arbeit ist sein Vater, wie William Petty sagt, und die Erde seine Mutter.

Die erste Auskunft dieser Passage ist: Arbeit brauchts immer, und das ist auch gut so. Arbeit ist an sich nichts Schlechtes, nichts Schädliches oder Schädigendes, weder für den Menschen, noch für die Natur. Unter den Bedingungen der Lohnarbeit wird sie allerdings notwendig ungemütlich.
Zweitens ist die Natur die Grundlage der Arbeit. Natur und ihre Aneignung durch Arbeit sind die beiden Elemente von Produktion. Hier existiert kein Gegensatz. Der Gegensatz zwischen Natur und Arbeit, die Vernutzung und Zerstörung der Natur ist Ergebnis der kapitalistischen Produktionsweise und keine Notwendigkeit von Produktion überhaupt.
Drittens schafft nicht nur die Arbeit den stofflichen Reichtum der Gesellschaft, sondern die Natur ebenso, in ihrer Aneignung durch den Menschen.

In der post-marxistischen, sozialdemokratischen und marxistisch-leninistischen Sichtweise ist die Natur entweder unter ferner liefen abgehakt worden, die ist halt da, und fertig. Oder gleich als ein Negativum, als etwas zu Unterjochendes, zu Bekämpfendes – mit einer ziemlichen Rücksichtslosigkeit gegen die naturmäßigen Voraussetzungen und die Umwelt der arbeitenden Bevölkerung. (Der Grund dafür liegt in deren Auffassung von Arbeit als zu bedienender Rechtstitel, aber das ist nicht Thema des Kapitals, sondern gehört seiner Rezeptionsgeschichte an.)

Was hats auf sich mit „einfacher“ und „komplizierter“ Arbeit? (S 59)

Einen Sack von A nach B zu tragen ist zweifelsohne einfache Arbeit, weil sie keine besonderen Kenntnisse verlangt, obwohl sie anstrengend ist. Pläne für ein zu bauendes Haus zu entwerfen hingegen ist kompliziert, und setzt eine Menge an Wissen voraus. Wie verhalten sie sich zueinander?
Marx meint, komplizierte Arbeit sei ein Vielfaches von einfacher Arbeit, verwehrt sich aber dagegen (Fußnote S 59), daß er dabei das Lohnsystem im Auge hat.

Um was dann geht es hier?
Angebot 1: Es geht darum, daß in komplizierter Arbeit ein Vielfaches an Aufwand enthalten, sozusagen konzentriert ist. Das Wissen, das der Architekt hat, muß erst einmal durch Ausbildung hergestellt werden. Und für diese Ausbildung ist ein Vielfaches an einfacherer Arbeit vonnöten, die erst den Überschuß schafft, auf dem eine solche disposable time, die für Ausbildung notwendig ist, erzeugt wird. Um Architekten oder Ärzte ausbilden zu können, müssen erst einmal viele Leute Schuhe, Lebensmittel, Häuser hergestellt haben, um andere dafür freistellen zu können, sich zu solchen Spezialisten auszubilden. Insofern ist die komplizierte Arbeit ein Ergebnis von akkumulierter einfacher Arbeit.
Angebot 2: Es geht um Geschicklichkeit. Jemad, der einen bestimmten Beruf, ein Handwerk gelernt hat, erzeugt viele Dinge schneller als jemand, der damit gerade anfängt. Er erzeugt also in der gleichen Zeit mehr Gegenstände als ein anderer, der dafür länger braucht – also in der gleichen Zeit ein Mehrfaches des anderen.
Hinweis, und hier sind wir schon bei der abstrakten Arbeit, also eigentlich beim Lohnsystem: Wenn alle Arbeiten einander gleichgesetzt werden – Arbeit pro Zeit – so sind die einzigen Unterschiede, die zwischen einzelnen Arbeiten gemacht werden, rein quantitativer Natur, da jeder Unterschied in der Qualität der verschiedenen Arbeiten gestrichen ist.

