Ramiz Alia
Ramiz Alia (1950)

Ramiz Tafë Alia (* 18. Oktober 1925 in Shkodra; † 7. Oktober 2011 in Tirana) war ein albanischer Politiker. Er war der letzte Staatschef der Sozialistischen Volksrepublik Albanien.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Alia wurde im Oktober 1925 in Shkodra in eine arme muslimische Familie geboren, die später nach Tirana umzog.[1]

1939/1940 war er Mitglied einer faschistischen Jugendorganisation, wandte sich aber bald den Kommunisten zu, weshalb er auch kurz inhaftiert wurde.[2] 1943 wurde er Mitglied der Kommunistischen Partei.[2] Nach Tätigkeit als Partisan erfolgte 1944 sein Einsatz in der Nationalen Befreiungsarmee. 1948 wurde Alia Mitglied des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Albaniens, 1950 Mitglied des albanischen Parlaments.[2] Von 1952 bis 1954 studierte Alia an der Parteihochschule der KPdSU in Moskau. Nachdem er bereits 1956 Kandidat des Politbüros und 1960 Sekretär des Zentralkomitees der Partei der Arbeit (Ideologische Fragen) wurde, rückte er schließlich 1961 zum Vollmitglied in das Politbüro des Zentralkomitees auf. 1951 bis 1955 war Alia Mitglied des Präsidiums der Nationalversammlung und anschließend bis 1958 Minister für Erziehung und Kultur. 1958 wurde er Vorsitzender der Kommission für Auswärtige Angelegenheiten der Nationalversammlung und 1967 Vize-Präsident des Generalrates der Nationalen Front. Am 22. November 1982 wurde Alia als Nachfolger von Haxhi Lleshi neben seinen Parteifunktionen zusätzlich zum Vorsitzenden des Präsidiums der Nationalversammlung gewählt und übte dadurch die Funktion eines Staatsoberhauptes aus. Obwohl dieses Amt nur repräsentativen Zwecken diente, war Alia der zweitmächtigste Mann des Landes, da er gleichzeitig die wichtige Funktion des Sekretärs der Zentralkomitees der herrschenden Partei der Arbeit ausübte und somit Stellvertreter des Diktators Enver Hoxha war.

Nach Hoxhas Tod 1985 übernahm Alia das Amt des 1. Sekretärs der Partei der Arbeit Albaniens.

Nach dem Sturz des Kommunismus gewann die Partei der Arbeit am 31. März 1991 die erste Mehrparteienwahl. Alia trat von seinen Parteiämtern zurück und wurde am 30. April 1991 zum Staatspräsidenten gewählt. Nur ein Jahr später gewann die Opposition die vorgezogenen Neuwahlen. Alia trat von seinem Amt am 3. April 1992 zurück und verabschiedete sich aus dem politischen Leben. Sein Nachfolger wurde Sali Berisha (PD).

2011 starb Alia im Alter von 86 Jahren an einer Lungenerkrankung.

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fjalime e biseda [„Ansprachen und Gespräche“], 7 Bände; Tirana, 1986–1990.
  • Shqipëria ime: unë dhe Ramiz Alia [„Mein Albanien“], Gespräch mit Januz Januzaj; Tirana, 2012.
  • Der Leninismus − Kampf- und Siegesbanner. Verlag „Naim Frashëri“, Tirana, 1970.
  • Die albanische Liga von Prizren. Ein hervorragendes Kapitel unserer Geschichte, die unser Volk mit seinem Blut geschrieben hat. Verlag „8 Nëntori“, Tirana, 1978.
  • Die Revolution, eine Frage, die zur Lösung ansteht. Verlag „8 Nëntori“, Tirana, 1978.
  • Albanien wird stets auf dem Weg des Sozialismus vorwärtsschreiten. Verlag „8 Nëntori“, Tirana, 1985.
  • Bericht über die Tätigkeit des Zentralkomitees der Partei der Arbeit Albaniens und die Aufgaben für die Zukunft, erstattet auf dem 9. Parteitag der PAA, 3. November 1986. Verlag „8 Nëntori“, Tirana, 1986.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Andreas Wildermuth: Die Krise der albanischen Landwirtschaft: Lösungsversuche der Partei- und Staatsführung unter Ramiz Alia (= Wirtschaft und Gesellschaft in Südosteuropa; 6). Hieronymus, Neuried 1989, ISBN 3-88893-083-9.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gloria Lotha, J.E. Luebering u. a.: Ramiz Alia : president of Albania. In: Encyclopædia Britannica. 14. Oktober 2021, abgerufen am 4. August 2022 (englisch).
  2. a b c James F. Brown: Background Notes to Albania’s Party Congress. (pdf; 28,3 MB) In: RFE/RL Background Reports. 2. Februar 1961, abgerufen am 4. August 2022 (englisch, wiedergegeben in den Open Society Archives).