Wurzelwerk, Wurzelwerk 39
Mai
1985
Wasser:

Das Problem der Ursache-Wirkungskette

Wasserverschmutzung für den Einzelnen nicht überschaubar

Heute weiß keine Hausfrau, die auf dem Bauernmarkt ihren Häuptelsalat einkauft, daß bei dessen Anbau das Nitratproblem entsteht, welches die Stadt nach Alternativen für das lokale Wasserwerk suchen läßt. Der Schüler weiß nicht, daß sein blütenweißes Schulheft für den hohen Chloridgehalt ebendort verantwortlich ist. Auch der „Häuselbauer“, der mit einer undichten Senkgrube Entsorgungsgebühren spart, hat keine Ahnung, daß ihn die Schuld für die erhöhten Konzentrationen an gelösten organischen Substanzen in demselben Wasserwerk trifft.

Die vom Verbraucher mitverschuldeten Probleme reichen nur bis zum Wasserpreis auf der Rechnung des Werkes. Da die Kosten, die der Konsument für sein Fehlverhalten zu tragen hat, lächerlich niedrig sind und durch die Wasserwerke so niedrig wie möglich gehalten werden, um den Umsatz nicht zu schmälern, ändert sich gar nichts, außer daß die letzten Trinkwasservorräte „flüssig“ gemacht werden.

Zum Begriff des Sparens

Mit kleinen Geschenken vom Sparonkel als Belohnung werden Kinder schon im Volksschulalter dazu erzogen, die Sparbüchse brav zu füttern, um sich später ein Rennrad, ein Moped oder eine Stereoanlage kaufen zu können. Dieses Schilling auf Schilling Legen, um sich hernach Statussymbole leisten zu können, hat mit Sparsamsein nichts zu tun. Denn bei letzterem geht es darum, selbstlos mit etwas möglichst lange auszukommen, bei ersterem aber darum, möglichst viel in seinen Besitz zu bekommen. In einer Gesellschaft, in der das Wort sparen so einseitig besetzt ist, fällt es schwer, ein ökologisch orientiertes Wertbewußtsein zu wecken.

Vielleicht sollten wir in Hinkunft besser das Wort „Entschwendung“ gebrauchen im Bestreben, unnötige Vergeudung zu vermeiden. Richtig verstanden geht es nicht um Verzicht auf Lebensqualität, sondern darum, daß wir durch überlegtere Verwendung von Wasser den Lebensstandard erhalten bzw. erhöhen (Erhaltung von Feuchtbiotopen, Verhinderung der Verödung von ganzen Landstrichen wie derzeit in der BRD, usw.).

Ähnlich läßt sich auch hinsichtlich der Energiefrage argumentieren.

Es ist einfach dringend notwendig, den Bürger davon zu überzeugen, daß betriebswirtschaftliche Kriterien nicht die einzigen Handlungsgrundlagen sein dürfen.

Bei den Stadtwerken wird man sich in diesem Punkt viel schwerer tun.

Ein Konzept auszuarbeiten, welches Wasserwerke zu Investitionen am Sparsektor bringt, wäre wahrscheinlich eine ausfüllende Arbeit für eine Projektgruppe von Wirtschafts- bzw. Jusstudenten.

Die Änderung derartiger Strukturen wird vielleicht noch einige Zeit vor sich hinmorschen, daher ist es sinnvoller, beim Konsumenten anzufangen.

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