Vermutung: Marx will darauf hinweisen, daß die Teilung der Arbeit, Spezialisierung gewisse Voraussetzungen in der Produktion der gesellschaftlich notwendigen Gebrauchsgegenstände voraussetzt, damit Luxusproduktion möglich ist.

Zu welchen Ideologien gibt diese Unterscheidung unter den Bedingungen des Lohnsystems Anlaß?

Im Kapitalismus erstens zur Erklärung der Einkommensunterschiede: Jemand ist tüchtig, der andere faul, daher kriegt der eine mehr als der andere. Zweitens für die Gewerkschaft, Betriebsräte zu Tüfteleien, in Zusammenarbeit mit der Unternehmerseite: warum und wieviel verdient der eine Arbeiter/Angestellte mehr als der andere? Drittens, in der ideologischen Besprechung, zur Rechtfertigung der Einkommensunterschiede: weil jemand mehr kriegt als der andere, muß deshalb er besonders tüchtig/geschickt sein, usw.

Außerdem hat es im Realen Sozialismus zu endlosen Debatten über die gerechte Entlohnung Anlaß gegeben: Soll der Arzt mehr verdienen als der Fabriksarbeiter? Ersterer verrichtet ja angenehmere Arbeit, wurde mit gesellschaftlicher Arbeit ausgebildet, der andere strengt sich ja echt an, verbraucht viel mehr Muskel, usw.

Beim Lesen der Seiten 59-60 ist die Frage aufgetaucht, warum Marx hier neuerlich Dinge wiederholt, die bereits einmal abgehandelt wurden? Warum weist er noch einmal auf den Unterschied zwischen Gebrauchswert und Tauschwert hin, auf den Unterschied zwischen konkreter und abstrakter Arbeit?

Antwort: Weil er aus dem bereits entwickelten Unterschied noch einmal daruaf hinweisen will, was daraus alles folgt: Unterschiede in der Produktivität der Arbeit führen zu Verringerung (oder Erhöhung) des Tauschwerts, obwohl die Nachfrage, das Bedürfnis nach der entsprechenden Ware gleich bleibt bzw. davon gar nicht berührt ist. Als hätte er geahnt, daß einmal „Angebot“ und „Nachfrage“ bestimendende Kategorien der VWL zur Bestimmung des Tauschwertes werden würden ...
Auch der Unterschied zwischen konkreter und abstrakter Arbeit wird noch einmal erwähnt: Über den Tausch berühren Produktionsunterschiede in einer Sphäre auch die Tauschwerte der Produkte anderer Sphären – ein Gut, das auf einmal billiger hergestellt wird, verändert erstens die Tauschwerte derjenigen Waren, in denen es enthalten ist, zweitens aber auch die, gegenüber denen es sich austauscht, und wirft teilweise andere Produkte, die nicht unmittelbar nötig sind, aus dem Markt.

Fußnote S 61: Hier geht es um etwas, das Marx an Adam Smith schätzt, und um das, worin er ihn kritisiert:

S 61, Fußnote:

