ZOOM 7/1997
November
1997
Isabel Vincent:

Das Gold der verfolgten Juden

Wie es in den Schweizer Tresoren verschwand und zur Beute der Banken und Alli­ierten wurde

Sehr sensibel und detailreich werden die Lebensläufe und die Behandlung verfolgter jüdischer Familien durch den NS-Staat, die WienerInnen und die Schweizer Banken geschildert. Richtigerweise wird dabei auch das Zustan­dekommen eines schärferen Bankgeheimnisses in der Schweiz auf Grund eines ge­waltigen Steuerhinterziehungsskandals in Frankreich 1932 erzählt, um etwaigen Mythisierungen von Seiten der Schweiz entgegenzutre­ten. Dazu kommt eine Dar­stellung über die Entwicklung der alliierten Politik gegenü­ber den Profiteuren des Goldraubes durch den NS-Staat nach dem Zweiten Weltkrieg und deren Einbet­tung in die Entwicklung des kalten Krieges.

Vincent nimmt im Buch meist eine empathische Posi­tion gegenüber denen ein, die sie interviewt. Das ist sympa­thisch, fördert aber nicht das Verständnis der historischen Entwicklung und der aktuel­len Lage. Der Grundtenor ist etwas gegen den Jüdischen Weltkongreß (JWC) gerich­tet, insofern als Opfer des Holocaust zu Wort kommen, die sich nicht durch diese Or­ganisation vertreten fühlen, und Schweizer Beamte und Anwälte befragt werden, die den Angriff des JWC auf die Banken und dessen Darstellung der Schweiz als überzo­gen kritisieren. Das Eingehen auf Interviewpartner hat dort seine Grenzen, wo die Re­konstruktion der derzeitigen Banken- und Staatspolitik der Schweiz gefragt ist.

All das kommt in einer ungegliederten Erzählform daher, in der absatzweise von einer Geschichte zur anderen gesprungen wird.

Trotzdem: Durch das Ein­gehen vor allem auf Wiener Familien wird die Schadenfreude, die hierzulande ge­genüber der Schweiz Platz ge­griffen hat, diskreditiert. Da­her: WienerInnen auf jeden Fall zu empfehlen!

Isabel Vincent: Das Gold der verfolgten Juden. Wie es in den Schweizer Tresoren verschwand und zur Beute der Banken und Alli­ierten wurde. Diana Verlag, München-Zürich 1997, 334 S., öS 291,—

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