Wurzelwerk, Wurzelwerk 15
Oktober
1982

Der gesunde Schmäh vom teuren Kranken

Ich bin der Doktor Eisenbarth Widiwidiwit-Bum-Bum ...
kurier die Leut auf MEINE Art Widiwidiwit-Bum-Bum ...

Wie teuer ist heutzutage eigentlich „krank sein“? Ganz einfach: Kranksein ist genauso teuer, wie es die „führenden Köpfe“ in der Medizin und Politik haben wollen!

In unserer, ach so gerechten Wohlfahrtsgesellschaft ist „krank“ mit einem neuen Makel belastet, der an die unseligen Zeiten des Aussatzes und der Pest gemahnt — der Kranke, schon allein durch die verderbliche Leistungsphilosophie dieser Industriegesellschaft auf Grund seiner geringeren Leistungsfähigkeit zum Außenseiterdasein verdammt, ist auch noch „teuer“. Nun fragt man sich: Wer ist „teuer“? Für wen ist man „teuer“? Und hier sind erstaunlicher Weise alle Interessensgruppen einer Meinung: „teuer“ ist der „Patient“!

Nicht etwa der Herr „Primar“, der horrende Summen im Spital und in seiner Privatklinik verdient, auch nicht die Pharmaindustrie, die ihre Medikamente heutzutage primär profitorientiert anbietet und horrende Gewinne abschöpft, nicht etwa die sogenannten Spitalskonzepte, die alle Ausdruck einer ebenso starrsinnigen wie unüberschaubaren Gigantomanie sind, nicht etwa die Übertechnisierung, die jene Geräte beschert, die dann mangels ausgebildeten Personals oft so lange im Keller eines Krankenhauses verrotten, bis sie veraltert sind ... nein, es ist wie immer jener, um den es bei dem ganzen gigantischen Aufwand letzten Endes gehen sollte — der Patient!

Geht man von der alten Forderung des Hypokrates aus, dann sollte diese Medizin, der man sich heute bedient, eine „Heilmedizin“ sein. Ist sie das aber? Ist diese Medizin, der man heute in unseren hochtechnisierten Krankenanstalten anhängt, nicht viel eher eine „Rehabilitationsmedizin“, einzig darauf ausgerichtet, den „Patienten“, sprich: MENSCHEN möglichst rasch wiederum in den sogenannten „Arbeitsprozeß“ einzugliedern, ihn also möglichst rasch wieder loszuwerden, um „Kosten“ zu sparen?

Wie wird nun ein Mensch, der das Pech hat, in einer Fabrik zu Dividendenschrot verarbeitet worden zu sein, von „seiner“ Interessensvertretung, sprich: Krankenkasse, behandelt? Hier haben wir ein weiteres erstaunliches Phänomen der sogenannten „Gesundenfürsorge“ — der an einem Arbeitsunfall laborierende wird von einer Ärztekommission zur anderen geschleppt, um jeden Prozent Invalidität wird gefeilscht, jedes Mittel ist recht, um einen, den es erwischt hat, nur ja nicht in den Genuß einer Unterstützung kommen zu lassen.

Braucht er vielleicht ein orthopädisches Hilfsmittel, muß er mit dem billigsten und natürlich auch minderwertigsten Gerät auskommen — ist er querschnittsgelähmt, muß er um jede Erleichterung lange Ansuchen an diese, „seine“ Interessensvertretung, sprich: Krankenkasse, ellenlange Gesuche schreiben. Nun davon abgesehen, daß sich die selben Krankenkassen einen Palast nach dem anderen in den verschiedensten Städten bauen, sozusagen zur Erinnerung für den Patienten, daß es sehr wohl Auffassungsunterschiede hinsichtlich des Selbstverständhisses einer öffentlich-sozialen Institution gibt, ist es doch nicht ohne weiteres erklärbar, aus welchem Grund ein solcher Büropalast neben (noch zu verstehender) Air Condition auch noch Sauna und Hallenbad für die „kasseneigenen Schwerstarbeiter“ beinhalten muß — zumal selbige Kassenbürokraten um jedes Bad feilschen, wenn es darum geht, daß es ein Arbeiter, meinetwegen für seinen Rheumatismus, meinetwegen in Gastein, haben will!

Es ist die Medizin also heute in einem Stadium der „Etabliertheit“, die Zweifel aufkommen läßt, ob sie den moralischen Anforderungen überhaupt noch gerecht wird. Wenn wir nun plötzlich hören, daß in der Steiermark etliche Ärzte und Apotheken im Verdacht stehen, Millionenbeträge mit gefälschten Rezepten verdient zu haben, und dies nur die „Spitze des Eisberges“ darstellen soll, haben wir auch die Antwort auf die Frage, wer oder was uns an dieser „Medizin“ so teuer zu stehen kommt:

Es ist diese Medizin ein Werkzeug privilegierter Kreise im Land und diese Medizin ist eben, wie jener legendäre Doktor Eisenbarth, nur darauf aus, die Leute nach IHRER Art zu „kurieren“ ...

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