Um zu beweisen, ‚daß die Arbeit allein das endgültige und reale Maß ist, woran der Wert aller Waren zu allen Zeiten geschätzt und verglichen werden kann‘, sagt A. Smith: ‚Gleiche Quantitäten Arbeit müssen zu allen Zeiten und an allen Orten für den Arbeiter selbst denselben Wert haben. In seinem normalen Zustand von Gesundheit, Kraft und Tätigkeit und mit dem Durchschnittsgrad von Geschicklichkeit, die er besitzen mag, muß er immer die nämliche Portion seiner Ruhe, seiner Freiheit und seines Glücks hingeben.‘ (‚Wealth of Nations‘, b. I, ch. V, [p.104/105].) Einerseits verwechselt A. Smith hier (nicht überall) die Bestimmung des Werts durch das in der Produktion der Ware verausgabte Arbeitsquantum mit der Bestimmung der Warenwerte durch den Wert der Arbeit und sucht daher nachzuweisen, daß gleiche Quantitäten Arbeit stets denselben Wert haben. Andrerseits ahnt er, daß die Arbeit, soweit sie sich im Wert der Waren darstellt, nur als Verausgabung von Arbeitskraft gilt, faßt diese Verausgabung aber wieder bloß als Opfer von Ruhe, Freiheit und Glück, nicht auch als normale Lebensbetätigung. Allerdings hat er den modernen Lohnarbeiter vor Augen. - Viel treffender sagt der Note 9 zitierte anonyme Vorgänger von A. Smith: ‚Ein Mann hat eine Woche auf Herstellung dieses Bedarfsgegenstands verwandt ... und der, welcher ihm einen anderen Gegenstand im Austausch gibt, kann nicht richtiger abschätzen, was wirklich gleichwertig ist, als durch die Berechnung, was ihm ebensoviel labour und Zeit kostet. Das bedeutet in der Tat den Austausch der labour, die ein Mensch in einer bestimmten Zeit auf einen Gegenstand verwandt hat, gegen die labour eines andren, in der gleichen Zeit auf einen anderen Gegenstand verwandt.‘

Marx hält hier Smith zugute, daß er erkannt, hat, daß die in den Waren enthaltene Arbeit das bestimmende Moment für ihren Wert, und in Folge dessen für ihren Tauschwert ist. Er hält Smith jedoch vor, daß er die individuell aufgewandte Arbeit als Wertträger bestimmt, und nicht die gesellschaftlich durchschnittlich notwendige Arbeit. Smith läßt also für die Bestimmung des Wertes der Ware die Konkurrenz außer Acht, was bedeuten würde, daß der langsamere oder ungeschicktere mehr Tauschwert an Land ziehen würde als der Schnellere und Geschicktere.
Gleichzeitig spricht Smith von „gleichen Quantitäten Arbeit“, hat also das abstrakte Maß der Arbeit vor Augen, ohne dessen Grund: die Konkurrenz, auszusprechen.
Die zweite Verwechslung, die Marx hier Smith vorwirft, hat mit dem Preis der Arbeit, dem Lohn, klein v, zu tun, und ist hier noch nicht das Thema.

3. Die Wertform oder der Tauschwert

Ein Gegenstand erhält Wert erst im Tausch: Erst indem er seinen Tauschwert in einer anderen Ware ausdrückt, kann er die Behauptung, Wert zu enthalten, erst erheben. Für sich, ohne Vergleich mit einem anderen Gebrauchswert, kann ein Gegenstand niemals Ware sein.
Soviel zu der Frage: Wo entsteht Wert? In der Produktion oder in der Zirkulation? Ohne die Zirkulation, den Tausch, kann nie Wert entstehen, weil die Gebrauchswerte zwar Arbeitskraft enthalten, das genügt aber nicht, um diese zu Wert werden zu lassen – dafür muß er als Tauschwert erscheinen.
Es braucht den Tausch, damit Tauschwert entsteht, und ein immanenter Wert der Ware sich überhaupt zeigen kann. Erst durch den Tausch wird der Wert, die investierte Arbeit, überhaupt sichtbar, und zu einer Größe, mit der man kalkulieren kann und muß.

Auf S 62 schließt sich der Exkurs, den Marx auf S 53 angekündigt hat: Dort schreibt er:

Das Gemeinsame, was sich im Austauschverhältnis oder Tauschwert der Ware darstellt, ist also ihr Wert. Der Fortgang der Untersuchung wird uns zurückführen zum Tauschwert als der notwendigen Ausdrucksweise oder Erscheinungsform des Werts, welcher zunächst jedoch unabhängig von dieser Form zu betrachten ist.

Jetzt sind wir wieder da, daß der Wert erscheinen muß, um zu sein:
Erinnern wir uns jedoch, daß die Waren nur Wertgegenständlichkeit besitzen, sofern sie Ausdrücke derselben gesellschaftlichen Einheit, menschlicher Arbeit, sind, daß ihre Wertgegenständlichkeit also rein gesellschaftlich ist, so versteht sich auch von selbst, daß sie nur im gesellschaftlichen Verhältnis von Ware zu Ware erscheinen kann. Wir gingen in der Tat vom Tauschwert oder Austauschverhältnis der Waren aus, um ihrem darin versteckten Wert auf die Spur zu kommen. Wir müssen jetzt zu dieser Erscheinungsform des Wertes zurückkehren.

A) (im Weiteren auch I) Einfache, einzelne oder zufällige Wertform:

Ware x = Ware y

Für Marx macht es einen Unterschied, welche Ware Wert erhält, welche Wert verleiht: Die beiden Benennungen von Marx: relative Wertform und Äquivalentform sind als Definitionen zu betrachten. Er nennt die so, er legt dabei Wert darauf, sie voneinander zu unterscheiden. Was links und rechts des Istgleichzeichens steht, unterscheidet sich.

x, relative Wertform: Das heißt, diese Ware, dieser Gegenstand erhält seinen Wert durch eine andere. Die andere verleiht ihm einen Wert, gesteht ihm zu, Wert zu haben.
Der Wert der Ware x äußert sich also in der Ware y.

Die Ware y hingegen ist die, die Wert verleiht. Sie gesteht der Ware x zu, Wert zu sein, dadurch, daß sie sich gegen sie austauscht. Wenn Ware y ausbleibt, oder Ware x die kalte Schulter zeigt, so ist Ware x wertlos, auf dem Markt durchgefallen: Sie hat sich nicht durch Vergleich mit einer anderen Ware bewiesen, hat es verabsäumt, ihren Wert zu realisieren, und ist daher wertlos.

In der einfachen Wertform, obwohl beide Seiten einander brauchen, zeigt sich dennoch bereits eines: Die relative Wertform bedarf der Äquivalentform, x braucht y, um sich am Markt, im Tausch zu bewähren.

Die Äquivalentform hingegen hat ein ruhiges Leben: Sie ist die, die Wert verleiht. Die Ware y kommt auch auf den Markt, um verkauft zu werden, hat jedoch den Vorteil, daß sie Wert anerkennt, verleiht. Sie muß sich nicht beweisen, sondern sie wird gesucht, als Äquivalent.

Natürlich kann man unter Bedingungen des einfachen Warentausches die Waren beliebig austaschen – Rock, Leinwand, Schuhpasta usw. können immer jeweils die relative Wertform oder die Äquivalentform annehmen. Sobald der Markt jedoch mehr als ein zufälliger Austauschplatz für Überschüsse über den Eigenbedarf wird, und sogar Ziel der Produktion, ist es sehr wichtig, welche Ware auf welcher Seite des = steht.

Aus der einfachen Wertform kann man jedenfalls erkennen, daß Wert sowohl in der Produktion als auch in der Distribution entsteht: Ein Gegenstand, der nicht am Markt getauscht wird, ist keine Ware und enthält auch keinen Wert, weil der Wert erst durch den Austausch manifest wird.

Das gegen das realsozialistische Gefasel vom „ewigen Wertgesetz“, das aller Produktion zugrundeliege: Wenn der Markt als Ort der Bewährung der Ware als solcher abgeschafft ist, so gibt es auch keinen Wert, dem man durch komplizierte Preisreformen auf die Spur kommen müßte.

(Eine Sache ist, daß zwei Waren sich überhaupt austauschen, ein weiterer, in welchen Mengenverhältnissen. Daß überhaupt getauscht wird, heißt, daß sie Wert hat, aber ob der mit der investierten Arbeit irgendetwas zu tun hat, ist damit nicht gesagt.
Aber das kommt vielleicht alles noch.)

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